Verletzen und verletzt werden!

Das ist nun genau das was ich mit Menschenkenntnis meine.
Ich habe aber eine depressive Krankheit und muss jeden einzelnen Tag sehr schwer um ein inneres Gleichgewicht kämpfen.

Dann bist Du aber vermutlich mit deinen Medis recht gut eingestellt, oder hast schon einen guten Teil davon bearbetet.

Also ich glaube, wir haben da so verschiedene Standpunkte, dass wir ziemlich aneinander vorbeireden. Natürlich ist man mit Krankheiten - egal ob psychisch oder physisch - sehr schwer, und man ist auf Hilfe durch Dritte angewiesen. Hier ist es natürlich ein sehr langer Weg, bis man überhaupt - vorausgesetzt man findet einen guten Therapeuten - wieder in den "Normalbereich" kommt.
Das wäre für mich aber eine ganz andere Diskussion, weil es da dann nicht um Beziehungen an sich, sondern eher um den eigenen Umgang und den Umgang anderer mit einer derartigen Krankheit geht.
Sei mir daher nicht böse, wenn ich mich hier eher auf den Beziehungsteil beschränke, und Krankheit mal aussen vor lasse.


Das kann nur jemand verstehen der selber schon für längere Zeit ganz unten war.

Für mich stellt sich hier aber auch die Frage, was denn die Faktoren sind, dass man überhaupt nach "ganz unten" kommt? Mit spielen hier sicherlich auch gesellschaftliche Probleme (Ausgrenzung bei Krankheit, fehlende Unterstützung durch den Staat ...). Aber auch ein sehr grosser Anteil an Lasten, die von den Eltern und der Familie mitgegeben werden.


Und du meinst die Leute tun das freiwillig ?

Eine Beziehung gehe ich freiwillig ein, oder? Gehe ich sie nicht freiwillig ein, sondern aus Bedürftigkeit, dann ist das in meinen Augen keine Beziehung, sondern der "Einkauf" eines/-r Pflegers/-in/eines Unterhaltungsmediums/eines Sexpartners.


Du verwechselst aber immer wieder Defizite mit Bedürfnissen.

Ein Bedürfnis entsteht aus einem Defizit. Wobei ich hier wohlgemerkt den Begriff Defizit nicht negativ meine, sondern lediglich als "fehlen oder übersteigern einer Facette der Persönlichkeit" - einfach nicht im eigenen Gleichgewicht sein.

Ein guter Freund erzählt mir immer wieder von der Bedingungslosigkeit von Beziehungen.
Man gibt freiwillig das was man möchte, es sind aber keine Erwartungen möglich.
Und ich knirrsche immer wieder mit den Zähnen.

Warum? Was ist dein Grund dafür?

Ich sehe das zumindest teilweise ebenso, allerdings mit ein bisschen anderer Definition. Für mich bedeutet eine Beziehung ebenfalls, diesem Menschen freiwillig mit meiner Liebe und Zuneigung beschenken zu wollen, ihm Gutes tun zu wollen. Weil es das ist, was in mir da ist, und mit meinem Gegenüber mal nichts zu tun hat.
Ich bin aber auch so realistisch zu sehen, dass das nur ein Überbau ist, und dass darunter sehr wohl auch "Gegengeschäfte" liegen.


Nehmen wir mal das Beispiel von Menschen, die jahrelang ihre wichtigsten Bedürfnisse nicht erfüllt bekommen.
Da gibt es zwei verschiedenen Strategien.

A-Man nimmt diesen riesigen inneren Hunger wahr und versucht dieses Loch auf Teufel komm raus zu füllen, was meist auf eher ungesunde Art mit negativen Langzeitfolgen geschieht.

B-Man negiert seine Bedürfnisse, unterdrückt sie und hält sich für unabhängiger, stärker als man eigentlich ist.
Und glaub mir mal, langfristig geht auch das in die Hose.

Es wäre auch noch eine Möglichkeit, die Bedürfnisse einzeln durch unterschiedliche Menschen abzudecken. Bei Singles eine durchaus gängige Methode. Viele Menschen zum Kommunizieren, als soziales Netz und um etwas zu unternehmen, einen oder mehrere Menschen für den Sex, Freunde für handwerkliche Tätigkeiten im Haushalt ....


Wir Menschen brauchen uns gegenseitig, mal mehr und mal weniger, ob uns das nun recht ist oder nicht.
Wir sind Gruppenmenschen und können in der Gemeinschaft einfacher und besser wachsen.

Zum ersten Satz ein klares Ja.

Zum zweiten Satz ein klares Nein. Wachsen können wir nur alleine. Die Gemeinschaft kann für uns nur ein Spiegel sein, für unsere eigenen Themen die noch zu lösen sind. Aber im Grunde hält uns die Gemeinschaft auf ihrem Niveau. Was man daran erkennt, dass man ausgeschlossen wird, wenn man "anders" ist. Die Gemeinschaft ist für uns nur Ressoure, in der Regel umgeben wir uns auch mit Menschen, die unsere Meinung bestätigen ... Kritiker sind ja soooooo mühsam ;).


Es ist die egozentrische Gesellschaft, die mehr und mehr mentale Krankheiten hervorbringt.

Zum Teil sicher. Ich beobachte bei jeder Gelegenheit sehr interessiert den Vergleich zwischen Land und Stadt ... denn das ist ungefähr ein Schritt von 30 Jahren im Gruppenverhalten. Die Menge an Themen ist bei beiden in etwa gleich, am Land sind es aber eher Familienthemen, Missbrauch, Ausgrenzung. Aber die meisten Gemeinschaften funktionieren noch und die Leute sind sozial gut eingebettet.
In der Stadt sind die Themen eher Vereinsamung, fehlende Kommunikation, Depression, Mobbing, Beziehungsprobleme. Und natürlich durch die größeren Betriebe auch diverse Probleme aus dem Arbeitsumfeld.

Liebe Grüße
Alfred
 
Werbung:
Nein, weil wenn ich mich verliebe, dann innerhalb von 2 Sekunden ...
Zippe

Ich denke das ist bei euch da jetzt ein begriffliches Missverständnis aus der volkstümlichen Verwendung der Begriffe.

Verlieben passiert wirklich in Sekunden. Das ist unsere biologische Funktion zur Arterhaltung - "lass uns Babies machen". Also primär die erotische Facette der Beziehung.

Was dann länger dauert, und eine genaue "Prüfung" voraussetzt ist wirklich Liebe zu diesem Menschen zu entwickeln. Das umfasst dann natürlich die Faktoren die unser Verstand sehen möchte, aber hauptsächlich den Bereich "emotionale Sicherheit".

Liebe Grüße
 
Dem stimme ich nicht zu.
Es ist mE unser nicht-hören-wollen auf unser Herz, unsere innersten Bedürfnisse.
Ich wage zu behaupten, daß das auch der Grund für deine Depressionen ist.

Wir allein sind für unseren dezeitigen Zustand verantwortlich.
Und wir allein können da wieder heraus kommen.

Je mehr Hilfe wir im außen anfordern, desto mehr entfernen wir uns von unserem Gefühl,
unserer inneren Führung.
Und je mehr wir andere unterstützen, desto mehr verhindern wir, daß sie zu sich selbst finden.

:thumbup:

Wo ich allerdings einwenden muss:
Im Grunde gebe ich dir für die Vorstufen einer Depression recht. Ist eine Depression aber wirklich klinisch geworden, dann kann sich derjenige nicht mehr ohne fremde Hilfe aus dem Sumpf ziehen.

Die Eigenverantwortung relativiert sich insoferne, als dass Menschen die zu Depressionen neigen schon Grundanlagen mitbekommen haben (abgesehen von körperlichen Störungen, z.B. Schilddrüse), die fast zwangsläufig zu einer Depression führen MÜSSEN. Meistens ist das eine Kombination aus negativem Denken (Opferhaltung) und sehr starkem Fehlen von eigener Lösungskompetenz. Kommen dann externe Faktoren im Leben dazu, die zu stark belasten, dann ist die Depression (sprich: sich selber aufgeben) unausweichlich.

Da sind wir aber genau wieder beim Thema ... sich selber erkennen, und dann in Eigenverantwortung schon gegensteuern und die dahinter liegenden Themen bearbeiten. Das Problem dabei ... wenn ich vorher schon Opfer bin, dann ist es für mich "normal", dass Negatives auf mich zukommt ... und damit ziehe ich die Depression regelrecht an. Nur auf die Idee, etwas gegen die Opferhaltung zu tun, komme ich ganz sicher nicht.

Liebe Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke das ist bei euch da jetzt ein begriffliches Missverständnis aus der volkstümlichen Verwendung der Begriffe.

Verlieben passiert wirklich in Sekunden. Das ist unsere biologische Funktion zur Arterhaltung - "lass uns Babies machen". Also primär die erotische Facette der Beziehung.

Was dann länger dauert, und eine genaue "Prüfung" voraussetzt ist wirklich Liebe zu diesem Menschen zu entwickeln. Das umfasst dann natürlich die Faktoren die unser Verstand sehen möchte, aber hauptsächlich den Bereich "emotionale Sicherheit".

Liebe Grüße

Oh wie schönnn, dass wir dich hier haben :umarmen:
 
Zitat:Ich glaube halt nicht, dass du deine Depression bist.

Nein, war auch nicht immer depressiv. Mit der "Sozialphobie" ist es schon etwas anders, die hatte ich wirklich irgendwo immer. War aber weniger fatal als sie noch nicht mit Depressionen kombiniert war.

Aber betrunkene Leute würde ich wohl nie besonders spannend oder lustig finden, selbst wenn ich mein Problem nochmal in den Griff bekommen würde, woran ich ja selbst nicht mehr glaube, was wohl mit ein Grund dafür ist, dass es nicht klappt, aber kann mir das nicht anders einreden genauso wenig wie ich mich selbst kitzeln kann (ist ein recht passender Vergleich). Aber soll ja hier nicht Thema sein.

Hast du dir schon mal überlegt ein Fernstudium zu machen?
Ich hab auch ne Sozialphobie, und nach Abbrechen der Oberstufe und dann Abbrechen des Abi-Nachholens auf nem Berufskolleg (der soziale Aspekt war für mich einfach nicht zu bewältigen), hab ich mein Abi per Fernstudium nachgeholt. Ich jobbe jetzt erstmal nur auf 400 Euro Basis, um meiner Mutter unter die Arme zu helfen (wohne noch zuhause, sie ist alleinerziehend).
Da ich auch keine großen materiellen Wünsche habe, klappt das ganz gut.
Der Aushilsjob ist auch ok, weil ich da nicht allzulange bin.
PS: Sorry für Offtopic.
 
Ich denke das ist bei euch da jetzt ein begriffliches Missverständnis aus der volkstümlichen Verwendung der Begriffe.

Verlieben passiert wirklich in Sekunden. Das ist unsere biologische Funktion zur Arterhaltung - "lass uns Babies machen". Also primär die erotische Facette der Beziehung.

Was dann länger dauert, und eine genaue "Prüfung" voraussetzt ist wirklich Liebe zu diesem Menschen zu entwickeln. Das umfasst dann natürlich die Faktoren die unser Verstand sehen möchte, aber hauptsächlich den Bereich "emotionale Sicherheit".

Liebe Grüße


Also das wusste ich jetzt echt noch nicht ..... :D


:kiss4:
Zippe
 
@ sidala

Da du das Herz für so wichtig hälst und es hier ja eigentlich um Verletzungen gehen sollte eine Frage:
Hälst du ein offenes Herz für verletzlicher oder ein geschlossenes Herz und wenn ja, warum ?

Wobei die Esoteriker oft die entgegengesetzte Meinung von Nichtesoterikern einnehmen.

:umarmen:
 
@ Singu

Das Wort Egozentrik taucht bei dir auf.

Nun auch für dich eine Frage.

Schau dir kleine Kinder an.
Sie haben viele, viele Wunsche und Bedürfnisse-genau jetzt und nicht in fünf Minuten, das ist dann doch egozentrisch oder nicht ?

Und dieselben Kinder haben ein unendliches Liebes-und Glückspotential.

Kannst du nicht die Perfektion dieses kindlichen Zustandes sehen und möchtest du nicht manchmal tauschen können ?
Was diese Kinder sind ist tägliche lebbare Realität.

Bei esoterischen Konzepten weiss man das nie so genau.

:umarmen:
 
Werbung:
@KingOfLions

Danke für deine ausführlichen Standpunkte.
Die Gegensätzlichkeit hilft vielleicht besser zu verstehen an welchem Punkt man steht oder stehen möchte.

Es gibt ja keinen Grund sich auf biegen und brechen überzeugen zu müssen.
Spezifische Lebenserfahrungen sind schwierig auf andere Personen übertragbar.

Ein Bedürfnis entsteht aus einem Defizit. Wobei ich hier wohlgemerkt den Begriff Defizit nicht negativ meine, sondern lediglich als "fehlen oder übersteigern einer Facette der Persönlichkeit" - einfach nicht im eigenen Gleichgewicht sein.

Das Bedürfnis nach Liebe, Sex, Akzeptanz, Erfolg, Kommunikation... beruht auf einem Defizit ?
Bedürfnisse sind der Kitt, damit die Menschen überhaupt miteinander zu tun haben obwohl das so kompliziert ist.

Ohne Bedürfnisse würde sich jeder faul und passiv auf eine Insel zurückziehen können, Männer und Frauen würden sich keinerlei Beachtung schenken.
Bedürfnisse sind von Geburt an da, sind also natürlich und nicht neurotisch.

Für mich bedeutet eine Beziehung ebenfalls, diesem Menschen freiwillig mit meiner Liebe und Zuneigung beschenken zu wollen, ihm Gutes tun zu wollen. Weil es das ist, was in mir da ist, und mit meinem Gegenüber mal nichts zu tun hat.
Ich bin aber auch so realistisch zu sehen, dass das nur ein Überbau ist, und dass darunter sehr wohl auch "Gegengeschäfte" liegen.

Beziehung wie du sie siehst ist dann mehr ein Spassfaktor.
Ich sehe gleichzeitig die (moralischen, seelischen) Verpflichtungen für einen Freund im Bedarfsfall da zu sein als Normalität an.
Fehlt das ist es keine Freundschaft/Beziehung sondern nur eine lockere Bekanntschaft.
Das ist kein Geschäftsmodell, das ist eigentlich selbstverständlich weil das Rudel stärker ist als der Einzelkämpfer.



:winken5:
 
Zurück
Oben