Zorn hat zweifellos eine biologische Funktion und einen Sinn. Sich zu wehren, wenn man angegriffen wird, ist ja ebenso biologisch sinnvoll.
Problematisch wirds ja dann, wenn ich mich angegriffen fühle, weil meine Welt ins Wanken zu geraten droht - und ich nicht wahrnehme, daß der vermeintliche Angreifer nur versucht, die Gitterstäbe des Käfigs aufzubiegen, den ich mir im Lauf der Jahre selbst gezimmert habe.
Ich habs jetzt oft genug selbst ausprobiert, um sagen zu können, wann auch immer ein heikler Punkt in einem selbst getroffen wird, ist die erste Reaktion Zorn auf denjenigen, der ihn berührt. Wenns wehtut - wer hat das schon gern? Und DAS will man sich dann nicht eingestehen, oh auf was für tolle Ausflüchte man dann kommt. Nur ned ehrlich zugeben, ja ich bin jetzt im Moment bös auf dich, weil du meinen wunden Punkt getroffen hast. Dabei ist grade das so wichtig. Ich beispielsweise reagiere auf die schnippische Besserwisserei in dem eingangs thematisierten Satz "hast du dir selbst so ausgesucht" höchstwahrscheinlich deshalb mit so ausgeprägter Verbal-Allergie, weil in mir drin Besserwisserei eben ein wunder Punkt IST. Das zu sehen, ist aber erst möglich, wenn man bereit ist, sich die Wut ehrlich anzuschauen, die da aufsteigt. Und nicht mit der Esotünche "üch bün auf nühmanden wütend" daherzukommen

(das ist auch son Schlag-Wort...)