warum spüre ich seine Seele nicht?

Liebe Magdalena,

vielen Dank für deine Anregungen.

Mich interessieren die Denkmodelle, Ansichtungen, Meinungen und Erfahrungen der anderen User sehr, weil ich mich damit auseinandersetzen kann. Auch wenn jeder die Trauer anders verarbeitet, so ähneln sich doch viele Dinge sehr. In vielem kann ich mich auch selber wiederfinden und wenn auch nur zum Teil.

Desweiteren bin ich auch immer noch auf der Suche nach dem Sinn für solches Leid und daher finde ich die Ansichten von @Justify sehr hilfreich. Auch die Art wie @Trixi Maus die Trauerbewältigung beschreibt regt mich sehr zum Nachdenken an. Sehe ich doch zu meiner einige Parallelen.

Ich merke so langsam für mich, dass ich mich mit dem Tod als solches nicht abfinden kann, ich kann ihn nicht akzeptieren. Sicher, jeder wird mir jetzt sagen: Das musst du aber! Doch ich kann es nicht. Ich kann nicht akzeptieren, dass es soviel Leid und Schmerz geben muss. Aber es sind schon mal die vielen Erfahrungsberichte hier im Thread, die dem Tod für einen kurzen Moment den Schrecken nehmen. Und dafür bin ich hier allen sehr sehr dankbar!!!

LG
Puschel
 
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Ja Puschel, weist du, aller Schmerz ist Lektion. Wenn du Schmerz fühlst, ist es deine eigene Lektion.

Elisabeth Kübler-Ross schrieb in ihrem Buch "Das Rad des Lebens" dieses Zitat:

" Wenn man seine Lektionen lernt, verschwindet der Schmerz ".

Niemand ausser dir selbst weiß, worin die wahre Lektion dieser Situation für dich besteht.

Als ich mit der meinen Lektion endlich durch war, legte sich mein Schmerz mehr und mehr. Meine Lektion bestand darin, nicht mehr so blauäugig durchs Leben zu gehen.
Deine Lektion könnte in gewisser Weise ebenfalls darin bestehen, daß Leben so zu akzeptieren, wie es ist und zum Leben gehört nunmal auch das Ende, der Tod.

Vielleicht kann dir ja der Gedanke helfen, dass unsere Seele für uns unbewusst "agiert" und schon längst das gefunden hat, was du als Ego noch bewusst suchst.

Dennoch ist jedes einzelne Gefühl in dir nach so kurzer Zeit der Trauer absolut vollkommen normal und hat das Recht, von dir angenommen zu werden.

Hey, auch du wirst deine Lektion lernen.
 
Tja, aber ich möchte eigentlich gar nicht mehr lernen. Was sollte das alles für einen Sinn haben? Wie sich Trauer anfühlt, habe ich doch schon erfahren dürfen. Manche Menschen erfahren es nie. Warum muss ich also so geballt da durch?

Ich habe doch schon alle großen Gefühle durch, die Freude, die Liebe, die Trauer, das Verlassen sein, die Einsamkeit... gewiss, meine Lebenseinstellung hat sich verändert. Aber na und? Vorher war sie auch ganz ok. Aber jetzt bin ich ernster geworden, vllt. können mich kleine Dinge zukünftig nicht mehr aufregen weil ich jetzt das schlimmste erlebt habe. Aber was soll ich mit dieser Weisheit, wenn ich sie gar nicht will? Oder wenn ich sie schon habe, wie gut hätte ich sie in der Beziehung zu meinem Freund einbringen können... nie wieder eifersüchtig sein - hauptsache er lebt, nie wieder gekränkt sein - hauptsache er lebt usw.

Oder sieh mal bei dir. Vorher bist du blauäugig durchs Leben gelaufen, vllt. naiv wie ein Kind. Hast dich Hals über Kopf verlieben können, ohne näher hinzusehen... Aber war es denn nicht auch schön? War da nicht auch immer eine ungezwungene Freude drin? Und jetzt? Du wirst vorsichtiger werden, misstrauischer, vllt. hinter allem Gefahr wittern wo keine ist.

Weist du was mir ein wenig Angst macht? Wenn ich mir vorstelle alt und alleine in meinem Sessel zu sitzen, umgeben voller komplizierter Bücher über die Weisheit und den Sinn des Lebens... völlig verschroben aber intellektuell. Das will ich aber nicht. Ich will dumm sein, will Spaß haben, will einen Partner haben mit dem ich mein Leben teile, will wieder Träume haben, eine Zukunft.

Ach was habe ich da schon wieder für Gedanken... :confused:

LG
Puschel
 
Tja, aber ich möchte eigentlich gar nicht mehr lernen. Was sollte das alles für einen Sinn haben? Wie sich Trauer anfühlt, habe ich doch schon erfahren dürfen. Manche Menschen erfahren es nie.

Jeder Mensch muss Trauer erfahren, der eine früher, der andere später. Natürlich hängt das auch ein wenig vom Sterbealter ab, ein Mensch, der alt wird, wird in aller Regel mehr Trauer erfahren als jemand, der früh starb. Das ist u.A. leider der Preis für das Altwerden. Jeder will ja alt werden, doch keiner will es sein. Das heisst, jeder will stets nur die Vorteile sehen. Meine Lektion bestand ja darin, auch die Schattenseiten in sonnigen Momenten wahrzunehmen...vielleicht kannst du ja auch etwas damit anfangen?

Warum muss ich also so geballt da durch?

Jeder Brunnen hat einen Grund, du wirst also irgendwann den Tiefpunkt erreicht haben. Alles hat ein Ende, auch die Traurigkeit!

Ich habe doch schon alle großen Gefühle durch, die Freude, die Liebe, die Trauer, das Verlassen sein, die Einsamkeit... gewiss, meine Lebenseinstellung hat sich verändert. Aber na und? Vorher war sie auch ganz ok. Aber jetzt bin ich ernster geworden, vllt. können mich kleine Dinge zukünftig nicht mehr aufregen weil ich jetzt das schlimmste erlebt habe. Aber was soll ich mit dieser Weisheit, wenn ich sie gar nicht will?

Bitte, gehe einmal tief in dich und du wirst feststellen, dass du sie stets wolltest. Allerdings hat auch hier die Medaille zwei Seiten und auch du wolltest nur die schönere Seite sehen.

Oder wenn ich sie schon habe, wie gut hätte ich sie in der Beziehung zu meinem Freund einbringen können... nie wieder eifersüchtig sein - hauptsache er lebt, nie wieder gekränkt sein - hauptsache er lebt usw.

;)
Das sagst du jetzt, doch wenn du jetzt aus einem bösen Traum erwachen würdest, würdest du kein bisschen anders reagieren als zuvor.

Oder sieh mal bei dir. Vorher bist du blauäugig durchs Leben gelaufen, vllt. naiv wie ein Kind. Hast dich Hals über Kopf verlieben können, ohne näher hinzusehen... Aber war es denn nicht auch schön? War da nicht auch immer eine ungezwungene Freude drin? Und jetzt? Du wirst vorsichtiger werden, misstrauischer, vllt. hinter allem Gefahr wittern wo keine ist.

Das glaube ich nicht, ich werde nur ganz einfach realistischer sein als zuvor.
Die Amis haben ein Sprichwort:

" The way a story starts, is the way the story ends"

Das stimmt, das ist sowas von wahr! Ich werde schön darauf achten, wie eine evtl. nächste Story beginnt.
Doch wie schon damals bin ich wieder an dem Punkt, wo es mir unglaublich gut geht auch ohne Beziehung.

Weist du was mir ein wenig Angst macht? Wenn ich mir vorstelle alt und alleine in meinem Sessel zu sitzen, umgeben voller komplizierter Bücher über die Weisheit und den Sinn des Lebens... völlig verschroben aber intellektuell. Das will ich aber nicht. Ich will dumm sein, will Spaß haben, will einen Partner haben mit dem ich mein Leben teile, will wieder Träume haben, eine Zukunft.

Träume hast du, da bin ich mir ganz sicher. Eine Zukunft hast du auch, denn du lebst. Der Wunsch, einen Partner zu haben, mit den du dein Leben teilen kannst, entspringt deiner Angst, auch allein sehr gut zurechtzukommen. Denn das kannst du, das weist du ganz genau!
Tu dir den Gefallen und lebe erst deine Trauer aus, stürze dich bitte nicht Hals über Kopf in eine Beziehung, die letztlich nur ein Strohhalm für dich ist, um dich festhalten zu können.
Damit würdest du den anderen sehr wehtun, irgendwann, wenn jemand anders in dein Leben tritt, der auf dich passt, wenn du aus der Trauer heraus bist. So erging mir es ja auch, nur etwas anders, aber jene Person sah in mir auch nur ein Strohhalm. Das tat so weh nach all den Jahren, zu wissen, nur benutzt worden zu sein.

Ach was habe ich da schon wieder für Gedanken... :confused:

Ach was, nach dem meine Beziehung beendet war, war ich längere Zeit versucht, diese Verletzung jemand anderem, egal wen, heimzuzahlen. So sind wir Menschen eben...deswegen müssen wir ja lernen.
 
Weist du was mir ein wenig Angst macht? Wenn ich mir vorstelle alt und alleine in meinem Sessel zu sitzen, umgeben voller komplizierter Bücher über die Weisheit und den Sinn des Lebens... völlig verschroben aber intellektuell. Das will ich aber nicht. Ich will dumm sein, will Spaß haben, will einen Partner haben mit dem ich mein Leben teile, will wieder Träume haben, eine Zukunft.

Hierzu fällt mir nochwas ein, würdest du bitte einmal das Wort oder den Begriff " Fülle" definieren?

Wenn du einst für immer deine Äuglein schliessen musst, wirst du dann lieber auf ein er-fülltes Leben zurückblicken wollen, oder lieber auf ein dummes, nutzloses, unbewusstes?
Sicher, es fällt dir jetzt noch schwer oder sogar unmöglich, dankbar für diese ganze Fülle in deinem Leben zu sein, doch der Tag wird noch kommen ;)
 
Wow, dass hast du echt wieder super schön geschrieben. Habe ich wieder was zum geistigen knappern... Meine Gehirnzellen benötigen immer eine Anregung. :rolleyes:

Da ich ja schon immer mehr der Philosoph war, habe ich mir schon vor dem Unglück viele Gedanken über "erfülltes Leben" gemacht. Ich fand es eigentlich sehr erfüllt. Es gab nichts, was ich versäumt zu glauben hätte. Ich war Mutter aus Leidenschaft, Karrieretante, habe geliebt, gelebt... Mein Sinnspruch war immer: Wenn ich einst am Sterbebett liege soll es nichts geben, was ich verpasst hätte. Und wenn ich so zurückblicke bereue ich ja nur die Dinge, die ich NICHT getan habe. Alles was ich aber getan habe, war im Nachhinein gut.

Aber, und das ist wohl der kleine Unterschied, was ich bisher getan habe, geschah aus einer freien Willensentscheidung heraus. Und wenn es das Schicksal allzu hart mit mir meinte, habe ich gekämpft. Ich konnte mich nie mit Schicksalsschlägen abfinden sondern habe mich ihnen entgegengestellt.

Aber dies hier, dieses schreckliche Erlebnis, da kann ich mich nicht entgegenstellen. Ich kann nur darum kämpfen, dass ich es halbwegs überstehe. Aber es wird immer ein Trauma zurückbleiben. Immer wieder werden die schlimmen Bilder hochkommen (die ja sogar im Internet zu sehen waren), die Fantasie tut noch ihr übriges dazu.
 
Ich kenne diese Bilder nicht und ich habe auch noch nicht so etwas durchmachen müssen wie du es nun musst, doch dagegenstellen würde dir sowieso nichts als noch mehr Kummer einbringen, denn du hast keine andere Wahl, als dein Schicksal anzunehmen, genau wie wir alle es auch tun müssen.

Wer heute noch happy ist und nichts mit dem zu tun hat, wovon wir hier schreiben, kann morgen schon der traurigste Mensch der Welt sein. Es gibt leider solche Tage, an denen sich unser Leben dramatisch verändert, wo wir niemals wieder der Mensch sein werden, der wir gestern noch waren.

Gestern warst es noch du, heute schon kann ich es sein und morgen kann es XYZ sein...niemand weiss es vorher, doch ich weiss, dass alles seinen Sinn hat und dieser sich dir irgendwann erschliessen wird.
 
Ich hab ja jetzt in den letzten Wochen sehr viel gelesen. U.a. auch Elisabeth Kübler-Ross. Der irdische Tod wird ja immer als etwas wunderschönes beschrieben, ein neues Leben voller Licht, Liebe, Wärme und wenn man dann irgendwann weis, dass alles zum Lebensplan gehörte, dann ist man wissend und glücklich usw. usf.

Aber wenn ich daran denke, wie es z. B. noch vor 2 Monaten war... da war ich hier auf Erden glücklich. Ich stand mitten im Leben, habe mich auf meinen Urlaub gefreut, habe mich nach einem neuen Auto umgesehen, schon das nächste Wochenende geplant etc., hatte meinen Partner, meine Familie, nette Kollegen... alles war prima. Wenn mich dann plötzlich der Tod getroffen hätte, dann wäre ich doch nicht glücklicher dran gewesen, nur weil ich endlich weis welchen Sinn mein Leben hatte? Für mich selber wäre das Leben ja noch nicht abgeschlossen gewesen, weil ich noch so viel vorgehabt hätte. Licht, Liebe und Wärme habe ich auch hier empfunden.

Ich denke daher oft darüber nach, ob mein Freund jetzt wirklich glücklich ist, dass er nicht mehr hier auf der Erde sein darf? Er war noch viel lebenslustiger wie ich und hatte doch noch soviele Pläne, Ziele... Was ist mit den Menschen, die den Tod nicht herbeisehnen, weil sie vllt. alt und krank sind? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man dann voller Freude in dieses Licht geht, alles zurücklässt und denkt, ok, so war halt mein Lebensbuch.
 
Ich hab ja jetzt in den letzten Wochen sehr viel gelesen. U.a. auch Elisabeth Kübler-Ross. Der irdische Tod wird ja immer als etwas wunderschönes beschrieben, ein neues Leben voller Licht, Liebe, Wärme und wenn man dann irgendwann weis, dass alles zum Lebensplan gehörte, dann ist man wissend und glücklich usw. usf.

Aber wenn ich daran denke, wie es z. B. noch vor 2 Monaten war... da war ich hier auf Erden glücklich. Ich stand mitten im Leben, habe mich auf meinen Urlaub gefreut, habe mich nach einem neuen Auto umgesehen, schon das nächste Wochenende geplant etc., hatte meinen Partner, meine Familie, nette Kollegen... alles war prima. Wenn mich dann plötzlich der Tod getroffen hätte, dann wäre ich doch nicht glücklicher dran gewesen, nur weil ich endlich weis welchen Sinn mein Leben hatte? Für mich selber wäre das Leben ja noch nicht abgeschlossen gewesen, weil ich noch so viel vorgehabt hätte. Licht, Liebe und Wärme habe ich auch hier empfunden.

Ich denke daher oft darüber nach, ob mein Freund jetzt wirklich glücklich ist, dass er nicht mehr hier auf der Erde sein darf? Er war noch viel lebenslustiger wie ich und hatte doch noch soviele Pläne, Ziele... Was ist mit den Menschen, die den Tod nicht herbeisehnen, weil sie vllt. alt und krank sind? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man dann voller Freude in dieses Licht geht, alles zurücklässt und denkt, ok, so war halt mein Lebensbuch.

Ich bin mir ganz sicher, daß du jetzt ein wenig die Zeit mit ihn glorifizierst, ganz bestimmt hat auch bei euch dann und wann mal der Schuh gedrückt und nicht immer hättest du vor lauter Glück schreien können ;)

Du haderst gerade ein wenig, ist aber in Ordnung, du weist ja, die Gefühle ändern sich in der Trauerphase täglich, ja mitunter sogar stündlich.

Ich habe schon einige Leute kennengelernt, die Nahtoderfahrungen gemacht haben und alle erzählten mir wunderschönes darüber. Denk also nicht so viel darüber nach, wir werden doch sowieso erst dann die letztendliche Wahrheit erkennen, wenn unser Stündchen geschlagen hat. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man dann über das, was man zuvor gedacht hat, selbst lacht, denn wir denken, SIND aber nicht. Unser Ego kann sich damit kaum anfreunden, nicht Herr über sich selbst zu sein.
 
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