Hallo Mila,
hinter dem Wort Fanatismus verbirgt sich schlicht ausgedrückt die Intoleranz Andersdenkenden gegenüber. Dem Schützen wird Toleranz bescheinigt, aber wo diese ist, findet sich in der gegenteiligen Ausprägung eben gerade die Intoleranz.
Meine Erfahrung mit jungen wie älteren Schützen ist die, dass diese Menschen meist emotional sehr scheue, unsichere Menschen sind, die ihre emotionale Sicherheit aus Wissen und Verstehen ihrer bevorzugten Themen beziehen, die sich auf etwas bezieht, das ihre Welt "erträglich" macht. Vom Grundprinzip her Optimisten, sind sie nämlich extrem anfällig für alles, was ihr Weltbild erschüttern könnte und so lange sie gar keines haben, sind sie oft orientierungslos und einsam.
Je ängstlicher und unverwurzelt sie in der Welt sind, um so mehr orientieren sie sich entweder an materiellen Status Symbolen, die den Schein in ihrem Sein ausmachen. Denn Schützen fühlen sich wohl, wenn sie angesehen sind, wenn sie von vielen verschiedenen Menschen unterschiedlichster Richtungen, Nationen, Stilen etc.. umgeben sind, was ihnen Stärke und Kraft vermittelt. Werden sie von den Menschen verlassen, weil diese merken, dass sie nur den Status des Schützen mit ihrer Präsenz aufwerten, dann bricht ein ums andere Mal eine Welt für sie zusammen, weil sie es nicht verstehen.
Und zum anderen kann es sein, dass sie sich einer Ideologie verschreiben, die sie verteidigen bis der Arzt kommt und das sind dann wohl die Starrköpfe, gegen die kein Kraut mehr gewachsen ist. Dahinter verbirgt sich meist die Verdrängung der Tatsache, dass so ein Mensch sein Leben mit Unterstützung anderer Menschen positiv gestalten konnte, eines Tages diese Gönner aber keine Lust mehr haben oder sie aus anderen Gründen ausbleiben. Dann ist es Zeit Bilanz zu ziehen, für den Schützen und wenn er dann erkennt, dass das meiste, was er erreicht hat, nicht er selbst erreicht hat, sondern nur wegen der Gnade Jupiters, dann verbohrt er sich in seine Selbstzweifel und das Weltbild ist u.U. zerstört. Dann braucht er Schuldige in Menschengestalt, damit er sein Weltbild wieder aufbauen kann und wenn ihm das mit dieser Taktik gelingt, dann wird er dieses Weltbild niemals wieder hergeben und es starr und stur bis zum St. Nimmerleinstag verteidigen und sein Urteil über diese fleischgewordenen Schuldigen wird er niemals revidieren. (Das von Dir angesprochene Thema Rechtssystem) Fanatisch eben.
Einige meiner gewonnenen Eindrücke.
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
vielen vielen Dank für Deine wie Du es nennst "Eindrücke". Sie sind eine sehr schlaue Analyse von dem, was ich in meinem Berufsleben immer wieder erlebe. Ich hab einen Zwillinge AC und habe vielleicht deshalb immer schon sehr viel mit Schütze-Sonnen zu tun.
Ich mag ganz allgemein gesprochen ihren Charme, ihren Witz, ihre Schlagfertigkeit sehr gerne, auch ihren Idealismus, ihr Interesse für Menschen, die ihren Idealen treu sind und ihre Bewunderung für einen Lebensweg, der davon gesteuert wird.
Ich habe ebenfalls eine Beobachtung beizusteuern, nämlich eine aus der Welt des Journalismus, genauer Polit-Journalismus.
Ich hab vor Jahren regelmässig in einer Redaktion gearbeitet, Akuteller Dienst. Habe heute noch ein paar Bekannte dort.
Und es gab unter uns sehr verschiedene Typen. Jedoch ein "Übergewicht" an Schützesonnen im Aktuellen Dienst (Dezember war immer Pleite-Monat, weil Weihnachten und die ganzen Geburtstage
). Bei Chronik und Sport nicht so...
Und etwas war den vieren, mit denen ich dort zu tun hatte, allen gemein: sie konnten sich wahnsinnig über regierende Politiker aufregen, möglichst im Team, unglaublich wettern, was die Stadtregierung schon wieder gemacht hat usw. ABER sie waren immer die ersten, die sich von den Regierenden "einfangen" ließen durch die klassischen Methoden der Presse gegenüber: Schmeicheleien, etwas mehr ausplaudern, kleine "Gefallen", etc. Sie waren da unglaublich anfällig dafür. Für diesen Status-Kram. Da war dann das objektive oder gar kritische Berichterstatten nicht mehr soooo wichtig...
Ich war damals auch noch recht jung und ein unglaublicher Fan von meinem Chef - einem Mann, dem das alles egal war, der die Parteien durchschaute und oft recht brutale Berichte schrieb, die dann oft auch korrigiert werden mussten vor der Veröffentlichung, weil sie zu hart waren. Er war natürlich ein Widder...
also, mein Chef, den ich so bewunderte.
Er hatte mit den besagten vier nie Probleme auf der menschlichen Ebene, aber er kritisierte ihr Verhalten bei Pressekonferenzen und er konnte sich sehr ärgern, wenn er dahinter kam, dass sie sich wieder von der eigenen Eitelkeit beeinflussen haben lassen.
Eine von den Schützinnen kenn ich noch heute oberflächlich. Sie ist mittlerweile Assistentin des Pressesprechers der konservativen Stadtpartei.
Die war mal sooo links, aber eben auch total leicht einzufangen und zu beeindrucken von Anerkennung, Schulterklopfen, Status (finanziell wie sozial). Sie sagt, sie ist total glücklich und kann wunderbar begründen, warum, also auch ideell. Sie hat die Ideale der Partei total übernommen.
Frag mich wie es in 5 Jahren aussieht, wenn sie vielleicht bei einer anderen arbeitet....
Lieben Gruss
Anna