SEELENFLÜGEL
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Einst jung die Seele, unbedarft,
sie wollte viel noch lernen.
Mit Flügeln, lang noch nicht entlarvt,
fern träumend von den Sternen.
Die Ufer dunkler Nimmernacht noch
weilten fern, doch dräuten schon;
ihr unbekannt - doch warnte man,
dass vor dem Fliegen jeder kroch.
Natürlich schimmern nur die Sorgen,
die auf dem Weg unmittelbar
manch träumend Aussicht ganz verdecken
in unheilvollem Lichtschein gar.
Doch stets aufs Neue kommt die Zeit,
da der Kokon sich nur beengt.
So manche wähnt sich nicht bereit,
die Wahrheit sie voll Angst verdrängt.
Denn eine Aufgabe bleibt Last,
die letzte, aufrufend zur Rast,
was mancher Seele Prüfung ist,
und nötig, auch, wenn es verhasst.
Manch einer kennt sie, diese Nacht,
die dunkle Nacht der Seele.
Sie rauscht heran mit wilder Macht,
scheint aus Verzweiflung nur gemacht.
Doch letztlich braucht der Vogel auch
den Mut, zum ersten Mal zu fliegen,
sich quasi in den Tod zu stürzen
und doch darüber dann zu siegen.
So auch obliegt es unsrer Seele,
wenn ihre Flügel reif genug,
dass sie diese dann entfaltet
und Altes stirbt in neuem Flug.
©L.A.W.
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