Lieber Crossfire,
bevor ich ein paar kritische Anmerkungen dazu mache, möchte ich dir sagen, daß du dir sicher viele Gedanken gemacht hast und aus dem Buch jemand spricht, der gerne denkt. Und irgendwie mag ich dein Buch, mag ich dich, also auf der Ebene des schätzenden Respekts.

Ich habe dein Buch gelesen. Es gehört viel Mut dazu, seine Gedanken soweit auszuarbeiten, und dies auch noch aufzuschreiben und dann auch noch zu veröffentlichen und das in einem öffentlichen Forum zur Diskussion zu stellen. Das muß erstmal jemand nachmachen.
Wenn ich also Kritik übe, dann nur, weil du dazu aufgefordert hast, und im Rahmen einer Anregung, einfach das zu tun, was du gerne tust, nämlich weiterzudenken:
Kritik auf wissenschaftlicher Ebene:
Ein widerspruchsfreies Modell gibt es nicht, es sei denn, du erzeugst ein Modell niedriger Qualität. Diese Aussage beruht auf dem Gödelschen Satz.
Das Geschlecht wird nich erst im dritten Monate festgelegt, da widerspricht dein Modell den Erkenntnissen moderner Entwicklungsbiologie des Menschen.
Am Placebo wird geforscht, es gibt eine umfangreiche Forschung zu diesem Thema, wenn man die Augen aufmacht und sie wahrnimmt. Es gibt sogar schon Neurowissenschaftler, die meinen, das "Placebo"-Zentrum im Gehirn mittels fmri nachgewiesen zu haben. Kann man diskutieren.
Du schreibst, daß die Schöpfung bis hinein in unser tiefstes Inneres auf dem Gesetz von Ursache und Wirkung beruht. Das ist so ein Fall, wo du andere Dinge, die dazu im Widerspruch stehen, einfach ausblendest. Beispiele für Wirkungen ohne Ursache finden sich im Zeitpunkt der Spinumkehr eines Elektrons, eines der wirklich zufälligen Ereignisse, die die moderne Physik anerkennt. Um zu behaupten, daß es nicht zufällig sondern Folge einer Ursache ist, müßtest du die Ursache liefern können, oder ehrlicherweise auf ein offenes Ende in deinem Modell hinweisen, weil wir bisher die Ursache dafür (noch) nicht erkennen.
Du schreibst, daß kein Tier seine Gedanken auf einer leeren Fläche zum Ausdruck bringen kann. Ich weiß nicht genau was du damit meinst. Aber ich habe schon malende Elefanten gesehen. Sie malen Bilder auf leeren Blättern Papier, mit Farbe. Jedes Bild einzigartig. Bilder von Bäumen oder Blumen. Auf dieser Ebene würde ich dir da aus Erfahrung widersprechen. Oder wenn ich meine klavierspielende Katze betrachte, ebenfalls.
Eine Kritik auf einer anderen Ebene:
Dein Modell beruht auf bestimmten Setzungen, die weder abgeleitet noch diskutiert werden (Setzungen eben), die man aber durchaus hinterfragen könnte. Weshalb sind es vier Masterseelen? Könnten es auch drei oder fünf sein? Woher stammt die Erkenntnis, daß es vier sind?
Eine andere Art von Setzungen findet dort statt, wo du einfach Wörter verwendest, die einen scheinbaren common sense haben, ihn aber bei näherem Hinsehen überhaupt nicht haben. Dazu gehören solche Begriffe wie "Gott", "Seele", "Bewußtsein", "Geist". Dadurch, daß sie überhaupt nicht definiert sind, sind sie auch keiner Überprüfung zugänglich.
Insofern ist das Modell ein Glaubensmodell, das nicht nachprüfbar ist. Zumindest habe ich nicht gelesen wie man z.b. nachprüfen soll, ob es vier Masterseelen sind oder ob es überhaupt so etwas gibt.
Eine fundamentale Kritik auf einer noch anderen Ebene hat dir Brotherhood gegeben.
liebe Grüße,
eva-maria