Ziviler Ungehorsam - was darf (Klima-)Aktivismus?

Du hast da gestern ein Musikvideo verlinkt von einer Aktion, bei der Du meintest, sie wäre Dir gut in Erinnerung geblieben. Nun, ich kannte weder das Video noch irgendeine dahinter stehende Aktion bislang. Wenn Du meinst, dass es was gebracht hat: Was hat sich durch dieses Video, durch diess Musikstück o.ä., am Verhalten der Menschheit allgemein großflächig verbessert? Was macht die Politik seit dem besser? Was hat es gebracht? Wie sähe das bzgl. Klimaschutz aus?
Das steht noch in dem anderen Thread.
 
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Das ist wunderbar. Aber der Klimaschutzbewegung geht es nunmal darum, nachhaltige Verbesserungen durchzusetzen.
Dazu brauchen sie zwar auch Aufmerksamkeit... aber die alleine reicht leider nicht aus.
Die FfF-Demos waren und sind für die Teilnehmer auch positive und mitreißende Erlebnisse. Viel bewirkt haben sie in der Politik leider noch nicht.
@Joey nichts für ungut, aber es macht für mich keinen Sinn hier mit Dir weiter darüber zu schreiben.
Ich hatte nicht von "Teilnehmern" und auch positive und mitreißende Erlebnisse gesprochen, sondern immer noch darüber, wie das Verhalten der Klimaaktivsten bei der Bevölkerung ankommt (eben nicht positiv und mitreißend) und, dass man auch anders eine Aufmerksamkeit bekommen kann.

Man wird sich in anderen Threads wieder lesen.
 
Sie nehmen das aber wissentlich in kauf, denn es kann jederzeit passieren Weil ein einziges Menschleben nicht so wichtig ist...

Oder muss ich das jetzt zitieren, was dort gesagt wurde?
Für mich ist dieser Satz der “Abwägungssache “ (bzw. der Vergleich 100 Menschen sterben in einem Buschfeuer durch den Klimawandel vs. 1 Person in D stirbt im Rahmen eines Staus) auch ein ziemlich krasser Ausreißer.

Interessant ist für mich in diesem Zusammenhang ein moralisches Dilemma, das m.W. Hr. Schirach in einem Stück verarbeitet hat.
Darf man 1 Person (im Stück waren es glaub ich die Passagiere eines Flugzeugs) bewußt opfern, um zig andere Menschen (bei Schirach waren es die Zuschauer in einem vollbesetzten Stadion) zu retten.

Meine Antwort war damals: NEIN
Ich darf z.B. ein Flugzeug, dass von Terroristen in ein volles Stadion gelenkt werden soll nicht abschießen.
Wenn ich es tue, mache ich mit ganz klar strafbar.

Anders als z.B. Terroristen, planen die Klimaaktivist*innen nicht den Tod von Unbeteiligten.
Es könnte im Rahmen des von ihnen verursachten Staus aber durchaus jemand sterben, weil die Rettungsgasse nicht funktioniert.
Das wäre extrem dramatisch!
Meine Frage ist, was passiert mit Autofahrer*innen die, außerhalb von klimaaktivistischen Aktionen im Stau keine Rettungsgasse bilden, Abfahrten od. Einfahrten blockieren … wie werden die zur Verantwortung gezogen wenn da jemand zu Tode kommt?
Und nein, wenn Ihr weiterlest werdet Ihr sehen, dass es mir NICHT um Relativierung oder Whatabaoutism geht!

Nur nochmal zur Klarstellung:
Bis Klimaaktivisten begonnen haben sich festzukleben, hat sich keine Sau für potentielle Opfer von Verkehrsbehinderungen interessiert. Ich lasse mich gerne korrigieren, aber bei den Corona-Demos war dieser Aspekt kein Thema, auch bei Großveranstaltungen mit exorbitantem Zu- u. Abfahrtsstau nicht…

Die Frage für mich lautet also, darf ich etwas tun, dass in irgendeiner Form das Risiko beinhaltet einer unbeteiligten Person Schaden zuzufügen?
Oder umgekehrt - kann ich etwas so gestalten, dass für unbeteiligten Personen keinesfalls das Risiko eines Schadens besteht?
Ehrlicherweise muss ich beides verneinen. Weder ist ersteres in meinen Augen zulässig (zumindest nicht wenn Schaden wahrscheinlich ist), noch ist zweiteres möglich (dann müsste konseqenter Weise auch jede Form von Individualverkehr verboten werden).
Jott sei’s jelobt, gibt es im Strafrecht diesbezüglich Abstufungen der Verschuldensfrage. Mit dieser werden sich auch die Klimaaktivist*innen früher oder später auseinander setzen müssen.
Aber bis dato weist nichts darauf hin, das sie Personenschäden leichtfertig, fahrlässig oder gar bewusst in Kauf nehmen.
Ich hoffe inständig, dass das auch so bleibt.
 
Sie verursachen den Stau. SIE gehen das Risiko ein, das eben keine Rettungsgasse gebildet wird... Geht das dann in Ordnung?

Das ist echt eine gute Frage und das meine ich völlig unpolemisch!

Muss ich, wenn ich bewusst eine Verkehrsbehinderung verursache, mit dem Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer*innen zwingend rechnen (KEINE Rettungsgasse zu bilden, Zufahrten zu blockieren ist ein solches individuelles Fehlverhalten) oder darf ich, wie andere Verkehrsteilnehmer*innen in jeder anderen Situation auch, auf den Vertrauensgrundsatz bauen und darauf, dass Verkehrsteilnehmer*innen grundsätzlich die Regeln einhalten?
Erhöht meine bewusste Entscheidung zur Blockade meinen schuldhaften Anteil an event. entstandener Schädigung unbeteiligter Personen durch eigentliches Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer*innen (ich meine jetzt strafrechtlich, nicht emotional od. ethisch/moralisch). Verringert meine bewusste Entscheidung zur Blockade den ggf schuldhaften Anteil der Rettungsgassenblockierer*innen?

Falls Juristi*innen hier unter den Usern sind die hierzu Erkenntnisse haben, wäre ich über Links u./od. Hinweise jeder Art sehr erfreut!

P.S.:, Das muss ich noch ändern resp. nachtragen:

Beim Auslassen von Luft auf Reifen hunderter(?) von Fahrzeugen scheint mir die Frage eines Verschuldensanteils bei ggf. entstehenden Personenschadens (weil Fahrzeug nicht völlig unvorhersehbar nicht einsatzbereit)sehr viel direkter.
Diese Aktion halte ich z.B. für sehr viel gefährdender als einen Stau zu verursachen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist echt eine gute Frage und das meine ich völlig unpolemisch!

Muss ich, wenn ich bewusst eine Verkehrsbehinderung verursache, mit dem Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer*innen zwingend rechnen (KEINE Rettungsgasse zu bilden, Zufahrten zu blockieren ist ein solches individuelles Fehlverhalten) oder darf ich, wie andere Verkehrsteilnehmer*innen in jeder anderen Situation auch, auf den Vertrauensgrundsatz bauen und darauf, dass Verkehrsteilnehmer*innen grundsätzlich die Regeln einhalten?
Erhöht meine bewusste Entscheidung zur Blockade meinen schuldhaften Anteil an event. entstandener Schädigung unbeteiligter Personen durch eigentliches Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer*innen (ich meine jetzt strafrechtlich, nicht emotional od. ethisch/moralisch). Verringert meine bewusste Entscheidung zur Blockade den ggf schuldhaften Anteil der Rettungsgassenblockierer*innen?

Falls Juristi*innen hier unter den Usern sind die hierzu Erkenntnisse haben, wäre ich über Links u./od. Hinweise jeder Art sehr erfreut!

P.S.:, Das muss ich noch ändern resp. nachtragen:

Beim Auslassen von Luft auf Reifen hunderter(?) von Fahrzeugen scheint mir die Frage eines Verschuldensanteils bei ggf. entstehenden Personenschadens (weil Fahrzeug nicht völlig unvorhersehbar nicht einsatzbereit)sehr viel direkter.
Diese Aktion halte ich z.B. für sehr viel gefährdender als einen Stau zu verursachen.
Ich verkaufe ein „nicht“ - der Satz muss lauten … weil Fahrzeug völlig unvorhersehbar nicht einsatzbereit
 
Ich bin jeden Tag mit dem Fahrrad in Köln unterwegs, und aus meiner Sicht ist der fließende Verkehr der eigentliche Terror, nicht der Stau.

Das Umweltbundesamt schreibt zum Thema Tempolimit auf deutschen Autobahnen:

Umweltbundesamt schrieb:
Eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 130 km/h würde die Zahl der Unfälle auf deutschen
Autobahnen deutlich reduzieren. Die Anzahl der jährlichen Verkehrstoten könnte um etwa die
Hälfte sinken und ca. 140 Menschenleben gerettet werden. Auch die Zahl der Verletzten würde
stark zurückgehen, wahrscheinlich um mehr als die Hälfte.

Wie sieht es denn mit der Verantwortung der Politiker aus, die ein solches Tempolimit verhindern?
 
Ich hatte mir da jetzt auch deutlich mehr erhofft mit der SPD und den Grünen in der Regierung und nicht mehr "nur" Opposition. Ich halte ihnen aber noch zu Gute, dass sie das Land zu einem denkbar schwierigen Zeitpunkt in die Hand bekommen haben - nahe dem Ende einer Pandemie, und dann bricht auch noch ein Krieg in der Nachbarschaft aus. Nicht gerade günstige Vorraussetzugen, um nachhaltige Visionen anzugehen und umzusetzen.



Was mir bei einigen Klimaschützen auffällt - bzw. eigentlich bei sehr vielen Menschen allgemein - ist ein Mangel an Ambiguitätstoleranz. Da wird dann schnell in Kategorien "ganz oder gar nicht" gedacht, oder "nur gut vs. nur böse". In einer komplexen Sachlage wie wir sie nun hier vor uns haben, führt sowas selten zu brauchbaren Lösungen.

So gibt es in der Klimaschutzbewegung auch Leute, die den sofortigen Stopp sämlichen Flugverkehrs wünschen, sowie auch die sofortige Umstellung der globalen Ernährung auf Veganismus. Es ist nachvollziehbar, dass mit naivem Denken sowas wünschenswert erscheinen könnte... aber durch so ein Vorgehen würde man mitunter nicht nur Probleme lösen sodnern andere größere Probleme neu erschaffen.



Ich gehe sogar noch weiter: Ich finde es grundsätzlich unbedenklich, wenn jemand mit dem Flugzeug reist, sofern er/sie die Alternativen wenigstens durchdacht hat. Wir leben nunmal in einer globalen Welt, in der wir mobil sein müssen. Und die Möglichkeit zu reisen bietet auch Möglichkeiten, Vorteile und weitet den geistigen Horizont. Da jetzt missmutig auf jeden den Finger zu zeigen, der mit der Flugreise seinen eigenen CO2-Fußabdruck vergrößert hat, hilft der Sache nicht weiter. Richtig ist zwar, dass der Flugverkehr reduziert werden sollte - Inlandsflüge müsste mMn so gar nicht sein oder nur stark eingeschränkt - aber allgemeine Flugscham bei allen Flugreisen ist denke ich nicht vonnöten.

Und wenn auf der einen Seite Leute fürchten, dass Klimaschützer die "vegane deindustrialisierte Öko-Diktatur" fordern würden... und auf der anderen Seite die selben Leute bemängeln, dass Klimaschützer selber nicht wie in einer solchen Öko-Diktatur leben... dann läuft in der Argumentation dieser Leute etwas falsch.
Leider ist es so das die meisten oder zumindest viele Menschen scheinbar ganz zufrieden damit sind richtig und falsch als die 2 einzigen Optionen zu sehen .
Ich versuche auf die Umwelt und auch auf Tierrechte zu achten , obwohl ich kein Veganer bin . Trozdem kann ich dem nicht 100 Prozent gerecht werden .
Ich denke das es den meisten Menschen zu gut geht , was in Deutschland ein Seegen ist im Vergleich zu anderen Ländern . Leider reicht es im Falle der Klimaveränderung nicht aus erst seine Aufmerksamkeit darauf zu lenken wenn es zu spät ist .
Unsere neue Regierung hat sicher nicht den einfachsten Start . Sie sind in meinen Augen aber auch nur das kleinere Übel , wenn überhaupt .
Wenn ich an Umweltschutz denke sollte ich Umweltschurz als Teil vom ganzen sehen .
Trozdem finde ich es zu befürworten das viele junge Menschen sich für Umweltschutz einsetzen . Dies sollte nicht vom Alter abhängig sein , den man ist nie zu alt um irgendwas zu ändern .
 
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Klima-Aktivisten... nun was tun diese Aktivisten denn auch aktiv für den Klimaschutz?

Pflanzen sie Bäume?
Sammeln sie den Müll aus den Wäldern?
Benutzen sie weniger Plastik in ihrem Leben?
Leben sie so, dass sie selbst die Umwelt weniger belasten?
Wie ist deren kreatives Tun am aktiven Klimaschutz?

Ein Beispiel:

Schüler die Freitags statt Schule wegen des Klimawandels auf die Straßen gingen... und sich Montags bis Donnerstags von den Eltern zur Schule fahren lassen...

Wie glaubwürdig ist dies?

Wobei, so mal am Rande, ich nicht die Meinung teile, dass vorwiegend der CO2-Ausstoß der Autos/Fahrzeuge die Ursache für den Klimawandel ist.
In den USA und anderen Teilen der Welt, scheren sich die Menschen einen Dreck darum... und Deutschland oder auch Europa allein kann daran nicht wirklich etwas ändern... um nur mal den einen Faktor zu nennen.
 
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