Von einem der auszog das Fürchten zu lernen

Wenn man den Freud fragt, hat fast alles mit Sexualität zu tun ;) Ich denke manchmal, das war sein blinder Fleck.

Mal abgesehen davon, dass Fische auch nicht ins Bett gehören :D ist das die Stelle, aus der ich auch nicht schlau werde. Aber den Bezug zur Sexualität sehe ich da nicht mal ansatzweise :confused:

naja, Fische und Wasser haben mit Gefühlen zu tun -wurde ja schon weiter oben erwähnt. Nun nimm das Bett, packe ein paar Gefühle hinein - und welche garantiert gefühlsmäßig-belastete Situation passt am besten ins Bett?

Ich meine, Schlafen ist nun nicht gerade sehr gefühlsaufreibend, denk ich.....und dann sollte man auch bedenken, seine Frau schmeisst die Fische ins Bett....was könnte denn seine Frau mit ihm gefühlsmäßiges im Bett vorhaben????
 
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Linking schrieb:
Nur der allerletzte Teil, in dem der Protagonist letztlich doch noch dadurch das Fürchten lernt, dass ihm seine Frau einen Eimer Wasser mit Fischlein ins Bett kippt lässt mich immer ratlos zurück

Mit ein wenig Phantasie kannst Du Dich doch wohl in einen Mann hineinversetzen, der bisher warm und geborgen in seiner Bettdecke eingemummelt geschlafen hatte oder auch zwischen Traum und Schlaf diesen göttlichen Alpha-Zustand auskostet.
Und in dieses Idyll platzt unversehens nicht nur ein kalter Eimer Wasser über ihn hinein, nein, dazu auch noch glitschige, vielleicht schon leicht stinkige Fische, die bereits 1 oder 2 Tage tot sind? Und dann sitzt er da, klitschenass in seinem Bett, die Stinkefische auf seinem Kopf und es riecht zum Erbarmen.......


Für mich bedeutet dieses Märchen im übrigen den Rauswurf aus dem Paradies. Die Begegnung mit der harten, weltlichen Wirklichkeit. Und vor der rauen Wirklichkeit, in der keinerlei Geborgenheit mehr zu finden ist, davor fürchten sich sehr viele Menschen.


LG
Urajup
 
Jetzt gruselt es mir :D

Aurich (24-04-2005)

Frag’ mich keiner:
Kenn’n Se Leute dort aus Aurich?
Kann Ihn’n sagen:
gänsehäutig Ort, ganz schaurich.

Die erzählen Gruselgrausgeschichten,
keiner will und kann davon berichten,
schon beim allerersten Wort
jagt die Angst den Rücken runter,
Hunde kriechen in die Ecken,
winseln zitternd fort und fort,
Kinder bleiben bange wach
unterm Kissen voller Schrecken.

Selbst Erwachs’ne packt die Furcht
trocken schluckt der Vater Luft,
einer rennt aufs stille Örtchen,
doch er landet in ner Gruft.
Nur ein unerschrockner Mann
merkt sich die Erzählung,
daß er nach dem fünften Biere
dann zuhause prahlen kann.

Doch daheim kaum angekommen
stürzt die Frau ihm blaß entgegen,
Du bist bleich wie eine Leich,
sag, was hast du nur gesehen?
Sch… schau… schaurich… Au… Aurich…
fängt er an zu stammeln
doch dann merkt er’s, gnadenvoll,
sein Gedächtnis schweigt – wie’s soll! :zauberer1
 
Aurich (24-04-2005)

Frag’ mich keiner:
Kenn’n Se Leute dort aus Aurich?
Kann Ihn’n sagen:
gänsehäutig Ort, ganz schaurich.

Die erzählen Gruselgrausgeschichten,
keiner will und kann davon berichten,
schon beim allerersten Wort
jagt die Angst den Rücken runter,
Hunde kriechen in die Ecken,
winseln zitternd fort und fort,
Kinder bleiben bange wach
unterm Kissen voller Schrecken.

Selbst Erwachs’ne packt die Furcht
trocken schluckt der Vater Luft,
einer rennt aufs stille Örtchen,
doch er landet in ner Gruft.
Nur ein unerschrockner Mann
merkt sich die Erzählung,
daß er nach dem fünften Biere
dann zuhause prahlen kann.

Doch daheim kaum angekommen
stürzt die Frau ihm blaß entgegen,
Du bist bleich wie eine Leich,
sag, was hast du nur gesehen?
Sch… schau… schaurich… Au… Aurich…
fängt er an zu stammeln
doch dann merkt er’s, gnadenvoll,
sein Gedächtnis schweigt – wie’s soll! :zauberer1
Erinnert mich daran, dass ich mir mitten in abstrusen Träumen oft vornehme sie mir unbedingt zu merken. Nur um mich dann im Laufe des Tages daran zu erinnern, dass ich mir den Traum unbedingt merken wollte.
 
Mit ein wenig Phantasie kannst Du Dich doch wohl in einen Mann hineinversetzen, der bisher warm und geborgen in seiner Bettdecke eingemummelt geschlafen hatte oder auch zwischen Traum und Schlaf diesen göttlichen Alpha-Zustand auskostet.
Und in dieses Idyll platzt unversehens nicht nur ein kalter Eimer Wasser über ihn hinein, nein, dazu auch noch glitschige, vielleicht schon leicht stinkige Fische, die bereits 1 oder 2 Tage tot sind? Und dann sitzt er da, klitschenass in seinem Bett, die Stinkefische auf seinem Kopf und es riecht zum Erbarmen.......


Für mich bedeutet dieses Märchen im übrigen den Rauswurf aus dem Paradies. Die Begegnung mit der harten, weltlichen Wirklichkeit. Und vor der rauen Wirklichkeit, in der keinerlei Geborgenheit mehr zu finden ist, davor fürchten sich sehr viele Menschen.


LG
Urajup
Mal abgesehen, dass die Fische im Märchen noch leben und zappeln :)
Ich hab mir die Situation schon mehr als einmal vorgestellt, aber ich sehe den Gruselfaktor nicht. Ich würde hochschrecken und wahrscheinlich mein Gegenüber anfahren, ob er/sie noch alle Latten am Zaun hat. Aber der spontane Schreck ist doch nicht dasselbe wie Gruseln?
 
naja, Fische und Wasser haben mit Gefühlen zu tun -wurde ja schon weiter oben erwähnt. Nun nimm das Bett, packe ein paar Gefühle hinein - und welche garantiert gefühlsmäßig-belastete Situation passt am besten ins Bett?

Ich meine, Schlafen ist nun nicht gerade sehr gefühlsaufreibend, denk ich.....und dann sollte man auch bedenken, seine Frau schmeisst die Fische ins Bett....was könnte denn seine Frau mit ihm gefühlsmäßiges im Bett vorhaben????
Ok, die Deutung hat eine innere Logik. Aber ich hab dazu leider null innere Resonanz, irgendwie passt es für mein Gefühl nicht. Zumal die Held mit seiner Prinzessin nicht erst einen Tag verheiratet ist, als sie die Faxen dicke hat und ihm die Fische ins Bett kippt. Sollen sie bis dahin nur platonisch zusammengelebt haben?

Ach menno, ich hänge hier total fest :autsch:
 
Ok, die Deutung hat eine innere Logik. Aber ich hab dazu leider null innere Resonanz, irgendwie passt es für mein Gefühl nicht. Zumal die Held mit seiner Prinzessin nicht erst einen Tag verheiratet ist, als sie die Faxen dicke hat und ihm die Fische ins Bett kippt. Sollen sie bis dahin nur platonisch zusammengelebt haben?

Ach menno, ich hänge hier total fest :autsch:

Vielleicht hat er sich ja vorher nicht gehen lassen oder so.

Warum kippt eine Frau ihrem Mann Fische ins Bett? Ne andere (für mich) logische Deutung erkenn ich da auch nicht....
 
Das komplette Märchen ist hier nachzulesen

Und mit dieser Interpretation gehe ich persönlich einigermaßen konform:

Interpretation

Üblicherweise wird das »Märchen von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen« in jene Gruppe von Märchen gestellt, in denen ein junger Mann von geringem Stande nach mehreren Prüfungen eine Königstochter zur Frau bekommt (und meist das halbe Reich dazu). Oft ist der Aufsteiger ein Verlierertyp, der von allen für dumm gehalten wird, aber irgendeine besondere Gabe besitzt. Formal passt das Märchen vom Furchtlosen sicher in dieses Schema, inhaltlich jedoch kaum. Hier geht es nicht um den sozialen Aufstieg vermöge persönlicher Qualitäten, sondern um den Reifeprozess eines Sonderlings. Die »Dummheit« des Jungen ist wohl in erster Linie ein eklatanter Mangel an emotionaler Intelligenz und Empathie. Während Tapferkeit nach allgemeinen Verständnis das Erkennen der Gefahr beinhaltet, ist die Furchtlosigkeit des Jungen im Grunde Gefühllosigkeit infolge mangelnden Vorstellungsvermögens. Offensichtlich ist er sich selbst bewusst, dass sich dabei um einen Mangel, nicht um eine Gabe handelt (daher sein immer wieder geäußerter Wunsch, das Gruseln zu lernen), aber ändern kann er daran aus eigener Kraft nichts.Erst seine Ehe lehrt ihn das Fürchten (oder Fühlen oder Lieben).
 
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Für mich bedeutet dieses Märchen im übrigen den Rauswurf aus dem Paradies. Die Begegnung mit der harten, weltlichen Wirklichkeit. Und vor der rauen Wirklichkeit, in der keinerlei Geborgenheit mehr zu finden ist, davor fürchten sich sehr viele Menschen.

Die Szene am Schluss ist ja wahrlich interessant. Erinnert mich spontan ein wenig an das Ende von "Jabberwocky".

Der Held kriegt zwar seine Prinzessin (die er eigentlich gar nicht wollte), aber...

...was gibt er dafür alles auf?

Schluss mit lustig, könnte man sagen. Keine Freiheit, keine Abenteuer, keine eigenen Verantwortungslosigkeit und Unbekümmerhtheit mehr,...

Ihm beginnt zu gruseln in sicherer, vertrauter Umgebung, in der vermeintlichen Sicherheit. Aus Schreck, aus Schock über das plötzliche Erkennen dessen, das er sich da tatsächlich "eingehandelt" hat.

Verantwortung für andere, für alles andere. Die nun auf ihm lastet. Beinharte Realität.
Die Last der ungeborenen Kinder(?) als glitschige Fische, der Schock der Realität, Verantwortung, Verpflichtungen des Alltags als kaltes Wasser. Noch dazu hat man sich selbst die Prinzessin aufgehalst, ohne die man aber die ja doch vorhandenen Annehmlichkeiten auch wieder verliert, obgleich wie's aussieht, denn schließlich stammt die Idee mit dem Wasser und den Fischen von dieser, die Kammerzofe die klügere, vermutlich auch hübschere wäre. Also eigentlich auch noch die verkehrte Frau abgekriegt, auf den Schein reingefallen. Wolltest ja König spielen, brauchst eine "Prinzessin", klar. Herzeigetussi statt wirklicher (Seelen-)Partnerin. Dumm gelaufen, könnte man sagen. Eigentor.

Die moderne Version davon wäre dann wohl zwei Kinder, Reihenhaus auf Schulden und 2 geleaste Autos vor der Tür, für die man die nächsten Jahre, Jahrzehnte mächtig Überstunden schieben muss.

Nur, leider wurde man dabei, obwohl man die anderen Gespenster befreite, selbst zu einem. Zum geisterhaften Schatten seiner selbst, der nun nichts mehr selbst zu bestimmen hat, sondern von Frau, Chef und Verpflichtungen fremdbestimmt wird.

Jetzt ist er zwar genau so "normal" wie alle anderen, aber sich selbst, das was seine Eigenständigkeit ausmachte, hat er verloren. So wie Samson seine Kraft verliert, als Delilah sein Geheimnis erkennt und ihm die Haare abgeschnitten werden. Aus dem "Helden" wird der "dressierte Affe", der funktioniert.

Wahrlich zum Gruseln.
Weil's genau so ganz normal ist. Modernes Märchen, toll!
 
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