Von der Realität …

W

Wellenspiel

Guest
… oder von der Illusion.

Dieses Bild wurde unbewusst gezeichnet.
Ein weißer Raum, vierwandig, ein Fenster, etwa sieben Meter Höhe.



Schwarz gewandet vor weißer Wand
steht er da: der Mann
mit der Kohle in der Hand

"Das Innere muss immer vorhanden sein",
sagt er. Und zeichnet dann
mit schwarzer Kohle auf weißer Wand

Knochen fügen sich, lügen nicht,
sprechen nur eine Sprache: Vier Meter,
drohend erhoben, steht die Gestalt
schwarz auf weiß

Muskeln und Knorpel fügen sich, lügen nicht,
sprechen eine zweite Sprache: Fünf Meter,
mahnend erhoben, blickt die Gestalt
gen Himmel

Haut und Sehnen fügen sich, lügen nicht,
sprechen eine dritte Sprache: Sechs Meter,
Wartend erhoben, geht die Gestalt
ihrer Zukunft entgegen


"Das Innere muss immer vorhanden sein",
wiederholt er. Und weist
auf eine weiße Wand:
Nur eine schwarze Silhouette ist geblieben

Die Gestalt, nun bloß noch ein Schatten
kaum mehr als sich selbst entworfen
das Selbst verworfen
an die Wand geworfen …
 
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Wie von @Tolkien angeregt, werde ich hier meine kleinen Dichtereien aus dem Meditationsthread lagern … ;)
Nur halt im eigenen Thread, statt anderswo; man will ja nicht spammen durch Kopieren.
Diese "Momentaufnahmen" zeigen auch unterschiedlichste Realitäten … und sieht man sie sich im Zusammenhang an, ergibt sich vielleicht was anderes - aber das ist nun (noch) bloß Spekulation.

Natürlich darf jederzeit jeder mitschreiben nach Lust und Laune. :)
 
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Wagnis

Hinein ins Dunkel oder hinaus ins Licht?
es wiegen sich Sorgen
doch sie kümmern mich nicht

Links die Gestade, wo wir fühlend gedeih’n
schon bald neuer Morgen
Wie wird’s dann wohl so sein?

Aus den Wellen getaucht, am Ufer erwacht
frag’ ich mich, dankend jetzt:
wie mein Herz nur so lacht?

Mal dämmert’s, mal flackert’s, als wär’s gar ein Spiel
voll Lachen und unverletzt:
ohne Argwohn im Kiel.

A.
 
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Landschaft

Es lag neblig hier
eine Landschaft so weit;
tief klingend in mir
durch die Ewigkeit.

Ein Ton schrieb Schrift,
die noch unsichtbar war,
doch mit goldenem Stift
erst in Stille wurd’ wahr.

So rein war das Meer
wie die Dämmerung nah;
die Weite so leer
und ich war bloß da.

Ein Wald weit entfernt,
im Innern düsterig nur,
ach, hätt’ ich gelernt
mehr von der Natur.

A.
 
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Herbstgedanken

Nichts bleibt, wie es ist und nichts kommt, wie es geht …
Stein wird zu Sand, Sand wird zu Staub.
Vielleicht könnt’ ich reisen, wie der Wind grade weht:
gehen bloß, durch süßen Duft und buntes Laub.

Wie Schrift einer alten zitternden Hand,
- zerknittert im altgrauen Morgenlied
von Kranichen, die bereisen das Land -
verweht und enteilt, wie der Herzschlag flieht.

A.
 
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11.10.2017
Schutzengel

Heut ein Tag von blauer Weite,
tiefer Ruh und weichem Licht;
seichter Wind zupft an die Saite,
so zeigt das Lied nun sein Gesicht.

In fernen gelben Wüsten kühl
dämmert lächelnd tiefe Nacht;
zwar ist’s in manchem Herz noch schwül,
doch immerzu hält jemand Wacht.

Mal scheint der Wind, sein Liedlein singend,
von fremder Wesenheit zu sein
doch nichts, obgleich mit Tönen ringend,
wirkt allzu fern, bloß gütig rein.

Es scheint, als ob’s ein Engel wäre,
der ruhig, gelassen Wache hält,
mir summend seine Weise lehre,
von Liebe ganz und gar erwählt.

A.
 
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Sonnenuntergang

Voll Melancholie die Sinne schwanken,
siedend heiß vom Scheitel bergab,
als würden sich windende Fesseln ranken
bis tief unter die Sohlen hinab.

An dunklen Buchten angelandet
bald auferweckt von milder Flut,
seh’ ich die Sonne, rot gewandet:
sie lockt mit allerletzter Glut.

Über den weiten Wassern wehend
säuselnde Geister singen allein;
trotz dunkler Tiefen Lichter sehend
doch weichend vor samtenem Kerzenschein.

Ächzend knirscht Kies, seufzend bricht Stein,
verwehende Sande knirschen im Blut,
denn bald lässt das Feuer die Welt allein
weichend der Kälte, schaudernd vor Wut.

Stimmen erklingen - stark wird der Gesang,
von Klagen, von Weh und alterndem Herzen -
furchtsam erhoben: „Nicht lang mehr, nicht lang …“,
so hör’ ich die Geister so voll ihrer Schmerzen.

„Vielleicht ist’s ein Wunder“, so kündet die Flut,
„dass noch dies lebt vor kommendem Frost:
sei es nun Leid und Schmerz, der ruht,
nicht weniger ist’s eine vornehme Kost.“

Doch wie auch immer Worte klingen,
so seh’ ich doch nur - wenn ich es denn kann -,
nur dann, wenn Hell und Dunkel noch ringen
den Ausblick, den mir die Flut heut’ ersann.

Und so alsbald die Dunklen kämen
und munkelnd nun die Ebbe schlich,
so erblickte den letzten Strahl ich voll Grämen …

… bevor das Licht am Horizont entwich.

A.
 
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Wie von @Tolkien angeregt, werde ich hier meine kleinen Dichtereien aus dem Meditationsthread lagern … ;)
Nur halt im eigenen Thread, statt anderswo; man will ja nicht spammen durch Kopieren.
Diese "Momentaufnahmen" zeigen auch unterschiedlichste Realitäten … und sieht man sie sich im Zusammenhang an, ergibt sich vielleicht was anderes - aber das ist nun (noch) bloß Spekulation.

Natürlich darf jederzeit jeder mitschreiben nach Lust und Laune. :)

Na endlich... Wurd' auch Zeit:) Da freue ich mich!
 
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