Bewusstsein - Bewusstheit

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@DruideMerlin:
Die Position, aus welcher ich an das Thema angegangen bin, ist diejenige "subjektiver" Erfahrung in der meditativen Schulung. Diejenige, die du gewählt hast, ist bezogen auf eine "objektive", wissenschaftliche Sichtweise. Beide Positionen widersprechen sich nicht grundsätzlich, sie beleuchten den Sachverhalt einfach auf verschiedene Weise. Ich kenne mich da nicht wahnsinnig gut aus, aber Meditation scheint tatsächlich zuerst einmal zu einem ruhigen, aufmerksamen Zustand zu führen, in welchem das Gehirn verstärkt Wellen im Alpha-Bereich produziert. Langzeitmeditierende können jedoch viel spektakulärere Resultate während der Meditation erzeugen: Delta-Wellen, welche Nicht-Meditierende nur im Tiefschlaf erzeugen. Sie vermischen also sozusagen den Delta- (Grundgewahrsein) mit Alpha-Bereich (Wachgewahrsein). Aus diesem Grunde sind manche von ihnen in der Lage, ein ganz subtiles Bewusstsein auch im Tiefschlaf aufrechtzuerhalten, was zu ganz spezifischen Erfahrungen führt. Energeia hat sich da noch tiefer mit der Materie auseinandergesetzt.

bedeutet das, dass während des meditierens sowohl ein sehr tiefenentspannter zustand des nur-seins auftreten kann und gleichzeitig eine überwache und aktivierende präsenz? oder eher abwechselnd?
ich kenne nur das tiefenentspannende, eher ganz versinken, wo ich dann nachher merke, dass die zeit davongelaufen ist und sie mir irgendwie "fehlt".
 


Manchmal ist für eine Erkenntnis aber auch eine höhere Präsenz des Bewusstseins erforderlich und da sollte man besser im Alpha-Bereich bleiben, der auch gerne als das Tor zum erweiterten Bewusstsein bezeichnet wird.


Merlin

was ist jetzt der unterschied zwischen gewahrsein und bewusstsein? ist es dasselbe?
 
Der Begriff Bewußtsein wird meist verwendet für aus der ich-Perspektive heraus wahrnehmen bei gleichzeitiger Beurteilung und Einordnung des Erlebnis.

Der Begriff Gewahrsein wird verwendet für eine eher passive Wahrnehmung ohne Interpretationen.

Bei Gewahrsein ist die Intensität des Erlebnis stärker, es kann dann auch Friede oder Zufriedenheit erlebt werden unabhängig von der äußeren Situation.
 
bedeutet das, dass während des meditierens sowohl ein sehr tiefenentspannter zustand des nur-seins auftreten kann und gleichzeitig eine überwache und aktivierende präsenz? oder eher abwechselnd?
ich kenne nur das tiefenentspannende, eher ganz versinken, wo ich dann nachher merke, dass die zeit davongelaufen ist und sie mir irgendwie "fehlt".
Ja, du beschreibst das sehr präzise: Eine Art "Tiefenentspannung" (wenn man das so ausdrücken will), wobei der Geist aber gleichzeitig einen erhöhten (!) Grad an Wachheit, Schärfe und Präzision hat. Fehlt die Wachheit, dann ist das eine Art Dämmerzustand, welcher gemäss den Traditionen letztlich ohne Frucht bleibt und deshalb Zeitverschwendung ist. (Deshalb ist es übrigens wichtig, einen qualifizierten Meditationslehrer zu haben, der sich damit auskennt und darauf hinweist.) Meditation ist, korrekt ausgeführt, längst nicht einfach Entspanntheit, sondern eine Entspanntheit bei gleichzeitig hohem Mass an Wachheit. Mit anderen Worten: Nachdem du dich in die Meditationshaltung hinein entspannt hast, versuche deinen Geist klar, wach und hell zu halten. Es bedarf einiger Übung, um nicht dauernd zwischen übermässiger Anspannung und Dämmerzustand hin und her zu wechseln.
 
Ja, du beschreibst das sehr präzise: Eine Art "Tiefenentspannung" (wenn man das so ausdrücken will), wobei der Geist aber gleichzeitig einen erhöhten (!) Grad an Wachheit, Schärfe und Präzision hat. Fehlt die Wachheit, dann ist das eine Art Dämmerzustand, welcher gemäss den Traditionen letztlich ohne Frucht bleibt und deshalb Zeitverschwendung ist. (Deshalb ist es übrigens wichtig, einen qualifizierten Meditationslehrer zu haben, der sich damit auskennt und darauf hinweist.) Meditation ist, korrekt ausgeführt, längst nicht einfach Entspanntheit, sondern eine Entspanntheit bei gleichzeitig hohem Mass an Wachheit. Mit anderen Worten: Nachdem du dich in die Meditationshaltung hinein entspannt hast, versuche deinen Geist klar, wach und hell zu halten. Es bedarf einiger Übung, um nicht dauernd zwischen übermässiger Anspannung und Dämmerzustand hin und her zu wechseln.

ah, sehr interessant, werde mal drauf achten. danke :)
 
hm......ist gewahrsein eine sinnes-empfindung selbst ?- wenn ja was für ein sinn wäre das? oder ist es nicht etwas, das ich fühle? somit wäre es etwas anderes als ein sinn....... ist gewahrsein nicht eher bereits eine kognitive funktion?

hm.....kann gewahrsein ein sinn selbst sein? also "ich bin gewahr" ebenso wie "ich sehe"?

es gibt offenbar unterschiedliche stufen des gewahrseins, meta-ebenen, reflexionsebenen......
wie kann das sein? ich sehe ja auch nicht in unterhscieldichen meta-ebenen. entweder ich sehe oder eben nicht. so bin ich gewahr oder eben nicht. anders wenn das gewahrsein der INHALT eines sinnes ist, also des fühl-sinns z.b..........

ziemlich verwirrend, finde ich......

Hi!
Wenn Du Dich für dieses Thema interessierst hätte ich eine Buchempfehlung für Dich, und zwar "Eckhart Tolle - JETZT oder EINE NEUE ERDE"; gibts auch als Hörbuch!
 
danke fckw für deine Ausführungen

Der Begriff Gewahrsein wird verwendet für eine eher passive Wahrnehmung ohne Interpretationen.
Ich kenne einen Zustand, in dem keine Interpretation stattfindet, aber ein Bewusstsein von Wahrnehmendem ICH vorhanden ist.
Dieses ICH ist nicht gebunden an den Körper in dem ich dieses ICH wahrnehme. Dieses ICH kann eintreten in einen "Raum des bewussten Seins". Da nicht der Körper und die damit verbundene "Persönlichkeit" dieses ICH bestimmt und eingrenzt, kann dieses ICH sich mit anderen Ich´en verbinden und bleibt trotzdem ein ICH. Vielleicht ist dieses das Gewahrsamsein von dem du fckw sprichst?

LGInti
 
bedeutet das, dass während des meditierens sowohl ein sehr tiefenentspannter zustand des nur-seins auftreten kann und gleichzeitig eine überwache und aktivierende präsenz? oder eher abwechselnd?
ich kenne nur das tiefenentspannende, eher ganz versinken, wo ich dann nachher merke, dass die zeit davongelaufen ist und sie mir irgendwie "fehlt".
Liebes Zimtgeflüster,

die Zahlen zu den verschiedenen Bewusstseinsebenen hatte ich eigentlich nur angegeben, um ein räumliches Verstehen dieses Phänomens zu ermöglichen. „Es gibt für mich nichts zu tun und ich brauche nichts zu erreichen, es geschieht alles ohne meinen Einfluss!“, ist eine zentrale Botschaft, mit der jede Meditation eingeleitet werden sollte.

Etwas überwachen oder eine Präsenz herstellen zu wollen, würde einen aufhebenden Widerspruch zu dieser Botschaft führen (ich schalte etwas aus, um es gleich wieder einzuschalten). Dies widerspricht der inneren Logik und bleibt somit während der ganzen Meditation ein störender Faktor.

In den neuronalen Schaltkreis des Ruhemodus schaltet das Gehirn automatisch, wenn innerhalb von 5 Minuten von der Außenwelt keine wesentlichen Informationen eingehen und von uns keine Aktionen verlangt werden. Das geschieht also häufiger, als uns dies bewusst ist. Du hast das sicherlich auch schon bei langweiligen Reden erfahren, in denen Du dann am Ende feststellst – dass Du selbst in eine völlig andere Welt versetzt warst. Nun ja und manchmal gleitet man dann auch in die tieferen Ebenen bis in den Schlaf.

Diesem Phänomen begegnest Du auch während einer langen Autofahrt auf der Autobahn, in denen man gerne in hypnotische Zustände fällt. Das Autofahren selbst wird dabei vom prozeduralen Gedächtnis übernommen, also ergibt sich daraus ein Zustand, indem es für dich nichts zu tun gibt.

Ein anderer Schalter auf der Reise in die Innenwelt ist das Schließen und Öffnen der Augen. Für den Hippocampus ist das Herunterlassen der Rollos ein klares Signal dafür, dass der Laden geschlossen ist und nichts Neues aus der Außenwelt zu erwarten ist.

Es gibt nun eine Reihe Situationen, in denen ich gerne bewusst in diesen Modus schalten möchte – sei es der Regeneration wegen oder auch um aus dem Brunnen der Kreativität schöpfen zu können. Obwohl wir das Unbewusste den ganzen Tag über erfahren können, fällt es vielen Menschen extrem schwer diesen Zustand bewusst herbeizuführen.

Da werden dann unbewusst die falschen Botschaften verkündet, oder auch die falschen Schalter betätigt. Der häufigste Fehler ist die Zielsetzung und die Erwartungen der Ratio, die eigentlich schon am Anfang alles zu Scheitern verurteilt. An Stelle der Zielsetzung möchte ich eigentlich lieber den Begriff der Motivation setzen (der Ausgangspunkt der Reise).

Der zweite Fehler ist die Sinnentleerung, die mancher Meditierender gerne praktizieren möchte. Ich erinnere dazu nochmals, dass im Ruhemodus mit dem Ordnen und Optimieren die eigentliche Arbeit des Gehirns beginnt. Mit der Botschaft von der Sinnentleerung beginnt somit ein innerer Kampf gegen Windmühlen.

Ja und dann ist da noch der Glaube, dass Meditation oder Entspannung mit Quantität in Zusammenhang steht. Mancher glaubt er müsse möglichst lange meditieren und übersieht dabei die inneren Signale, dass das Gehirn schon längst kein Interesse mehr daran finden kann.

Ich halte es deshalb für sinnvoller, sich im alltäglichen Tun mehr an die Mechanismen des Ruhemodus im Alpha-Bereich zu erinnern. Etwas, mit dem sich das ganze Leben entschleunigt und den kreativen Aspekt des Menschen zu Geltung bringt. Für Meditation oder Entspannung muss man also nicht einmal die Augen schließen und fünf Minuten bewirken meist mehr als eine ganze Stunde.

Dazu sollte man sich den unterschiedlichen Ebenen bewusst werden, wie sie sich anfühlen. Mit Verständnis und etwas Übung lassen sich dann Triggern (Schalter) setzen, die augenblicklich diese Gefühle erzeugen können. Ich persönlich nutze dazu gerne Mudras, mit denen ich sehr gute Erfahrungen gesammelt habe. Einige lassen sich auch unauffällig mit in den Alltag einbringen und wirken auch auf nonverbaler Ebene auf ein Gegenüber (ist jetzt aber ein anderes Thema).

Als Erweiterung greife ich gerne auf Visualisierungen zurück, da Bilder eine wesentliche Rolle in der Architektur unseres Erinnerns und Denkens spielen. Etwas mit dem sich auch andere auf die Reise durch ihre Seelenwelt führen lassen können. Mit dem Szenenbild am Anfang einer Meditation können dann Themen verpackt werden, die verfolgt werden sollen.

Zur Begrifflichkeit von Gewahrsein und Bewusstsein sehe ich nun keinen Unterschied, denn der zentrale Bezugspunkt ist immer die eigene Persönlichkeit. Ein Säugling muss sich zunächst seinen körperlichen Grenzen bewusst werden, bis er sich dann mit etwa drei Jahren als Persönlichkeit verstehen kann. In dieses erste Weltbild des Säuglings fügen sich dann alle folgenden Erkenntnisse mit an.


Merlin
 
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Druide
Auch deinen Beitrag finde ich sehr gut.

Du schreibst, dass man gar nicht bestimmte Meditations-haltungen oder -Zeiten einzuhalten braucht, sondern diesen Zustand in den Alltag integrieren kann. Das erlebe ich auch so, trotzdem ist es am Beginn gut, sich an solche Rhythmen zu halten um den Zustand richtig kennenzulernen, mit ihm umzugehen, ihn von anderen Zuständen unterscheiden zu lernen. Gleichzeitig wäre es gut auch andere Zustände zu erleben, wie z.B. Traumreisen machen, sich hypnotisieren lassen (im bewussten Zustand erleben). Und wenn man schon dabei ist, bewusstes Sein zu erlernen, kann man auch das Körperbewusstsein schulen durch TaiChi oder die Feldenkrais-Methode. Auch die Zen-Meditation ist ja sehr körperbezogen - durch offene Augen, gerade Haltung und Konzentration auf den Atem ist der Körper ein Fixpunkt im Meer des Nichts.

Dem allen Gegenüber steht die Extase, die eine ganz andere Richtung einschlägt und statt in die Ruhe (zentripetal) in die Weite strebt (zentrifugal). Es ist aber immer beides vorhanden, nur einmal ist das Yang außen und der Kern ist das Yin im anderen Fall ist es andersrum.

LGInti
 
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