12 Lichter

Verbündete



Alturin war den dritten Tag unterwegs und hatte die Grenzen Südlands passiert. Die warmen Lande trieben ihm schnell den Schweiss aus den Poren und er befreite sich von einem Teil seiner Kleidung. Undra kam von ihren Erkundungsflug zurück. Der Weg war sicher. Die Wälder und Auen erfrischten seinen Geist und seine Augen. So ritt Alturin weiter und erreichte am Nachmittag die Burg des Königs Leholan. Er ersuchte darum, den König sprechen zu dürfen und wenig später empfing ihn der Herrscher gemeinsam mit seinem Sohn Belgomir.

Nach einer kurzen Begrüssung berichtete Alturin ohne Umschweife dem König und seinem Sohn von den Geschehnissen um die Kristallstadt und bat ihn um Beistand in der bevorstehenden Schlacht. Besorgt fragte der König nach der Mannenstärke der Gegner.

"Nun Leholan, König, wir rechnen mit einem grossen Zusammenschluss vieler Völker, die Rincobal mit verderbter Zauberkraft auf seine Seite gezogen hat. Die Mannenstärke unserer Gegner dürfte um die dreissigtausen Kopf sein."

"Dreissigtausend?, rief Leholan aus. Solch eine grosse Streitmacht vermochte bisher noch niemand aufzustellen. Bist Du Dir sicher, Alturin?"

"Seid versichert mein Herr, dass dies die Zahl ist, mit der wir rechnen müssen," antwortete Alturin.

Der König und sein Sohn wechselten besorgte Blicke.

"Wann rechnet ihr mit dem Angriff," fragte der König Alturin.

"Zwei, vielleicht drei neue Monde," antwortete Alturin.

"Sei so gut und gehe in die grosse Halle Alturin. Dort wirst Du mit Speise und Trank versorgt. Ich werde mich mit meinem Sohn beraten und Dich danach rufen lassen."

"Gewiss, mein Herr," antwortete Alturin und begab sich nach einer kurzen Verbeugung hinaus in den Saal vor des Königs Amtszimmer. Sogleich brachten Bedienstete ihm Wasser und Wein, sowie Brot, Käse und Schinken. Alturin bedankte sich und liess es sich schmecken. Der Käse und das Brot mundeten ihm ausgezeichnet. Südland war ein guter Boden.

Ein Bediensteter kam heran und bat Alturin zum König zurück. Als Alturin den Raum betrat, sah er eine grosse handgefertigte Karte auf dem Tisch liegen. Leholan bat Alturin heran. Er sah sich die Karte genau an. Solch eine schöne Karte hatte Alturin noch nie gesehen. Alle Wasser, Wälder und Berge waren eingezeichnet und stattliche Gebäude wie die Kristallstadt und des Königs Burg ebenfalls.

"Wer hat sie angefertigt mein Herr,?" fragte Alturin.

"Es war Bengimir, mein zweiter Sohn. Er ist geschickt in solchen Dingen und hat ein gutes Gespür für die schönen Dinge des Lebens."

"Eine wirklich sehr schöne Arbeit Eures Sohnes," antwortete Alturin.

"Ja in der Tat und nun ist sie uns besonders hilfreich. Aber nun wollen wir uns setzen und die Dinge besprechen, die zu tun sind."

Die drei Männer setzten sich an den massiven Holztisch und Leholan breitete die kunstvolle Karte in der Mitte aus. Der König und sein Sohn sagten Alturin ihre Hilfe für die Kristallstadt zu. Sechshundert bewaffnete Männer sollten sich in Kürze auf den Weg zu Hatora machen und sich ihrem Kommando unterstellen.

Belgomir jedoch würde sich schon morgen auf den Weg machen und zwei weitere benachbarte Völker, mit denen sie schon seit ewigen Zeiten friedlich nebeneinander lebten, um ihren Beistand bitten. Dann würde er sich unverzüglich in die Kristallstadt begeben, um das Gelände und die Stadt anzusehen.

Es war wichtig, sich gut vorzubereiten und ausserdem wollte er unbedingt so schnell wie möglich Mikkel kennen lernen, von dem er schon viel gehört hatte. König Leholan bot Alturin an sein Gast zu sein und die Nacht in der Burg zu verbringen, was Alturin dankend annahm. Gleich am Morgen wollten sie aufbrechen. Alturin in Richtung der Kristallstadt und Belgomir zu den Nachbarn Südlands.

"Werden wir uns morgen früh noch sehen?," fragte er Belgomir.

"Mein Hahn kräht früh, Alturin. Ich denke, dass ich unsere Landesgrenze schon überschritten habe, wenn Du das Bett verlässt."

Als Alturin am nächsten Morgen die Burg verliess, war der Königssohn schon weit fort. Die Morgendämmerung zog herauf und Alturin wollte sich beeilen, um Hatora schnell die guten Nachrichten zu überbringen. Undra segelte an ihm vorbei. Auch sie war froh darüber, bald wieder hinter den schützenden Mauern der Kristallstadt zu sein. Undra hatte kein gutes Gefühl. Sie spürte eine grosse Gefahr heraufziehen und sie hoffte, dass die weisen Menschen um sie herum das drohende Unheil noch abwenden könnten.

Schnell und sicher war seine Rückreise und als Alturin durch das grosse Tor der Kristallstadt ritt, begegnete er Mahala. Sie führte Mikkels Eltern herum und zeigte ihnen die Stadt. Sie hatten sich gut erholt dank Hatoras Hilfe und die Herrin der Kristallstadt hatte Mahala mit der weiteren Hilfe zur Genesung betraut. Sie begrüssten sich und Mahala stellte ihnen Alturin vor. Alturin sah, dass sie doch noch recht schwach auf den Beinen waren, aber im Vergleich zu ihrer letzten Begegnung hatten sie sich wirklich erstaunlich gut erholt.

Alturin begab sich zuerst zu Hatora und berichtete ihr was er erreicht hatte. Die Herrin der Kristallstadt war sehr zufrieden mit dem Ergebnis und glücklich darüber, dass Südland ihnen als Verbündeter zur Seite stehen würde und dass der Sohn des Königs sich noch um weitere Hilfe bemühen wollte, stimmte sie zuversichtlich.

"Wie geht es Mikkel?," fragte Alturin.

"Nun, die gute Genesung seiner Eltern schlägt sich sehr erfreulich auf ihn nieder. Er kümmert sich sehr fürsorglich um sie und widmet ihnen viel Zeit. Wenn er nicht bei ihnen und Mahala ist, probt er den Kampf und spielt taktische Möglichkeiten zur Verteidigung der Stadt durch. Er sprüht nur so vor Energie."

"Sie sind ein grosses Paar, die Eltern von Mikkel, sagte Hatora bewundernd. Auch Mikkel und Mahala sind ein grosses Paar und wenn ich mir vorstelle, was aus ihnen werden könnte, stimmt mich dies sehr froh. Sie haben eine unglaubliche Verbindung, die sich ständig intensiviert. Wenn es so weitergeht, überholen sie uns beide noch, mein lieber Freund." Ein leichtes Schmunzeln huschte über ihr Gesicht.

Ihre Worte verunsicherten Alturin und die Frage, die er auf der Zunge hatte, behielt er lieber bei sich. Hatora bemerkte seine Verlegenheit und wechelte das Thema.

Die nächsten zwei Tage verliefen ruhig, doch bemerkte man die Anspannung der Menschen in der Kristallstadt, denn die Vorbereitungen zur Verteidigung sprachen ihre eigene Sprache.

Dann trafen gegen Mittag drei Krieger in der Kristallstadt ein und Alturin erkannte Belgomir, den Sohn des Königs von Südland in Begleitung zweier Kampfgefährten.

Alle drei Männer führten bereits sämtliche ihrer Waffen mit sich und einer von ihnen hatte einen mit kleinen Gitterstäben versehenen Verschlag dabei, in dem sich zwei Tauben befanden. Sie sollten Nachricht an den König überbringen, wenn dies erforderlich war.

Hatora und Alturin begrüssten die drei Männer herzlich und Hatora bat sie in den grossen Saal. Sie waren sichtlich beeindruckt vom Glanz der Kristallstadt und sahen sich nach allen Seiten um.

Hatora bedankte sich zunächst bei Belgomir für die angebotene Hilfe und den Beistand. Dann berichtete Belgomir ihr, dass er die Sakreten, ein kampferprobtes Bergvolk aus dem Süden und die Phelither, direkte Nachbarn der Waldsäumer, für ihre gemeinsame Sache gewinnen konnte. Insgesamt wollten diese beiden Völker über eintausend Mannen für den Kampf bereitstellen.

Dies waren gute Nachrichten und Hatora war froh, dass sie Alturin auf die Reise geschickt hatte, um Verbündete zu suchen. Beim nächsten Vollmond sollten alle hier in der Kristallstadt eintreffen und es gab noch viel vorzubereiten. Hatora bat Alturin, dem Königssohn und seinen zwei Begleitern die Stadt zu zeigen und sie herum zu führen. Als sie sich erhoben hatten und auf dem Weg zur Tür waren, klopfte es. Mikkel trat herein und verbeugte sich leicht vor Hatora und begrüsste dann Alturin und die drei fremden Männer. Belgomir war hocherfreut, den Mann kennen zu lernen, von dem er schon so viel gehört hatte. Sie mochten sich beide auf Anhieb, dies merkte man sofort.

Doch Mikkel schien etwas zu bedrücken und er bat Hatora um ein persönliches Gespräch. Als sie alleine waren, eröffnete er ihr seine Sorge um Mahala. Etwas schien nicht normal zu sein bei ihrer Schwangerschaft. Ihr Bauch hatte innerhalb weniger Tage enorm an Umfang zugenommen und er machte sich grosse Sorgen, dass etwas nicht in Ordnung war.

Hatora legte Mikkel beruhigend ihre Hand auf dem Arm. "Sei ganz unbesorgt lieber Mikkel, es ist alles in Ordnung mit ihr. Vertraue mir. Es ist ein ganz besonderes Kind und die Schwangerschaft wird kürzer sein, als es normalerweise der Fall ist. Es ist so, wie es bei Dir war. Die Schwangerschaft ist wesentlich kürzer und das Kind wächst wesentlich schneller, verstehst Du?"

"Ihr meint......es wird so......wie ich sein?", fragte Mikkel ungläubig.

"Ja, so wird es sein, lieber Mikkel - so wie Du......"


H.A. - hier genannt Tolkien
 
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Verführerische Töne



Bengimir rollte sich auf die Seite. Die schöne Frau neben ihm schlief noch. Er kannte Sebana seit einigen Wochen. Sie hatte sich ihm förmlich aufgedrängt, wie so viele vor ihr. Wenn er seine Musik spielte oder seine Gedichte vortrug, lagen ihm die Frauen einfach zu Füssen. Seit Tagen wich sie ihm nicht von der Seite und drängte sich ihm sogar in der Nacht auf. Bengimir blickte sie an. Sie war sehr schön. Halb aufgedeckt lag sie da und Ihre langen schwarzen schulterlangen Haare bedeckten halb ihre wohlgeformten Brüste.

Er wandte sich ab. Es gab nichts wirklich Erfüllendes mit ihr. Sie war eben so wie viele andere seiner Liebschaften vor ihr. Sie hatte sich ihm aufgedrängt - er hatte sie nicht erobert. Er war zwar den schöngeistigen Dingen sehr zugetan, doch in diesem Punkt wollte er eben "Mann" sein. Er wollte erobern, anders herum empfand er es als Falsch. Belgomir war da ganz anders. Sein Bruder wurde wegen seiner Männlichkeit von allen bewundert. Ein grosser und geschickter Kämpfer, dem die Frauen zu Füssen lagen, aber aus einem anderen Grund. Manchmal bewunderte er ihn dafür und manchmal.....hasste er ihn dafür. Er hatte das Gefühl, dass sein Vater Belgomir mehr liebte als ihn.

Er musste hier weg! Aus dieser Burg und aus der Umgebung seiner Eltern und auch Belgomirs war er überdrüssig. Er wollte an den Waldsee fahren, dort wo er schon so viel Trost und gute Eingebungen erfahren hatte. Schnell packte er ein paar Sachen zusammen und machte sich auf den Weg. Keiner bemerkte sein Verschwinden. Auch Sebana wähnte ihn noch an ihrer Seite.

Sein Ritt wurde schneller, als er das Burgtor passierte. Nur der Wachposten wusste, dass er fort war. Die Sonne stand noch nicht im Zenit, als er den See erreichte. Bengimir steuerte seinen Stammplatz an. Der stark bemooste Stein nahe am Ufer des Sees schien bereits auf ihn zu warten. Er liebte es, sich hier anzulehnen und auf den See zu schauen. Er band sein Pferd an und packte einige Kleinigkeiten für sein leibliches Wohl aus und legte sie neben den Stein. Dann machte er es sich dort bequem.

So friedlich war es hier. Bengimir schaute auf die leichten Wellenbewegungen des Wassers. Die Gedanken in seinem Kopf beruhigten sich langsam und kurz darauf schlief er ein. Der Traum der ihn erfüllte, handelte von wunderschönen Tönen, von wohl geschmiedeten Versen und von vielen Bildern, die er mit dem Pinsel erschaffen hatte. Doch dann ging plötzlich ein Ruck durch seinen Geist. Bilder von heftigen Kämpfen, Wut und Hass und mächtigen Herrschern kamen heran und liessen seinen Atem schneller gehen. Es war ein völlig neues Gefühl für ihn.....aber es gefiel ihm. Und einer dieser machtvollen Männer war er, Bengimir.

Die letzte Szene seines Traumes war ein Moment, in dem er mit erhobenem Schwert lauthals einen Siegesschrei ausstiess - dann erwachte er. Bengimir sah sich um. Er war allein. Doch hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Er sah sich nach allen Seiten um und dann entdeckte er ihn! Der Alte stand an eine alte Ulme gelehnt und sah ihn lächelnd an. Bengimir sprang erschrocken auf.

"Verzeiht mir, junger Herr Bengimir, kam der Alte mit beschwichtigend gehobenen Armen auf ihn zu, ich wollte Euch nicht verschrecken und habe mich bedeckt gehalten, als Ihr schlieft."

"Ihr kennt mich,?" fragt Bengimir verwundert.

"Wer kennt nicht des Königs wunderbaren Sohn, dessen kunstvolle Fertigkeiten das ganze Land erfreuen und die weit über die Grenzen des Reiches bekannt und berühmt sind, mein Herr und Gebieter," antwortete der Alte.

Diese Worte stimmten Bengimir froh und er fragte den Alten, was er hier wolle.

"Oh mein Herr, ich habe Euch bereits hier ankommen sehen und wollte Euch ansprechen, aber da Ihr dann sehr schnell eingenickt seid, habe ich mich zurückgehalten, weil ich Eure edlen Träume nicht stören wollte. Auch ich bin ein Mann der edlen Künste. Natürlich reichen meine bescheidenen Möglichkeiten bei Weitem nicht an die Euren heran. Auch habe ich lediglich eine selbstgemachte Flöte für mein Spiel, doch hoffte ich darauf, ob Ihr wohl in Eurer grossen Güte für einen Momemt meinem Spiel Gehör schenken wollt."

Bengimir fühlte sich durch die Worte des Alten sehr geschmeichelt und erlaubte ihm, seine Musik vorzutragen. Der Alte holte aus seinem Mantel eine Flöte aus Sternenholz, sie war einfach, aber wunderschön anzusehen. Dann setzte er sie an seinen Mund und begann sein Spiel. Bereits nach den ersten Tönen sah sich Bengimir in eine andere Welt versetzt. Immer weiter spielte der Alte und bald erkannte Bengimir sich wie in einem Traum als starker, grosser Herrscher, der die ganze Welt in seinen Händen hielt und nur mit dem Finger zu schnippen brauchte und zahllose Bedienstete seine Wünsche erfüllten.

Er befehligte eine Streitmacht, wie die Welt sie noch nicht gesehen hatte und unter seinen Hauptleuten war sein Bruder Belgomir. Ja, er war ihm unterstellt! Er, Bengimir, war der Herrscher! Ein gutes Gefühl! Endlich war es so, wie es sein sollte und wie er es sich wünschte.

Eine Weile schwelgte Bengimir noch in wunderbaren Träumen. Dann kam er langsam ins Hier und Jetzt zurück. Er bemerkte eine Hand auf seiner Schulter. Der Alte hatte sie ihm aufgelegt. Bengimir öffnete seine Augen und sah ihn an.

"Oh verzeiht mir, edler Herr, ich habe Euch so mit meinem Spiel gelangweilt, dass Ihr eingeschlafen seid. Bitte vergebt mir mein törichtes Verhalten! Meine Spielkunst wird niemals an die Eure heranreichen können."

"Nein, nein, antwortete Bengimir, stelle Dein Licht nicht unter den Scheffel, alter Mann. Dein Spiel war sehr schön und hat meine Sinne erfreut. Komm' und setze Dich auf ein Wort zu mir."

"Oh, Ihr seid zu gütig und erfreut mein Herz, edler Herr, sagte der Alte und nahm in gebührendem Abstand neben Bengimir Platz.

Sie sprachen ein Weile über die Musik und der Alte erzählte Bengimir, dass die wunderschöne Flöte ein altes Erbstück seines Vaters sei, der zu seinen Lebzeiten in den Diensten Hatoras gestanden hatte, der Herrscherin der Kristallstadt.

Dann holte er eine kleine Flasche aus dem Mantel und fragte Bengimir, ob er wohl einmal von seinem selbst angebauten Wein kosten wolle, um ihm seine Meinung und sein Urteil zu sagen. Gerne war Bengimir dazu bereit und kurz darauf floss der rote Saft seine Kehle hinunter. Noch bevor er ein Wort antworten konnte, war er in eine andere Welt befördert und schlief.

Der Alte holte einen Stein aus seinem Mantel hervor und legte ihn auf Bengimirs Stirn. Dann begann er, magische Formeln zu sprechen und zog beschwörend mit den Händen Kreise um seinen Kopf. Er beendete sein Ritual kurz darauf, packte Stein und Flasche in seinen Mantel und verliess den Königssohn.

Bengimir öffnete kurz darauf seine Augen. Er fühlte sich stark und mächtig und seine Augen hatten einen seltsamen Ausdruck.

Der Alte strich durch den Wald zu seinem Pferd zurück. Er musste schnell in den Sternenwald. Alle warteten dort auf ihn.

Auf den grossen Rincobal.....


H.A. - hier genannt Tolkien
 
Auf einer kleinen Lichtung sass der Fürst der Unterwelt vor einem übergrossen Lagerfeuer und starrte geistesabwesend in die Flammen.

hi Tolkien
haidawei jetzt wird es immer spannender in deiner geschichte...
könnte es sein, dass Grandalk, der fürst der unterwelt, Rincobal noch zum verhängnis werden wird in der schlacht um die kristallstadt?
ich weiß ich bin unmöglich mit meiner neugier! :)
preisgeben wirst du eh nix..aber wie wäre es mit einer klitzen kleinen andeutung?
r010.gif
:D
 
Heimgekehrt



Sie waren neu erstarkt und wohlauf. Eira und Joohn, Mikkels Eltern, waren dank des unermüdlichen Einsatzes von Hatora und Mahala wieder ins Leben zurückgekehrt. Mikkel hatte Tag und Nacht bei Ihnen gewacht und war nur selten von ihrer Seite gewichen. Die dunklen Schatten Shergolas waren von ihnen abgefallen und ihre Augen waren wieder mit Licht erfüllt. In den letzten Tagen hatte Mikkel ihnen alles erzählt, was er erlebt hatte und was in der letzten Zeit geschehen war und.....was ihnen nun bevorstand.

Ihre Freude über ihr bald eintreffendes Enkelkind war gross, doch sie wurde getrübt durch die nahende Schlacht. Eira und Joohn hatten mit Hatora gesprochen. Sie wollten unbedingt in ihr Dorf zurück und Eira beabsichtigte bei der Lichtung Halt zu machen, um nach der alten Knorreiche zu schauen. Hatora hatte vor dem gefährlichen Weg gewarnt und ihnen gesagt, dass es nicht gewiss sei, wann die feindlichen Truppen eintreffen würden. Man wisse nicht welchen Weg sie nehmen würden und ob sie nicht auf das Dorf treffen würden. Doch die Eltern waren nicht von ihrem Vorhaben abzubringen. Sie wollten die Dorfbewohner warnen und so beschlossen sie, am nächsten Morgen aufzubrechen. Mikkel, Mahala und Alturin sollten sie begleiten und in ein paar Tagen wollten sie zurück sein. Doch Hatora wollte auf keinen Fall zulassen, dass Mahala in ihrem Zustand diese Reise auf sich nahm und verbot ihr die MItreise. Mit gemischten Gefühlen blickte Hatora am nächsten Morgen den vier Pferden nach, die durch das Tor auf die Ebene vor der Stadt ritten. Mahala stand an ihrer Seite.


* * * * * * * * * * * * *

Rincobal war zufrieden mit sich. Wie eine Spinne im Netz kam er sich vor. Er brauchte nur an seinen Fäden zu zupfen und schon erhielt er was er wollte. Jederzeit konnte er nun die Gedanken des Königssohnes anzapfen. Bengimir war in seiner Hand. Er musste nur an ihn denken und schon war die Verbindung hergestellt. Er würde ihm noch wichtige Informationen entlocken.

Er wollte nun auf dem schnellsten Wege zurück in den Sternenwald. Nach und nach trafen die Truppen ein und er musste ein Auge auf sie haben - nein besser zwei. So viele Völker und so viele Krieger so nah nebeneinander, da reichte ein kleiner Funke und die kriegerische Schar könnte sich selbst zerfleischen.

Doch eine Sache wollte er noch auf dem Rückweg in Augenschein nehmen. Die Lichtung mit der alten Knorreiche. Sein Gefühl riet ihm, einen kleinen Abstecher dorthin zu machen. Kurz bevor er die Lichtung erreichte, stieg er ab und band sein Pferd an. Er verharrte hinter einer mächtigen Esche und beobachtete die Lichtung. Erst als er sicher war, dass niemand dort weilte, ging er auf die alte Knorreiche zu.

Ein unfreundliches Knurren drang zu ihm herüber, als er sich näherte. Er nahm das Zeichen in Augenschein. Doch was war das! Alle zwölf Lichter leuchteten! Das konnte nicht sein. Die Eltern des Jungen waren nach Shergola verbannt, ihre Lichter sollten erloschen sein. Die Sonne in der Mitte leuchtete stärker als zuvor und es hatte den Anschein, als würde sie von innen heraus zusätzlich verstärkt. Was hatte das zu bedeuten? Hatora! Ja, sie musste ihre Finger im Spiel haben. Doch ganz egal, was hier geschehen war, die Kristallstadt würde Sein werden und Hatora war dem Untergang geweiht.

Plötzlich durchlief ein Zittern die alte Eiche und sie warf einen grossen Teil ihrer Blätter auf Rincobal ab. Rincobal erhob sein Haupt und hob seine Arme in die Höhe. Mit lauter Stimme rief er: "Ja, schüttele Dich noch ein letztes Mal, Amtabar, Schicksalsbaum! Deine Tage sind gezählt und bald wirst Du am Boden liegen und Deine Wurzeln werden gen Himmel zeigen."

Die alte Knorreiche liess ein lautes Grollen ertönen und zitterte wütend am ganzen Stamm. Rincobal zog sich zurück, bestieg sein Pferd und machte sich auf den Rückweg zu seinem Lager. Zehntausende würden ihn erwarten......


* * * * * * * * * * * * *


Ihr Ritt verlief ohne Zwischenfälle und sie erreichten die Lichtung wie geplant. Als sie abgestiegen und ihre Pferde angebunden hatten gingen alle auf die alte Knorreiche zu und legten ihre Hände an den Stamm. Sie waren verwundert über die vielen Blätter, die am Boden lagen. Die alte Eiche liess ein wohliges Brummen hören, als sie die Hände auf ihrer Borke spürte. Zufrieden betrachteten alle das Zeichen. Alle Zwölf Lichter leuchteten stark und die Sonne in der Mitte strahlte kräftig und in ihrem Inneren waberte ein weiteres Licht. Eira sah es genau an und sie wusste, dass es Mahala war, die bald auf den Plan treten würde. Doch auch erfasste sie eine gewisse Traurigkeit, denn dies würde auch das Ende von Hatora bedeuten, die sie inzwischen sehr lieb gewonnen hatte. Der Glanz der Kristallstadt ging weit über das Land. Doch der wahre Glanz kam aus ihrem Herzen....

Alturin blieb mit Eira auf der Lichtung und Mikkel und sein Vater machten sich auf den Weg in ihr Dorf, um den Dorfältesten aufzusuchen. Als sie nach ein paar Stunden den Dorfplatz erreichten, war das Erstaunen und die Freude gross, als die Dorfbewohner Joohn in dem Mann neben Mikkel erkannten. Viele Fragen wurden gestellt, doch Joohn wollte zuerst mit ihrem Ältesten sprechen und schlug sofort die Richtung zu seinem Haus ein. Freudig begrüsste der Mann Mikkels Vater und wollte nicht glauben, dass der Lichtkrieger neben ihm sein Sohn Mikkel war. Freundlich bat er die beiden zu sich herein und nach ein paar Sätzen über das bislang Geschehene setzte Joohn ihn über die bevorstehenden Ereignisse in Kenntnis.

Sichtlich bestürzt hörte er Joohn's Worte und liess für den Nachmittag des Tages sogleich eine Versammlung des Dorfes einberufen. Joohn und Mikkel bedrängten ihn, alle in die Kristallstadt zu bringen, denn dort wären sie einigermassen sicher. Sollten die Heerscharen durch ihr Dorf ziehen, wären sie allesamt verloren. Doch der Dorfälteste war skeptisch was die Flucht in die Kristallstadt anging und wollte jeden Bewohner selbst entscheiden lassen, wohin er sein Schicksal lenken wollte.

Am Nachmittag hatten sich alle Dorfbewohner auf dem Platz am Brunnen versammelt. Der Dorfälteste und Joohn schilderten den Menschen was in Kürze geschehen würde und legten ihre Sicht der Dinge dar. Doch dann wurden sie überrascht, denn alle wollten dem Weg des Dorfältesten folgen und er war sich ganz sicher.....er würde hier bleiben. Die Sache war entschieden.

Joohn und Mikkel warfen vor ihrem Rückweg zur Lichtung noch einen Blick in ihr Haus und auf das Haus von Mahala, dass Mikkel und Mahala vor einiger Zeit noch liebevoll instand gesetzt hatten. Joohn legte seinen Arm um Mikkel's Schulter. Recht hoch musste er seinen Arm heben, denn Mikkel überragte ihn um Haupteslänge. Er war sehr stolz auf seinen Sohn und Mikkel spürte es. Sie verabschiedeten sich alle voneinander und wünschten sich Glück und kurz darauf verschwanden die beiden Männer im Wald.

Gerade als Mikkel mit seinem Vater wieder auf der Lichtung eintrafen, kam Undra von einem Erkundungsflug zurück. Aufgeregt flatterte sie zu Alturin heran und berichtete ihm, dass sie in einiger Entfernung Rincobal gesehen hätte. Er sei einen halben Tagesritt entfernt auf dem Weg zurück in den Sternenwald. Als Mikkel dies hörte, rannte er zu seinem Pferd, sprang auf und rief:" Ich werde ihn einholen. Reitet ihr zurück in die Kristallstadt, ich komme nach."

"Mikkel!, schrie Alturin ihn an, das wirst Du nicht tun! Sei vernünftig! Er ist zu stark für Dich."

"Ich werde ihn bezwingen," rief Mikkel.

Erst als sein Vater ihn anrief, hielt er inne. "Mikkel, mein Sohn, höre auf die Worte Alturins. Du hast ein tapferes Ansinnen, aber Du wärest seiner dunklen Zauberkraft nicht gewachsen, glaube mir. Lasst uns gemeinsam zurückreiten in die Kristallstadt und dort werden wir zusammen für einen guten Ausgang sorgen."

Die Worte seines Vaters hielten Mikkel letztlich zurück und so machten sie sich auf den Weg zurück in die Kristallstadt. Zurück zu Mahala. Zurück zu Hatora. Zurück in den bevorstehenden Krieg.


H.A. - hier genannt Tolkien
 
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