Es wusste aber zu dem Zeitpunkt - und auch 20 Jahre danach - noch keiner, dass es VEGF überhaupt gab.
Ja, klar dass das Beispiel mit den Prozessen nachträglich nicht hilfreich ist.
Sorry, aber so funktioniert das in der Praxis einfach nicht. Ob ein Stoff "verloren" geht oder was auch immer ist völlig egal; wie gesagt, die meisten Nebenwirkungen hängen ohnehin mit der Hauptwirkung zusammen. Bei Bindungen an Rezeptoren, die reversibel sind, kann ein und dasselbe Molekül auch an Dutzende verschiedene Rezeptoren hintereinander binden, ohne dass es dabei "verschwindet". Genauso wird ein Großteil der Moleküle, die gar nicht erst in den Blutkreislauf kommen oft an sehr wenige bis gar keine Rezeptoren binden, sondern tatsächlich einfach "verschwinden", heißt einfach ausgeschieden werden. Das "Verschwinden" des Moleküls ist in erster Linie eine Frage der Pharmakokinetik, die ursächlich wenig mit Nebenwirkungen zu tun hat, zumindest aber keinen endgültigen Aufschluss über irgendwelche wie auch immer gearteten Nebenwirkungen gibt.
Das ist schon richtig. Wobei man Einlagerungen (Fettgewebe, Knochen, Zellen) schon mengenmäßig feststellen kann. Ist schon klar, dass Stoffmengen auch einfach ausgeschieden werden. Nur auf diesem Weg sind sie ja ggf. auch in Prozesse eingebunden, da sie ja nicht wie vor ggf. chemisch aktiv sind. Ja nicht nur im Magen, sondern auch im Blutkreislauf. Trotzdem bewirken sie aber auch dort etwas, und sei es nur eine Veränderung des pH-Wertes, und damit wieder eine Veränderung der Aufnahme anderer Stoffe.
Genau das ist ja an der Pharmakokinetik wiederum zu kritisieren, dass sie nicht das Gesamtbild betrachtet, sondern nur den "Gutfall" (Wirkweg) bzw. bekannte Nebenwirkungen. Da fehlt im Gesamtbild einfach unheimlich viel.
Und Steinzeitmenschen haben eben nicht mit einer "Prozessmethode" gearbeitet, sondern mit einer "trial and error" Methode.
Hatte ich ja auch nicht behauptet. Aber die Pharma sollte sich vielleicht doch mal aus der Steinzeit herausheben.
Wie sollte man die Prozessmethode sinnvollerweise anwenden? Wie würde die Prozessmethode einen zweiten Conterganskandal verhindern? Wie gesagt, damals gab es kein VEGF, daher hätte man auch in den Simulationen nix merken können.
Muss ich mal auch dir die Frage stellen - soll ich jetzt das ganze System alleine erfinden?
Wie bereits gesagt, es gibt in dem System mehrere Ansatzpunkte (die ja heute auch ausgewertet werden, nur wo die Suche "am lebenden Objekt" halt ziemlich mühsam ist. Ich kann z.B. von der DNS ausgehen - dort haben wir auch noch jede Menge white spots, wo wir nicht wissen wo die Stoffe verwendet werden und wann ihre Produktion aktiviert wird. Dann haben wir Inputs ... bei denen wir auch wissen, was wieder herauskommt ... der Rest muss also im System verstoffwechselt werden. Dann haben wir die Chemie ... die eindeutige Regeln vorgibt, was in der Suppe schwimmt und wer mit wem kann. Einige Prozesse kennen wir schon aus der Vergangenheit, und da kann man fragen, was mit den Stoffen sonst noch passieren kann. Und zu guter letzt kennen wir Nebenwirkungen, denen man auf Prozessebene nachgehen kann. Also jede Menge Ansatzpunkte, die vielleicht heute shcon ausreichen könnten, das Gesamtsystem auszudefinieren.
Es gibt schon längst komplizierte Simulationen, und die werden auch angewandt. Aber denkst du, wenn es so einfach wäre, alles über Simulationen zu lösen, würden gewinnorientierte Pharmaunternehmen in teure Labortests, Tierversuche und klinische Studien investieren, die wahrscheinlich das tausendfache davon kosten? Simulationen stößen extrem schnell auf ihre Grenzen. Sobald ein paar zuviele Parameter dabei sind, sind sie nutzlos. Zitat vom vfa (Verband Forschender Arzneimittelhersteller):
"Computersimulationen unterstützen die Forscher dabei, doch können sie „echte" Tests nicht ersetzen. Immer wieder sind auf dem Weg zur Zulassung eines Medikaments auch Tierversuche nötig, etwa um zu prüfen, ob die neu geschaffene Substanz lange genug unverändert im Körper bleibt, um wirken zu können"
Na ja, das sind aber zwei verschiedene Paar Schuhe. Bei den Aussagen geht es um den Test eines neuen Medikaments. Natürlich muss ich für einen neuen Stoff dessen Stoffwechselparameter feststellen. Wie weit da die Simulation gehen könnte, ist schwer zu sagen. Theoretisch könnte es so weit gehen, das gesamte Körpersystem zu emulieren und daher auch die Parameter neuer Stoffe zumindest festzustellen.
Contergan wurde in vielen Ländern nie vom Markt genommen und ist auch in Deutschland noch immer erhältlich. Langzeitstudien gibt es genug. Du hast wieder mal einfach was behauptet, ohne zu wissen ob es stimmt.
Ich kann mich nur auf die zitierte Seite beziehen, nach der vom Hersteller Contergan auf dem deutschen Markt zurückgezogen wurde. Wenn der Wirkstoff natürlich auch in anderen Medikamenten verwendet wird, was nach den Aussagen anzunehmen ist, dann geht das aus der Aussage nicht hervor.
Wenn hier die Pharma in ärmeren Ländern am Schaden der Menschen profitiert ... na ja, das wissen wir ja, dass das so ist, siehe Thema Medikamententests in Afrika und Indien.