Was ist der Sinn von Religion?

Filetstück;4397371 schrieb:
hat religion den sinn den menschen besser zu machen? zum guten hin zu bewegen?
Ja. Was sonst. "Religio" heißt ja "ich verbinde mich zurück". Jetzt ist die Frage: womit denn? Und das beantworten die Religionen unterschiedlich. Der Buddhismus: mit Deiner eigenen Natur. Die Naturreligionen: mit der Natur. Das Christentum, das Judentum und der Islam: mit Gott.
 
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Bei einer Religion geht es um die Rückbesinnung auf den gemeinsamen Wertekanon einer Gemeinschaft. Mit diesem Kanon sollen Fragen zum eigenen Dasein beantwortet werden. Das hat also zunächst nichts mit einer Weltflucht zu tun - im Gegenteil. Auch ein Rationalist kann sich in einer Welt der Abstraktion verirren.


Merlin
 
Ja. Was sonst. "Religio" heißt ja "ich verbinde mich zurück". Jetzt ist die Frage: womit denn? Und das beantworten die Religionen unterschiedlich. Der Buddhismus: mit Deiner eigenen Natur. Die Naturreligionen: mit der Natur. Das Christentum, das Judentum und der Islam: mit Gott.

Richtig.
Womit denn?
Mit der subjektiven Perspektive einer bestimmten Religion?
Oder mit einer Wahrheit, die durch keine persönliche Perspektive verfälscht werden kann?
Diese Wahrheit müsste aber für alle gleich gelten.
Man muss sich daher fragen, in wie weit unterschiedliche Religionen mit der Wahrheit was zu tun haben können, wenn ihre Perspektiven nicht übereinstimmen?
 
Bei einer Religion geht es um die Rückbesinnung auf den gemeinsamen Wertekanon einer Gemeinschaft. Mit diesem Kanon sollen Fragen zum eigenen Dasein beantwortet werden. Das hat also zunächst nichts mit einer Weltflucht zu tun - im Gegenteil. Auch ein Rationalist kann sich in einer Welt der Abstraktion verirren.


Merlin
Ein weiterer Aspekt, ja, der sich nicht auf die spirituelle Entwicklung des Einzelnen bezieht, sondern auf die Gemeinschaftsbildung. Religionen schaffen gemeinschaftliche Werte und Normen, sie bilden die Moral in einer Kultur mit und schaffen damit auch die Grundlage für gesetzliche Regelwerke. Ohne diese Werte und Normen könnte gar nicht entschieden werden, was gut und richtig und rechtens ist und was falsch und falsches Verhalten ist.

Also auch hier: Religionen tragen zur Besserung und zum Wohlverhalten des Menschen einen grossen Teil bei.
 
Richtig.
Womit denn?
Mit der subjektiven Perspektive einer bestimmten Religion?
Oder mit einer Wahrheit, die durch keine persönliche Perspektive verfälscht werden kann?
Diese Wahrheit müsste aber für alle gleich gelten.
Man muss sich daher fragen, in wie weit unterschiedliche Religionen mit der Wahrheit was zu tun haben können, wenn ihre Perspektiven nicht übereinstimmen?
Ich denke das ist kulturabhängig. Da es verschiedene Kulturen auf dem Globus gibt, muß es auch verschiedene Religionen und unterschiedliche Verständnisse von Wahrheit geben. Ich finde das nicht schlimm. Und es ist ja mit den Religionen so wie es auch im Einzelnen ist: am Anfang des Lebens hat man eine Phase, in der man meint, die alleinige Wahrheit zu kennen und zu sein. Aber mit dem Eintreten der Reife erkennt man, daß es viele Seiten der Wahrheit gibt. Und diese verschiedenen Seiten können nur entstehen, indem unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden. Die Kunst ist vielleicht, sich in die Perspektive der anderen Religion hinein zu versetzen.

Mir fällt als Beispiel dazu gerade die Individuation ein, wie sie hier in der vom Christentum gesteuerten westlichen Welt in den meisten Konfessionen vorherrscht und auch angestrebt wird. (auch wenn das viele Religionskritiker, die sich aber scheinbar nicht wirklich ernsthaft mit dem christlichen Glauben beschäftigen, negieren.) Im Gegenteil dazu stehen fernöstliche Religionen, welche die Indivuation negieren und das Bestreben des Individuums als Ursache für Leid erkennen. Das sind ja zwei grundsätzlich gegensätzliche Perspektiven. Dementsprechend sagt der Buddhist dem Christen, daß er sein Ego und sein Bestreben durchleuchten muß, um zum Frieden zu finden. Und der Christ sagt dem Buddhisten, daß er nicht im Licht verschwinden solle und daß er selber das Licht Christi in sich trage und daher als Individuum nicht im Nichts enden dürfe. (verkürzt jetzt, gell.)

Die Essenz, die hinter beidem steckt, ist aber die Beschäftigung mit dem Ich. Wer bin ich, wo gehe ich hin? Die eine Religion geht quasi rechtsherum im Kreis, und die andere Religion geht links herum. Beide führen sie aber zum religio. Und darin sind sie Eins, auch wenn die Wege gegensätzlich zu sein scheinen. Wären die Wege nicht gegensätzlich, dann könnte der Mensch einen ganz wesentlichen menschlichen Wert nicht lernen: die Toleranz. Darum wäre es schade, wenn es nicht mehrere Religionen und Perspektiven auf Religion geben würde.

lg
 
Bei einer Religion geht es um die Rückbesinnung auf den gemeinsamen Wertekanon einer Gemeinschaft. Mit diesem Kanon sollen Fragen zum eigenen Dasein beantwortet werden. Das hat also zunächst nichts mit einer Weltflucht zu tun - im Gegenteil. Auch ein Rationalist kann sich in einer Welt der Abstraktion verirren.


Merlin


Abstraktion gibt es auf unserer Welt übergenug und Rationalisten benutzen sie auch GERNE.
 
Ich denke das ist kulturabhängig. Da es verschiedene Kulturen auf dem Globus gibt, muß es auch verschiedene Religionen und unterschiedliche Verständnisse von Wahrheit geben. Ich finde das nicht schlimm. Und es ist ja mit den Religionen so wie es auch im Einzelnen ist: am Anfang des Lebens hat man eine Phase, in der man meint, die alleinige Wahrheit zu kennen und zu sein. Aber mit dem Eintreten der Reife erkennt man, daß es viele Seiten der Wahrheit gibt. Und diese verschiedenen Seiten können nur entstehen, indem unterschiedliche Perspektiven eingenommen werden. Die Kunst ist vielleicht, sich in die Perspektive der anderen Religion hinein zu versetzen.

Mir fällt als Beispiel dazu gerade die Individuation ein, wie sie hier in der vom Christentum gesteuerten westlichen Welt in den meisten Konfessionen vorherrscht und auch angestrebt wird. (auch wenn das viele Religionskritiker, die sich aber scheinbar nicht wirklich ernsthaft mit dem christlichen Glauben beschäftigen, negieren.) Im Gegenteil dazu stehen fernöstliche Religionen, welche die Indivuation negieren und das Bestreben des Individuums als Ursache für Leid erkennen. Das sind ja zwei grundsätzlich gegensätzliche Perspektiven. Dementsprechend sagt der Buddhist dem Christen, daß er sein Ego und sein Bestreben durchleuchten muß, um zum Frieden zu finden. Und der Christ sagt dem Buddhisten, daß er nicht im Licht verschwinden solle und daß er selber das Licht Christi in sich trage und daher als Individuum nicht im Nichts enden dürfe. (verkürzt jetzt, gell.)

Die Essenz, die hinter beidem steckt, ist aber die Beschäftigung mit dem Ich. Wer bin ich, wo gehe ich hin? Die eine Religion geht quasi rechtsherum im Kreis, und die andere Religion geht links herum. Beide führen sie aber zum religio. Und darin sind sie Eins, auch wenn die Wege gegensätzlich zu sein scheinen. Wären die Wege nicht gegensätzlich, dann könnte der Mensch einen ganz wesentlichen menschlichen Wert nicht lernen: die Toleranz. Darum wäre es schade, wenn es nicht mehrere Religionen und Perspektiven auf Religion geben würde.

lg

DIE Wahrheit kann aber nicht rein subjektiv sein und als solche auch nicht toleriert werden.
Warum soll ich mich an die subjtive Wahrheit eines anderen Subjekts anbinden? Das wäre in dem Fall keine Rück-Verbindung, sondern eine Fehl-Verbindung.
So gesehen kann man durchaus sagen, dass die Wissenschaft die bessere Religion ist, da ihre Wahrheit bewiesen für alle gilt.
 
Liebe Trixi Maus,

das hat schon auch etwas mit der Spiritualität des Einzelnen zu tun, denn die Fragen zum Dasein und den Sinn des Lebens lässt sich nur auf dieser Ebene befriedigend beantworten. Die jüdische Religion ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus der Verbindung vom Weltlichen und der Spiritualität eine Nation geboren werden kann. In den meisten anderen Religionen wird die Gemeinschaft jedoch nicht im Sinne einer Nation verstanden, sondern in einem ideellen Verständnis. Ob letztlich der Wertekanon einer Religion gut und richtig für den Menschen ist, dürfte eine andere Frage sein.

Merlin
 
DIE Wahrheit kann aber nicht rein subjektiv sein und als solche auch nicht toleriert werden.
Warum soll ich mich an die subjtive Wahrheit eines anderen Subjekts anbinden? Das wäre in dem Fall keine Rück-Verbindung, sondern eine Fehl-Verbindung.
So gesehen kann man durchaus sagen, dass die Wissenschaft die bessere Religion ist, da ihre Wahrheit bewiesen für alle gilt.
Richtig. Der Nachteil der Wissenschaft ist in meinen Augen nur ein sehr gravierender: sie vermittelt keine Werte.
 
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Liebe Trixi Maus,

das hat schon auch etwas mit der Spiritualität des Einzelnen zu tun, denn die Fragen zum Dasein und den Sinn des Lebens lässt sich nur auf dieser Ebene befriedigend beantworten. Die jüdische Religion ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus der Verbindung vom Weltlichen und der Spiritualität eine Nation geboren werden kann. In den meisten anderen Religionen wird die Gemeinschaft jedoch nicht im Sinne einer Nation verstanden, sondern in einem ideellen Verständnis. Ob letztlich der Wertekanon einer Religion gut und richtig für den Menschen ist, dürfte eine andere Frage sein.

Merlin
Recht hast Du mein kann Beides sicher nicht voneinander trennen.
 
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