Ein Geschenk was weiterlebt

Nayeli

Neues Mitglied
Registriert
1. Oktober 2006
Beiträge
1.339
Ein Geschenk, das weiterlebt

Charles R. Swindoll

In unserer Wohlstandsgesellschaft, in der die meisten mehr als genug haben, wissen wir oft nicht mehr, was wir unseren Angehörigen und Freunden zum Geburtstag oder zu Weihnachten schenken sollen. Manchen Leuten – besonders denen, die „ alles haben „ – kann man mit einem „ normalen“ Geschenk gar keine Freude mehr machen. In den Einkaufszentren und Kaufhäusern gibt es kaum noch etwas, was ihnen wirklich gefällt.
Ich möchte etwas vorschlagen – ein Geschenk, das Ihnen vielleicht nicht besonders teuer vorkommt und auch nicht unbedingt der „ letzte Schrei“ ist. Trotzdem kann ich Ihnen versichern: Es kommt garantiert gut an! Es ist ein Geschenk von großem Wert, obwohl es nichts kostet. Man kann es nicht verlieren, und es wird nie vergessen. Auch mit der Größe gibt es keine Probleme. Es passt für jede Figur, jedes Alter und jeden Geschmack. Dieses ideale Geschenk …sind Sie selbst. Wenn Sie auf der Suche nach charakterlicher Reife sind, sollten Sie nicht vergessen, wie wertvoll die Selbstlosigkeit ist.
Also, mein Vorschlag lautet: Schenken Sie einen Teil von sich selbst!
Schenken Sie jemandem, der Sie braucht, eine Stunde Ihrer Zeit. Schicken Sie jemandem, der betrübt ist, ein paar ermutigende Zeilen. Erfreuen Sie jemanden, der niedergeschlagen ist, durch einen Trost spendenden Besuch. Bringen Sie jemandem, der krank ist, eine warme Mahlzeit ins Haus. Gönnen Sie jemandem, der kürzlich seinen Partner verloren hat, ein mitfühlendes Wort. Erweisen Sie jemandem, der etwas schwer von Begriff ist und deshalb leicht übersehen wird, eine Freundlichkeit. Jesus hat gesagt: „ Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, habt ihr für mich getan!“ ( Matthäus 25,40 ).
Teddy Stallard war ein Junge, für den die Bezeichnung „ einer der Geringsten“ gut passte: Wenig Interesse an der Schule. Verstaubte, zerknitterte Kleidung, die Haare nie gekämmt. Ein Kind mit einem undurchdringlichen Gesicht, das keinerlei Regung zeigte. Glasige Augen, die gewöhnlich ins Leere starrten. Wenn seine Lehrerin, Frau Thompson, ihn ansprach, gab Teddy nur einsilbige Antworten. Uninteressant, unmotiviert und völlig in sich gekehrt, war er ein Junge den man nicht so leicht lieb gewinnen konnte. Obwohl die Lehrerin immer wieder versicherte, alle ihre Schüler gleich lieb zu haben, entsprach das nicht ganz der Wahrheit.
Wenn sie Teddys Klassenarbeiten korrigierte, bereitete es ihr jedes Mal ein beinahe widernatürliches Vergnügen, die verkehrten Antworten rot anzustreichen. Und wenn sie dann ihr „ Ungenügend“ darunter setzte, war das für sie fast etwas Erhebendes. Dabei hätte sie es eigentlich besser wissen müssen – sie hatte Teddys frühere Zeugnisse gelesen und wusste mehr über ihn, als sie zugeben wollte. In den Zeugnissen hieß es:
„ 1. Schuljahr: Teddy zeigt gute Ansätze bei seinen Leistungen und seinem Verhalten, aber die häusliche Situation lässt sehr zu wünschen übrig.“
„ 2. Schuljahr: Teddy könnte mehr leisten. Er bekommt wenig Unterstützung zu Hause. Seine Mutter ist schwer krank.“
„ 3. Schuljahr: Teddy ist ein braver Junge, aber viel zu ernst. Im Lernen ist er langsam. Seine Mutter ist dieses Jahr gestorben.“
„ 4. Schuljahr: Teddy kommt nicht richtig mit, aber sein Betragen ist gut. Sein Vater zeigt kein Interesse an ihm.“
Weihnachten stand vor der Tür, und die Jungen und Mädchen aus Frau Thompsons Klasse brachten ihrer Lehrerin Weihnachtsgeschenke mit in die Schule. Sie legten die Geschenke auf ihr Pult und stellten sich erwartungsvoll drum herum, um zu sehen, was sie sagen würde. Unter den Geschenken war auch eins von Teddy Stallard. Frau Thompson war erstaunt, dass er ihr etwas mitgebracht hatte, aber so war es tatsächlich. Teddys Geschenk war in braunes Packpapier eingewickelt und mit Klebeband verschlossen. Auf dem Papier standen die einfachen Worte:“ Für Frau Thompson von Teddy.“ Als die Lehrerin das Päckchen öffnete, fielen eine geschmacklose Brosche, besetzt mit bunten Glassteinen, von denen die Hälfte fehlte, und ein billiges Parfüm heraus.
Die Mädchen und Jungen kicherten und grinsten, als sie Teddys Geschenk sahen. Doch die Lehrerin war klug genug, sie augenblicklich zum Schweigen zu bringen, indem sie die Brosche anlegte und einige Tropfen Parfüm auf ihr Handgelenk träufelte. Sie hielt den Arm hoch, ließ die Kinder daran riechen und fragte: „Na, duftet das nicht gut?“ Ihre Schüler reagierten mit begeisterten „ Ohs“ und „ Ahs“.
Als der Unterricht zu Ende war und die anderen Kinder nach Hause gingen, blieb Teddy zurück. Langsam näherte er sich dem Lehrepult und sagte leise: „ Frau Thompson …..Frau Thompson, Sie riechen genau wie meine Mutter …und ihre Brosche steht Ihnen wirklich gut. Ich bin froh, dass Ihnen meine Geschenke gefallen.“ Als Teddy fort war, kniete die Lehrerin an ihrem Stuhl nieder und bat Gott unter Tränen, er möge ihr vergeben.
Als die Kinder das nächste Mal die Klasse betraten, wurden sie von einer völlig verwandelten Lehrerin empfangen. Frau Thompson war nicht mehr dieselbe. Sie war nicht länger nur eine Lehrerin, sondern ein Werkzeug Gottes. Sie wollte in Zukunft ihre Kinder wirklich lieb haben und so behandeln, dass es Auswirkungen für die Zukunft haben würde. So half sie allen Kindern nach Kräften, besonders aber denen, die nicht so gut lernen konnten, und ganz besonders Teddy Stallard. Am Ende des Schuljahres hatten sich Teddys Leistungen gewaltig verbessert. Er hatte die meisten seiner Kameraden eingeholt und einige sogar schon überrundet.
Lange Zeit hörte Frau Thompson nichts mehr von Teddy. Doch eines Tages kam ein Brief ins Haus geflattert, in dem stand:
„ Liebe Frau Thompson, Sie sollen es als Erste erfahren: Ich werde als Zweitbester meiner Klasse von der Schule abgehen. Viele Grüße, Teddy Stallard.“
Vier Jahre später kam wieder ein Brief:
„ Liebe Frau Thompson, soeben habe ich erfahren, dass ich Jahrgangsbester geworden bin. Sie sollen die Erste sein, die das erfährt. Es war nicht leicht auf der Universität, aber es hat Spaß gemacht. Viele Grüße, Teddy Stallard.“
Nach weitern vier Jahren:
„ Liebe Frau Thompson, ab heute heiße ich Dr. med. Theodore Stallard. Was sagen Sie nun? Sie sollen es als Erste erfahren. Nächsten Monat werde ich heiraten – genauer gesagt, am 27. Ich möchte, dass Sie kommen und den Platz einnehmen, den meine Mutter eingenommen hätte, wenn sie noch am Leben wäre. Sie sind der einzige Angehörige, den ich noch habe; Papa ist letztes Jahr gestorben. Viele Grüße, Teddy Stallard.“
Frau Thompson fuhr zu Teddys Hochzeit und saß dort, wo seine Mutter gesessen hätte. Sie hatte diese Platz wirklich verdient. Sie hatte für Teddy etwas getan, was er ihr nie vergaß.
Was können Sie schenken? Anstatt nur etwas zu kaufen, sollten Sie es wagen, ein Geschenk zu geben, das weiterlebt. Aber bitte seien Sie wirklich großzügig! Schenken Sie sich selbst einem Teddy Stallard, einem dieser „ Geringsten“, dem Sie damit helfen können, einer der „ Großen“ zu werden.
 
Werbung:
Zurück
Oben