Liebe Leser und Interessierte,
Hemmung - Kompensation - gelöste Form
Immer wieder erhalte ich Fragen zu den oben genannten Ausdrücken. Ich nehme die Gelegenheit war und ergänze diesen Thread um die Begriffe. Im Anschluss widme ich mich zu dem Thema Entstehung eines Aspektes.
Teil 1.
Hemmung:
Wir stellen doch gemeinsam fest, dass gerade das Streben nach Normalität und Anerkennung unseren Individualisierungsprozess behindert. Wenn wir alle so sein wollen, wie man es von uns erwartet (Saturn), müssen wir in der Folge die eigene Individualität verleugnen. Wir können uns also nicht so entwickeln, wie es die Anlagen verlangen. Wir finden doch immer wieder Menschen, denen das Streben nach Normalität das höchste Gut ist – sie verhalten sich dann auch so, als ob Saturn in jedem ihrer Häuser stehen würde. Wir beschneiden uns also selbst, indem wir die vorgegebenen Normen und Ideale über die Gesetze unseres Lebens stellen.
Die Folge davon ist, dass sich der Gehemmte noch braver, noch anständiger und noch angepasster zeigt oder verhalten muss, um Anerkennung zu bekommen. Diese Haltung kann zu neuen Leid führen, schlimmstenfalls zu Krankheiten oder Unfällen. Gehemmt zu sein, bedeutet also ein Leben auf Sparflamme zu führen, erfolglos zu bleiben und dem „großen Glück“ auf Abstand zu bleiben.
Kompensation:
Im Gegenteilen zum Gehemmten verkörpert der Kompensator die Ideale und Gesetze der Gesellschaft und er zeigt sich nach außen so, als ob er sie verkörpern und auch nach ihnen leben würde. Im Umgang mit dem Gehemmten übernimmt er die Elternrolle, dadurch gewinnt er an Einfluss auf sein Schicksal und ist damit statt „Passiv“ „Aktiv“. Er teilt in diesem Sinne das Schicksal aus, das er selbst zugewiesen bekommen hat. Der Nachteil: De Kompensierte ist ständig verärgert, frustriert, weil nicht alles so funktioniert, wie er es sich vorstellt oder wie er es will. Der Kompensator meint, er sei der bessere, der saubere, ist edler, anständiger als alle anderen. Hier finden wir viele Vorgesetzte, sie können maßregeln, korrigieren, belohnen und bestrafen. Bei genauerer Betrachtung jedoch ist der Kompensator genau so gehemmt, versucht allerdings seine Hemmung zu kompensieren, indem er mit großem Ehrgeiz nach der Umsetzung von Normen und Idealen strebt. In der Tat ist dies erst mal günstig zu bewerten – so lange sich die Anlagen in der Aufbauphase befinden. Nur, wenn wir die Schicksalsgesetze in Erinnerung führen, muss der Kulminationspunkt kommen, an dem alles zusammenfällt, wie ein Kartenhaus. „Scheidung“ „Entlassung“, „Entmachtung“, „Unfall“, „Krankheit“ und und und …
Die erwachsene oder gelöste Form:
Nach Entwicklung über Hemmung → Kompensation zur gelösten Form lassen wir uns nicht von Norm und Idealen beeinflussen, sondern versuchen uns zu verkörpern. Wir steigen aus der Verflochtenheit zwischen Eltern- und Kinderrollenspiel aus, sind nicht mehr Abhängig von Anerkennung, kleiden uns wie wir wollen, finden unseren eigenen Geschmack (der nicht unbedingt dem neuesten Trend) entsprechen muss, wir versuchen auf allen Lebensgebieten etwas EIGENES zu entwickeln. Die gelöste Form versucht also bewusst, seine Anlagen so zu entwickeln, wie sie im mitgegeben wurden. Diese Anlagen sind nur zu erlösen, wenn sie mit Inhalt gefüllt werden, d. h. Wenn die entsprechende Fähigkeit ausgebildet und mit dem erforderlichen Wissen ergänzt werden.
Entstehung eines Aspektes: Auszüge aus Hermann Meyer Astrologie und Psychologie 2000
Zunächst gehe ich davon aus, dass wir dann auch die Welt kommen, wenn die pränatale Seelenprägung abgeschlossen ist und wenn die innere Konstellation mit den Planeten bzw. der kommenden Kräftekonstellation identisch ist. Wir müssen nun in unserem Leben diese Planetenkonstellation, wie sie zu Zeit der Geburt ergibt, die ich als Gleichnis für den Charakter und das Schicksal des einzelnen fungiert, verwirklichen. Dies als Voraussetzung angenommen ergeben sich folgende Konsequenzen für unser Dasein.
Jetzt symbolisieren die Planeten Fähigkeiten und Anlagen, die es in diesem Leben auszubilden gilt. Ich unterstelle die Tatsache, dass es sich um menschliche Fähigkeiten in der Ausbildung handelt, das schließt jegliche Determination aus und damit auch die zusammenhängenden Zukunftsprognosen, die den Horoskopeigner auf ein zukünftiges Ereignis festlegen. Mein Lehrer Herrmann Meyer sagte wörtlich: „Der Umstand, dass über ein Horoskop zu erkennen ist, auf welche Art und Weise eine Anlage, die bisher neurotisch oder krank in Erscheinung tritt, erwachsen und gesund ausgelebt werden kann, hat sowohl für die Selbsterkenntnis als auch für alle therapeutischen Verfahren eine große Bedeutung. Dadurch gelingt es endlich, nicht nur ein Horoskop differenzierter zu deuten, sondern auch die Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen“. An dieser Stelle verweise ich auf die Schicksalsgesetzte sowie die Vermeidungsstrategien die in der psychologischen Astrologie Anpassungsmechanismen genannt werden.
Wie eingangs schon erwähnt, gehe ich davon aus, dass die Seele eines Kindes bereits carmische Spuren trägt und damit keinesfalls unbeschrieben ist. Damit gilt eine pränatale Vorprägung und diese Dispositionen postnatal geweckt und gelebt werden müssen. Was heißt das? Das neugeborene Leben hat nun einen Weg der Identifikation zu beschreiten, das von den bestimmten Bezugspersonen begleitet wird und hat eine Rolle zu übernehmen. Die Rolle übernehmen heißt gleichzeitig, dem jeweiligen Milieu, in der jeweiligen Zeitepoche und der Kultur die Normen und Erwartungen zu erfüllen und für die eigene Person ungeprüft als gültig zu erklären und somit dem Kollektiv zu entsprechen. Das zeigt sich meist schon darin, das die Eltern dem Kinde gegenüber bewusste oder unbewusste Erwartungseinstellungen haben, wie es sich entwickeln soll, welche Ziele es erreichen soll, wie es sich zu verhalten hat, es soll sich einfach den Vorstellungen der Eltern entwickeln.
An dieser Stelle führe ich H.E. Richter: Eltern Kinde und Neurose 1969 an, der aussagt, dass Eltern durch kleinste Reaktionen auf kindliche Gedanken, Handlungen das kindliche Denken und Verhalten auf den verschiedensten Lebensgebieten (Zeigen von Gefühlen, Erotik, Meinungsbildung etc.) nach diesen Erwartungen formen, oder sie veranlassen unbewusst das Kind auch umgekehrt, sich konträr zu diesen Erwartungen zu verhalten und zu entwickeln. Das Kind wird somit in eine Rolle gedrängt, die seiner Wesensart, seinen eigenen mitgebrachten Anlagen und Möglichkeiten häufig nicht entspricht. Wenn somit das affektiv-soziale Gleichgewicht gestört ist, zeigt sich das auf der Symbolebene durch die Stellung des Saturn. Das heißt, steht Saturn mit der vorhandenen Anlage in dissonantem Aspekt, ist aufgezeigt, dass kollektive Maßstäbe und normativen Erwartungen des unmittelbaren Umfeldes diese Anlage in ihrer natürlichen Entwicklung und Reifung hemmen. So kann es sein, dass der Horoskopeigner die Identifikation von signifikanten Bezugspersonen übernimmt und aggressives Verhalten erlernt und sich somit in der „Durchsetzung und Selbstbehauptung“ wie ein Elternteil verhält. (Kompensation) Dieses nur erlernte Elternrollenspiel tritt anstelle einer natürlichen Veranlagung, die nicht diesem Konzept entspricht. Damit kann sicher davon ausgegangen werden, dass die eigene Anlage nicht entwickelt wird und damit auch nicht als Erwachsener zur Verfügung steht.
Achtung: Bei den Aspekten spielt es immer eine große Rolle, in welchem Tierkreiszeichen welcher Planet steht. So hat beispielsweise ein dissonanter Saturnaspekt im Wassermann eine vollständig andere Aussage als in der Jungfrau. Dies vielleicht nur als Anregung für mache "Fragenden" die nur bestimmte Aspekte ansprechen, ohne jedoch die Positionen zu beachten.
Zusammenfassend lässt sich im Umkehrschluß auch ein latentes Quadrat beherrschen, wenn ich den jeweils anderen Part in mein Leben integriert habe.
Beste Grüße Gelbfink