Mir scheint, dass es Fälle und Situationen gibt, in welchen einem so genannten "Erwachsenen" Verhaltensweisen anderer Menschen förderlich sind, die wir als "Hilfe" beschreiben können. Andererseits gibt es auch durchaus Situationen und Fälle, in welchen wir auch so genannten "Kindern" Verantwortung zusprechen können, sie also nicht immer schutzbedürftig sind, sondern wir sie gerade mit der Verantwortungsübergabe fördern. Ich gehe also von einem Kontinuum aus und nicht von einem Entwicklungsbruch, der die Ontogenese des Menschen so beschreibt, dass wir viele Jahre ein vollkommen schutzbedürftiges Kind sind und irgendwann zu einem vollkommen unabhängigen und selbständigen Erwachsenen mutieren: auch so genannte "Erwachsene" sind in manchen Situationen schutz- und hilfsbedürftig.
Dies zuzulassen, annehmen, auch mal schwach sein zu können, eröffnet fruchtbare, fördernde, befreiende Erfahrungen. An der Rolle des Erwachsenen, Starken, Unabhängigen festhalten zu müssen, sich mit diesem zu identifizieren, ist hingegen eine Schutzhaltung, analog zum System des Helfen-Müssen.
Derjenige, der helfen muss, und derjenige, der sich nicht helfen lassen kann, spiegeln zwei Seiten einer Medaille: der eine übertritt ständig Grenzen, der andere klammert sich an seine Grenzen.