Das ist der Schmerz, von dem ich spreche, Qia. Den sollte man nicht nur fühlen, man muss es sogar. Denn wenn man ihn nicht fühlt, sondern verdrängt, dann handelt man selbstgerecht und rücksichtslos.
Zu sehen, dass ein Gott sein Leben wie ein Hund verbringt, ist schwer zu ertragen, aus zwei Gründen:
1. Der eigene Wille ist machtlos an dieser Stelle- das meinte ich. Man kann noch so sehr wollen- der andere, der wie ein Hund lebt, hat einen eigenen Willen, auf den man nicht willentlich einwirken kann. Diese Ohnmacht schmerzt.
2. Ein Hund kann bissig sein und eben diese Bissigkeit kann einen am freien Selbstausdruck hindern und so in Mitleidenschaft ziehen. Diese Mitleidenschaft schmerzt.
Gesteht man sich diesen Schmerz nicht ein, in dem man ihn vollumfänglich fühlt, dann kommt es zu Abwehrreaktionen wie "selbst Schuld!", zu Verhöhnung, zu Abwertung und Beschimpfung- und das alles nur, weil man mitleidet, obwohl man es nicht will.
Wenn man sich stattdessen Ohnmacht und Mitleidenschaft eingesteht, den Schmerz also vollumfänglich fühlt, dann tut sich eine tiefere Ebene des Verstehens auf: die Ebene des 6ers, er empfindet wahres Mitgefühl. Er versteht, warum ein Gott lebt wie ein Hund und darum lässt er ihn so leben, wie er will. Dh er gibt den Willen, den Hund zu einem Gott machen zu wollen, auf, da er nur noch den Gott in ihm sieht und nicht mehr den Hund.