SETIANISCHE PHILOSOPHIE
Alle Schulen introspektiver Nachforschung (im Gegensatz zu denen des Glaubens) beziehen sich auf den einen Unterschied, der die Menschheit vom Rest des Kosmos trennt : Die Möglichkeit, zu *sein*, die Möglichkeit bewußter, willentlicher Existenz. Dieses Selbst-Bewußtsein macht alle unsere Künste, Wissenschaften, unsere Vorstellungen von gut und böse, erst möglich. Dies macht freien Willen sowie die Fähigkeit jedes Individuums, Gedanken, Äußerungen und Handlungen Bedeutung zuzuweisen, notwendig.
Verschiedene Religionen konfrontieren dieses Phänomen individuellen Bewußtseins auf verschiedene Weise. Einige - z.B. die buddhistische Suche nach dem nirvana - versuchen es gänzlich auszulöschen. Andere nennen es einfach "Die Seele", und hoffen, daß sich jemand anderes darum kümmert - so wie z.B. YHVH oder Christus. Wieder andere bestreiten seine Existenz völlig, und weisen den Menschen auf den Status eines Tieres zurück. Nichtsdestotrotz gab es auch bewußtseinsverehrende (oder -respektierende) Religionen in allen historischen Zivilisationen und Kulturen.
Historisch gesehen, waren bewußtseinsverehrende Religionen intellektuell anspruchsvoller als ihre die Natur verehrenden Gegenstücke, da es schwieriger ist, sich rational denkend einen Pfad durch seine bewußte Existenz zu schlagen, als sich von halb-rationeller Reiz-Reaktion dahintreiben zu lassen. Solche Schulen wurden in bestimmten Gesellschaften, wie dem alten Ägypten oder Griechenland bewundert, aber im Allgemeinen machte sie ihr exklusiver "Elitismus" und ihre "übernatürlichen" Aktivitäten zum Gegenstand von Mißbilligung und Verfolgung.
Der Tempel von Set strebt vor allem anderen danach, Bewußtsein zu ehren und als Heiligtum zu behandeln. Wir wünschen das, was jeden von uns individuell einzigartig macht, zu begreifen, und dieses Geschenk zu *nutzen*, um uns in allen Facetten unseres Seins zu stärken. Um dies zu tun, bewahren und verbessern wir die Tradition der geistigen Abtrennung vom natürlichen Universum, die im Jüdisch-/Christlichen Westen "Satanismus" genannt wurde, die aber genereller als "Pfad der linken Hand" bekannt ist.
Der Pfad der linken Hand ist ein Prozeß um eine individuelle, starke Essenz zu schaffen, die über und jenseits vom tierischen Leben existiert. Er ist somit der wahre Weg zur persönlichen Unsterblichkeit. Er hat bestimmte Komponenten :
-- ANTINOMISMUS
Initiation beginnt mit der Ablehnung und Zurückweisung der Herdenmentalität. Die kulturellen und sozialen Werte der Massen, ob von konventionellen Religionen oder den Massenmedien festgelegt, werden als Hindernisse für individuelle, geistige Entwicklung erkannt. Die menschliche Gesellschaft schätzt Vorhersehbarkeit, Stabilität, oder *Stasis* vor allen Dingen. Der Initiierte hingegen, sucht kontinuierliche, positive Selbstentwicklung.
- INDIVIDUALITÄT
Niemand kann die Arbeit, die Selbstveränderung erfordert, für Sie tun. Die Intensität und das Tempo Ihrer eigenen Initiation wird von Ihnen, nicht vom Tempel von Set abhängen. Ebensowenig kann Ihnen der Tempel Ihre persönlichen Ziele vorschreiben. Sie selbst müssen das tun, wieder mit Weisheit, anstatt emotional oder impulsiv.
-- KONTROLLE
Die Welt ist eine chaotische Umgebung, die vom Mangel an intelligenten Zielen für die Massen, und vom Mangel an Disziplin, die notwendig wäre um sie zu erreichen, geprägt ist. Der Initiierte muß einen starken Sinn für persönliche Disziplin haben, bevor er sich auf irgendein Abenteuer einläßt. Die Fähigkeit, große Aufgaben zu erkennen, zu beginnen, und zu beenden, unterscheidet den Initiierten vom okkultistischen Spielkind, das Größe zu parodieren sucht, indem es hirnlos einige inkohärente Zaubersprüche murmelt.
-- SCHWARZE MAGIE
Diejenigen, die auf dem Pfad der linken Hand wandeln, praktizieren das, was wir, auf eine sehr speziell definierte Weise, Schwarze Magie nennen. Schwarze Magie konzentriert sich auf selbstbestimmte Ziele. Ihre Grundformel ist "Mein Wille geschehe", im Gegensatz zur weißen Magie des Pfades der rechten Hand deren Grundformel "Dein Wille geschehe" ist.
SET
Die älteste bekannte Form des Fürsten der Finsternis, dem Archetyp des isolierten Selbst-Bewußtseins, ist der ägyptische Gott Set, dessen Priesterschaft bis zu vordynastischen Zeiten zurückverfolgt werden kann. Bilder von Set wurden bis ca. zum Jahr 3200 vor unserer Zeitrechnung zurückdatiert, mit auf astronomischen Berechnungen beruhenden Schätzungen von Inschriften, die bis in das Jahr 5000 vor unserer Zeitrechnung datiert sind.
Set ist ein komplexeres, weniger stereotypes metaphysisches Bild als das des jüdisch-/christlichen Satans. Satan, der Archetyp der Rebellion gegen die kosmische Ordnung und die Stasis, mag das Symbol für die anfängliche Hingabe vieler Menschen an die Initiation sein, aber dieses Symbol ist zu sehr mit konventionellen Religionen und ihren moralischen Richtlinien verbunden, um eine effektive Repräsentation des Reichtums, der Subtilität und Komplexität des Pfades der linken Hand zu sein.