Hi Rubin!
Ich fühl mich mal wieder wie der letzte Trottel. Zuerst jammere ich herum, dass ich keinen Job finde und nun verderbe ich mir wahrscheinlich alles weil ich ständig angst habe.
Oder vergönne ich es mir selbst nicht glücklich zu sein?
Du wünscht Dir ja Glück, insofern würde ich sagen, dass Du es Dir auch gönnst. Aber: Es gibt eine Art Schuldproblem... Nicht unbedingt in der Form, dass man sich wegen einer konkreten Tat anderen gegenüber schuldig fühlt, oder sich allgemein als "schlechter Mensch" ansieht, wobei es das auch gibt. Aber v.a. gibt es oft ein etwas paradoxes Gefühl... Und zwar steht man sozusagen in seiner eigenen Schuld, man schuldet sich, bzw. glaubt man das, Wünsche zu erreichen, glücklich zu werden. Scheitern, und jeder Gedanke an einen Wunsch der jetzt nicht erreichbar ist oder scheint ist eine Form von Scheitern, führt zu Selbstverurteilung und Rückschlüssen. Entweder sagt man sich: Ich müsste dazu fähig sein... da ich es nicht schaffe, bin ich offensichtlich verurteilenswert.
Oder man sagt sich: Ich kann es gar nicht schaffen. Warum? Und schnell ziehen dann einige aus dem Glauben nicht schaffen zu können was sie wünschen den Schluss, in irgendeiner Weise vom "Pech verfolgt" zu sein, oder dass es aus irgendeinem Grund, z.B. Schuld auf sich geladen, ihr Schicksal ist oder eine Strafe Gottes, gleichzeitig zu hoffen...streben aber nie zu erreichen. Dieses Gefühl kennen viele, wenn nicht sogar alle. Die Gründe sind nicht wirklich deutlich. Aber ich bin der Meinung, dass man sich klar machen sollte, dass nichts davon wahr ist. Man hat sowohl das Potential, wie auch keine Schuld am Status Quo, in dem Sinne dass man Verurteilung gerechtfertigt wäre. Mein Tipp wäre, dass Du zuerst einmal prüfst inwiefern Du irgendwie ein Gefühl der Schuld fühlst, oder ein Gefühl der Verurteilung... also was ich mit vom "Pech verfolgt, Schicksal, Gottes Bestrafung" meinte...
Seit drei Wochen arbeite ich in einer Hortgruppe. Übersehe ich Fehler bei den Hausübungen der Kinder, habe ich angst, dass mich die Lehrer für unqualifiziert halten. Spreche ich mit den Eltern, kann ich nachts nicht schlafen, weil ich denke, dass ich zu unhöflich war. Habe ich mal durchgegriffen, habe ich angst, dass mich die Kinder nichtmehr mögen.
Verstehe ich eine Hausübung nicht, weil in der Angabe nicht genau steht, was das Kind dabei zu tun hat, denke ich, dass mich die Kinder für dumm halten.
Sagt ihr mir, ob das normal ist?
Normal ist es schon, weil es eine natürliche Angst ist die alle haben, entspricht einer/der Grundangst. Allerdings ist Deine Angst offensichtlich auf einem vergleichsweise hohen Level. Mit Grundangst meine ich, die Angst davor, abgelehnt zu werden, bzw. dass andere erkennen was man selbst an sich verurteilt. Im Grunde genommen ist es das schon... Das was Du selbst an Dir verurteilst, "wegwünscht", ist Deiner Ansicht nach ein Grund für andere, Dich abzulehnen. Das ist eigentlich immer die Ursache... also die Ablehnung z.B. einer Eigenschaft, aus einer Überzeugung heraus, sie führe zu Verurteilung und Ablehnung durch andere. Es steht der Suche nach Liebe im Weg, dem Wunsch sich zu "verbinden".
Manche von euch wisssen schon, dass ich mit Affirmationen arbeite. Scheint aber nicht viel zu nutzen. Andererseits habe ich mir den Job herbeigewunschen. Das man bei mir, in der ländlichen Gegend, gleich eine Arbeit in der Nebenortschaft findet, grenzt an ein Wunder.
Habt ihr Therapievorschläge? Durch meine Angst vor dem Jobverlust oder Nicht-Gemochtwerden befürchte ich gerade dieses heraufzubeschwöhren.
Therapievorschläge... Ich bin immer der Meinung, dass Kennenlernen das Mittel ist. Ich beschrieb ja oben, woher die Angst kommt.... Überzeugung, "etwas" (Charakterzug, Eigenschaft, Schwäche, Laster...etc.) sei verurteilenswert und ein Grund von anderen abgelehnt zu werden.... Aus dieser Überzeugung heraus entsteht Selbstverurteilung und Angst. Aus der Selbstverurteilung heraus entsteht wiederum die Überzeugung, Verurteilung durch andere sei gerechtfertigt. Der Ansatz ist die Selbstverurteilung aufzulösen, was man dadurch erreichen kann, sich klarzumachen weshalb man überhaupt verurteilt und mißbilligt, v.a. an sich selbst, aber eventuell auch an den Umständen, da letztlich jede Verurteilung auch einer Art Selbstverurteilung entspricht. Das liegt daran, dass man immer verurteilt was man als Ursache für eigenes Leid ansieht, was bedeutet dass man sich gleichzeitig für die Machtlosigkeit/"Schwäche" mißbilligt.
Ich selbst benutze in der Regel Schreiben und würde das auch empfehlen.
Als Methode kann ich Dir "The Work" von Byron Katie empfehlen. Google vielleicht mal und lies ein bisschen darüber wenn es Dich interessiert.
Ansonsten... eine Methode die ich selbst aus einer anderen "abgeleitet" habe ist, dass Du Dich fragst, was anders oder "weg" sein müsste, damit Du ohne Druck/Angst wärest. Du zählst einfach recht oberflächlich all das auf, was Dich momentan unter Druck setzt und fragst Dich, inwiefern es Dein Gefühl beeinflussen, wie sehr es Dich befreien würde, wenn diese Probleme nicht mehr bestünden. Und dann hinterfragst Du, woraus die einzelnen Punkte bestehen und auf welchen Überzeugungen sie basieren. Das ist ein bisschen wie eine Problem-Pyramide. Oben steht "ANGST/LEID"... Warum leidet man? All die Gründe als übergeordnete Themen... und dann werden diese Themen immer tiefergehend untersucht und man macht sich immer wieder klar, dass man an keiner Stelle Fakten vor sich hat, sondern Überzeugungen.
Wenn Du mit Affirmationen arbeitest, kannst Du es auch ganz simpel so machen, dass Du eine Affirmation benutzt und darauf achtest, besser noch aufschreibst, was alles gegen die Realisierung spricht... was Du glaubst was dagegen spricht, denn es ist alles Glaube. Immer abwechselnd... Denken oder sogar aussprechen der Affirmation und auf die negative Antwort achten und bewusstmachen. Sehr simpel im Grunde, aber sehr effektiv... allerdings auch gar nicht so leicht, das konsequent durchzuziehen, weil man da schnell in Kontakt mit dem Gefühl des Scheiterns kommt, wovor man normalerweise flieht, aufgibt... Auch darauf sollte man achten, also wie ab einem gewissen Moment immer mehr Bestrebung auftaucht, aufhören zu wollen.
VG,
C.