... Oder ich nehme meine Macht an und sage: der andere hat die Verantwortung dafür, dass er verletzende Handlungen setzt.
Das ist m.E. nicht Macht, das ist eher eine einseitige und pauschalierte Betrachtung, die jedoch den Gesamtzusammenhang ausblendet. Zunächst ist die Frage, ob die
Absicht gegeben war zu verletzen, denn es gibt erfahrungsgemäß auch Ereignisse, die verletzend interpretiert werden, ohne dass dies gewollt war. "der andere hat die Verantwortung dafür" ist nichts anderes, als "der andere hat die Schuld" - und das war noch nie wirklich hilfreich. Erst wenn die eigene Mitwirkung in Eigenverantwortung mit anerkannt wird, ist es möglich, aus dem System von
Verurteilung auszusteigen, das Mittel der Wahl ist hierzu tiefe, umfassende Vergebung, wozu es passende Vorlagen durch Rituale gibt (z. B. D. Stelzl, Marion Kohn).
Das ist
wirkliche Machtannahme - praktizierte Vergebung! Sie erfordert um ein vielfaches mehr, als die hier formulierte, bewertende Haltung. Und auch in der Bibel steht darüber vieles geschrieben.
Ich aber habe die Verantwortung dafür, dass ich diesen Menschen in mein Leben gelassen habe und es zugelassen habe, dass er mich verletzt.
Warum so sexistisch? Sind es nur männliche Menschen, die verletzen? Die neutrale und m.E. auch zustreffende Wortwahl wäre hier "die mich verletzen".
In der tiefen Erkenntnis der Opfer-/Täterkonstellation geht es übrigens darum, die Verantwortung zu erkennen und zu übernehmen, dass für jedes Ereignis eine eigene Handlung gesetzt wurde, die wiederum grundlegend für die aktuelle Erfahrung von Gefühlen ist. Und einzelne Menschen aus dem Leben zu verbannen, was ja die Konsequenz aus der zitierten Vorgehensweise ist, dürfte m.E. auch nicht das universale Grundgesetz von "Ursache und Wirkung" aufheben, sondern vielmehr auf andere Menschen verlagern. Ob die anderen Menschen dann wirklich etwas anderes spiegeln werden, als die Gruppe der Ausgeschlossenen?
Wenn ich diesen Schmerz dann annehme und ihn bearbeite, es also dem "Täter" nicht gönne, dass er mich gebrochen hat, dann kann ich enorm daran wachsen. Das meine ich mit "den Schmerz in sich integrieren"
Aus meiner Sicht dient diese Strategie eher dazu, die Vorwurfshaltung zu festigen und sich immer weiter von der natürlichen Ausgeglichenheit zu entfernen. Was hier am ehesten wächst, sind Krankheiten, wenn man es im Zusammenhang mit den Biologischen Naturgesetzen betrachtet. Ich halte es für sehr fragwürdig, Schmerzen zu integrieren. Wenn das zur Methode wird kann es sogar dazu führen, dass der betroffene Mensch selbst (z. B. un-ter-bewusst) immer wieder Situationen auslöst, die als Schmerz erfahren werden (wollen). Ich halte das für einen Weg, der nur allzu leicht in die Verbitterung führt und keinesfalls pauschal als Empfehlung dargestellt werden sollte. Weder sollte der Schmerz integriert werden, noch Panzerungen dagegen aufgebaut werden. Das gesündeste aus meiner Erfahrung ist, wenn Erfahrungen wie diese fliessen darf - sie darf kommen und auch wieder gehen. Das "gehen" kann mittels Vergebungsritual nachhaltig aktiviert und gefördert werden.
Der Weg unseres Seelenplans, uns aufzuwecken und uns an unsere Göttlichkeit zu erinnern, ist oft Schmerz, weil der sich am wenigsten unterdrücken lässt. Wenn ich also den Schmerz wahrnehme, ihn zulasse, mich mit ihm befasse, komme ich meinem unfasslich wundergigantischen Selbst ein Stück näher..... und das macht mich anziehend.
Für die Menschen, die im Rahmen dieser Strategie aus dem Leben verbannt werden, macht das m.E. nicht wirklich anziehend. Wie andere dieses Vorgehen empfinden, ist mir nicht ersichtlich. M.E. haben wir keine Göttlichkeit, sondern allenfalls eine Gott-ähnlich-keit und alles was darüber hinausgeht, ist eine Übertreibung und Selbstüberhöhung nach dem luziferischen Prinzip. Das "befassen" alleine ist noch keine Lösung im Sinne von Verarbeitung, ausgedehnte Aufmerksamkeit auf Schmerz ohne sie zu erlösen kann auch beispielsweise in die Depression führen. Ich halte es für riskant, derart gekürzte Lebensempfehlungen zu formulieren.
Aus meiner Sicht ist es an der Zeit (im Sinne von Zeitenergie), so oft wie möglich und so tief wie möglich Vergebung zu praktizieren. Für sich selbst und für andere. In der tiefen Erkenntnis, dass andere als Spiegel dienen und aus Liebe diesen Dienst geben. Zu erkennen, dass jedes Ereignis in der göttlichen Ordnung stattfindet und eine deutliche Information enthält, wenn denn das Bewusstsein und die Bereitschaft vorhanden ist, diese in ihrer tiefen Bedeutung zu interpretieren und daraus einen Hinweis, eine Information oder sogar eine Lehre zu gewinnen. Solange Ver-Urteil-ungen getroffen werden, ist kein wahrer Frieden im betreffenden Energiefeld möglich, stattdessen werden damit weitere Ursachen gesetzt, die sich früher oder später wieder in Form einer Spiegelung zeigen werden. So einfach.