Sollte die Astrologie sagen, Hoeneß sei ein genialer Zocker, wäre das aber trotzdem ein Irrtum. Denn wie gesagt: Er hat Verluste gemacht, und das selbst dann, wenn man die Steuern ausklammern würde. Viele machen den Fehler dass sie die Summe der hinterzogenen Steuern nehmen, hochrechnen und sagen: Bei ca. 28 Mio Kapitalertragssteuer muss sein Gewinn bei über 100 Mio gelegen haben, also muss das Grundkapital mit dem er diesen Gewinn erwirtschaftet hat bei etwa einer halben Milliarde gelegen haben. Nichts davon muss so sein und einiges davon ist definitiv nicht so.
Denn: Aus 20 Mio lassen sich z.B. mit CFDs, hohem Risiko und gleichzeitigem Glück (oder extrem gutem Timing oder am besten noch Insiderwissen) extrem hohe Gewinne in teilweise sehr kurzer Zeit erwirtschaften. Es ist durchaus glaubhaft das er aus ca. 20 Mio Anfangskapital (Kredit von Dreyfuss) über 100 Mio machen konnte. Und es ist auch absolut glaubhaft, dass er die wieder verloren hat, was er laut der Steuerfahnderin die heute im Prozess aussagte und auch laut eigener Angaben tatsächlich hat... Sein Problem ist also: Er hat zuerst gigantische Gewinne gemacht, davon aber keine Kapitalertragssteuer gezahlt. Die hinterzogenen Steuern hat er reinvestiert und einen Großteil davon verzockt... so dass er am Ende nicht nur wenig oder keinen Gewinn hatte, sondern eben noch Steuerschulden.
Warum er kein Zockergenie ist: Er hat offenbar extrem viel durch die Krise des Finanzsystems verloren. Genies haben genau da gewonnen. Und so gigantische Verluste wie er sie hatte können nur durch blinden Aktionismus und v.a. seeehr hohes Risiko (z.B. gehebelte Differenzkontrakte) zustande kommen. Das ist dann wie im Casino.... durch ne Glückssträhne schaffen es einige ihr eingesetztes Geld zu verzehnfachen. Aber sie können auch alles auf einmal oder durch eine relativ kurze Pechsträhne wieder verlieren wenn sie hohes Risiko gehen. Und wer 18 Mio an einem Tag verliert... da braucht man weder nen Finanzexperten noch nen Suchttherapeuten um zu erkennen, dass so jemand kein Genie sein kann.
Plus: Genies würden nicht derart den Überblick verlieren.
Wie gesagt... ich halte für glaubhaft, dass er tatsächlich auf Kredit eines Freundes gezockt hat, plus... er hat offenbar immer noch einiges aus eigenem Vermögen nachgelegt. Da soll es sowohl einige Überweisungen wie auch Bareinlagen gegeben haben. Ich denke bisher, dass das Grundkapital legal war, die Gewinne ebenfalls... er aber eben keine Steuern auf die Gewinne zahlen wollte, das immer wieder verschoben hat, dann hoffte das das Steuerabkommen mit der Schweiz zustande kommen würde, was dann aber (zum Glück) platzte und dann von den Recherchen aufgeschreckt komplett in Panik geraten ist.... und: Interessant ist eben: Da hat er auch gezockt und sich wieder verzockt.