Bewusstsein - Bewusstheit

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Sinneswahrnehmungen und Gewahrsein gleichsetzen ist ok. Dazu muß erst einmal klar sein was Sinneswahrnehmungen sind.

Farbe, Helligkeit, Dunkelheit, Form...... das wäre die Sinneswahrnehmung sehen.
Hand sehen......... das wäre die Interpretation, nicht die Sinneswahrnehmung.

Geräusche folgen aufeinander........ das wäre die Sinneswahrnehmung hören
Vogelgezwitscher hören...... das wäre lediglich die Interpretation.

Zweck der Differenzierung ist direktes Erleben, ohne Filter, ohne Interpretation.
Das, was wir ohnehin tun und dann oft mit Gedanken und Interpretationen auffüllen.

Geräusche folgen aufeinander, Pausen dazwischen......
das hat eine ganz andere, ruhigere Qualität als
"Vogel, der nervt!"
 
Obst
ja gut erklärt
"Vogel, der nervt!"
"Dies ist ein Vogel" wäre eine ratinale Interpretation, "er nervt" wäre eine emotionale Interpretation. Aber auch diese Reaktionen in mir kann ich beobachten, anstatt mich in ihnen verlieren. Das wäre dann eine Beobachtung/eine Aufmerksamkeit nach innen.


Und - Die physischen Sinne sind nach der äußeren Physis hin gerichtet, obwohl sie im Innen stattfinden und im Innen Reaktionen hervorrufen.

LGInti
 
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Auch deinen Beitrag finde ich sehr gut.

Du schreibst, dass man gar nicht bestimmte Meditations-haltungen oder -Zeiten einzuhalten braucht, sondern diesen Zustand in den Alltag integrieren kann. Das erlebe ich auch so, trotzdem ist es am Beginn gut, sich an solche Rhythmen zu halten um den Zustand richtig kennenzulernen, mit ihm umzugehen, ihn von anderen Zuständen unterscheiden zu lernen. Gleichzeitig wäre es gut auch andere Zustände zu erleben, wie z.B. Traumreisen machen, sich hypnotisieren lassen (im bewussten Zustand erleben). Und wenn man schon dabei ist, bewusstes Sein zu erlernen, kann man auch das Körperbewusstsein schulen durch TaiChi oder die Feldenkrais-Methode. Auch die Zen-Meditation ist ja sehr körperbezogen - durch offene Augen, gerade Haltung und Konzentration auf den Atem ist der Körper ein Fixpunkt im Meer des Nichts.

Dem allen Gegenüber steht die Extase, die eine ganz andere Richtung einschlägt und statt in die Ruhe (zentripetal) in die Weite strebt (zentrifugal). Es ist aber immer beides vorhanden, nur einmal ist das Yang außen und der Kern ist das Yin im anderen Fall ist es andersrum.

LGInti
Lieber Inti,

sicherlich kann für manchen ein fester Zeitplan recht hilfreich sein, dagegen ist auch nichts einzuwenden. Wie ich schon schrieb, haben sehr viele Einsteiger ein großes Problem mit der Entspannung. Sie glauben zwar, sie wären entspannt sind es aber nicht. Deshalb würde ich jedem Einsteiger einen Kurs für Autogenes Training ans Herz legen, in denen er gezielt zu diesen Gefühlen geführt wird. Da wird dann auch schnell klar, ob es da ein grundsätzliches Problem mit der Entspannung gibt.

Ein guter Trainer wird das zudem gleich erkennen und gezielt darauf eingehen. Wie wichtig das sein kann, sieht man bei geführten Meditationen auf CDs. Da kommt es vor, dass ein Einsteiger bei einem Punkt der Reise noch nicht angekommen ist, während der Sprecher schon am nächsten Wegepunkt ist. Die Folge ist dann, dass der Faden verloren geht und der Betroffene am Ende mit einem Gefühl der Frustration im Hier und Jetzt wieder ankommt.

Solche Kurse müssen nicht teuer sein, denn in Deutschland werden diese bei den Volkshochschulen zu einem erschwinglichen Preis angeboten (ca. 50 Euro). Manche Krankenkassen beteiligen sich sogar daran oder übernehmen die Kosten ganz. Soweit ich gesehen habe, gibt es diese Angebote auch in Österreich.

Viele Meditierende beschreiten ihren Weg in die Seelenwelt über die Konzentration auf den Atem. Das ist prinzipiell auch nicht falsch, nur führt das bei vielen Menschen sehr leicht zu einer Hyperventilierung.

Die Atmung wird über das prozedurale Gedächtnis gesteuert, sie läuft also automatisch ab – kann aber auch willentlich beeinflusst werden. In dem wir die Aufmerksamkeit auf den Atem richten, wird diese Prozedur vom prozeduralen Gedächtnis automatisch abgekoppelt.

Ohne es zu wollen, verändert sich durch die Fokussierung auf den Atem dessen Frequenz. Bei der Sorge um den nötigen Sauerstoff wird dann mehr ein- als ausgeatmet, wodurch in der Lunge ein immer größerer Rückstau von verbrauchtem Sauerstoff entsteht. Aus dieser Spirale heraus ergibt sich dann ein Gefühl der Beklemmung mit realen Körperreaktionen, dessen Ursachen die meisten sich nicht einmal bewusst werden.

Aus diesem Grund halte ich die Konzentration auf den Atem nicht als den alleinigen Königsweg oder gar als zwingende Voraussetzung für eine gute Meditation. Ein weiterer Nachteil liegt auch darin, dass hierbei keine Trigger gesetzt werden können, um den Weg in die andere Welt abzukürzen.

Ich verstehe die Seelen als etwas, das man nicht versuchen sollte zu bestimmen oder gar zu disziplinieren, deshalb möchte ich dem Weg des strengen Zen nicht folgen und lieber einen anderen gehen.

Wenn ich bei meinen Reisen in die Seelenwelt blicke, soll sie nicht leer und kühl sein, sondern angefüllt mit Gefühlen, Wärme und dem Glücklichsein. An Stelle meines Geistes möchte ich deshalb lieber mein Herz erweitern.


Merlin
 
Zuletzt bearbeitet:
Sinneswahrnehmungen und Gewahrsein gleichsetzen ist ok. Dazu muß erst einmal klar sein was Sinneswahrnehmungen sind.

Farbe, Helligkeit, Dunkelheit, Form...... das wäre die Sinneswahrnehmung sehen.
Hand sehen......... das wäre die Interpretation, nicht die Sinneswahrnehmung.

Geräusche folgen aufeinander........ das wäre die Sinneswahrnehmung hören
Vogelgezwitscher hören...... das wäre lediglich die Interpretation.

Zweck der Differenzierung ist direktes Erleben, ohne Filter, ohne Interpretation.
Das, was wir ohnehin tun und dann oft mit Gedanken und Interpretationen auffüllen.

Geräusche folgen aufeinander, Pausen dazwischen......
das hat eine ganz andere, ruhigere Qualität als
"Vogel, der nervt!"

ich sehe dein posting jetzt als selbst-korrekur zu deinem letzten, wo du noch behauptet hast, gewahrsein liege allen sinneswahrnehmungen zugrunde ;)

für mich sind beides annahmen, konzepte. man kann damit arbeiten und sehen wohin sie einen bringen........wer hat schon das recht zu behaupten, er wisse was die wahrheit sei. kein konzept der welt , keine sekte der welt.........es wird immer so viel wahrheiten geben, wie es menschen , perspektiven und blickwinkel gibt........
 
... wer hat schon das recht zu behaupten, er wisse was die wahrheit sei. kein konzept der welt , keine sekte der welt.........es wird immer so viel wahrheiten geben, wie es menschen , perspektiven und blickwinkel gibt........
... zumal die Wahrheit die größte Illusion der Menschen ist.

Merlin
 
hab über gewahrsein und sinneswahrnehmungen nachgedacht.
hier steht, dass beides dasselbe sei, gewahrsein würde nicht allem zugrunde liegen sondern sei identlisch mit sinneswahrnehmungen:
http://liberationunleashed.com/what-is-awareness/
Obst schrieb:
Sinneswahrnehmungen und Gewahrsein gleichsetzen ist ok
Also, man muss hier sehr, sehr vorsichtig und präzise sein. Zimtgeflüster hat einen Artikel zitiert. Dort drin findet sich folgender Abschnitt:
So, speaking from the point of view of my direct immediate experience: since the coffee mug in front of me is made out of color, and the presence of color is what we mean by seeing, we’re left to conclude that the coffee mug must be made out of seeing.

And seeing is just an aspect of awareness; so, if it’s made out of seeing, then it’s made out of awareness. This is what awareness is – the coffee mug is awareness.
Der letzte Satz - "The coffee mug is awareness" ist problematisch. Alles andere ist in diesem Abschnitt eigentlich ziemlich gut erklärt. Was man verstehen muss, ist, dass es sich hier letztlich um eine Meditationsanweisung handelt, die zur Dekonstruktion mentaler Konzepte führt. Was übrig bleibt ist nackte Wahrnehmung - die Voraussetzung dafür, dass - gegebenenfalls - Erwachen im buddhistischen Sinne stattfindet.
Pointing out appearances as fabrications of mind reverses the tendency to hold the content of the mindstream as real and true; in the same way, by pointing out the mental fabricator as emptiness, the tendency to cling to outer objects as real and true is eliminated; poining out emptiness as pure presence, crucially prevents any deviation into nihilism, for instance, and that is very useful guidance.

However, this is not even close to the Nyingtik vision. As Naturally Arising insists,

Regarding the yoking of mind and appearances,
Surely thought then would create everything.
What about if I think of the nature of my mind?
Does just thinking the thought make it so?
That is not my idea of liberation!
(Quelle: The Yeshe Lama - A Radical Dzogchen Translation by Keith Dowman, S 27f)

Dieser Abschnitt stammt aus der Dzogchen-Tradition. Hier wird deutlich gesagt, dass die Gleichsetzung der Sinneswahrnehmung mit Geist sicher nicht richtig sein kann. Ansonsten könnten wir uns die Welt anders denken, als sie ist. Wobei fairerweise daraufhingewiesen werden muss, dass im obigen Abschnitt von Awareness die Rede ist, im unteren Abschnit von Geist ("Mind"). Ausserdem handelt es sich um verschiedene buddhistische Traditionen.

Um noch präziser zu sein:
Wenn behauptet wird, das Sinnesobjekt sei verschieden von Gewahrsein, dann ist das Resultat, dass die Leute glauben, Gewahrsein sei eine Art Ding (nämlich: das Subjekt schlechthin), das auf eine ähnliche Art existiert wie das Sinnesobjekt. Also etwas, was man irgendwie suchen und finden könnte, oder etwas, das eine Identität hätte, oder das irgendwo verweilen würde. "Der Zeuge", oder sowas. Das ist das, was die allermeisten Leute den lieben langen Tag glauben. Deshalb weist der erste Abschnitt darauf hin, dass dem nicht so ist.
Wenn jedoch behauptet wird, das Sinnesobjekt sei gleich mit Gewahrsein, dann besteht die Gefahr, dass die Leute beginnen zu glauben, sie könnten sich die Welt zurechtdenken. Das machen sowieso nicht wenige, sie glauben alles Mögliche und bestellen gerne ihre Wünsche beim Universum. Dies ist eine noch unreifere Sichtweise als die erste. Aus diesem Grund weist der kursiv zitierte Abschnitt darauf hin, dass der blosse Gedanke noch längst nicht irgendwas hervorbringt, dass mit anderen Worten die Sinneswahrnehmung und Gewahrsein verschieden sind.
Beide Erklärungen sind nützlich für Leute mit unterschiedlichem Verständnisgrad.
 
Aus diesem Grund halte ich die Konzentration auf den Atem nicht als den alleinigen Königsweg oder gar als zwingende Voraussetzung für eine gute Meditation. Ein weiterer Nachteil liegt auch darin, dass hierbei keine Trigger gesetzt werden können, um den Weg in die andere Welt abzukürzen.

Ich verstehe die Seelen als etwas, das man nicht versuchen sollte zu bestimmen oder gar zu disziplinieren, deshalb möchte ich dem Weg des strengen Zen nicht folgen und lieber einen anderen gehen.

Wenn ich bei meinen Reisen in die Seelenwelt blicke, soll sie nicht leer und kühl sein, sondern angefüllt mit Gefühlen, Wärme und dem Glücklichsein. An Stelle meines Geistes möchte ich deshalb lieber mein Herz erweitern.​
Danke für deine intelligenten Beiträge!
 
@fckw , als du deinen letzten längeren Beitrag verfasst hast... war da Bewusstsein oder Gewahrsein?
Wie würdest du den Zustand beschreiben?
 
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@fckw , als du deinen letzten längeren Beitrag verfasst hast... war da Bewusstsein oder Gewahrsein?
Wie würdest du den Zustand beschreiben?
Ich würde sagen, ich war ziemlich in Gedanken verloren. ;)

Es gibt keine allgemein anerkannte Definition, was die Unterscheidung von Bewusstsein und Gewahrsein ist. In den asiatischen Traditionen wird allgemein ein spezifisches Vokabular benutzt, das ist viel präziser als unsere Sprache, in welcher diese Begriffe nie auf dieselbe Weise herausgearbeitet wurden. Im Buddhismus beispielsweise existiert Rigpa (Gewahrsein) nur in gewissen Schulen, andere Schulen kennen diesen Begriff nicht und wenden ihn nicht an. Alle buddhistischen Schulen benutzen jedoch das gleiche Modell der fünf Skandhas (in etwa: "geistige Faktoren"). Eines dieser Skandhas (Vijnana) ist das, was wir im Westen ungefähr als Bewusstsein bezeichnen. Gemäss der buddhistischen Schulen entsteht und vergeht es mit jedem Geistesmoment, ist somit kein Zustand.

Eine Art Grundgewahrsein kennen eigentlich nur die Vajrayana-Schulen, und selbst da ist es im Detail sehr kompliziert. Diejenigen Schulen, die es kennen, würden es jedoch mit Sicherheit ebenfalls nicht als Zustand bezeichnen. Weil etwas, was ein Zustand ist, also eine zeitliche Dauer hat, notwendigerweise vergänglich ist.

Ich möchte davor warnen, das Thema allzu intellektuell anzugehen, es wird wenig bringen. Der Text von Zimtgeflüster beispielsweise erklärt eigentlich schon alles ganz gut. Die wenigen Zeilen aus dem Dzogchen-Text sind äusserxt tiefgründig, aber ohne Praxis und ohne Anweisungen durch einen qualifizierten Lehrer wird sich der Sinn kaum erschliessen.
 
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