Ich finde, die derzeitige Diskussion zeigt ganz gut, worauf ich hinauswollte.
Erst einmal ist es wohl nie ganz möglich, bei solch emotional aufgeladenen Themen vollkommen sachlich zu agieren. Da stimme ich durchaus zu. Aber wenn begonnen wird, aus unterschiedlichen Sichtweisen Verdächtigungen und Unterstellungen zu basteln, gerate ich ins Grübeln.
Sobek z.B. zu unterstellen, ihm seien jüdische Kinder vollkommen egal in ihrem Leid, nur weil er nicht zwischen Opfern einer Verfolgung aufgrund Ethnie oder Religion unterscheidet, finde ich bedenklich. Ich verstehe ihn so, dass er die Opfer auf jüdischer Seiten mitnichten negieren will; aber die Opfer anderer Greueltaten und Genozide ebenso nicht. Die jüdischen Leidenden nehmen schlicht keine Sonderstellung ein, sondern sind ebenso verfolgte Mitmenschen wie andere auch und vice versa. Ich sehe an dieser Ansicht nichts verwerfliches, sondern empfinde sie als reflektiert und human.
Desweiteren möchte ich zu bedenken geben, dass die Betrachtung einzelner Schicksale durchaus vonnöten ist, um die Beweggründe und Motivationen des Einzelnen zu verstehen. Und Verständnis ist wichtig; dass Gefühl, dort aufgefangen und nicht verurteilt zu werden, ist heilend. Dennoch finde ich, dass dies nicht der einzige wichtige Faktor ist, um die Geschichte als wirkliches Mahnmal für die Zukunft zu begreifen - wichtig ist die Frage nach den Mechanismen, den Beweggründen und der zugrundeliegenden Struktur. Und dies hat nichts mit Schicksalen zu tun, sondern mit politischen, kulturellen und sozialen Faktoren - diese kann man durchaus rational beleuchten und sachlich diskutieren. Sonst bleibt man im Trauma haften statt zu verändern.
Schlußendlich finde ich, ist auch die Frage erlaubt, ob eigene Erfahrungen und Schicksale grundsätzlich von der Verantwortung jedweder Handlung oder Aussage entbinden - das halte ich nämlich für gefährlich. Zu rechtfertigen, das die Saat gewalttätiger oder verurteilender Samen automatisch dazu berechtigt, gewalttätige oder verurteilende Früchte zu tragen, scheint mir ein Teufelskreis - in JEGLICHE Richtung.