Wie unterscheidet sich die Spiritualität von Frauen und Männern?

JohannW

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Ich bitte Euch um eine möglichst vielschichtige Resonanz!

Ellis Thread, zum Thema Religionsgründer hat mich vor einigen Tagen dazu motiviert, mich mal wieder mit diesem Thema zu beschäftigen. In diesem Thread schrieb ich dann selbst einen Beitrag, der allerdings hauptsächlich an Elli und deren Fragestellung gerichtet war.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich trotzdem etwas mehr – nicht nur von Elli - Resonanz erwartet hätte, auch deshalb, weil ich diesen Beitrag für provokativ, bezogen auf klassische Denkansätze, halte und weil mich ein Spektrum von Antworten und Ideen zu diesem Thema interessieren würde.

Zitiere mich also noch mal selbst, am Beispiel meines Beitrags:
Um das Phänomen, dass es offensichtlich keine Frauen gibt, die in die Rolle eines Religionsstifter gegangen sind habe ich schon oft gegrübelt – ich bin dann auf die Idee gekommen, dass es mit einem biologischen Nachteil, den Männer haben, zusammenhängen müsste.

Dieser Nachteil bewirkt, dass sie einen Ersatz für die eigene Unvollständigkeit suchen.

Dieses Problem lösten einige dadurch, dass sie als Religionsstifter hervortraten und vorwiegend männliche Schöpfer konstruierten, welche die Unvollständigkeit (durch daran glauben) ausgleichen konnten.

Letztlich verschoben sie mit diesem „Überschöpfer“ auch die Gleichwertigkeit von Mann und Frau.

Ich versetzte mich dazu in einen Mann der Urzeit, der gerade damit beginnt, die Welt über die Gesetzmäßigkeiten des Jagens und des Sammelns hinaus zu verstehen. Dabei versuchte ich aus dieser Perspektive das Geborenwerden und das Sterben zu verstehen.

In dieser Betrachtung erscheint es mir völlig logisch, dass es einem Mann besonders wichtig sein muss, sich seiner Wurzeln, in seiner „Mann-Identifikation“, zu besinnen und dazu ein Konstrukt (=Religion) zu entwickeln. Er hat nämlich keine Möglichkeit im Gegensatz zur Frau, diese Wurzeln für sich, aus einer Analogie, zum eigenen Geborenwerden und zum Sterben abzuleiten. Da er sich selbst nicht gebären kann ist er abgeschnitten vom Ursprung.

Diese Religionsstiftung beginnt dann mit den Muttersymbolen, z. B. „Doni“ (erfunden vom Mann) – Frauen brauchen kein Muttersymbol, da sie selbst Mutter sind.

Sie endet in religiösen Konstrukten, mit männlichem Schöpfer, als übergeordneter Ersatz für die Gebärfähigkeit der Mutter.

Für eine Frau müsste das anders sein – sie steht bereits in dieser frühgeschichtlichen Zeit in einem schlüssigen und analog erfassbaren Kreis von geboren werden, gebären und sterben – hier existiert keine Abgeschnittenheit vom Ursprung.

Eine Frau hat hier also kein Defizit, dass sie durch ein religiöses Konstrukt ausgleichen müsste - somit hat sie auch keinerlei Notwendigkeit, eine Religion zu gründen.

Fazit:
Eigentlich müsste sich die Spiritualität von Frauen und Männern grundlegend unterscheiden und diese Strukturen müssten deutlich sichtbar sein, wenn man die Deckmäntelchen und vermischenden bzw. unterdrückenden Anteile der etablierten Religionen lüftet.

Also, was haltet Ihr von dieser Vorstellung?
Wie denkt Ihr dazu, wie sieht es mit Eurer Kritik aus?

Liebe Grüße, Johann
 
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Werden Religionen überhaupt von Männern gegründet, oder werden Religionen um diverse Männer geschaffen?

Als dominante weibliche Spirituelle fallen mir spontan Madame Blavatsky ein und Amma... Die erste war Mitbegründerin der theosophischen Gesellschaft, die andre ist wohl Hinduistin, aber hat áls Guru eine ganz eigene Anhängerschaft...

lg Kalihan
 
Hallo JohannW,

interessante Überlegung.

Weist du auch, dass, wenn man die Enstehung der Religionen beobachtet, immer die Frauen diese Religion zuerst unterstützten? Ich glaube, dass dies mehr als stille Revolution zu sehen ist. Die christiliche Religion wäre nie entstanden, wenn die Frauen nicht so viel PR und auch nicht soviel gespendet hätten. Angeblich war auch in den Anfängen der Religion der Bischof eine Frau. Erst als die die Kirche an Macht gewann, rissen die Männer die Herrschaft an sich. Aus Angst? Oder weil sie gesagt hatten, eh das Neue ist besser als das Alte? (Was die Frauen schon eher vermutet haben?) Das zieht sich immer durch die ganze Geschichte.

Ich kommer jetzt ins Verallgemeinern, weiß aber sonst nicht wie ich es sonst ausdrücken kann. Also es gibt auch andere Frauen und andere Männer.

Auch in der jetztigen "neuerschaffenen Wahrheit" :weihna1
Man sieht nur "männliche Wesen" als Gurus doch diese werden mehr von Frauen besucht. Traut sich eine Frau nicht ein Guru zu sein? Haben die Frauen keinen Erfolg ein Guru zu sein, wegen den Mitmenschen? Ich weiß es nicht. Ich habe noch nie einen Guru kennen gelernt. Ich bin mir selbst Guru genug :clown:, auch wenn ich keine Anhänger habe.

Früher hat es sicher auch mit der Patriachalen Gewalt zu tun gehabt. Frauen hatten im Hintergrund Macht vorne aber nicht. (Nicht umsonst heißt ein Sprichwort: hinter einem erfolgreichen Mann, steht eine erfolgreiche Frau :D) Dies dürfte noch in uns stecken.

Von ganz früher, wie der Glaube an Doni entstanden ist kann ich überhaupt nichts sagen. Doch ich kann nur glauben. Doni wurde von allen verehrt von Frau und Mann, denn Doni ist die Mutter Erde, die uns Nahrung gibt, die uns leben lässt. Und die uns erschaffen hat?:confused:
Eine Mutter muss geehrt werden, denn sie hält uns bis zum Erwachsenenalter am Leben (in diesem Falle bis zum Tod, dann hören wir sie auf zu ehren).
Glaube ist ein Haltegriff, den braucht sowohl ein Mann als eine Frau. Nur jeder geht unterschiedlich um. Obwohl Männer eher an Männer angepasst sind (sprich eher mit linker Gehirnhälfte) und Frauen eher an Frauen (mit rechter Gehirnhälfte). Und diese gehören jetzt verbunden. Bei Mann und bei Frau.
 
Obwohl die Quelle gleich ist,
verfügen Frauen und Männer über verschiedene Richtungen
im Übergang "Seele-Körper":

- Heilen (Regeneration, im breiten Sinn) für Frauen
- Arbeit (Mechanik, im breiten Sinn) für Männer

Wie gesagt, bin sehr überrascht:
erst ab dem Körper (Hirn ?) ist der Unterschied sichtbar :)
 
Aber die Unterschiede werden im Laufe der Entwicklung immer geringer... Spirituell reife Männer haben sehr ausgeprägte weibliche Anteile in sich entwickelt und Frauen entwickeln männliche Tugenden. Ich empfinde da keine Trennung mehr (im spirituellen Erleben!)... Vielleicht bin ich männlichen Energien auch deswegen recht nah, weil ich Sonne und Aszendent in männlichen Zeichen stehen habe...
lg Kalihan
 
Hallo zusammen,
vielen Dank einstweilen, für Euere bisherigen Beiträge!

Entschuldigung - ich denke, ich habe mich sehr unklar ausgedrückt. Es ging mir weder darum, einen parallelen Thread zum Thema Religionsgründer zu starten. Noch wollte ich erörtern, wie sich der spirituelle Unterschied zwischen M. u. W. jetzt darstellt.

Vielmehr geht mir die Frage durch den Kopf, ob zum einen die religiöse Basis wirklich die selbe ist und ob bei einer unterschiedlichen Basis der Spiritualität nicht auch unterschiedliche Auswirkungen auf die von Mann und Frau gelebte Spiritualität die Folge sein müssten, die aber, wie ich voraussetze, von den etablierten Religionen unterdrückt werden und damit z. B. bezogen auf das Christentum in einer Art christlichen Einheitssumpf bzw. machtpolitisch praktischen Gleichmacherei enden.

Ich gehe davon aus, dass wirkliche Spiritualität versucht bestimmte, zentrale, grundsätzliche Fragestellungen zu behandeln und zu erfassen. Dabei läuft es nach meiner Sicht im wesentlichen darauf hinaus, sogenannte „Urfragen“ zu klären – darunter verstehe ich:
„Woher komme ich? Was ist der Sinn meiner Existenz? Wer bin ich? Wohin gehe ich?“

Dazu muss es noch nicht einmal einen Gott oder irgendwelche spirituelle Lehren geben!

Nach meiner Meinung ist alles, was über die Beantwortung der „Urfragen“ hinaus geht bereits nicht mehr in Verbindung mit eigentlicher Religiosität, sondern Spiritualität in Verbindung oder Vermischung mit Machtangelegenheiten, Sozialisierung, Unterdrückung, Kampf am Affenfelsen, Magie etc.

An diesem Standpunkt befinde ich mich also, wenn ich sage:
Der Mann hat keine Möglichkeit, im Gegensatz zur Frau, die eigenen Wurzeln für sich, aus einer Analogie, zum eigenen Geborenwerden und zum Sterben abzuleiten.
Er kann nicht gebären und ist somit selbst abgeschnitten vom Ursprung.
Eine Frau steht dadurch, dass sie gebären kann in einem schlüssigen und analog erfassbaren Kreis von geboren werden, gebären und sterben.
Sie ist dadurch nicht abgeschnitten vom Ursprung, oder von der Quelle...


Hier ist für mich die eigentliche, unüberschreitbare Grenze zwischen männlich und weiblich. Die ist völlig unabhängig vom unterschiedlichem Aussehen und von sonstigen Eigenschaften - da kann man sich noch so sehr bemühen, die eigenen Anteile des Gegengeschlechtlichen zu verwirklichen und zu entwickeln, die sicherlich und unbestritten in uns sind.

Genau an diesem Punkt beginnen meine Fragestellungen nach den spirituellen Konsequenzen, wenn ich z. B. behaupte: Eine Frau müsste, wenn sie frei und unbeeinflusst ist, kein Defizit haben, dass sie durch ein religiöses Konstrukt ausgleichen müsste...

Aus diesen Gründen meine ich, dass sich die Spiritualität von Frauen und Männern grundlegend unterscheiden müsste und frage, wie dies aussehen müsste, wenn man Deckmäntelchen, Jahrtausende spiritueller Manipulationen und den Herrschenden nützende Gleichmachereien erst mal gedanklich ausklammert...



Liebe Grüße, Johann
 
Hallo,

Aber die Unterschiede werden im Laufe der Entwicklung immer geringer... Spirituell reife Männer haben sehr ausgeprägte weibliche Anteile in sich entwickelt und Frauen entwickeln männliche Tugenden. Ich empfinde da keine Trennung mehr (im spirituellen Erleben!)...
lg Kalihan

Das sehe ich auch so.

Mary Baker-Eddy (* 16. Juli 1821 in Bow bei Concord New Hampshire USA ? 3. Dezember 1910 in Chestnut Hill bei Boston geborene Mary Ann Morse Baker) war amerikanische Religionsstifterin der Kirche Christian Science .
http://de.wikipedia.org/wiki/Baker_Eddy

Die Geschichte der Tenrikyo, einer monotheistischen japanischen Religion, beginnt am 26. Okt. 1838, als die zu dem Zeitpunkt 40jährige Miki Nakayama eine Offenbarung durch einen bis dahin unbekannten Gott erfährt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tenrikyō

Tempel der Satania
Eine dunkle Religion, die sich mit der Verehrung des Bösen und der Göttin Satania beschäftigt. Religionsstifterin war Lady Zerastasia Obex, die den Tempel im Jahre 7009 geweiht hat. (Ein Internet-Produkt ;) )
http://www.mkit.de/community/eg/index.html?sid=&lang=de&action=article&id=135

Der Ailinismus
Die Religionsstifterin: Vera Ailina Sonan
(das ist wahrscheinlich eine Sekte, wenn überhaupt. Eher ein Rollenspiel :stickout2 )

Ayya Khema
Hat zwar nicht den Buddhimus begründert ;) aber dennoch das Buddha-Haus und sie hat einige schöne Bücher geschrieben.
http://www.buddha-haus.de/ayya_khema.htm

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Zu Sex und Gender:

Sex
Sex bezeichnet die körperlichen Geschlechtsmerkmale sowie die sich aus der biologischen Geschlechtlichkeit ergebenden körperlichen Funktionen.

Gender
Gender bezeichnet zum einen die soziale Geschlechtsrolle (gender role) beziehungsweise die sozialen Geschlechtsmerkmale. Es bezeichnet also alles, was in einer Kultur als typisch für ein bestimmtes Geschlecht angesehen wird (zum Beispiel Kleidung, Beruf und so weiter); es verweist nicht unmittelbar auf die körperlichen Geschlechtsmerkmale (Sex).

Gender bezeichnet ein von sozialen und kulturellen Umständen abhängiges Geschlecht; es ist daher eine soziokulturelle Konstruktion.

Besonders die Gender Studies bestreiten den kausalen Zusammenhang von biologischem und sozialem Geschlecht und dessen Kontinuitätsbestreben. Das soziale Geschlecht wird vielmehr bezeichnet als eine Konstruktion von Geschlecht (Doing Gender). Hierbei geht es zwar vordergründig um die Zuordnung von Menschen in eine "typisch männliche" oder "typisch weibliche" Rolle, aber auch um den Wert der Geschlechtsrolle. Gender beschreibt also vor allem die Art und Weise, in der Männer und Frauen sich zu ihrer Rolle in der Gesellschaft selbst positionieren und wie sie diese Rolle bewerten. Insofern könnten beispielsweise (eine Minderheit von) Frauen ein eigenes Geschlecht, ("Gender") bilden, das sich einerseits auszeichnet durch die natürliche Anbindung an ihr biologisches Geschlecht und andererseits durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht. Genau die Ursachen und Auswirkungen dieses Umstandes beleuchtet der Begriff Gender. Die soziale Bedeutung eines solchermaßen konstruierten "sozialen" Geschlechts ist außerdem nicht feststehend, sondern variabel. Geschlecht und besonders seine Bewertung hängen ab von den in einer Gesellschaft vorherrschenden Machtstrukturen. So ist die Genderproblematik in einer matriarchalen Gesellschaft auf einer deutlich anderen Ebene angesiedelt als in einer patriarchalen, weil die Begriffe Männlichkeit und Weiblichkeit in den verschiedenen Gesellschaften auch unterschiedlich bewertet werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gender


-> meine Erklärung dafür, dass es so wenig Religionsstifterinnen gibt/gab :)

Liebe Grüße :liebe1:
Energeia
 
Hallo zusammen!

Ich denke, dass der Thread nur wenig in die Richtung gelaufen ist, die ich mir vom Ansatz her vorstellte.

Dies ist natürlich nicht Euere Schuld, sondern nur mir selbst vorzuhalten, da es für mich darauf rausläuft, dass ich meinen Ansatz nicht klar genug rüberbringen konnte.

Im Folgenden möchte ich trotzdem auf einige Aussagen eingehen.

@Kalihan
Ich zitiere erst mal die sich wiederholende Bestätigung:
„...Aber die Unterschiede werden im Laufe der Entwicklung immer geringer... Spirituell reife Männer haben sehr ausgeprägte weibliche Anteile in sich entwickelt und Frauen entwickeln männliche Tugenden. Ich empfinde da keine Trennung mehr (im spirituellen Erleben!)...“

Natürlich gibt es diese Perspektive, es so zu sehen...

Ich sehe hier allerdings noch keinen „...Lauf einer Entwicklung...“, da sich der Lauf einer Entwicklung für mich nicht über 15-20 Jahre, sondern über mehrere Generationen, oder Jahrhunderte zeigt. Erst da würde ich sagen, dass sich etwas ausgekocht hat...

Im nivellieren der Unterschiede sehe ich hier persönlich eher eine „Esomainstream-Entwicklung“ – so nach dem Moto:

„Wir sind alle gleich und lieben uns und unsere rosa Esowölkchen“.

Ich denke, Gesänge in dieser Art sind nachgesungene Kommerzschnulzen.

Weiteres Zitat:
„...Werden Religionen überhaupt von Männern gegründet, oder werden Religionen um diverse Männer geschaffen?...“

Ich persönlich habe hier die Sichtweise, dass Religionen durchaus immer um diverse Männer geschaffen wurden, was sich sicherlich geschichtlich belegen lässt. Allerdings empfinde ich es inhaltlich (bezogen auf meinen Ansatz) „off topic“.

Als spirituell dominant weiblich empfinde ich die Blavatsky übrigens auch – allerdings macht mir das, was sie mit ins Leben gerufen hat, auch noch in Verbindung mit dem wie es die Nazis ausgebaut haben ein übles Gefühl in meiner Magengegend... Ich vermag hier auch keine eigenständige weibliche Spiritualität zu erkennen, sondern aufgemotztes, auf männliche Schöpfung zurückführbares magisches Denken...

Auch die angesprochene Hinduistin baut auf männliche Tradition auf – da sehe ich wenig eigenständiges und somit wenig Unterscheidung.

@Opelia

Zitat:
„...Weist du auch, dass, wenn man die Enstehung der Religionen beobachtet, immer die Frauen diese Religion zuerst unterstützten? Ich glaube, dass dies mehr als stille Revolution zu sehen ist. Die christiliche Religion wäre nie entstanden, wenn die Frauen nicht so viel PR und auch nicht soviel gespendet hätten. Angeblich war auch in den Anfängen der Religion der Bischof eine Frau. Erst als die die Kirche an Macht gewann, rissen die Männer die Herrschaft an sich. Aus Angst? Oder weil sie gesagt hatten, eh das Neue ist besser als das Alte? (Was die Frauen schon eher vermutet haben?) Das zieht sich immer durch die ganze Geschichte...“

Auch im Unterstützen, oder in einer stillen Revolution, im Veranstalten von PR, finde ich beim besten Willen keinerlei eigenständige weibliche Spiritualität.

Und wenn ich’s richtig verstehe, war auch Christus hauptsächlich bzw. unmittelbar von einem Männergesangverein umgeben.


Ich zitiere weiter:
„...Traut sich eine Frau nicht ein Guru zu sein? Haben die Frauen keinen Erfolg ein Guru zu sein, wegen den Mitmenschen? ...“

Wie schon in meinem Ansatz zum Ausdruck gebracht, gehe ich davon aus, dass sie das Gurusein eigentlich nicht nötig haben – natürlich ebenso wenig wie Männer!

Ich zitiere weiter:
„...Früher hat es sicher auch mit der Patriachalen Gewalt zu tun gehabt. Frauen hatten im Hintergrund Macht vorne aber nicht. (Nicht umsonst heißt ein Sprichwort: hinter einem erfolgreichen Mann, steht eine erfolgreiche Frau ) Dies dürfte noch in uns stecken...“

Hier denke ich, dass sie (die Frauen) es nicht nötig haben, hinter einem erfolgreichen Mann die Fäden zu spinnen. Da erscheint mir schon das selbstbewusste, in die Eigenverantwortung tretende Prinzip, das manche Frauen trotz Jahrtausende alter Unterdrückung verwirklichen sympathischer.

@ Energeia

Zitat: „...Verehrung des Bösen und der Göttin Satania...“

Hier sehe ich im wesentlichen den Kontrast zum christlichen Glauben – bezieht sich also doch auf den christlichen Glauben - deshalb finde ich dabei auch keine spirituelle Eigenständigkeit.

Die Mary Baker-Eddy baut auf christliche Strukturen auf – also ebenso keine spirituelle Eigenständigkeit

Bei der „Geschichte der Tenrikyo“ fällt mir auf, dass sie ebenfalls, wie z. B. das Christentum, einen männlichen Gott kreiert. Deutet für mich nur auf die Umsetzung patriarchaler Strukturen hin...

Und die Ayya Khema baut auf dem Buddhismus auf...

Zu Sex und Gender: Ist mir natürlich bekannt, diese Betrachtung, allerdings finde ich hier überhaupt keine „Topic-Entsprechung“.

Ich werde mich, falls der Thread „off topic“ weiterläuft nicht mehr einklinken.

Und trotzdem herzlichen Dank, für Euere Mühe und Euere Beiträge!

Liebe Grüße, Johann
 
Werbung:
Hallo,

Ich denke, dass der Thread nur wenig in die Richtung gelaufen ist, die ich mir vom Ansatz her vorstellte.

Dies ist natürlich nicht Euere Schuld, sondern nur mir selbst vorzuhalten, da es für mich darauf rausläuft, dass ich meinen Ansatz nicht klar genug rüberbringen konnte.

Ich mache mir einmal die Mühe, deinen vorgetragenen Ansatz zu rekonstruieren.

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Zu Sex und Gender: Ist mir natürlich bekannt, diese Betrachtung, allerdings finde ich hier überhaupt keine „Topic-Entsprechung“.

Warum verwende ich die Unterscheidung Sex-Gender ?

Also:
Du beginnst deinen Thread-Beitrag folgendermaßen.

Ellis Thread, zum Thema Religionsgründer hat mich vor einigen Tagen dazu motiviert, mich mal wieder mit diesem Thema zu beschäftigen ...
... Um das Phänomen, dass es offensichtlich keine Frauen gibt, die in die Rolle eines Religionsstifter gegangen sind habe ich schon oft gegrübelt – ich bin dann auf die Idee gekommen, dass es mit einem biologischen Nachteil, den Männer haben, zusammenhängen müsste.

Du beschreibst ein soziales Phänomen (Religionsstiftung) und machst darauf aufmerksam, dass keine Frau "in die Rolle eines Religionsstifter gegangen" ist.
Du verwendest hier also selbst den Begriff "Rolle".

Dieses Phänomen versuchst Du zu erklären: "ich bin dann auf die Idee gekommen, dass es mit einem biologischen Nachteil, den Männer haben, zusammenhängen müsste."

Ausgangspunkt ist also ein soziales Phänomen, das Du mit "Rolle" beschreibst. Und dein Lösungsansatz beginnt mit einem geschlechtsspezifischen "biologischen Nachteil".

-> Du vollziehst folglich die Unterscheidung von Gender/Sex in deinem eigenen Beitrag

Du führst dann eine psychologische Brückenhypothese ein:

"Dieser Nachteil bewirkt, dass die Männer einen Ersatz für die eigene Unvollständigkeit suchen."

biologischer Nachteil (Sex) -> psychologische Kompensation durch Religionsstiftung (Rolle) -> Konstruktion männlicher Schöpfer (patriarchalisches Weltbild)

Du reduzierst also ein soziales Phänomen, das sich in der soziokulturellen Evolution zeigt auf einen biologisch-psychologischen Kompensations-Mechanismus. Dies ist der Entstehungsmechanismus für das patriarchalische Weltbild. Und von nun an wird eine "männlich" kompensierte soziale Struktur aufgebaut.

-> Das ist "deine" Theorie, wenn ich das richtig sehe.


Und nun kommt mein Beitrag:

Ich zitiere zunächst Kalihan und stimme ihr zu. Dann bringe ich das Beispiel von zwei Religionsstifterinnen des 19. Jahrhunderts, das Jahrhundert der Frauenbewegung. Vielleicht hätte ich noch Olympe de Gouges erwähnen müssen.
Und dann folgt ein Ausschnitt:

"die Gender Studies bestreiten den kausalen Zusammenhang von biologischem und sozialem Geschlecht und dessen Kontinuitätsbestreben. Das soziale Geschlecht wird vielmehr bezeichnet als eine Konstruktion von Geschlecht "

Was mag das wohl bedeuten ? Ist es nicht die Anti-These zu "deiner" Theorie?
These: Es gibt keinen kausalen Zusammenhang von Sex und Gender. Vielmehr bedingen die sozialen Strukturen die "ROLLEN".
Im Zeitalter der Aufklärung und des Neu-Humanismus vollzieht sich eine Umstrukturierung der sozialen Strukturen: "Menschenrechten" und "Gleichheitsvorstellung". Die "Kindheit" wird als Lebensphase anerkannt und es kommt dann tatsächlich im 19. Jahrhundert zu Religionsstiftungen durch Frauen sowie zum Wahlrecht für Frauen (1893 Neuseeland).


Zusammenfassung:
Du stellst dein Problem selbst anhand der Unterscheidung von Gender-Sex dar und stellst danach deine Lösung vor: biologischer Nachteil (Sex) -> psychologische Kompensation durch Relgionsstiftung (Rolle) -> Konstruktion männlicher Schöpfer (patriarchalisches Weltbild)

Ich bezweifle hingegen den Zusammenhang von Sex und Gender und erinnere deshalb an die Gender Studies.

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Dann führst Du das Thema noch einmal neu ein:

Vielmehr geht mir die Frage durch den Kopf, ob zum einen die religiöse Basis wirklich die selbe ist und ob bei einer unterschiedlichen Basis der Spiritualität nicht auch unterschiedliche Auswirkungen auf die von Mann und Frau gelebte Spiritualität die Folge sein müssten, die aber, wie ich voraussetze, von den etablierten Religionen unterdrückt werden und damit z. B. bezogen auf das Christentum in einer Art christlichen Einheitssumpf bzw. machtpolitisch praktischen Gleichmacherei enden.

Ich gehe davon aus, dass wirkliche Spiritualität versucht bestimmte, zentrale, grundsätzliche Fragestellungen zu behandeln und zu erfassen. Dabei läuft es nach meiner Sicht im wesentlichen darauf hinaus, sogenannte „Urfragen“ zu klären – darunter verstehe ich:
„Woher komme ich? Was ist der Sinn meiner Existenz? Wer bin ich? Wohin gehe ich?“

Dazu muss es noch nicht einmal einen Gott oder irgendwelche spirituelle Lehren geben!

Nach meiner Meinung ist alles, was über die Beantwortung der „Urfragen“ hinaus geht bereits nicht mehr in Verbindung mit eigentlicher Religiosität, sondern Spiritualität in Verbindung oder Vermischung mit Machtangelegenheiten, Sozialisierung, Unterdrückung, Kampf am Affenfelsen, Magie etc.

An diesem Standpunkt befinde ich mich also, wenn ich sage:
Der Mann hat keine Möglichkeit, im Gegensatz zur Frau, die eigenen Wurzeln für sich, aus einer Analogie, zum eigenen Geborenwerden und zum Sterben abzuleiten.
Er kann nicht gebären und ist somit selbst abgeschnitten vom Ursprung.
Eine Frau steht dadurch, dass sie gebären kann in einem schlüssigen und analog erfassbaren Kreis von geboren werden, gebären und sterben.
Sie ist dadurch nicht abgeschnitten vom Ursprung, oder von der Quelle...

Hier ist für mich die eigentliche, unüberschreitbare Grenze zwischen männlich und weiblich. Die ist völlig unabhängig vom unterschiedlichem Aussehen und von sonstigen Eigenschaften - da kann man sich noch so sehr bemühen, die eigenen Anteile des Gegengeschlechtlichen zu verwirklichen und zu entwickeln, die sicherlich und unbestritten in uns sind.

Genau an diesem Punkt beginnen meine Fragestellungen nach den spirituellen Konsequenzen, wenn ich z. B. behaupte: Eine Frau müsste, wenn sie frei und unbeeinflusst ist, kein Defizit haben, dass sie durch ein religiöses Konstrukt ausgleichen müsste...

Aus diesen Gründen meine ich, dass sich die Spiritualität von Frauen und Männern grundlegend unterscheiden müsste und frage, wie dies aussehen müsste, wenn man Deckmäntelchen, Jahrtausende spiritueller Manipulationen und den Herrschenden nützende Gleichmachereien erst mal gedanklich ausklammert...


Du hast das Thema der Religionsstiftung jetzt beiseite gelegt. Es geht dir nicht mehr um die "Rolle" der Religionsstiftung. So scheint es jedenfalls.

Ich finde, dass Du hier eine sehr seltsame Unterscheidung von "eigentlicher Religiosität" und Spiritualität verwendest:

"Nach meiner Meinung ist alles, was über die Beantwortung der „Urfragen“ hinaus geht bereits nicht mehr in Verbindung mit eigentlicher Religiosität, sondern Spiritualität in Verbindung oder Vermischung mit Machtangelegenheiten, Sozialisierung, Unterdrückung, Kampf am Affenfelsen, Magie etc."

Was hier jetzt (anscheinend) neu auftaucht, das ist die "Urfrage".

Diese Urfragen stehen in Verbindung mit "der eigentlichen Religiosität".

Und Du stellst dann erneut deine Kompensations-Hypothese vor:

"Der Mann hat keine Möglichkeit, im Gegensatz zur Frau, die eigenen Wurzeln für sich, aus einer Analogie, zum eigenen Geborenwerden und zum Sterben abzuleiten.
Er kann nicht gebären und ist somit selbst abgeschnitten vom Ursprung.
Eine Frau steht dadurch, dass sie gebären kann in einem schlüssigen und analog erfassbaren Kreis von geboren werden, gebären und sterben.
Sie ist dadurch nicht abgeschnitten vom Ursprung, oder von der Quelle..."

Und deshalb hast Du die Vorstellung: "Eine Frau müsste, wenn sie frei und unbeeinflusst ist, kein Defizit haben, dass sie durch ein religiöses Konstrukt ausgleichen müsste..."

Wenn ich das richtig rekonstruiere, dann ist deine These nun:

Dem Menschen stellen sich a priori existenzielle Urfragen. Die Frau ist durch ihre Gebärfähigkeit nicht abgeschnitten vom Ursprung und benötigt deshalb, wenn sie vollkommen frei ist, kein religiöses Konstrukt, um diese Urfragen für sich zu beantworten.
Der Mann ist aber durch seine biologische Konstitution auf diese religiösen Kompensations-Konstrukte angewiesen.

Diese männlich Notwendigkeit der "religiösen Konstrukte" führt dann wieder zum sozialen Verhalten der "Religionsstiftung".

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Also ich sage dir ganz ehrlich - wenn ich das richtig verstanden habe - dann finde ich es erstens schade, dass Du das alles relativ unklar darstellst:party02: Zweitens stimme ich dir nicht zu :foto:

Der gesamte Erklärungsansatz basiert auf einem a-historischen Anthropologismus. Du reduzierst soziale Phänomene biologisch-psychologisch und existentialistisch. Die Gebärfähigkeit -Ursprungs-Hypothese erscheint mir überhaupt nicht nachvollziehbar. Ein Kind wird durch einen Mann und eine Frau gezeugt. Beide sind hier gleichursprünglich verbunden und aufeinander bezogen im Zeugungsakt. Ich glaube nicht, dass die Gebärfähigkeit der Frau bzw. die Nicht-Gebärfähigkeit des Mannes irgendwie positiv oder negativ die "eigentliche" Religiosität beeinflusst. Und ich glaube auch nicht, dass die "eigentliche" Religiosität der Frau irgendwie a priori, rein konstitutionell der "eigentlichen Religiosität" des Mannes überlegen ist. Aus meiner Sicht sind beide gleichwertig :banane:

Ich fände das Thema der Thread-Überschrift wirklich spannend, aber anhand deiner Theorie sehe ich da keinen Weg.

Liebe Grüße :liebe1:
Energeia
 
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