Tolkien
Sehr aktives Mitglied
- Registriert
- 4. Juli 2017
- Beiträge
- 12.739
Verbündete
Alturin war den dritten Tag unterwegs und hatte die Grenzen Südlands passiert. Die warmen Lande trieben ihm schnell den Schweiss aus den Poren und er befreite sich von einem Teil seiner Kleidung. Undra kam von ihren Erkundungsflug zurück. Der Weg war sicher. Die Wälder und Auen erfrischten seinen Geist und seine Augen. So ritt Alturin weiter und erreichte am Nachmittag die Burg des Königs Leholan. Er ersuchte darum, den König sprechen zu dürfen und wenig später empfing ihn der Herrscher gemeinsam mit seinem Sohn Belgomir.
Nach einer kurzen Begrüssung berichtete Alturin ohne Umschweife dem König und seinem Sohn von den Geschehnissen um die Kristallstadt und bat ihn um Beistand in der bevorstehenden Schlacht. Besorgt fragte der König nach der Mannenstärke der Gegner.
"Nun Leholan, König, wir rechnen mit einem grossen Zusammenschluss vieler Völker, die Rincobal mit verderbter Zauberkraft auf seine Seite gezogen hat. Die Mannenstärke unserer Gegner dürfte um die dreissigtausen Kopf sein."
"Dreissigtausend?, rief Leholan aus. Solch eine grosse Streitmacht vermochte bisher noch niemand aufzustellen. Bist Du Dir sicher, Alturin?"
"Seid versichert mein Herr, dass dies die Zahl ist, mit der wir rechnen müssen," antwortete Alturin.
Der König und sein Sohn wechselten besorgte Blicke.
"Wann rechnet ihr mit dem Angriff," fragte der König Alturin.
"Zwei, vielleicht drei neue Monde," antwortete Alturin.
"Sei so gut und gehe in die grosse Halle Alturin. Dort wirst Du mit Speise und Trank versorgt. Ich werde mich mit meinem Sohn beraten und Dich danach rufen lassen."
"Gewiss, mein Herr," antwortete Alturin und begab sich nach einer kurzen Verbeugung hinaus in den Saal vor des Königs Amtszimmer. Sogleich brachten Bedienstete ihm Wasser und Wein, sowie Brot, Käse und Schinken. Alturin bedankte sich und liess es sich schmecken. Der Käse und das Brot mundeten ihm ausgezeichnet. Südland war ein guter Boden.
Ein Bediensteter kam heran und bat Alturin zum König zurück. Als Alturin den Raum betrat, sah er eine grosse handgefertigte Karte auf dem Tisch liegen. Leholan bat Alturin heran. Er sah sich die Karte genau an. Solch eine schöne Karte hatte Alturin noch nie gesehen. Alle Wasser, Wälder und Berge waren eingezeichnet und stattliche Gebäude wie die Kristallstadt und des Königs Burg ebenfalls.
"Wer hat sie angefertigt mein Herr,?" fragte Alturin.
"Es war Bengimir, mein zweiter Sohn. Er ist geschickt in solchen Dingen und hat ein gutes Gespür für die schönen Dinge des Lebens."
"Eine wirklich sehr schöne Arbeit Eures Sohnes," antwortete Alturin.
"Ja in der Tat und nun ist sie uns besonders hilfreich. Aber nun wollen wir uns setzen und die Dinge besprechen, die zu tun sind."
Die drei Männer setzten sich an den massiven Holztisch und Leholan breitete die kunstvolle Karte in der Mitte aus. Der König und sein Sohn sagten Alturin ihre Hilfe für die Kristallstadt zu. Sechshundert bewaffnete Männer sollten sich in Kürze auf den Weg zu Hatora machen und sich ihrem Kommando unterstellen.
Belgomir jedoch würde sich schon morgen auf den Weg machen und zwei weitere benachbarte Völker, mit denen sie schon seit ewigen Zeiten friedlich nebeneinander lebten, um ihren Beistand bitten. Dann würde er sich unverzüglich in die Kristallstadt begeben, um das Gelände und die Stadt anzusehen.
Es war wichtig, sich gut vorzubereiten und ausserdem wollte er unbedingt so schnell wie möglich Mikkel kennen lernen, von dem er schon viel gehört hatte. König Leholan bot Alturin an sein Gast zu sein und die Nacht in der Burg zu verbringen, was Alturin dankend annahm. Gleich am Morgen wollten sie aufbrechen. Alturin in Richtung der Kristallstadt und Belgomir zu den Nachbarn Südlands.
"Werden wir uns morgen früh noch sehen?," fragte er Belgomir.
"Mein Hahn kräht früh, Alturin. Ich denke, dass ich unsere Landesgrenze schon überschritten habe, wenn Du das Bett verlässt."
Als Alturin am nächsten Morgen die Burg verliess, war der Königssohn schon weit fort. Die Morgendämmerung zog herauf und Alturin wollte sich beeilen, um Hatora schnell die guten Nachrichten zu überbringen. Undra segelte an ihm vorbei. Auch sie war froh darüber, bald wieder hinter den schützenden Mauern der Kristallstadt zu sein. Undra hatte kein gutes Gefühl. Sie spürte eine grosse Gefahr heraufziehen und sie hoffte, dass die weisen Menschen um sie herum das drohende Unheil noch abwenden könnten.
Schnell und sicher war seine Rückreise und als Alturin durch das grosse Tor der Kristallstadt ritt, begegnete er Mahala. Sie führte Mikkels Eltern herum und zeigte ihnen die Stadt. Sie hatten sich gut erholt dank Hatoras Hilfe und die Herrin der Kristallstadt hatte Mahala mit der weiteren Hilfe zur Genesung betraut. Sie begrüssten sich und Mahala stellte ihnen Alturin vor. Alturin sah, dass sie doch noch recht schwach auf den Beinen waren, aber im Vergleich zu ihrer letzten Begegnung hatten sie sich wirklich erstaunlich gut erholt.
Alturin begab sich zuerst zu Hatora und berichtete ihr was er erreicht hatte. Die Herrin der Kristallstadt war sehr zufrieden mit dem Ergebnis und glücklich darüber, dass Südland ihnen als Verbündeter zur Seite stehen würde und dass der Sohn des Königs sich noch um weitere Hilfe bemühen wollte, stimmte sie zuversichtlich.
"Wie geht es Mikkel?," fragte Alturin.
"Nun, die gute Genesung seiner Eltern schlägt sich sehr erfreulich auf ihn nieder. Er kümmert sich sehr fürsorglich um sie und widmet ihnen viel Zeit. Wenn er nicht bei ihnen und Mahala ist, probt er den Kampf und spielt taktische Möglichkeiten zur Verteidigung der Stadt durch. Er sprüht nur so vor Energie."
"Sie sind ein grosses Paar, die Eltern von Mikkel, sagte Hatora bewundernd. Auch Mikkel und Mahala sind ein grosses Paar und wenn ich mir vorstelle, was aus ihnen werden könnte, stimmt mich dies sehr froh. Sie haben eine unglaubliche Verbindung, die sich ständig intensiviert. Wenn es so weitergeht, überholen sie uns beide noch, mein lieber Freund." Ein leichtes Schmunzeln huschte über ihr Gesicht.
Ihre Worte verunsicherten Alturin und die Frage, die er auf der Zunge hatte, behielt er lieber bei sich. Hatora bemerkte seine Verlegenheit und wechelte das Thema.
Die nächsten zwei Tage verliefen ruhig, doch bemerkte man die Anspannung der Menschen in der Kristallstadt, denn die Vorbereitungen zur Verteidigung sprachen ihre eigene Sprache.
Dann trafen gegen Mittag drei Krieger in der Kristallstadt ein und Alturin erkannte Belgomir, den Sohn des Königs von Südland in Begleitung zweier Kampfgefährten.
Alle drei Männer führten bereits sämtliche ihrer Waffen mit sich und einer von ihnen hatte einen mit kleinen Gitterstäben versehenen Verschlag dabei, in dem sich zwei Tauben befanden. Sie sollten Nachricht an den König überbringen, wenn dies erforderlich war.
Hatora und Alturin begrüssten die drei Männer herzlich und Hatora bat sie in den grossen Saal. Sie waren sichtlich beeindruckt vom Glanz der Kristallstadt und sahen sich nach allen Seiten um.
Hatora bedankte sich zunächst bei Belgomir für die angebotene Hilfe und den Beistand. Dann berichtete Belgomir ihr, dass er die Sakreten, ein kampferprobtes Bergvolk aus dem Süden und die Phelither, direkte Nachbarn der Waldsäumer, für ihre gemeinsame Sache gewinnen konnte. Insgesamt wollten diese beiden Völker über eintausend Mannen für den Kampf bereitstellen.
Dies waren gute Nachrichten und Hatora war froh, dass sie Alturin auf die Reise geschickt hatte, um Verbündete zu suchen. Beim nächsten Vollmond sollten alle hier in der Kristallstadt eintreffen und es gab noch viel vorzubereiten. Hatora bat Alturin, dem Königssohn und seinen zwei Begleitern die Stadt zu zeigen und sie herum zu führen. Als sie sich erhoben hatten und auf dem Weg zur Tür waren, klopfte es. Mikkel trat herein und verbeugte sich leicht vor Hatora und begrüsste dann Alturin und die drei fremden Männer. Belgomir war hocherfreut, den Mann kennen zu lernen, von dem er schon so viel gehört hatte. Sie mochten sich beide auf Anhieb, dies merkte man sofort.
Doch Mikkel schien etwas zu bedrücken und er bat Hatora um ein persönliches Gespräch. Als sie alleine waren, eröffnete er ihr seine Sorge um Mahala. Etwas schien nicht normal zu sein bei ihrer Schwangerschaft. Ihr Bauch hatte innerhalb weniger Tage enorm an Umfang zugenommen und er machte sich grosse Sorgen, dass etwas nicht in Ordnung war.
Hatora legte Mikkel beruhigend ihre Hand auf dem Arm. "Sei ganz unbesorgt lieber Mikkel, es ist alles in Ordnung mit ihr. Vertraue mir. Es ist ein ganz besonderes Kind und die Schwangerschaft wird kürzer sein, als es normalerweise der Fall ist. Es ist so, wie es bei Dir war. Die Schwangerschaft ist wesentlich kürzer und das Kind wächst wesentlich schneller, verstehst Du?"
"Ihr meint......es wird so......wie ich sein?", fragte Mikkel ungläubig.
"Ja, so wird es sein, lieber Mikkel - so wie Du......"
H.A. - hier genannt Tolkien