"Wer ist ein Antisemit?"

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Die Juden nehmen diese Sonderstellung meines Wissens nach gar nicht in Anspruch, doch wird ihnen dieser Anspruch auf Sonderstellung unterstellt, um eben gerade ihr Leid, das anderen durchaus zugebilligt wird, nicht zu respektieren. Würde es hier z. B. um Rassismus gegen Schwarze in Deutschland gehen, käme mir nie in den Sinn, dem TE an den Kopf zu werfen, dass er eine Sonderstellung einnehmen möchte gegenüber Andersleidenden. Das ist aus meiner Sicht inhuman, der jüdischen Bevölkerung ihre Geschichte vorzuwerfen, nur weil sie nicht schweigen, sondern sich berechtigt Sorgen machen über die Tendenzen in Deutschland und international, wie sie an die Zeit der Weimarer Republik erinnern und auch die Zeit davor. Ich finde, das ist ein berechtigter Hinweis, gerade auch, weil Juden heute immer noch nicht sicher leben können in Deutschland. Warum dies immer wieder bagatellisiert wird, ist nicht wirklich nachvollziehbar. Es ist eine subtile Art von Judenfeindlichkeit, eine sehr bedenkliche.

Sachlichkeit ist okay, aber wenn sie benutzt wird, um sich aus Verantwortung, Ethik und menschlicher Anteilnahme zu stehlen, wie es schon im Dritten Reich exemplarisch und auf schreckliche Weise durch den Beamtenapparat Wirklichkeit wurde, ist und bleibt sie inhuman und nicht akzeptabel. Leid ist nie sachlich, sondern immer persönlich. Es wird sich kein Kind auf dieser Welt fragen, ob es nun auf sachliche oder persönliche Art leidet. Aber jüdische Kinder müssen das wohl.
 
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P.S.

Auch Empathie und Mitgefühl kann nur immer auf persönlicher Ebene stattfinden, denn die Sachlichkeit an sich ist rein rational und beliebig. Wozu diese Sachlichkeit fähig ist, wissen wir vom Dritten Reich. Lest mal die Listen, Nummern, sehr sachlich geordnet, ein perfektes System, ein Vorbild an Sachlichkeit, wie sie die Judenvernichtung planten.
 
Irgendwie schreiben wir aneinander vorbei - diese Art von Sachlichkeit ist nicht, was ich meine. Sondern mir geht es um die sachliche Betrachtung der Mechanismen, die ein solches Szenario erst möglich machen.
 
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Irgendwie schreiben wir aneinander vorbei - diese Art von Sachlichkeit ist nicht, was ich meine. Sondern um die sachliche Betrachtung der Mechanismen, die ein solches Szenario erst möglich machen.

Du verwendest Begriffe aus der Mechanik. Glaubst Du wirklich, dass jemand, der viel durchlitten hat, sich dadurch empathisch verstanden fühlt? Weshalb ist es nicht möglich, auf persönliches Leid eine persönliche Antwort zu finden? Warum musst Du Dich hier in einem Forum, wo es sowieso um den persönlichen Austausch geht, auf die rationale Sachebene flüchten, wo die Menschen zu politischen Schachfiguren werden, weshalb? Ist es wirklich zu viel verlangt, sich einzufühlen und für einen Moment innezuhalten und sich WIRKLICH mal vor Augen zu führen mit dem Herzen, was in einem jüdischen Nachkommen vor sich geht, der Angehörige im KZ verloren hat, mit traumatisierten Verwandten aufwächst und selbst immer wieder erlebt, was es bedeutet, mitten in Deutschland als Jude/Jüdin zu leben, dass es eben doch einen Unterschied gibt, dass Diskriminierung immer noch stattfindet, dass so wenig aus der Geschichte gelernt wurde. Ich finde das bitter, wie heute mit der jüdischen Bevölkerung umgegangen wird, nachdem was sich in Deutschland ereignet hat in einer kaum vorstellbaren schrecklichen Dimension, wo ich mich auch heute noch frage: Waren das wirklich Menschen, die dazu fähig waren?
 
Du verwendest Begriffe aus der Mechanik. Glaubst Du wirklich, dass jemand, der viel durchlitten hat, sich dadurch empathisch verstanden fühlt? Weshalb ist es nicht möglich, auf persönliches Leid eine persönliche Antwort zu finden? Warum musst Du Dich hier in einem Forum, wo es sowieso um den persönlichen Austausch geht, auf die rationale Sachebene flüchten, wo die Menschen zu politischen Schachfiguren werden, weshalb? Ist es wirklich zu viel verlangst, sich einzufühlen und für einen Moment innezuhalten und WIRKLICH vor Augen halten, was in einem jüdischen Nachkommen vor sich geht, der Angehörige im KZ verloren hat, mit traumatisierten Verwandten aufwuchs und selbst immer wieder erlebt, was es bedeutet, mitten in Deutschland als Jude/Jüdin zu leben, dass es eben doch einen Unterschied gibt, dass Diskriminierung immer noch stattfindet, dass so wenig aus der Geschichte gelernt wurde. Ich finde das bitter, wie heute mit der jüdischen Bevölkerung umgegangen wird, nachdem was sich in Deutschland ereignet hat in einer kaum vorstellbaren schrecklichen Dimension, wo ich mich auch heute noch frage. Waren das wirklich Menschen, die dazu fähig waren?

Ich komm grad echt nicht mit.

Also ist die Lösung deiner Meinung nach, "zu verstehen" und alle Umstände, die zu einer Lösung des Problems beitragen könnten, außer Acht zu lassen? Wenn ich die Frage stelle nach dem WARUM und überlege, wie man dieses WARUM entkräften kann, um weitere Opfer zu verhindern, betrachte ich Menschen emotionslos als Schachfiguren? Simples Beispiel: was ist die Aufgabe eines Therapeuten? Nur zu verstehen und Beileid zu bekunden oder zu verstehen, Beileid zu bekunden und zu überlegen, wie man die Situation entschärfen kann? Meiner Meinung nach ist das verstehen der Hintergründe und das Verhindern neuer Horrorszenarien ungeheuer wichtig. Es schließt doch nicht aus, den Einzelnen zu betrachten. Nur zurückzuschauen und zu trauern ist wie Pflaster bei Beinbruch.

Diese Logik erschließt sich mir nicht - vor allem erschließt sich mir nicht, wieso du Shimon hier zum Thema machst, wo er doch selbst den Fokus ganz klar auf das Thema Judenfeindlichkeit gelegt hat. Und bei der Lösung für dieselbe scheint es mir mit "Shimon verstehen" bei weitem nicht getan. Bevor jetzt wieder irgendwas kommt - ja, es schließt auch das Verständnis für ihn MIT ein. Aber alleine dadurch löst sich doch das globale Problem nicht.
 
Ja, die Lösung ist tatsächlich das Verstehen, das würde Dir auch jeder Therapeut sagen, wenn es darum geht, Lösungen durch eine Therapie herbeizuführen. Ohne vorgängiges Verstehen ist eine Lösung nicht möglich, denn nur durch das Verstehen wird die Problematik als solches überhaupt erst ausreichend wahrgenommen. Wenn Du schon das Bild eines Therapeuten verwendest, hört der Therapeut erstmal richtig zu, was der Patient ihm erzählt und nimmt ihn ernst.

Aber es geht nicht ums Therapieren, sondern um etwas fundamental Menschliches, das meiner Meinung nach selbstverständlich sein sollte, erst recht in einem Esoterik-Forum, wo auf spiritueller Ebene gearbeitet wird, nämlich Empathie.

Bekanntlich war die Judenvernichtungsmaschinerie alles andere als empathisch. Sachlich ja, es wurden logische Lösungen gefunden für das "Judenproblem". Und jetzt soll es wieder so laufen, sachliche Lösungen für das Judenproblem? Nein, es geht um Empathie und nicht um Logik. Man kann nicht logisch lieben. Und ohne Liebe im Herzen geht´s nun mal nicht. Ohne Liebe bleibt nur eine psychopathische Gesellschaft übrig. Die Lösungen einer solchen verrohten, entmenschlichten Welt kennen wir ja schon zu genüge.
 
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Ja, die Lösung ist tatsächlich das Verstehen, das würde Dir auch jeder Therapeut sagen, wenn es darum geht, Lösungen durch eine Therapie herbeizuführen. Ohne vorgängiges Verstehen ist eine Lösung nicht möglich, denn nur durch das Verstehen wird die Problematik als solches überhaupt erst ausreichend wahrgenommen. Wenn Du schon das Bild eines Therapeuten verwendest, hört der Therapeut erstmal richtig zu, was der Patient ihm erzählt und nimmt ihn ernst.

Aber es geht nicht ums Therapieren, sondern um etwas fundamental Menschliches, das meiner Meinung nach selbstverständlich sein sollte, erst recht in einem Esoterik-Forum, wo auf spiritueller Ebene gearbeitet wird, nämlich Empathie.

Bekanntlich war die Judenvernichtungsmaschinerie alles andere als empathisch. Sachlich ja, es wurden logische Lösungen gefunden für das "Judenproblem". Und jetzt soll es wieder so laufen, sachliche Lösungen für das Judenproblem? Nein, es geht um Empathie und nicht um Logik. Man kann nicht logisch lieben. Und ohne Liebe im Herzen geht´s nun mal nicht. Ohne Liebe bleibt nur eine psychopathische Gesellschaft übrig. Die Lösungen einer solchen verrohten, entmenschlichten Welt kennen wir ja schon zu genüge.

Nichts anderes habe ich geschrieben: verstehen ist ein Teil der Lösung. Dabei bleibt es aber nicht, sondern es muss irgendwann auf Grundlage des Verstehens die Aufmerksamkeit von der Erfahrung hin zur lösungsorientierten Handlung geschehen.

Liebe ist gut und schön. Wenn aber soziale oder politische Umstände zu Frustration führen, erscheint es mir vorrangig wichtig, mich diesen Umständen anzunehmen, um diese Frustration aufzulösen, einen Konsens zu finden und damit die Projektion des eigenen Mangels auf andere zu verhindern - denn um nichts anderes geht es dabei.

Und ja - auch das ist Liebe.
 
Von wessen Frustration sprichst Du? - So weit ich Deine Beiträge bisher las, befürchtest Du, dass die Darstellung von jüdischem Leid bei der deutschen Bevölkerung zu einer verstärkten Frustration führen wird, die wiederum die Geschichte in eine Wiederholungsschleife leiten könnte. Sollen deshalb die Juden schweigen, weil die deutsche Psyche derart krankhaft veranlagt zu sein scheint?

Vielleicht wären an dieser Stelle psychologische Untersuchungen angebracht über die Psyche der Deutschen, weshalb sie besonders zur Rationalisierung neigen bei gleichzeitiger Reduktion der Empathiefähigkeit. Die Deutschen gelten als besonders fleißig und exakt, es ist nicht Zufall, dass gerade in Deutschland eine derart immense Judenvernichtungsmaschinerie in Gang gesetzt werden konnte. Gerade die deutschen Tugenden, durch die Erziehung ins Extreme getrieben, haben dazu geführt, dass sich so viele Deutsche einspannen ließen in diese unmenschliche Politik des Dritten Reichs.

Umso wichtiger ist es, die heutige Jugend anders zu erziehen, menschlicher, keine schizophrene Abspaltung von Sachlichkeit und Herz.
 
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Von wessen Frustration sprichst Du? - So weit ich Deine Beiträge bisher las, befürchtest Du, dass die Darstellung von jüdischem Leid bei der deutschen Bevölkerung zu einer verstärkten Frustration führen wird, die wiederum die Geschichte in eine Wiederholungsschleife leiten könnte. Sollen deshalb die Juden schweigen, weil die deutsche Psyche derart krankhaft veranlagt zu sein scheint?

Vielleicht wären an dieser Stelle psychologische Untersuchungen angebracht über die Psyche der Deutschen, weshalb sie besonders zur Rationalisierung neigen bei gleichzeitiger Reduktion der Empathiefähigkeit. Die Deutschen gelten als besonders fleißig und exakt, es ist nicht Zufall, dass gerade in Deutschland eine derart immense Judenvernichtungsmaschinerie in Gang gesetzt werden konnte. Gerade die deutschen Tugenden, durch die Erziehung ins Extreme getrieben, haben dazu geführt, dass sich so viele Deutsche einspannen ließen in diese unmenschliche Politik des Dritten Reichs.

Umso wichtiger ist es, die heutige Jugend anders zu erziehen, menschlicher, keine schizophrene Abspaltung von Sachlichkeit und Herz.

Nein. Die Frage, die ich mir stelle, ist - welche Faktoren haben damals dazu geführt? Welche Faktoren führen heute dazu? Von Juden, die über ihr Schicksal schreiben oder reden, geht m.E. nach keinerlei "Frustgefahr" aus - warum auch? Sie geben doch nichts anderes wieder als ihre wahrhaftigen Erlebnisse?

Es geht doch bei Xenophobie, Rassenwahn oder Ablehnung grundsätzlich um Projektion. Die eigenen Ängste, der eigene Mangel, die eigene Enttäuschung, mangelnder Selbstwert ect. werden auf eine Bevölkerungsgruppe projiziert - auf Juden, Ausländer generell, Behinderte, Schwule ect. Die zugrundeliegende Frage ist also - wo empfindet der Mensch diesen Mangel? Diese Angst? Warum? Liegt es an schwierigen politischen Lagen oder sozialen Strukturen? Kann man daran etwas ändern? Diese Fragen finde ich wichtig.

Würde jeder Mensch auf dieser Welt die von dir geforderte Empathie besitzen oder verstehen wollen, gäbe es diese Probleme sicherlich nicht. Und es ist auch sinnvoll, selbst vorzuleben, was man fordert - ich mache es nicht anders. Aber darauf zu hoffen, wenn man nur doll genug liebt, machen es andere sofort genauso, ist utopisch. Esoterik hin oder her; ein Teil dieser Welt besteht nun mal aus "harten Fakten" und diese gilt es für mich im Sinne der Humanität zu berücksichtigen. Sprich: mir anzuschauen, wo Menschen solche Projektionen entwickeln und warum. Und diese Umstände, wenn möglich, zu verändern. Dies mag ebenso Wunschdenken sein oder gar Utopie. Im Sinne der Machbarkeit finde ich die Lösung solcher Fragen aber weitaus realistischer als den Wunsch, jeder käme von selbst auf die Idee, Liebe walten zu lassen.

Im Prinzip meinen wir beide wohl das Gleiche, nur die Ansätze sind andere.
 
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Ja, okay, da kann ich Dir zustimmen. Ich finde Deinen psychologischen Ansatz ebenso wichtig in der Frage, was die Judenfeindlichkeit erzeugt. Es gibt auch Fachbücher zu diesen Gruppendynamiken, angefangen bei Freud, Jung, Adler, Frankl etc. Die haben das schon damals gut erkannt und beschrieben, sozusagen am lebenden Subjekt des damaligen Deutschland. Maßenpsychose. Man könnte die deutsche Maßenpsyche auch als zwanghaft gestört bezeichnen, getrimmt zu Pünktlichkeit, Gehorsam, Exaktheit, Rationalisierung, Versachlichung, reduzierter Empathiefähigkeit, obrigkeitshörig, kein selbständiges individuelles Denken, verfehlte Idealisierungen, Schwarz-Weiß-Denken.

Man müsste diese deutsche Maßenpsyche therapieren.
 
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