Akzeptanz vs. Vermeidungshaltung?

Ihren Satz "Am schlimmsten ist die Angst vor der Angst" fand ich für ihren Zustand sehr bezeichnend. Immer auf der Hut, immer angespannt darauf lauernd und wartend dass die nächste Panikattacke kommt. Da war kein Akzeptieren der Angst möglich, sie war ihr vollkommen ausgeliefert.
Ich glaube nicht, dass jemand irgend etwas ausgeliefert ist. Ich glaube, dass es immer einen Weg raus gibt - sie hat ihn nur leider nicht gefunden. Das finde ich traurig. Sie hat es aber anscheinend bis zum Ende versucht, das finde ich bemerkenswert, Hut ab.

Ich glaube außerdem, dass wir in allem, was wir üben, besser werden. Wenn wir unseren Fokus auf Angst legen, dann üben wir Angst - und werden darin "besser". Es wird dadurch gefühlt immer schlimmer. Wenn etwas derart schlimm geworden ist, dann wäre meine oberste Priorität Ablenkung - egal in welcher Form - von dem Problem. Einfach um innerlich Abstand gewinnen zu können. Erst wenn der Abstand da ist, kann das Problem langsam angegangen werden. So jedenfalls meine Theorie dazu, kann mich natürlich irren, stecke ja nur in meinem Körper, nicht in dem anderer Leute.
 
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Wenn etwas derart schlimm geworden ist, dann wäre meine oberste Priorität Ablenkung - egal in welcher Form - von dem Problem. Einfach um innerlich Abstand gewinnen zu können.
Das ist genau das was ich meinte mit "ein Laie kann das nicht nachvollziehen". Das klingt theoretisch super, ist aber für die Betroffenen im Moment der Angstattacke gar nicht realisierbar.

R.
 
Das ist genau das was ich meinte mit "ein Laie kann das nicht nachvollziehen". Das klingt theoretisch super, ist aber für die Betroffenen im Moment der Angstattacke gar nicht realisierbar.
Ich bin erwerbsunfähig verrentet - unter anderem wegen Angst- und Panikstörungen. Ich habe den Weg da raus gefunden, mir ist aber klar, dass nicht jeder das Glück (?) hat das hinzukriegen. Also bin ich alles andere als ein Laie, aber wie gesagt, ich kann nur für mich sprechen und weiß, dass jede*r den eigenen Weg suchen muss und nicht jedem*r vergönnt ist ihn zu finden.

Ja, im Moment der Angstattacke ist das, was ich geschrieben habe, nicht realisierbar. Darum ist es wichtig ein Umfeld zu schaffen, in dem keine Angst aufkommt, notfalls mit extremer Ablenkung. Als ich insgesamt einen Abstand von der Angst gefunden hatte (sprich: alle Aktivitäten auf null runtergefahren, langfristig, und das ging nur wegen der Verrentung) und mich dann darauf konzentriert habe winzigste Schritte vorwärts zu machen (und immer wieder einen zurück wo es nötig war), war es möglich mich nach und nach da rauszukämpfen. Wir reden hier von Jahren, nicht Monaten, und ich bin immer noch nicht so ganz durch damit.
 
Wenn die Angst akzeptiert wird, heißt das doch lediglich dass die Angst nicht mehr bekämpft wird, dass sie als "gegeben/vorhanden" angenommen wird. Also ist die Angst immer noch da und somit wird auch nach wie vor der Umweg benutzt, nur jetzt ohne Selbstvorwürfe/Selbstzweifel/etc.

nicht unbedingt und wenn sie noch da wäre, dann würde sie sich eh abbauen, echte Akzeptanz ist eine Entscheidung und ein Weg, manchmal braucht das noch etwas Zeit, manchmal nicht, Menschen sind da unterschiedlich, denn es gibt welche die sich nie mit ihren Ängsten auseinander setzen, andere suchen Auswege und finden sie, wieder andere finden keine weil ein Sabotageprogramm in Denkmustern sie davon abhält, alles ist möglich wenn man/frau wirklich etwas verändern will...
 
Was mir bei der Angst geholfen hat, war nichts was in Gedanken stattgefunden hat, sondern geschah über den Körper, denn mit dem richtigen Atmen und dem Lösen physischer Blockaden durch Yoga, verschwanden nach und nach auch meine Ängste (verursacht durch eine postttraumatische Belastungsstörung) und anderer emotionaler Ballast.

Erst nachdem das stattgefunden hat, konnten die Gedanken und Relativierungen oder sonstige Strategien erst überhaupt wirken, aber wirklich viel musste ich dann gar nicht mehr machen, sondern eher mutig genug sein, um das Gute geschehen zu lassen...was noch eine Weile dauerte, bis ich dazu in der Lage war.
 
Tut mir leid @Moondance und @MelodiaDesenca aber ihr habt keine Ahnung .....
Ich finde es schade, dass Du das so siehst.

Meine Erfahrung geht eher in die Richtung, dass es eben Menschen gibt, die so felsenfest davon überzeugt sind, dass nichts und niemand ihnen helfen kann, dass jeder Versuch fehl schlägt, egal was sie ausprobieren, egal wie sehr sie sich anstrengen und egal wie sehr sie leiden. Ich kann mir vorstellen, dass Deine Freundin (unbewusst?) diese Überzeugung gehabt haben könnte, dagegen ist jedenfalls kein Kraut gewachsen.

Hilflos zusehen zu müssen, wie jemand in so etwas feststeckt, ist auf jeden Fall sehr belastend und traurig. Ich habe auch einen Menschen, dem ich täglich dabei zusehe. Mir fällt es schwer mich da nicht einzumischen und nicht in eine Mitleidshaltung abzugleiten, aber es wird leichter mit der Zeit. Inzwischen verstehe ich aber wenigstens was die Auslöser sind (schwierig, wenn jemand so ziemlich jedes Gespräch abblockt), und was ich tun kann um die Sache ein klein wenig erträglicher zu machen.
 
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