subhadda schrieb:
Trauer ist verletztes " Ego "
Ich finde, das ist eine gute Einstellung, von der ich mir ein Scheibchen kopieren möchte. Was in mir traurig ist, ist nur ein Aufbegehren gegen das Schicksal, ein Hadern mit dem Schicksal.
Das Mönchstum hat solche Einstellungen parat. Es gilt, sich auf die Ewigkeit und den kosmischen Atem einzustimmen. Man kommt sich vor, wie in einem Knast, Gefängnis, sobald es Trauer gibt. Es ist dann ein Kampf, gross oder klein, sich daraus zu befreien. Doch erst mal sind da die Wände, grau und kalt und es mag die Welt einen erdrücken. Als meine Mutter im Sterben lag letztes Jahr, waren die Wände sehr eng geworden. Kaum eine Stunde nach ihrem Tod ging ich durch einen Friedhof und sah (ahnte) die Menschen in ihren Gräbern. Ich fragte mich, waren sie glücklich? Haben sie das getan, was sie in ihrem Leben von tiefstem Herzen wollten? Sie haben alle hier auf Erden gelebt. Und sie sind alle nun weg. Es war mir von Tränen erschüttert dann, als öffneten sich alle Wände und ich wusste, eines Tages bin ich auch dran. Es war die Leere, die keine war, hier war ich und Kosmos da oben.
Was ist Kummer, was schon ein Wehklagen, wenn es nicht noch etwas gibt, was uns immer wieder begleiten wird: unser Puls, unser Atem, - solange ich lebe, bin ich verhältnismässig frei, umso freier, wie ich mir bewusst mache, dass es eine Reise ist. Und auf dieser Reise kämpfe ich andauernd gegen die Gitterstäbe, an denen ich mich wund beisse und ich erinnere mich, es sind nur Stäbe, sie sind aussen, nicht in mir. Also ist für einen Mönchen das Leben ein kostbarer Augenblick, ob im Knast oder in Freiheit, für einen Menschen gibt es nur den Knast, in dem er sich wähnt. Seine Seele aber ist frei.
Doch wir sind keine Mönche. Nicht in dieser Welt. Wir haben manche Momente, wo wir klar denken können, und dann kommen neue Tage und wir vergessen.
Wo führt es hin, wir haben unsere Tage vergessen, wo es uns besser ging.
Da bin ich auch schon am Ende meines Lateins. Sollte ich Mönch werden? Es ist unmöglich, in den Begriffen wie wir einen Mönchen deklarieren. Er muesste der Welt und alles entsagen. Das wird uns nicht billig sein und ist eh nur ein Weg in die falsche Richtung.
Ich muss der Sklave und Diener meines Schicksals werden, das, was mir sagt, was ich tun soll.
Ich brauche also die Verbindung zum heiligen Geist. Und sie entzieht sich mir, die Verbindung, wenn ich mich im Knast wähne und mir die Klauen und Greifer an den Gitterstangen des Käfigs wund stosse, was alles nicht sein braucht.
Das Schicksal muss etwas anderes sein. Das Schicksal eines jeden Menschen muss Befreiung sein.
Da ist ein Paradoxum, eine Ambivalenz - und was ist damit?
Ertragen, hinnehmen, zweifeln?
Ich habe keine Antwort, aber es wird stets damit anfangen, den Knast, die Illusion, alle Empfindungen und Begehren nicht zu hinterfragen, sondern in einen anderen Standpunkt zu wechseln. Das muss es sein und Schicksal wird sich öffnen in Regenbogenfarben und Licht. Wie oft versage ich? Und es geht immer weiter. Verluste sind an der Tagesordnung. Es ist das Leben, du wirst zum Adepten des Lebens.
Liebe Grüße!
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