"Die Wirtschaft befreit die Menschen von der Arbeit"

Lonny-Ulrike

Neues Mitglied
Registriert
12. Juni 2004
Beiträge
15
Artikel aus der
Stuttgarter Zeitung
vom 02.07.2005


"Die Wirtschaft befreit die Menschen von der Arbeit"


Götz Werner, der Chef der Drogeriemarktkette DM:
Deutschland braucht ein Bürgergeld und nur noch eine Steuer
Alle Politiker sind sich einig: Das wichtigste in Deutschland ist die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit.
Die Drogeriemarktkette DM ist ein Unternehmen, bei dem seit Jahren neue Stellen geschaffen werden. Doch im Gespräch
mit Sönke Iwersen überrascht der Gründer Götz Werner mit ungewohnten Ansichten.
Herr Werner, wie wichtig ist Ihnen die Schaffung neuer Arbeitsplätze?
Überhaupt nicht wichtig. Sonst wäre ich ja ein schlechter Unternehmer. Als solcher habe ich meine Aufgaben zu erfüllen.
Wäre es nicht Ihre vornehmste Aufgabe, Arbeitsplätze zu schaffen?
Ich muss wirklich sagen, dass ich dieses Gerede von der Schaffung neuer Arbeitsplätze langsam nicht mehr hören kann. Warum wird dem so wenig widersprochen? Die Wirtschaft hat nicht die Aufgabe, Arbeitsplätze zu schaffen. Im Gegenteil. Die Aufgabe der Wirtschaft ist es, die Menschen von der Arbeit zu befreien. Und das ist uns in den letzten 50 Jahren ja auch grandios gelungen.
Sie finden Arbeitslosigkeit grandios?
Moment. Noch keine Generation in Deutschland musste jemals so wenig arbeiten und hatte gleichzeitig einen solchen Lebensstandard wie wir heute. Als ich ins Gymnasium ging, hatten zwei Kinder in der Klasse einen Fernseher und bei zwei Kindern in der Klasse hatten die Eltern ein Auto. Bei meinen Kindern heute gibt es wahrscheinlich zwei Elternhäuser, die keine zwei Autos haben. Und vielleicht zwei Elternhäuser, die keine zwei Fernseher haben.
Aber der Wohlstand kommt doch von Arbeit, nicht von Arbeitslosigkeit. Wie schaffen wir es, dass wieder mehr Arbeitsplätze entstehen?
Das ist nicht die Frage, die sich ein Unternehmer stellt. Kein Unternehmer überlegt sich morgens, wenn er in den
Laden kommt: Wie kann ich heute möglichst viele Menschen beschäftigen? Allein die Vorstellung ist schon absurd.
Die Frage lautet umgekehrt: Wie kann ich mit einem möglichst geringen Aufwand an Zeit und Ressourcen möglichst
viel für meine Kunden erreichen? Wie kann ich den Laden besser organisieren? Und besser organisieren heißt immer,
Arbeit einzusparen. Das ist ein absolutes unternehmerisches Prinzip.
Aber Herr Werner. Sie haben bei DM in den letzten Jahren doch selbst tausende von Arbeitsplätzen geschaffen.
Ja schon. Aber unser Unternehmen ist deswegen erfolgreich, weil es produktiver ist als andere. Weil es produktiver ist, wächst es. Weil es wächst, schafft es Arbeitsplätze. Aber die gehen zu Lasten der Arbeitsplätze bei den Unternehmen, die weniger produktiv sind. Volkswirtschaftlich gesehen führt Erfolg bei gesättigten Märkten immer zum Abbau von Arbeitsplätzen.
Sie halten fünf Millionen Arbeitslose also für einen Beweis der Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft?
Zumindest ist es ein Ausdruck der Produktivitätsentwicklung. Und eine Produktivitätsentwicklung ist immer ein Fortschritt. Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter 1959 einen VW-Käfer bestellt hat. Da betrug die Lieferzeit 13 Monate. Können Sie sich das heute noch vorstellen?
Kaum.
Sehen Sie. Und Anfang der 70er Jahre warb die Post mit dem Motto: Fasse dich kurz. Der Grund war, dass ständig die Leitungen belegt waren und die Leute sich die Finger wund wählten. Stellen Sie sich mal vor, die Telekom oder Vodafone würden heute mit solchen Werbesprüchen kommen. Das ist gar nicht denkbar.
Sie wollen sagen, dass es uns heute besser geht als früher.
Wir leben quasi in paradiesischen Zuständen. Denn wir sind heute in der Lage, weit mehr zu produzieren, als wir sinnvoll verbrauchen können. Ein Beispiel: Wäre die Wiedervereinigung 20 Jahre früher gekommen, hätte es in Deutschland riesige Mangelerscheinungen gegeben. 1970 war die Wirtschaft noch nicht so weit, mal eben 17 Millionen Menschen mitzuversorgen. 1990 funktionierte das doch erstaunlich glatt. Niemand im Westen musste einen Mangel erleben.
Dafür sind heute im Osten 20 Prozent der Menschen arbeitslos.
Ja, schlimm genug. Aber diese ganze Diskussion um die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit führt ins . Und jeder, der etwas von Wirtschaft versteht, weiß doch eines: Die Zeit der Massenarbeit ist vorbei. Ich war gerade in Island. Doch hat mir ein Fischer erzählt, dass die Isländer heute dank Fabrikschiffen mit einem Viertel der Arbeiter vier mal so viel Fisch produzieren wie vor 30 Jahren. Verstehen Sie? 75 Prozent der Leute werden einfach nicht mehr gebraucht. Solche Beispiele gibt es überall. Unsere Fähigkeit, Dinge zu produzieren, übersteigt unseren Bedarf, Dinge zu konsumieren. Das ist eine ganz einfache Tatsache, und keine Arbeitsmarktreform kann daran etwas ändern.
Trotzdem fordern Politiker, Wirtschaftsverbände und Gewerkschaften ständig bessere Rahmenbedingungen, damit mehr Arbeitsplätze entstehen können.
Ich weiß. Aber wir müssen uns doch fragen: Was ist eigentlich die Aufgabe der Wirtschaft? Es gibt zwei Aufgaben. Die erste: Sie muss die Menschen mit Gütern und Dienstleistungen versorgen. Und nie in der Geschichte hat die Wirtschaft diese Aufgabe so gut erfüllt wie heute. Wir sehen doch den totalen Überfluss. Obwohl die meisten Fabriken längst nicht ausgelastet sind, wird alles produziert, was man sich wünschen kann.
Produziert schon. Aber die Leute haben nicht genug Geld, es zu kaufen.
Aha! Jetzt kommen wir zur zweiten Aufgabe: Die Wirtschaft muss die Güter nicht nur produzieren. Sie muss die Menschen auch mit ausreichend Geld ausstatten, um zu konsumieren.
Ausstatten? Für Geld muss man arbeiten.
Ja, ja. Und wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen, nicht wahr? Dieses Denken sitzt immer noch tief in den Köpfen. Aber damit kommen wir heute nicht mehr weiter.
Also wollen Sie das Geld einfach verteilen? Das ist doch naiv.
Meinen Sie? Lassen Sie mich bitte auf folgendes Phänomen hinweisen: Warum gehen in Deutschland Baufirmen zu Grunde, obwohl es im Straßenbau dringenden Bedarf gibt und wir die Leistung erbringen könnten?
Weil der Staat kein Geld hat, die Firmen zu bezahlen.
Ja. Aber dieser Irrtum kommt zu Stande, weil alles immer durch den Geldschleier gesehen wird. Der Lebensstandard einer Gesellschaft hängt doch davon ab, wie viele Güter sie produzieren kann. Nicht davon, wie viele sie finanzieren kann.
Nicht?
Nein. Nehmen Sie die frühere DDR. Dort gab es Geld im Überfluss, aber man konnte sich nur sehr wenig kaufen. Also was ist wichtiger: Das Geld? Oder die Güter?
Was also schlagen Sie vor? Die Maschinen arbeiten, und der Staat verteilt das Geld, damit die Bürger konsumieren können?
So ähnlich. Wir brauchen das bedingungslose Bürgergeld. Eine Lebensrente für jeden Bürger.
Selbstverständlich können solche Veränderungen nur schrittweise über einen längeren Zeitraum eingeführt werden.
Wie hoch soll dieses Bürgergeld denn sein?
Hoch genug, um die Grundbedürfnisse zu decken. 1300 bis 1500 Euro.
Schöne Idee. Und wie wird das finanziert? Sagen Sie jetzt bitte nicht, wir brauchen mehr Steuern.
Keine Angst. Ich bin dafür, alle Steuern abzuschaffen. Bis auf eine: die Mehrwertsteuer.
Und wie hoch soll die dann sein?
Das könnten bis zu 48 Prozent sein.
Sie machen Witze.
Nein. Zählen Sie doch mal alle Steuern und Sozialleistungen zusammen. Da haben wir doch schon eine Staatsquote von rund 48 Prozent. Wenn die nur noch über die Mehrwertsteuer zu finanzieren wäre, hätte das riesige Vorteile.
Welche denn?
Die Mehrwertsteuer ist die einzige Steuer, die den Wertschöpfungsvorgang nicht behindert, nicht bremst, nicht verzerrt. Das heißt: die ganze Produktion wird steuerfrei gehalten und es kann unbehindert investiert werden.
Also noch mehr Entlastung für die Unternehmen und noch mehr Belastung für die Verbraucher?
Nein. Einfach mehr Klarheit und mehr Fairness. Ich weiß, dass Politiker unterschiedlichster Couleur fordern: Wir müssen die Reichen besteuern, die Unternehmen müssen wir besteuern und damit den kleinen Mann entlasten. Das ist eigentlich eine Lüge. Warum? Weil Unternehmer und Unternehmen faktisch keine Steuern bezahlen.
Da werden Ihnen einige Unternehmerkollegen widersprechen.
Jammern gehört zum Handwerk. Aber jeder Unternehmer weiß, was man mit Steuern macht: Man muss sie einkalkulieren. Alle Steuern, die die Unternehmen zahlen, fließen in die Preise für die Produkte ein. Letzten Endes zahlt immer der Verbraucher.
Was wäre also der Vorteil, alle Steuern in der Mehrwertsteuer zusammenzufassen?
Na, der ganze gewaltige Verwaltungsapparat des Staates würde zusammenschnurren. Denken Sie mal daran, wie viele Beamte ihre Zeit damit verschwenden, die Steuern zu erheben, auszurechnen und zu überprüfen. Das wäre alles überflüssig.
Welche anderen Vorteile hätte Ihr Plan?
Dass die Importe endlich mal richtig besteuert werden. Die billigen Textilien aus China oder Rumänien kommen doch nur so billig hier an, weil sie nur mit einer Mehrwertsteuer von 16 Prozent belastet sind. In jedem Produkt stecken Infrastrukturkosten. Aber die Infrastruktur in Deutschland ist natürlich teurer als die in China. Anders herum würden die deutschen Exporte extrem attraktiv, weil sie von Steuern völlig unbelastet wären. Außerdem würden die Arbeitskosten extrem sinken, weil ja das Bürgergeld auf die Einkommen angerechnet würde.
Wie soll das funktionieren?
Nehmen wir an, eine Krankenschwester verdient 2500 Euro. Nach Abzug des Bürgergeldes von 1300 Euro müsste das Krankenhaus ihr noch 1200 Euro bezahlen. Sie hätte danach gleich viel, aber ihre Arbeitsleistung wäre für das Krankenhaus viel leichter zu finanzieren. Das Bürgergeld würde die arbeitsintensiven Güter und Dienstleistungen entlasten und dadurch den Arbeitsmarkt enorm beleben. Insgesamt würden die Preise dadurch gleich bleiben, denn der Staat müsste ja das zu zahlende Bürgergeld über die Mehrwertsteuer wieder refinanzieren.
Aber wer wird denn in Zukunft noch arbeiten, wenn er für 1500 Euro auch zu Hause bleiben kann?
Sie unterschätzen den immateriellen Wert der Arbeit. Viele Menschen haben sehr viel Spaß an ihrer Aufgabe. Denken Sie auch an alle sozialen Berufe und die ganze Kulturarbeit. Da gibt es einen riesigen Bedarf in der Gesellschaft, der endlich finanzierbar wäre.
Und die langweiligen, die unangenehmen Jobs?
Die müssten dann eben höher entlohnt werden, wenn wir sie benötigen. Natürlich wird es dann zukünftig Berufe und auch Unternehmen geben, denen es schwer fallen wird, Menschen zu finden. Warum? Weil ja die Menschen dann nichtmehr arbeiten werden, weil sie müssen, sondern weil sie in ihrer Arbeit eine Sinnerfüllung erleben. Und auch, weil es ihnen Spaß macht.
Herr Werner, alle sprechen von der Krise. Wer Ihnen zuhört, könnte denken, es geht Deutschland ausgezeichnet.
Das stimmt ja auch. Unser Land hat noch nie so viel Wohlstand produziert wie heute. Wir haben nur Schwierigkeiten, den Wohlstand zu verteilen. Das sind wir einfach nicht gewohnt.
Also keine Krise?
Jedenfalls keine Wirtschaftskrise. Die Frage, die mich wirklich umtreibt, ist eine andere. Wir steuern auf eine Gesellschaft zu, in der die Arbeit verschwindet. Und die Frage ist nur, was die Menschen dann alle mit ihrer Zeit anfangen. Das ist eine Kulturfrage. Das Problem, das wir haben, liegt nicht auf dem Arbeitsmarkt sondern eigentlich in der Kultur. Leider ist dieses Thema im Bewusstsein der Gesellschaft kaum vorhanden. Aber genau hier müssen wir ansetzen.


Quelle:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/949236
 
Werbung:
Seit dem es EDV und Produktionsroboter gibt, sind Menschen an vielen Arbeitsplätzen überflüssig geworden.
Stell dir vor, alle EDV-Anlagen würden über Nacht den Geist aufgeben?
Was meinst du wie viele Menschen auf die Schnelle wieder Arbeit mit einem Gehalt nach Wunsch hätten?:banane:
Halleluja Schlaraffenland
 
nette idee,... ist vieleicht auch so, aber ich währ mir da nicht alzu sicher, dass es so kommt, weil vor der Technisierung waren zwar die Produkte im Verhältniss zum Einkommen teurer, und die Leute mussten viel länger arbeiten, um sich weniger leisten zu können,...

Dienstleistungen waren zwar billiger, also personalintensivie Sachen, so war es zwar günstiger zum Frisör zu gehen, aber der Frisör ( und die anderen Arbeitnehmer) mussten länger arbeiten, um genug zum Leben zu verdienen, weil für die Herstellung von Lebengütern mehr arbeit notwenig war. So kostet 1 kg Brot heute nur noch einen Bruchteil des Monatseinkommens, früher ging dafür mehr drauf,...

sollte man halt auch bedenken. Aber das ist ja nur die Vergangenheit,...
Zukunft???
 
Hallo Felicitas!

Ist uns aber damit gedient, dass EDV günstig die Arbeit verrichtet und daher einige Arbeit haben und besser leben können, während andere keine Arbeit haben und sehr schlecht leben?
Wären ausgewogene Verhältnisse nicht besser? Damit ist die Verteilung der Resourcen auf ALLE gemeint.
Ganz ehrlich, ich mag keine Hierarchie in den Gesellschaftsschichten. Ich fände es besser, wenn es allen gleich gut ginge und erst gar keine oberen oder unteren Klassen entstünden.
Verlust des Arbeitsplatzes drängt aber den Menschen in die negative Richtung, während es oben in Übermaß für ganz Wenige gibt. Das nennt man Ungleichgewicht, die unbedingt behoben werden muss.
 
hugh

also diesem Götz Werner würde ich gerne ins Gesicht spucken...

Befreit von Arbeit - toll, und all die Arbeitslosen die beim Sozialamt anklopfen müssen und kein Selbstwertsgefühl haben, weil sie keine Arbeit haben sind also in einem Paradiesischen Zustand - toll, echt - solche Menschen sollte man mal vom "Arbeitsprozess" befreien und in den Paradiesischen Zustand eines Arbeitslosen stecken - man sollte ihm dann auch noch alles Geld nehmen - viel Spass in deinem Paradies....

so was von Zynisches habe ich ja schon lange nicht mehr gelesen... meines Erachtens ist eien Wirtschaft dann gesund, wenn sie möglichst viele Arbeitsstellen zur verfügung stellt und so jedem Menschen ermöglicht geld zu verdienen und Geld auszugeben - nur dann ist nämlich auch der Kapitalismus gesund, welcher ha vom Geldfluss lebt - je mehr Menschen Geld ausgeben können, desto mehr Geld fliesst, desto mehr hat das Geld an Wert, desto mehr wird gekauft und Produziert, desto mehr Arbeitsstellen gibt es....

mfg by FIST
 
Hi Lonny -Ulrike,

danke für den interessanten Beitrag. Als mich das erste Mal vor einigen Monaten ein Freund mit der Idee des Bürgergehaltes konfrontierte, war ich doch sehr skeptisch. Inzwischen finde ich diese Idee nicht nur prima, sondern wirklich wegweisend. Gibt auch ein interessantes und gut verständliches Buch dazu von Christopher Ray "Alle Menschen sind gleich! - Dir auch?"

Was mich an dem von Dir eingestellten Beitrag wundert, ist dass da gar nicht über das Sozialversicherungssystem, sondern nur von der Mehrwertsteuer gesprochen wird. Oder habe ich das bei der Fülle überlesen? Die "Bürgergehaltsmachbarkeitsmodelle" von denen ich bisher gehört habe, lösen alle die Arbeitlosen- und Rentenversicherung auf.

Viele Grüße

Katarina
 
das gibt von meienr seite erstmal einen applaus!

der kerl hat einfach recht...
weniger arbeit ist nunmal nichts schleches...
ob das bürgergeld eine gute idee ist, bleibst fraglich, aber es geht schon mal in die richtige richtung
 
Katarina schrieb:
Was mich an dem von Dir eingestellten Beitrag wundert, ist dass da gar nicht über das Sozialversicherungssystem, sondern nur von der Mehrwertsteuer gesprochen wird. Oder habe ich das bei der Fülle überlesen? Die "Bürgergehaltsmachbarkeitsmodelle" von denen ich bisher gehört habe, lösen alle die Arbeitlosen- und Rentenversicherung auf.
nachdem er von 48% Abgaben spricht, meint er wohl auch die Sozialabgaben.

So schlecht finde ich die Idee gar nicht, denn in Zeiten in dem ich ein ähnliches Bürgergeld hatte war ich in einigen Ehrenämtern aktiv. Ich konnte es mir leisten anderen Zeit zu schenken.
 
Nur kommst Du mit 48 % der Abgaben, wie der Herr hier angibt nicht wirklich weit, denn es sind in Wirklichkeit meht als 50 % und Fakt ist auch, daß die Abgabenlast noch nie so hoch war wie derzeit. Fakt ist auch, daß Autos nun einmal zum notwendigen Übel gehört, um flexibel zu sein. Der öffentliche Nahverkehr packt des ja nicht mehr.

Stell mir nur gerade eben mal vor, wie der Typ reagieren würde, wenn dann um fünf der Laden zu ist, weil die Verkäuferinnen von außerhalb kommen und der letzte Bus gerade fährt. :banane: :banane: :banane:

Ansonst ist das alles nicht wirklich neu.
 
Werbung:
Felicitas15 schrieb:

Seh ich auch so: nette Idee. Aber ich wage wohl keine allzu riskante Prognose, wenn ich sage, dass das in den nächsten Jahrzehnten nicht passieren wird. Das ist eine reine Utopie. Passieren wird lediglich eins (und zwar mit ziemlicher Sicherheit): Unser Lebensstandard wird gerade dann drastisch sinken, wenn wir wie bisher auf ihm beharren. Wir werden gar nicht drum rum kommen, uns chinesischen Löhnen anzunähern (auch wenn sich kein Politiker traut, das zu sagen). Und das ist auch gerecht so. Mit welchem Recht verdienen wir 20mal so viel, können uns Fernseher und Autos und Urlaubsreisen leisten? Wir haben uns lediglich daran gewöhnt, was "Besseres" zu sein. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Von Politikern kommt immer ein höchst rassistisches Argument: "Wir müssen um soviel besser sein, wie wir teuerer sind." So ungefähr also: "Die Chinesen sind eh zu blöd." Aber da werden wir uns alle noch umsehen. Es wird nach meiner Meinung noch wenige Jahre dauern, bis auch dieses Argument nicht mehr zieht. Die Chinesen werden alles können, was auch wir können und teilweise besser.

Welches Argument spricht dann noch gegen eine Arbeitsplatzverlagerung? Keines mehr. Wir werden langfristig nur dann unseren Lebensstandard wenigstens einigermaßen sichern können, wenn wir JETZT bereit sind, drastischen Verzicht zu üben.

Schön finde ich diese Vorstellung auch nicht. Aber so wird's kommen. Und nicht nur in China. Indien und Südamerika stehen schon in den Startlöchern und werden irgendwann selbstverständlich auch ihren Teil am Wohlstand einfordern. Unser Leben und vor allem das unserer Kinder wird auf alle Fälle deutlich weniger angenehm sein als das unserer Eltern. Jedenfalls deutet alles darauf hin.

Und genau darauf sollten wir uns einstellen. Wir müssen wieder zu einem vernünftigen und weniger materiell orientierten Wohlstandsverständnis kommen.
 
Zurück
Oben