Und das sagt der Weltmeister der Zirkelschlüsse ;-)
Wie kommt man denn an den sekundengenauen Geburtszeitpunkt?
Rekonstruierend durch verschiedene Verfahren der Geburtszeit-Korrektur. Wobei auch gern diskutiert wird, was der entscheidende "Geburtszeitpunkt" eigentlich sei ... Erster Atemzug? Kappen der Nabelschnur? Bei Ereignishoroskopen ist es oft leichter, das wird schon mal sekundengenau dokumentiert.
Wenn diese Zeitunterschiede schon bei einigen Sekunden "erhebliche" Unterschiede ergeben, wozu brauche ich dann noch Horoskope? Zumal man den sekundengenauen Geburtszeitpunkt praktisch gar nicht feststellen kann... Ich würde sogar noch weiter gehen. Wenn in Deiner Geburtsurkunde vermerkt ist 13:19 Uhr, bedeutet das noch lange nicht, dass Du exakt um 13:19 das Licht der Welt erblickt hast.
Stimmt. Was die "erheblichen Unterschiede" anlangt, so sind die vor allem in jenen Verfahren erkennbar, die das Geburtshoroskop in Bewegung setzen und nach bestimmten Rechenvorschriften ins Leben hinein weiterführen ... und ich wiederhole mich gern: Vor allem sind Entwicklungen im Leben nicht kausalmechanisch aus dem Horoskop abzuleiten. Weil ich Paradoxien so schätze, weil sie oft komplexe Sachverhalte gut auf den Punkt bringen: Der genaue Geburtszeitpunkt ist für die Entwicklung eines Lebens nicht so wichtig, aber er hilft, das dazupassende Horoskop möglichst gut anzugleichen
Und was meinst Du mit "quasi perfekt"? Beschreiben diese Horoskope die Klienten also nur so ungefähr?
Da sind wir wieder an einer philosophischen Grundsatzfrage angelangt. Ist es überhaupt möglich, einen Menschen anders als asymptotisch zu beschreiben? Ich würde im Gegenteil meinen, jede Astrologie, die den Anspruch erhebt, einen Menschen umfassend zu beschreiben, geriert sich anmaßend und übergriffig. Ich gehe auch soweit, dass ich Konstrukten wie "Charakter", "Persönlichkeit" etc. kritisch begegne und eher misstraue .. angelehnt an Prechts Buchtitel "Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?" Ich finde da eine pontillistische Astrologie spannend ... ein paar Farbtupfer, ein paar ordentlich gesetzte Kombinationen - daraus haben die Impressionisten Bilder entstehen lassen, die sich im Auge des Betrachters zusammengesetzt haben ... auch da wieder: Interaktion von Mustern.
Wie lauten denn die exakten "Annahmen" der Astrologen? Und wie kann man dann überhaupt feststellen, ob es Zusammenhänge zwischen Geburtszeitpunkt und Planetenstellung gibt? Die persönlichen Evidenzerfahrungen reichen ja leider überhaupt nicht aus.
Ich stelle die Frage noch grundsätzlicher: Was habe ich davon, wenn ich Zeit nicht nur als Vektor betrachte, sondern auch von Zeitqualität spreche? Mein Ansatz ist ... weiter oben eh ausgeführt ... dass es nicht die Zeit als solche ist, die Qualitäten birgt, sondern dass sich evolutionäre Muster in der Zeit entfalten und gemäß den Postulaten der Chaostheorie für nonlineare, selbstreferenzielle Systeme fraktale Betrachtungsweisen auf solche Muster anwendbar sind. Dann ließe sich das Sonnensystem als ein Fraktal des Kosmos betrachten und mein Leben ... oder irgendeins ... als ein Fraktal, das mit dem Sonnensystem verschränkt ist. Ein Blick auf die Musterbildungen des Sonnensystems könnte demnach auch als Blick auf manche meiner eigenen Muster geworfen werden. Ob das Sinn macht und nützlich ist, erweist sich in der Praxis, und in der Entwicklungsgeschichte der Astrologie hat sich da sehr viel als nützlich erwiesen, sowohl inhaltlich als auch methodisch.
Mir ist schon klar, dass mein Zugang alles andere als eine wissenschaftliche Theorie ist ... ich halte den Ansatz für halbwegs viabel und persönlich für spannender als das meiste Andere, was ich an Begründungsmodellen für Astrologie kenne. Und daneben gibt es einfach nur mich selbst überzeugend - immer wieder die Erfahrungen der Stimmigkeit von astrologischen Deutungen. Und es passt keineswegs immer ... was ich eher auf meine begrenzten Fähigkeiten zurückführe. Ich hätte im übrigen kein Problem, in jedem Fall eine passende Deutung herbeizuformulieren ... so weit reicht meine Redlichkeit schon, dass ich Dinge, die mir aufstoßen, lieber hinterfrage, als sie mir zurechtzulügen.
Was Lorenz jetzt hier verloren hat, erschließt sich mir nicht. Willst Du damit sagen, dass bereits mit den Sinnen nicht mehr wahrnehmbare Zeitunterschiede bei der Geburt ausreichen, um eine gewaltige Veränderung der Persönlichkeit zu bewirken? Damit würdest Du die Astrologie ad absurdum führen.
Warum Lorenz? Darum: Ich weiß nicht, ob Du seine Wetterberechnungen kennst, die zur Entwicklung der seiner Chaosmodelle geführt haben. Dort waren es Abweichungen in den Ausgangsbedingungen, in den Werten, die er in den Formelsatz seiner Rechenmodelle eingegeben hat, im Bereich der dritten oder vierten Nachkommastellen, die zu völlig divergierenden Wetterverläufen geführt haben. Also in Wertebereichen, die sinnlich nicht annähernd spürbar sind. Wind, mit 2,3567 oder 2,3569 m/sec? Pustekuchen ... hat das die Meteorologie ad absurdum geführt? Nein, aber in machen Bereichen revolutioniert.
Das ist aber gar nicht das Wesentliche ... jetzt davon auszugehen, dass die Sekundenabweichungen bei der Geburtszeit so bedeutsam wären, würde ja heißen, dass ich von einem kausal determinierten Entwicklungsmodell ausgehe, dass also im Geburtshoroskop bereits das Kommende eingeschrieben wäre. Das tue ich nicht und das glaube ich nicht, sondern auch da bin ich bei Lorenz und meine, dass es in solchen als chaotisch definierten Modellen eben nicht möglich ist, Ereignisprognosen zu erstellen. Was möglich ist, was ich für möglich halte, ist: das Beschreiben von Mustern, in denen sich eine Entwicklung abspielt. Analog zu den Attraktoren, den strange attractors, die in chaotischen Systemen beobachtbar sind als Ordnungsstrukturen im Chaos.
In diesem Sinne sind bei Horoskopzwillingen sowohl die Verwandtschaften als auch die Unterschiede in den Attraktoren interessant ... und zwar sowohl hinsichtlich der ähnlich verlaufenden Entwicklungen wie auch hinsichtlich der Divergenzen. Ich halte das Wahrnehmen der Vielfalt an Möglichkeiten, ein Muster zu realisieren, für wertvoller (entsprechend dem Foersterschen Kybern-ethischen Imperativ: "Increase the options") ... deutlich sinnvoller als das Beklagen des Verlusts einer scheinbaren Eindeutigkeit.
Du bist ja leider nicht in der Stimmung, mir die "nichttriviale Astrologie" zu erklären, weil mir dazu die "Grundzüge fehlen". Aber ich fürchte, auch die hat ihre Schwächen...
Natürlich hat sie die. Ich nenne das Entwicklungsmöglichkeiten.
Indiskret würde es wohl erst, wenn Du Namen und Anschrift der beiden veröffentlichst.
Hier lesen Menschen mit, die mich und meine Bekannten vielleicht kennen. Wenn Du mehr wissen willst, frag halt bei der NSA nach ...
Ciao, Jake