Von der Realität …

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MORGENTAU
***

Vom schweren Morgentau geküsst
lang Gräser beugen sich im Wind,
das kühle Frisch schon sehr vermisst,
der Nächte Atem erst gerinnt.

Tief Nebel zieh’n, träg Schlangen gleich,
um leise plätschernd Bach und See,
von kühlem Wind, der schuldenreich
am Morgen feucht benetzt den Klee.

Manch Sorgen spiegeln sich darin,
die flüchtig Perlen künden schon
von Zukunft und von Neubeginn,
doch auch von trauerschwerem Lohn.

Edelsteine, sehr vergänglich,
klein Tropfen, kostbar, zu fragil,
ein Leben, kurz und sehr verfänglich,
ein spiegelnd Augenblick subtil.


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©Law


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DUNKLES GESPANN
(Aus der Sicht eines Pferdes)
***

Der Zügel und der Peitschen einst entronnen,
der Herren blutig Fäuste, die mich leiden,
mich zittern ließen und stets neu damit begonnen,
all die Ruhe, meine Wünsche, zu vermeiden.

Heut’ lauf ich frei, doch zieht es noch in mir,
der Schatten des Gespannes und die dunkle Gier,
die aus verkniffenen Gesichtern mir entgegensprang,
ein Raubtier gleichermaßen und gar unbekannt, der Zwang.

Versteh’s auch heut noch nicht - es ist Unmöglichkeit -
verbleibt mir unter’m Fell, tief Narben, unsichtbar,
ein Schmerz, für den ich niemals jemals war bereit,
ein steter Schatten stets erinnernd der Gefahr.

Auch wenn der Frühling und der Sommer sich bekunden,
mit Sonnenstrahl und frischer Blüten Duft,
im Traum zieh’ ich noch immer meine Runden,
rastlos wandelnd tief in dunkler Gruft.

Ein Gefängnis, dem ich nie mehr werd’ entrinnen,
ein bodenloses Loch sich öffnend jede Stunde,
die Stunden weit enteilen in Momenten binnen,
die Nacht unendlich lang und ewig tief die Wunde.


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©Law


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Zur Abwechslung mal ein Horrorkabinett. :eek: :D



UNTOT
***

Starr Glieder, dürr und eingefallen,
der Staub von hundert Jahren kriecht
durch alte Mauern, weite Hallen,
der Tod im Leben dahinsiecht.

Mit tausend Augen, blicklos leer,
ein Publikum gar stumm verseh’n,
ein großes seelenloses Meer,
die Gräber leben, stille steh’n.

Und über alldem, welch ein Graus,
viel zu schweigsam diese Stille,
Gestank wie nur im Leichenhaus,
ein Heer der Toten ohne Wille.

Das Herz laut wie ein Glockenschlag,
mir in der Brust zerspringend fast,
die Nacht erobert selbst den Tag,
der letzte Hoffnungsstrahl verblasst.

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©Law


 
Herrlich! Musste schmunzeln, obwohl dir das wahrscheinlich befremdlich vorkommt. Da fällt mir vom Wolfgang Ambros ein: Es lebe der Zentralfriedhof ;)
 
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