Und was wollen jetzt Christen hier?

Ja, das Vorurteil, Atheisten hätten keine Moral und würden rein-ehoustisch agieren, weil sie ja keine strafende Instanz o.ä. fürchten, begegnet einem immer wieder - auch manchmal in genau dieser Form explizit geäußert.
Wirklich?
Aha ...
Ist mir so nie begegnet, zumal ich selbst nicht gläubig bin, sondern mich eher als Agnostiker verstehe.
 
Werbung:
Im Zusammenhang mit dem Thema Abtreibung, denke ich schon.
Zumal eigentlich nur der Staat hier ein Urteil fällen dürfte und nicht eine gläubige Zivilperson.


Das sind ja wieder andere Themen.
Wobei ich immer noch der Meinung bin, dass es nur die (demokratischen) staatlichen Institutionen sind, die bestimmte Vorfälle beurteilen sollten.

Worauf ich hinaus wollte: Es ist tatsächlich leider nicht so einfach, sich alleinig hinter dem 5. Gebot zu verstecken und Töten a priori zu verdammen. Es gibt - leider - durchaus Kontexte, wo auch wir beide es nicht sofort als verurteilenswerten Mord betrachten, wenn ein Mensch einen anderen tötet.

Wie wir Taten be- und verurteilen, hängt immer auch vom Kontext und dem eigenen Glauben ab. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die vollkommen unabhängig vom Kontext hinter dem 5. Gebot stehen.
 
Wirklich?
Aha ...
Ist mir so nie begegnet, zumal ich selbst nicht gläubig bin, sondern mich eher als Agnostiker verstehe.

Ja, mir ist das Vorurteil schon begegnet. Es wurde mir auch schon vorgehalten, wenn ich mich irgendwo als Atheisg genutzt habe, wo gläubige Menschen die Mehtheit bildeten.
 
Worauf ich hinaus wollte: Es ist tatsächlich leider nicht so einfach, sich alleinig hinter dem 5. Gebot zu verstecken und Töten a priori zu verdammen. Es gibt - leider - durchaus Kontexte, wo auch wir beide es nicht sofort als verurteilenswerten Mord betrachten, wenn ein Mensch einen anderen tötet.
Mord bedeutet die gezielte und bewusste Tötung eines Menschen.

Wie wir Taten be- und verurteilen, hängt immer auch vom Kontext und dem eigenen Glauben ab. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die vollkommen unabhängig vom Kontext hinter dem 5. Gebot stehen.
Das mag ja durchaus richtig sein.

Aber genau deswegen bin ich ja der Meinung, dass die Gesetze eines (hoffentlich demokratischen) Staates höher gestellt sein sollten als die einer Religion.

Wobei ich einräumen möchte, dass ich Staaten, die Menschen mit der Todesstrafe bestrafen, nicht für demokratisch halte.
 
In einem Thread ging jemand so weit mir zu unterstellen, dass ich religiös sei - ohne es zu wissen. Später toppte derselbe User seine Aussage: Ich würde mich nicht trauen, zu meinem religiösen Glauben zu stehen. Anlass war wohl eine Meinungsverschiedenheit als ich versetzte, man müsse nicht religiös sein, um für die kranke Nachbarin einzukaufen oder zu kochen. Die Tatsache, dass ich dies auch als Atheistin gern mache genügte, um mir den Glauben zu unterstellen. Tatsächlich fände ich es traurig, wenn Menschen nur wegen ihrer Religion Gutes tun würden.
Immerhin wurde dir nicht ein Horoskop geleg..
 
Es gibt - leider - durchaus Kontexte, wo auch wir beide es nicht sofort als verurteilenswerten Mord betrachten, wenn ein Mensch einen anderen tötet.
In diesem Zusammenhang vielleicht auch recht interessant:


Auszug:
Das fünfte Gebot (Ex 20, 13 und Dtn 5, 17) – das sog. Tötungsverbot - steht im Alten Testament zweimal im Kontext der Offenbarung Gottes an das Volk Israel. Wörtlich übersetzt würde das Gebot lauten: "Du sollst nicht morden!" Das hier verwendete hebräische Verb rasah ist sinngemäß nicht eindeutig ins Deutsche übersetzbar, doch aus anderen Stellen im Alten Testament (z.B. Dtn 19,11; 22,26) geht hervor, dass hier der Mord an einem wehrlosen Opfer und die heimtückische Absicht des Täters benannt werden.
 
Ich habe, damals noch ohne Bezahlschranke, "Das Wunder von Dieulefit" gelesen. In der französischen Gemeinde überlebten zahlreiche Juden, weil Menschen die sie schützen wollten zusammenarbeiteten. Der katholische Pfarrer stellte jüdischen Kindern zuhauf falsche Taufscheine aus. Jeanne Barnier, eine tiefreligiöse Frau, war Sekretärin des Bürgermeisters. Sie befand sich in einem Gewissenskonflikt, denn sie wusste, dass Lügen eigentlich falsch ist. Aber sie entschied sich dafür, unzählige Ausweise zu fälschen. Als eine Fälschung aufflog, log sie bei der Polizei: Ihr wäre ein Stempel geklaut worden. Der Polizist glaubte ihr kein Wort - und erklärte ihr, wie eine Lüge glaubwürdiger klingt.

Notwehr war ihr Wirken nicht. Aber es rettete zahlreiche Menschen.
 
Worauf ich hinaus wollte: Es ist tatsächlich leider nicht so einfach, sich alleinig hinter dem 5. Gebot zu verstecken und Töten a priori zu verdammen. Es gibt - leider - durchaus Kontexte, wo auch wir beide es nicht sofort als verurteilenswerten Mord betrachten, wenn ein Mensch einen anderen tötet.

Wie wir Taten be- und verurteilen, hängt immer auch vom Kontext und dem eigenen Glauben ab. Es gibt nur sehr wenige Menschen, die vollkommen unabhängig vom Kontext hinter dem 5. Gebot stehen.
Der Irrglaube, dass sich die Gesellschaft an christliche Werte angepasst habe und der moderne Humanismus auf diesen beruhe, hält sich hartnäckig. Tatsächlich ist es genau andersherum. Die Bibeltexte und ihre Interpretation haben sich im Laufe von Jahrtausenden den gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst – nicht umgekehrt. Die moderne humanistische Ethik ist das Ergebnis einer natürlichen sozialen Evolution, die sich mit wachsender Weltbevölkerung und zunehmender globaler Vernetzung zwangsläufig weiterentwickelt. Es liegt in der Arroganz der Kirche begründet, so zu tun, als ob christliche Werte die moderne Gesellschaft gerettet haben...
 
Werbung:
Mord bedeutet die gezielte und bewusste Tötung eines Menschen.

Jain. In unserem Sorachgebrauch ja, und so gabe ich das Wort auch hier gebraucht. Im strafgesetzlichen Kontext ist es noch differenzierter und strenger definiert; zumindest in Deutschland.

Das mag ja durchaus richtig sein.

Aber genau deswegen bin ich ja der Meinung, dass die Gesetze eines (hoffentlich demokratischen) Staates höher gestellt sein sollten als die einer Religion.

Ja, da stimme ich zu. Dabei muss man aber berücksichtigen, dass so ein Staat seine Gesetze (hoffentlich) aus den vielen Stimmen seiner Bürger bildet. Das ist einerseits die gute Definition von Demokratie, birgt aber andererseits auch die Gefahr, dass damit die Religion wieder an Einfluss bei der Gesetzgebung gewinnt.

Wobei ich einräumen möchte, dass ich Staaten, die Menschen mit der Todesstrafe bestrafen, nicht für demokratisch halte.

Auch da stimme ich voll zu; ich bin ebenso strickt und kategorisch GEGEN die Todesstrafe.

Leider kommt es trotzdem ab und zu mal vor, dass auch in Deutschland sich Mehrheiten für due Wiedereinführung bilden ließen. Zeitnahe zu besonders widerlichen Verbrechen werden solche Stimmen manchmal wieder laut, und da gab es schon das eine oder sondern Mal ein Unfrageergebnis (hoffentlich nicht repräsenrativ), wo sich dann auch über 50% der Befragten wieder dafür ausgesprocgen haben - das ist dann das gesellschaftliche Pendant zum schnellen blinden Aktionismus, der sich hoffentlich nach einer Weile dann wieder abflacht.
 
Zurück
Oben