Lieber Syrius,
worin unterscheidet sich jetzt dieser Gott von der Realität des Universums? Die Genesis schweigt zum, Woher des Gottes und so schweigt, auch das Universum zu seinem Woher. In der Genesis wird auch die Ruah genannt, die über dem Wasser stand. Aber was ist damit gemeint – der Geist Gottes im kognitiven Sinne? Also bringt uns das nicht wesentlich weiter.
Lieber Merlin,
Es ist doch eigenartig, dass in dieser Beziehung nur jahrtausende alte Bücher zu Rate gezogen werden. Als ob man davon ausginge dass je älter desto näher beim Geschehen des Schöpfungsaktes. Aber ob bei knapp 14 Milliarden Jahre die paar Jährchen eine Rolle spielen?
Ist dies ein Zugeständnis an unser eigenes Unvermögen?
Wobei, wie der Physiker Markus Siegfried sagt, die Gottesidee kein Fremdling im Reich der Physik ist, sondern ihre eigentliche Heimat.
"Im Anfang war das Wort" heisst es in der Bibel. "Am Anfang war die Idee", lehrt Platon. "Im Anfang war die Tat", sagt Goethes Doktor Faustus in seinem Studierzimmer. "Am Anfang war der Wille", sagt Schopenhauer und "am Anfang war die Kraft", sagt Gandhi. Am besten formuliert es der Astronom Eddington (1882-1944) : "Der Stoff der Welt ist der Stoff des Geistes". Also war am Anfang aller Dinge nicht die Materie, sondern der schöpferische Geist.
Der Evangelist Johannes hatte dieses Ruah als einen Parákleten beschrieben, also ein Tröster und Beistand. Anderseits sprach er auch vom Logos, das am Anfang gestanden habe. Logos bedeutet aber nicht ein Wort (Léxi/Λέξη) an sich, sondern den Gedanken, Grund oder Sinn (Λόγος/Lógos), der mit einem Wort oder einer Rede verbunden ist.
über Gott wissen wir einige Daten, aber hier halte ich es mit Friederich Schiller:
Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt,
wie auch der menschliche wanke;
hoch über der Zeit und dem Raume
schwebt lebendig der höchste Gedanke
Im Prinzip besagt also im Neuen Testament der Vers von dem Anfang und dem Wort auch nur, dass man weiß, dass man nichts weiß! Es läge also an uns die Frage nach dem Woher Gottes mit einem Logos zu verbinden.
Für den Menschen ist es vermutlich unbegreifbar, dass Gott ist und unbeweisbar, dass er nicht ist.
Wie in der Mathematik mit Axiomen gearbeitet wird, sind wir auch hier aufgerufen, mit dem Verstand das Unbeweisbare anzunehmen und ein logisches Weltbild zu schaffen, in dem nichts sich widerspricht.
So hatten zum Beispiel die Ägypter ihren Schöpfergott Atum sich selbst durch die Kraft seiner Gedanken erschaffen lassen. Darin liegt sogar als Grund/Logos ein Keim der Wahrheit, denn sind die Götter nicht alle Kinder unserer Gedanken?
Anderseits gäbe es ja eigentlich auch schon an anderer Stelle einen guten Hinweis zum Woher dieses Gottes. Ist es nicht so, dass Moses in den Bergen des Seirs beim Schafe hüten Jahwe begegnete? Ein Szenario, das zur inneren Einkehr einlädt – so auch zu Gott.
Ich denke also, dass man die Realität der Götter nicht im Universum finden kann, sondern in unserem Glauben.
Merlin
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Die Realität Gottes ist Grundlage unseres Glaubens. Da Gott Geist ist, kann die Realität Gottes nicht aus einem materiellen Universum abgeleitet werden.
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Gott ist Geist und in erster Linie Schöpfer eines geistigen Reiches und geistiger Geschöpfe. Die Frage nach der Ursache materieller Existenzen hat mit der Existenz Gottes und deren Realität keinen direkten Zusammenhang