Woher kommt das Böse in der Welt?

Es gab schon immer soziale Vereinbarungen zwischen den Menschen, auch in primitiven Kulturen ...
Liebe Lynn,

das stelle ich doch gar nicht in Frage, aber darum das geht es doch nicht. Auch wenn in einer solchen Vereinbarung dick und fett stehen würde, dass ich jemand das Ohr abschneiden darf, würde ich das nicht tun.

Auch für einen Ehrenmord, muss es tief in unserer Seele eine Bereitschaft geben, diese natürliche Hemmschwelle zum Töten, zu überwinden. Selbst in den Kriegen gibt es unzählige Beispiele dafür, dass es trotz des Überlebenswillens für viele Menschen eine schier unüberwindliche Hemmschwelle dazu gibt. Nicht wenig kahmen oder kommen zeitlebens mit der Schuld am Tod eines Menschen nicht zurecht. Anderseits gibt es auch Beispiele dafür, dass Bewacher von Kriegsgefangenen ohne Anlass aus purem Spaß auf die Gefangene geschossen hatten.

Es wäre hier einfach ein großer Fehler daraus ein grundsätzliches Verhaltensmuster auf alle Menschen zu übertragen. Zudem ist die Scheu einen Artgenossen zu töten auch in der Tierwelt verbreitet. Damit ich nicht falsch verstanden werde, es geht bei der inneren Moral auch nicht nur um das Töten, sondern auch um das Leid zufügen ganz allgemein. So ist auch mit der Mimikblindheit, da kann ich auch nicht mit diesem Gendefekt auf den großen Rest der Menschheit schließen.

Was mich betroffen macht ist der Umstand, dass man hier so große Anstrengungen macht, um das Böse für den Menschen zu sanktionieren. Eventuell gerät ja deshalb für manchen der Gebrauch des Gewissens in Vergessenheit. Du fragst mich nach der Definition meines Gewissens (Gewissensinstanz), das ist ganz einfach – denn es ist ein Gefühl, das mir rät etwas zu lassen.


Merlin
 
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Ich lebe in einem Land, wo der Voodoo sein Unwesen treibt. Menschen, die Voodoo praktizieren, manipulieren andere Menschen, veranlassen diese, bestimmte Dinge zu tun oder zu unterlassen. Jede Manipulation anderer Menschen aber ist Unrecht - und daher böse, egal welche Motivation dahinter steckt.

Es geht um MACHT - das finde ich sehr zentral in der Motivationshierarchie der Menschen, mehr noch als bei den Tieren, weil der Machttrieb beim Menschen extremere Formen annimmt als bei den Tieren.
 
Weil die Tiere keinen Machttrieb besitzen.

Das glaube ich nicht. Man nennt es bei den Tieren nur anders: Hierarchie der Gruppe, Revierverhalten etc. Wenn man sich die Gruppendynamiken bei den Tieren anschaut, sehe ich da Parallelen zum menschlichen Gruppenverhalten, gerade die Hackordnung sowie Dominanzverhalten oder aber Demutsverhalten gegenüber dem Stärkeren/Mächtigeren.
 
Wenn man sich die Gruppendynamiken bei den Tieren anschaut, sehe ich da Parallelen zum menschlichen Gruppenverhalten, gerade die Hackordnung sowie Dominanzverhalten oder aber Demutsverhalten gegenüber dem Stärkeren/Mächtigeren.
Das ist grundsätzlich richtig, doch mit Machttrieb hat das meiner Meinung nach nichts zu tun. Stärke ist nicht gleichzusetzen mit Macht. Bei Tieren ist der Stärkste an der Spitze, um die Gruppe zu führen und zusammenzuhalten, nicht um Macht auszuüben. Das ist der große Unterschied zwischen Mensch und Tier.
 
Das finde ich nun etwas zu stark vereinfacht. Die Wissenschaft geht von unterschiedlichen Faktoren aus, auch genetischen. Außerdem lebt ein Kind nicht unter einer Glasglocke der Eltern, sondern innerhalb einer größeren Gemeinschaft, die nicht nur die Eltern umfasst. Zudem sind die heutigen Familien sowieso oftmals ausgeweitet aufgrund der hohen Scheidungsrate, da kommen noch Stiefelternteile und Stief- und Halbgeschwister zu den Vollgeschwistern dazu, oft mit großem Altersunterschied, da die neue Patch-Work-Familie wieder neue Kinder hat und die Kinder der Erstfamilie viel älter sind und auch wieder Einfluss auf die jüngeren haben.

Ich gehe davon aus, dass es keine genetischen Faktoren gibt, sondern sehe die Genetik als grundsätzlichen Bauplan eines Körpersystems. Da weiche ich sicher, aber aus guten Gründen, von der Lehrmeinung ab.

Die primäre Prägung eines Menschen passiert im physischen einerseits durch die hormonelle Steuerung der Mutter, andererseits durch physische und mentale Beeinflussungen durch die Mutter. Im Wachstum dann durch seine Umwelt und mentale Dispositionen (mit Rückwirkungen auf das eigene Hormonsystem).

Das psychische Regelwerk wird vorwiegend durch Vorbildwirkungen der Bezugspersonen festgelegt, vordergründige Regeln dann durch verstandesmäßiges abstraktes Lernen. Wobei auch beim Lernen tiefgründige Regeln durch Traumatisierungen gesetzt werden können (z.B. über Angst).
Der Hauptteil der psychischen Programmierungen ist bereits bis zum 3. Lebensjahr passiert, dann wenn das Kind beginnt, eine eigene Identität zu entwickeln. Da gibt es noch nicht die grossartigen Interaktionen mit anderen Bezungspresonen. Die werden erst später und eher im bewussten Bereich interessant.

Man verwendet den Begriff "Bezugspersonen" ja genau deshalb, weil sich ein Kind für verschiedene Bereiche unterschiedliche Bezugspersonen sucht. Natürlich werden Bereiche die durch die Eltern bzw. wegen derem physischen oder psychischen nicht-vorhandenseins nicht abgedeckt werden anders ausgefüllt - leider halt meistens dann mit geringerer Qualität (z.B. im Austausch mit Gleichaltrigen).

Abweichungen im Körpersystem (medizinische Gründe für psychische und physische Krankheiten) können sich durch Beeinflussung der Organfunktion im Wachstum oder durch Organschädigungen auf psychischem Weg ergeben.

Psychische Krankheiten werden aus dem Verhalten der Eltern übernommen (daher überspringen sie meistens eine Generation).
 
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Das ist grundsätzlich richtig, doch mit Machttrieb hat das meiner Meinung nach nichts zu tun. Stärke ist nicht gleichzusetzen mit Macht. Bei Tieren ist der Stärkste an der Spitze, um die Gruppe zu führen und zusammenzuhalten, nicht um Macht auszuüben. Das ist der große Unterschied zwischen Mensch und Tier.

Das lässt sich auch bei den Menschen sagen: Die Stärksten sind an der Spitze, oft Narzissten, die mit ihrem Charme und ihren Visionen der Gruppe dienen, aber irgendwann kontraproduktiv wirksam werden. Auch Alpha-Tiere können in der Tiergruppe zur Belastung werden, deshalb braucht es einen Ersatz, nämlich das Beta-Tier, das die Gruppe reguliert. Alphas werden dann einfach abgebissen. Dasselbe geschieht bei den Menschen. Kein Posten ist so unsicher wie ein Manager-Posten.
 
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