Tolkien
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Die Usha-Lichtung
Der kleine Mikkel war aus dem Häuschen. Es war so weit. Heute durfte er wieder mit seinen Eltern zur Lichtung raus. Er war in diesem Jahr 3 Jahre alt geworden und ungewöhnlich gross gewachsen. Sein langes blondes Haar hing ihm stets wirr ins Gesicht und wenn er es sich herausstrich, kamen seine tiefblauen Augen zum Vorschein. Seinen linken Handrücken zierte ein seltsames Mal. Es stellte eine Sonne dar, um die herum zwölf Punkte silbern leuchteten. Dieses Zeichen wies ihn, genau wie seine Eltern, als "Lichtmagier" aus. Jedes Jahr wurde in einer festlichen Zeremonie vom Ältestenrat ermittelt, ob es neue Lichtmagier unter ihnen gab. In diesem speziellen Ritual wurde immer zur Sommersonnenwende geschaut, ob es einen neuen Schüler mit den richtigen Anlagen gab. War dem so, erschien auf dem linken Handrücken des Kindes das Mal. In ihrem Dorf waren seine Eltern sehr geachtete Leute, weil sie mit ihrer magischen Arbeit und ihrem alten Wissen um Lichtenergie und Heilung schon vielen Dorfbewohnern geholfen hatten. Mit ihren Fähigkeiten hatten sie schon oft Schaden vom Dorf und ihren Bewohnern abgewendet und einen magischen Schutzkreis um das Dorfrund gelegt.
Im Dorf lebten etwa einhundert Menschen in einfachen Holzhäusern, die sie alle selbst erbaut hatten. Direkt am Waldrand gelegen, lebten die meisten Menschen des Dorfes von Ackerbau und Viehzucht und von den Dingen, die der Wald gab. Ein friedliches Miteinander, von gegenseitiger Hilfe getragen, sicherte ihnen allen hier ein recht zufriedenes Leben. Es gab einen Ältestenrat, nach dessen Empfehlungen sich die Leute meist richteten, aber dennoch war jederman frei in seinen Entscheidungen und konnte tun und lassen was er wollte, solange die Gemeinschaft keinen Schaden hierdurch erlitt. Grössere Veränderungen wurden gemeinsam beraten und umgesetzt. So herrschte schon lange Zeit ein friedvolles Nebeneinander im Dorf und das war gut so. Doch etwas trübte die Stimmung seit einiger Zeit. Seinen Eltern war aufgefallen, dass das leuchtende Lichtzeichen am Baum der Weisheit auf der Usha-Lichtung langsam verblasste und dies war kein gutes Zeichen. Mikkel hatte die Besorgnis seiner Eltern gespürt und seine Mutter beim letzten Besuch der Lichtung gefragt, worüber sie sich solche Sorgen machten. Doch seine Mutter hatte ihn nur an seine Pflichten erinnert, die er auf der Lichtung zu erfüllen hatte und ihm gesagt, dass sie es ihm später erklären würde.
Sie machten sich heute auf den Weg zur Lichtung, wo sie drei Tage und drei Nächte bleiben wollten um zu ergründen, was es mit dem verblassen der Lichter auf sich hatte. Der Weg zur Lichtung würde ungefähr drei Stunden dauern und Mikkel hatte sich fest vorgenommen, seine Mutter wieder auf die Sache anzusprechen, wenn sie dort waren. Auf dem Weg dorthin wollte er sich die richtige Strategie zurecht legen. Nun verliessen sie ihr Haus und gingen über den Dorfplatz. Unterwegs wurden sie von vielen Menschen freundlich gegrüsst. Sie wünschten ihnen viel Glück, Erfolg und eine sichere Rückkehr. Am Brunnen auf dem Dorfplatz sah Mikkel die kleine Mahala stehen. Sie lächelte ihm zu. Die beide mochten sich sehr und waren oft gemeinsam unterwegs. Sie wusste, dass er nun drei Tage nicht da sein würde und winkte ihn zu sich heran. Mikkel lief zu ihr herüber und sie drückte ihm zum Abschied ein Tuch in die Hand, in das etwas eingeschlagen war. "Du darfst aber erst reinschauen, wenn ihr auf der Lichtung seid," verlangte sie. "In Ordnung - versprochen," antwortete Mikkel und sie verabschiedeten sich voneinander.
Kurz darauf hatten sie den Rand des naheliegenden Waldes erreicht. Mikkel hatte seinen kleinen Rucksack geschultert. Seine Eltern trugen jeweils einen grösseren Rucksack mit all den Dingen, die sie während der drei Tage und für ihre Arbeit dort brauchen würden. Als sie auf der Hälfe der Strecke eine Rast einlegten, fragte Mikkel seine Mutter nach dem Grund für ihre Sorge. Doch seine Mutter vertröstete ihn abermals, versprach ihm aber nach getaner Arbeit auf der Lichtung den Rückweg dazu zu nutzen, ihn einzuweihen. Zunächst müsste er aber seinen Teil der Arbeit auf der Lichtung erfüllen. Schon wieder musste er warten! Aber die Aussicht auf Erklärung nach den drei Tagen liess ihn hoffen und sofort drängte er auf den Weitermarsch. Die zweite Hälfte des Weges kam Mikkel so endlos lang vor, aber dann hatten sie sie endlich erreicht. Es war eine besondere Stimmung hier, die ihn jedesmal aufs Neue faszinierte. Die alten Eichen und Buchen waren schon mehrere hundert Jahre alt und die alte Knorreiche, an der das Lichtsiegel hing, war schon über eintausend Jahre alt, hatte ihm seine Mutter erzählt.
In der Mitte der Lichtung stand ein alter Eichenbaumstumpf, um den herum sie ihre Sachen abstellten. Danach gingen sie alle drei zuerst zur Knorreiche, verbeugten sich vor ihr und legten ihre linke Hand mit dem Handrücken gegen das Siegel. Ein wohliges Brummen war aus der Eiche zu hören drei Blätter fielen herab zu ihren Füssen. Dies war das Zeichen, dass die Eiche sie erkannt hatte und ihnen Zutritt zur Lichtung und für ihre Arbeit gewährte. Die Eiche legte einen kaum wahrnehmbaren Schleier um die gesamte Lichtung und sorgte so für Schutz in den drei Tagen, die sie hier sein würden. Den Rest des ersten Tages nutzen sie immer für ihre Vorbereitungen, bauten alles auf und zum Schluss wurde ein schönes Lagerfeuer entfacht, an dem sie assen und redeten, bis zum Schlafengehen. "Warum heisst diese Lichtung eigentlich Usha-Lichtung, Mutter"?, fragte Mikkel. "Es geht die Legende, dass hier an dieser Stelle vor tausenden von Jahren einst eine mächtige Festung stand. Das friedliebende Volk der Usher soll hier gelebt haben und ihr König hiess Usha." "Und warum ist sie jetzt weg?", fragte Mikkel. "Nun, es gab einen grossen Krieg mit einem benachbarten kriegerischen Volk, dass sich die Niewa nannte und da die Usher diesen Krieg verloren, wurde alles dem Erdboden gleichgemacht und die Festung vernichtet." "Warum haben diese Menschen denn die Usher angegriffen?" "Ja weisst Du Mikkel, nicht alle Menschen sind so friedfertig wie wir." Gerade wollte Mikkel die nächste Frage stellen, als seine Mutter die Hand hob.
"Wir wissen beide nur zu gut, wohin das jetzt führen würde mein lieber Sohn. Es ist nun Zeit für Dich schlafen zu gehen. Deine Schlafstelle ist hergerichtet, also mache Dich fertig und dann ab ins Bett." Mikkel wusste, dass er keine Chance hatte und bereitete sich auf's Schlafengehen vor. Er ging zur alten Knorreiche und legte seinen linken Handrücken an den Baum. Dann verabschiedete er sich von seinen Eltern mit einem "Gute Nacht" und legte sich auf den Boden in sein Bett. Einen Moment dachte er noch nach, doch dann übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief ein. Ein Traum bemächtigte sich seiner, der ihn diese Nacht unruhig schlafen liess. Er träumte von König Usha, von einem schönen Land, von einer grossen Schlacht und einer verheerenden Niederlage......und von sehr sehr dunkelen Mächten.
Der kleine Mikkel war aus dem Häuschen. Es war so weit. Heute durfte er wieder mit seinen Eltern zur Lichtung raus. Er war in diesem Jahr 3 Jahre alt geworden und ungewöhnlich gross gewachsen. Sein langes blondes Haar hing ihm stets wirr ins Gesicht und wenn er es sich herausstrich, kamen seine tiefblauen Augen zum Vorschein. Seinen linken Handrücken zierte ein seltsames Mal. Es stellte eine Sonne dar, um die herum zwölf Punkte silbern leuchteten. Dieses Zeichen wies ihn, genau wie seine Eltern, als "Lichtmagier" aus. Jedes Jahr wurde in einer festlichen Zeremonie vom Ältestenrat ermittelt, ob es neue Lichtmagier unter ihnen gab. In diesem speziellen Ritual wurde immer zur Sommersonnenwende geschaut, ob es einen neuen Schüler mit den richtigen Anlagen gab. War dem so, erschien auf dem linken Handrücken des Kindes das Mal. In ihrem Dorf waren seine Eltern sehr geachtete Leute, weil sie mit ihrer magischen Arbeit und ihrem alten Wissen um Lichtenergie und Heilung schon vielen Dorfbewohnern geholfen hatten. Mit ihren Fähigkeiten hatten sie schon oft Schaden vom Dorf und ihren Bewohnern abgewendet und einen magischen Schutzkreis um das Dorfrund gelegt.
Im Dorf lebten etwa einhundert Menschen in einfachen Holzhäusern, die sie alle selbst erbaut hatten. Direkt am Waldrand gelegen, lebten die meisten Menschen des Dorfes von Ackerbau und Viehzucht und von den Dingen, die der Wald gab. Ein friedliches Miteinander, von gegenseitiger Hilfe getragen, sicherte ihnen allen hier ein recht zufriedenes Leben. Es gab einen Ältestenrat, nach dessen Empfehlungen sich die Leute meist richteten, aber dennoch war jederman frei in seinen Entscheidungen und konnte tun und lassen was er wollte, solange die Gemeinschaft keinen Schaden hierdurch erlitt. Grössere Veränderungen wurden gemeinsam beraten und umgesetzt. So herrschte schon lange Zeit ein friedvolles Nebeneinander im Dorf und das war gut so. Doch etwas trübte die Stimmung seit einiger Zeit. Seinen Eltern war aufgefallen, dass das leuchtende Lichtzeichen am Baum der Weisheit auf der Usha-Lichtung langsam verblasste und dies war kein gutes Zeichen. Mikkel hatte die Besorgnis seiner Eltern gespürt und seine Mutter beim letzten Besuch der Lichtung gefragt, worüber sie sich solche Sorgen machten. Doch seine Mutter hatte ihn nur an seine Pflichten erinnert, die er auf der Lichtung zu erfüllen hatte und ihm gesagt, dass sie es ihm später erklären würde.
Sie machten sich heute auf den Weg zur Lichtung, wo sie drei Tage und drei Nächte bleiben wollten um zu ergründen, was es mit dem verblassen der Lichter auf sich hatte. Der Weg zur Lichtung würde ungefähr drei Stunden dauern und Mikkel hatte sich fest vorgenommen, seine Mutter wieder auf die Sache anzusprechen, wenn sie dort waren. Auf dem Weg dorthin wollte er sich die richtige Strategie zurecht legen. Nun verliessen sie ihr Haus und gingen über den Dorfplatz. Unterwegs wurden sie von vielen Menschen freundlich gegrüsst. Sie wünschten ihnen viel Glück, Erfolg und eine sichere Rückkehr. Am Brunnen auf dem Dorfplatz sah Mikkel die kleine Mahala stehen. Sie lächelte ihm zu. Die beide mochten sich sehr und waren oft gemeinsam unterwegs. Sie wusste, dass er nun drei Tage nicht da sein würde und winkte ihn zu sich heran. Mikkel lief zu ihr herüber und sie drückte ihm zum Abschied ein Tuch in die Hand, in das etwas eingeschlagen war. "Du darfst aber erst reinschauen, wenn ihr auf der Lichtung seid," verlangte sie. "In Ordnung - versprochen," antwortete Mikkel und sie verabschiedeten sich voneinander.
Kurz darauf hatten sie den Rand des naheliegenden Waldes erreicht. Mikkel hatte seinen kleinen Rucksack geschultert. Seine Eltern trugen jeweils einen grösseren Rucksack mit all den Dingen, die sie während der drei Tage und für ihre Arbeit dort brauchen würden. Als sie auf der Hälfe der Strecke eine Rast einlegten, fragte Mikkel seine Mutter nach dem Grund für ihre Sorge. Doch seine Mutter vertröstete ihn abermals, versprach ihm aber nach getaner Arbeit auf der Lichtung den Rückweg dazu zu nutzen, ihn einzuweihen. Zunächst müsste er aber seinen Teil der Arbeit auf der Lichtung erfüllen. Schon wieder musste er warten! Aber die Aussicht auf Erklärung nach den drei Tagen liess ihn hoffen und sofort drängte er auf den Weitermarsch. Die zweite Hälfte des Weges kam Mikkel so endlos lang vor, aber dann hatten sie sie endlich erreicht. Es war eine besondere Stimmung hier, die ihn jedesmal aufs Neue faszinierte. Die alten Eichen und Buchen waren schon mehrere hundert Jahre alt und die alte Knorreiche, an der das Lichtsiegel hing, war schon über eintausend Jahre alt, hatte ihm seine Mutter erzählt.
In der Mitte der Lichtung stand ein alter Eichenbaumstumpf, um den herum sie ihre Sachen abstellten. Danach gingen sie alle drei zuerst zur Knorreiche, verbeugten sich vor ihr und legten ihre linke Hand mit dem Handrücken gegen das Siegel. Ein wohliges Brummen war aus der Eiche zu hören drei Blätter fielen herab zu ihren Füssen. Dies war das Zeichen, dass die Eiche sie erkannt hatte und ihnen Zutritt zur Lichtung und für ihre Arbeit gewährte. Die Eiche legte einen kaum wahrnehmbaren Schleier um die gesamte Lichtung und sorgte so für Schutz in den drei Tagen, die sie hier sein würden. Den Rest des ersten Tages nutzen sie immer für ihre Vorbereitungen, bauten alles auf und zum Schluss wurde ein schönes Lagerfeuer entfacht, an dem sie assen und redeten, bis zum Schlafengehen. "Warum heisst diese Lichtung eigentlich Usha-Lichtung, Mutter"?, fragte Mikkel. "Es geht die Legende, dass hier an dieser Stelle vor tausenden von Jahren einst eine mächtige Festung stand. Das friedliebende Volk der Usher soll hier gelebt haben und ihr König hiess Usha." "Und warum ist sie jetzt weg?", fragte Mikkel. "Nun, es gab einen grossen Krieg mit einem benachbarten kriegerischen Volk, dass sich die Niewa nannte und da die Usher diesen Krieg verloren, wurde alles dem Erdboden gleichgemacht und die Festung vernichtet." "Warum haben diese Menschen denn die Usher angegriffen?" "Ja weisst Du Mikkel, nicht alle Menschen sind so friedfertig wie wir." Gerade wollte Mikkel die nächste Frage stellen, als seine Mutter die Hand hob.
"Wir wissen beide nur zu gut, wohin das jetzt führen würde mein lieber Sohn. Es ist nun Zeit für Dich schlafen zu gehen. Deine Schlafstelle ist hergerichtet, also mache Dich fertig und dann ab ins Bett." Mikkel wusste, dass er keine Chance hatte und bereitete sich auf's Schlafengehen vor. Er ging zur alten Knorreiche und legte seinen linken Handrücken an den Baum. Dann verabschiedete er sich von seinen Eltern mit einem "Gute Nacht" und legte sich auf den Boden in sein Bett. Einen Moment dachte er noch nach, doch dann übermannte ihn die Müdigkeit und er schlief ein. Ein Traum bemächtigte sich seiner, der ihn diese Nacht unruhig schlafen liess. Er träumte von König Usha, von einem schönen Land, von einer grossen Schlacht und einer verheerenden Niederlage......und von sehr sehr dunkelen Mächten.
H.A. - hier genannt Tolkien