KingOfLions
Sehr aktives Mitglied
Das ist nun genau das was ich mit Menschenkenntnis meine.
Ich habe aber eine depressive Krankheit und muss jeden einzelnen Tag sehr schwer um ein inneres Gleichgewicht kämpfen.
Dann bist Du aber vermutlich mit deinen Medis recht gut eingestellt, oder hast schon einen guten Teil davon bearbetet.
Also ich glaube, wir haben da so verschiedene Standpunkte, dass wir ziemlich aneinander vorbeireden. Natürlich ist man mit Krankheiten - egal ob psychisch oder physisch - sehr schwer, und man ist auf Hilfe durch Dritte angewiesen. Hier ist es natürlich ein sehr langer Weg, bis man überhaupt - vorausgesetzt man findet einen guten Therapeuten - wieder in den "Normalbereich" kommt.
Das wäre für mich aber eine ganz andere Diskussion, weil es da dann nicht um Beziehungen an sich, sondern eher um den eigenen Umgang und den Umgang anderer mit einer derartigen Krankheit geht.
Sei mir daher nicht böse, wenn ich mich hier eher auf den Beziehungsteil beschränke, und Krankheit mal aussen vor lasse.
Das kann nur jemand verstehen der selber schon für längere Zeit ganz unten war.
Für mich stellt sich hier aber auch die Frage, was denn die Faktoren sind, dass man überhaupt nach "ganz unten" kommt? Mit spielen hier sicherlich auch gesellschaftliche Probleme (Ausgrenzung bei Krankheit, fehlende Unterstützung durch den Staat ...). Aber auch ein sehr grosser Anteil an Lasten, die von den Eltern und der Familie mitgegeben werden.
Und du meinst die Leute tun das freiwillig ?
Eine Beziehung gehe ich freiwillig ein, oder? Gehe ich sie nicht freiwillig ein, sondern aus Bedürftigkeit, dann ist das in meinen Augen keine Beziehung, sondern der "Einkauf" eines/-r Pflegers/-in/eines Unterhaltungsmediums/eines Sexpartners.
Du verwechselst aber immer wieder Defizite mit Bedürfnissen.
Ein Bedürfnis entsteht aus einem Defizit. Wobei ich hier wohlgemerkt den Begriff Defizit nicht negativ meine, sondern lediglich als "fehlen oder übersteigern einer Facette der Persönlichkeit" - einfach nicht im eigenen Gleichgewicht sein.
Ein guter Freund erzählt mir immer wieder von der Bedingungslosigkeit von Beziehungen.
Man gibt freiwillig das was man möchte, es sind aber keine Erwartungen möglich.
Und ich knirrsche immer wieder mit den Zähnen.
Warum? Was ist dein Grund dafür?
Ich sehe das zumindest teilweise ebenso, allerdings mit ein bisschen anderer Definition. Für mich bedeutet eine Beziehung ebenfalls, diesem Menschen freiwillig mit meiner Liebe und Zuneigung beschenken zu wollen, ihm Gutes tun zu wollen. Weil es das ist, was in mir da ist, und mit meinem Gegenüber mal nichts zu tun hat.
Ich bin aber auch so realistisch zu sehen, dass das nur ein Überbau ist, und dass darunter sehr wohl auch "Gegengeschäfte" liegen.
Nehmen wir mal das Beispiel von Menschen, die jahrelang ihre wichtigsten Bedürfnisse nicht erfüllt bekommen.
Da gibt es zwei verschiedenen Strategien.
A-Man nimmt diesen riesigen inneren Hunger wahr und versucht dieses Loch auf Teufel komm raus zu füllen, was meist auf eher ungesunde Art mit negativen Langzeitfolgen geschieht.
B-Man negiert seine Bedürfnisse, unterdrückt sie und hält sich für unabhängiger, stärker als man eigentlich ist.
Und glaub mir mal, langfristig geht auch das in die Hose.
Es wäre auch noch eine Möglichkeit, die Bedürfnisse einzeln durch unterschiedliche Menschen abzudecken. Bei Singles eine durchaus gängige Methode. Viele Menschen zum Kommunizieren, als soziales Netz und um etwas zu unternehmen, einen oder mehrere Menschen für den Sex, Freunde für handwerkliche Tätigkeiten im Haushalt ....
Wir Menschen brauchen uns gegenseitig, mal mehr und mal weniger, ob uns das nun recht ist oder nicht.
Wir sind Gruppenmenschen und können in der Gemeinschaft einfacher und besser wachsen.
Zum ersten Satz ein klares Ja.
Zum zweiten Satz ein klares Nein. Wachsen können wir nur alleine. Die Gemeinschaft kann für uns nur ein Spiegel sein, für unsere eigenen Themen die noch zu lösen sind. Aber im Grunde hält uns die Gemeinschaft auf ihrem Niveau. Was man daran erkennt, dass man ausgeschlossen wird, wenn man "anders" ist. Die Gemeinschaft ist für uns nur Ressoure, in der Regel umgeben wir uns auch mit Menschen, die unsere Meinung bestätigen ... Kritiker sind ja soooooo mühsam
Es ist die egozentrische Gesellschaft, die mehr und mehr mentale Krankheiten hervorbringt.
Zum Teil sicher. Ich beobachte bei jeder Gelegenheit sehr interessiert den Vergleich zwischen Land und Stadt ... denn das ist ungefähr ein Schritt von 30 Jahren im Gruppenverhalten. Die Menge an Themen ist bei beiden in etwa gleich, am Land sind es aber eher Familienthemen, Missbrauch, Ausgrenzung. Aber die meisten Gemeinschaften funktionieren noch und die Leute sind sozial gut eingebettet.
In der Stadt sind die Themen eher Vereinsamung, fehlende Kommunikation, Depression, Mobbing, Beziehungsprobleme. Und natürlich durch die größeren Betriebe auch diverse Probleme aus dem Arbeitsumfeld.
Liebe Grüße
Alfred