Boston-Marathon

[jake]

lieben Dank für die Systemtheoretischen OT-Exkurs

Jederzeit gern ... aber wieso OT? Ich meine, das war doch gerade hier sehr dicht am konkreten Beispiel der MO/LI - SO/MA-Konstellation? Und wie sich am Beispiel der mutmaßlichen Täter nun zeigt, auch sehr nachvollziehbar.

 

[ganzgleich]

Hallo Jake, achherrje, immer die Sache mit den Sichtweisen.. ich fand's jedenfalls sehr interessant - ungeachtet ob man den kleinen OT-Exkurs als OFF-Topic oder ON-Topic lesen mag. O.K? ganzgleich.

 

[fckw]

Da hast du sicher recht.
Allerdings ist die mediale Berichterstattung nicht grad dazu angetan, einen distanzierten Blick zu ermöglichen. Ich finds ziemlich schrecklich, wie der Zuschauer inzwischen live Verfolgungsjagden miterleben muss und hautnah, nur durch den Bildschirm getrennt, im Zentrum von Schießereien und Explosionen ist, wo polizeiliche Ermittlungsarbeit in Dauersendungen diskutiert wird und wo die Presse einen immensen Druck in Bezug auf Fahnungserfolge macht.
Polizeiarbeit ist zu einem öffentlichen Spektakel verkommen und dann wundern wir uns, wenn sich der "Zuschauer" als ein Teil der ganzen Geschichte empfindet und munter mitspekuliert und mitfahndet.

Ich finde das einen sehr spannenden Punkt. Einerseits gebe ich dir völlig recht, es ist wirklich irgendwie pervers, als Zuschauer vor dem eigenen Bildschirm dabei sein zu können. Aber jetzt wenden wir das mal auf eine ganz andere Situation an. Ein (nicht ganz so) fiktives Beispiel: In einem diktatorischen Staat irgendwo auf der Welt stehen die Menschen auf. Durch moderne Kommunikationstechnologien können wir quasi "live" dabei sein, wie die Menschen auf die Strasse gehen. Plötzlich sind auch wir, zuhause in der Schweiz oder in Österreich sitzend, mitten in Afrika, Südamerika, Asien. Wir erleben plötzlich viel näher als früher mit, dass dort echte Menschen aus Fleisch und Blut sind, wie wir. Denkst du nicht auch, dass hier eine Chance besteht, nämlich eine Chance, tatsächlich näher zusammenzurücken? Durch Erleben zu verstehen, dass wir Menschen wirklich alle in einem Boot sitzen, auch wenn "die Anderen" eine halbe Weltreise von uns entfernt sind?

Ich sage nicht, dass das automatisch eintreten wird, aber ich sage, es könnte eintreten. Ich glaube, es wird einmal mehr ganz gehörig von uns abhängen, wie wir mit diesen neuen medialen Möglichkeiten umgehen. Denn sie bergen sowohl Risiken als auch Chancen.