Ich denke, es ist viel komplexer als es über den Kamm zu scheren, dass Paul nun Pauline sein will oder umgekehrt.
@Loop hat ja schon etwas verlinkt und es gibt noch einiges mehr.
Neben diversen Formen des "Zwitter" (die nach der Geburt geschlechtsmäßig lange Zeit operativ "einfach angeglichen" wurden und davon mitunter noch nicht einmal etwas wußten) gibt es zahlreiche "Gengeschichten".
In der Regel zeigt sich der Wunsch, dem anderen Geschlecht anzugehören, schon ganz früh und nicht nur phasenweise, sondern konstant und viele dieser Menschen empfinden retrospektiv ihre komplette Kindheit als Qual - alles war gefühlt "falsch" ... .
Neben "Transgender" gibt es noch Transsexualität und Intersexualität und manchmal kann man diese Dinge gar nicht so einfach abgrenzen.
Es gibt also auch Menschen, die "weder noch" sind und auch gar nicht sein möchten/ können.
So z.B. ein Mädchen, das sich nie als Mädchen fühlte, dem in der Pubertät zusätzlich zu Brüsten eine Art Penis wuchs (er beschrieb das als "da unten wurde alles länger") und die Gesichtsbehaarung sproß..
Zusätzlich gab es noch etliche Krankheitssymptome, die temporär lebensbedrohlich waren (es ging um einen Gendefekt, der - mittlerweile bekannt - gar nicht mal so selten ist und meist erst diagnostiziert wird, wenn die Betroffenen eine verzweifelte Odyssee hinter sich haben)
Sie lebt nun als Mann mit Brüsten, Bart, heller Stimme und Freundin. Eine Hormonbehandlung hat ihr letzten Endes auch rein physiologisch das Leben gerettet.
Wenn man bedenkt, dass Pubertät ja eh schon nicht einfach ist, dann ist das für den Betroffenen und sein Umfeld die Hölle - besonders, weil man so wenig darum weiß.
Meiner Erfahrung nach ist kein "Fall" wie der andere und es fehlt generell an Aufklärung über dieses extrem komplexe Thema.
Es wird seine Zeit dauern, bis auch dieses Thema, das so lange Zeit verschwiegen und "versteckt" wurde, in der breiten Gesellschaft angekommen ist und als "ganz normal" empfunden wird.