O
opti
Guest
Ich habe derartige Argumentationen geführt, da war ich 14 Jahre alt. Mit 16 habe ich begonnen, mich über meine Freunde zu ärgern, die noch immer den gleichen Quatsch verkündeten. Inzwischen sind noch einmal 10 Jahre vergangen, ich habe in Tansania für ein Hilfswerk gearbeitet und verstehe nicht mehr, wie irgendein vernünftig denkender Erwachsener so einen Käse glauben kann.
Weisst du, warum es hungernde Menschen in Tansania gibt? Wenn du es wirklich wissen willst, dann geh hin und frag sie. Ihre Erklärungen stimmen mit deinen nicht überein.
Von der Argumentation stimmt praktisch gar nichts. Es ist mir zu mühsam, die aufgezählten Fehler gedanklich durchzuexerzieren.
Glaubst du wirklich, die Welt könne besser gemacht werden, wenn "wir alle bloss wollten"?
Was sind denn die Gründe? Ist es etwa so, dass der Markt von Tansania mit billigen westlichen, meist amerikanischen, Waren (Überschussproduktion) überschwemmt wird, so dass die einheimischen Bauern ihre Produkte nicht mehr verkaufen können und dadurch in die Armut getrieben werden?
Über 840 Millionen Menschen leiden weltweit an Hunger. Doch um den Welthunger zu bekämpfen, müssen nicht die Erträge gesteigert werden, wie die Gen-Industrie glauben machen möchte. Laut Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, könnten die weltweiten landwirtschaftlichen Erträge zusammengenommen etwa doppelt soviel Menschen ernähren als auf der Erde leben.
Die tatsächlichen Ursachen für Hunger sind die sozialen und politischen Bedingungen: Armut, kein Zugang zu Land, Wasser und Saatgut, unfaire Handelsbedingungen.
Bereits 1998 stellten sich alle afrikanischen Staaten, mit Ausnahme von Südafrika, gegen die Gen-Industrie und beklagten, die Armen und Hungernden ihrer Länder würden von Konzernen missbraucht, um Gentechnik salonfähig zu machen. In einer gemeinsamen Erklärung stellten sie fest, dass Gentechnik die biologische Vielfalt Afrikas zerstöre, das lokale Wissen und das nachhaltige landwirtschaftliche System gefährde, das die Bauern über Tausende von Jahren entwickelten. Damit untergrabe die Gentechnik die Möglichkeit der afrikanischen Bevölkerung, sich selbst zu ernähren.
Schwere Folgen für die Welternährung drohen durch die Verschmutzung einheimischer Sorten mit Gentechnik, da sich die Gen-Pflanzen mit anderen Pflanzen vermischen (sog. Auskreuzung) und sie so die Vielfalt bedrohen.
Alle landwirtschaftlichen Nutzpflanzen wurden vor Tausenden von Jahren aus ihren wilden Verwandten gezüchtet. Die Landwirtschaft braucht auch heute eine Vielfalt von Pflanzen, um deren Eigenschaften auf andere Pflanzen zu übertragen: So lässt sich ein Weizen dem sich ändernden Klima, Schädlingen, Krankheiten und veränderten Umweltbedingungen anpassen. Jack Harlan, ein berühmter Botaniker, erklärt: Genetische Vielfalt steht zwischen uns und einer katastrophalen Hungersnot, wie wir sie uns nicht vorstellen können.
Wo sind nun also die großen Vorteile der Gentechnik?
Für den Anbau von genmanipulierten Pflanzen gibt es in zahlreichen Entwicklungsländern keine Überwachungssysteme oder gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie sie internationale Übereinkünfte vorsehen. Die Folge: Gen-Pflanzen können sich noch schneller ausbreiten.
Die grüne Revolution
Unter Führung der Agrarindustrie und unterstützt von vielen Regierungen, internationalen Institutionen und Organisationen sollte die Grüne Revolution seit den Sechziger Jahren die Hungersnot in Entwicklungsländern durch den massiven Einsatz von chemischen Pestiziden, Düngemitteln und Hochertragssorten bekämpfen. Der Einsatz trug aber auch maßgeblich dazu bei, dass zwei Drittel der Ackerfläche durch Erosion, Versalzung, Nährstoffabbau und Verschmutzung inzwischen für die Landwirtschaft untauglich sind.
Zu den ökologischen Schäden kommen noch die sozialen: Kleinbauern werden verdrängt und die Gesundheit vieler Menschen durch die Chemikalien zerstört. In den letzten 50 Jahren stieg der Verbrauch von Pestiziden um das 26-fache.
Ist die Armut in den Entwicklungsländern also nicht von den westlichen Ländern mit verursacht?
Die Konzerne, die ihre Gewinne mit giftigen Agrarchemikalien in Entwicklungsländern machen, sind die gleichen, die heute die Gentechnik propagieren: Bayer/Aventis, DuPont, Monsanto und Syngenta.
Gentechnik