tote Babys

Interessant, soweit ich das verstanden habe geht es bei diesem Thema um dass was wir bei dem Gedanken an diese Themen empfinden und warum/wieso wir so fühlen. Nun sind wir erst bei der fünftigsten Antwort und bereits dabei zu rätseln warum die Müttern das tun, etwas was wir nach dem Eröffnungspost aussdrücklich nicht tun sollen.
Warum ist das so, liegt es an der Angst unsere Gefühle wildfremden Menschen anzuverdrauen, oder weil wir einfach denken unsere Emotionen sind unsere Sache?

Ich denke, das hat zum einen damit zu tun, dass wir wenig bewußten Zugang zu differenzierten Gefühlen haben. Da wir in einer Gesellschaft leben, die immer noch die "männliche", rationale Herangehensweise überbetont, wenden wir uns gerne sofort der gedanklichen, rationalen Seite zu, - und haben dabei differenziertes Fühlen verlernt.
Zum anderen fühlen sich "ungute" Gefühle nicht gut an und man kann ihnen prima entkommen, indem man sich auf die gedankliche Suche nach dem "Warum" begibt.
Sicherlich gehört es auch bei uns nicht zum "guten Ton", sich emotional zu geben (es sei denn, man befindet sich gerade in einer Therapiestunde bei seinem Psychologen).

Was nun dieses Thema betrifft, so wird sicherlich z.B. den wenigsten hier lesenden Müttern bewußt sein, dass sie ihre Kinder auch hassen und wenn es ihnen bewußt ist, haben sie sicherlich Angst, für solche Gefühle verurteilt zu werden. "Hassen" gehört sich nicht.
Aber wenn jemand bei diesem Thema echten emotionalen Schmerz empfinden kann (ohne verurteilen zu müssen), dann kommt er dem eigentlichen Kern wohl schon recht nahe.

Katarina :)
 
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Hallo Katharina,

ich hasse mein Kind nicht, ich hasse manchmal was sie tut! Das ist ein großer Unterschied.
 
Hallo :)

Bei mir ist es wohl eine Mischung aus Traurigkeit und Wut.
Traurigkeit, darüber weshalb diese Dinge geschehen und Wut, weil es evtl anders hätte enden können.
Ich glaube einfach, dass man heute KEIN Kind mehr kriegen kann und sollte, wenn man keines möchte. Es gibt genügend Mittel und Wege die dies verhindern.
Deswegen ist es wohl auch vorallem diese Anhäufung der Taten, die es für mich nur schwer begreiflich machen.
Man hört ja meist, dass gleich mehrere Kinder getötet wurden.
Ich kann nur aus meiner (momentanen) Sicht heraus sprechen und ich für mich finde solche Taten unverständlich und grausam.
Dennoch kann und will ich es nicht werten, weil ich nicht in diese Mütter und deren (Vor-) Geschichte hineinblicken kann.
Alles was ich sehen kann ist eben die Tat, aber dahinter kann ich nur schwer blicken und diese Frauen werden ihre Gründe gehabt haben.
Auch, wenn sie schwer nachzuvollziehen sind, aber ich denke keinesfalls macht ein Mensch so etwas aus Lust an der Freude.
Aus welchem Grund auch immer diese Szenarien geschehen, so bin ich mir sicher, dass sie einen Grund haben.
Leider.

Vielleicht sollen uns diese Taten auch nur wachrütteln und uns dazu anstoßen, selbst etwas zu verändern.
Denn wie viele Kinder sind am leben und liegen dennoch in der Gefriertruhe.
Wie viele kriegen tagtäglich zu hören und zu spüren, dass es besser gewesen wäre, sie hätten nie das Licht der Welt erblickt.
Wenn ich so etwas wie einen wirklichen Sinn dahinter sehe, dann ist es wohl der das diese kleinen Seelchen, uns zum nachdenken anregen wollen.

Ich werde mich hüten zu pauschalisieren, und dennoch gibt es sehr viele Kinder die von ihren Eltern nie wirkliche Zuneigung und Geborgenheit erfahren (haben), deren Emotionen still und ungehört irgendwo an kaltem elterlichem Gemäuer ungehört bleiben.
Ich hatte genug Kinder in der KiTa die ebenfalls, wenn auch nur symbolisch in der Kühle lagen und hoffentlich heute nicht mehr liegen.
Einem Kind Leben zu schenken, bedeutet nicht nur es auszutragen, dazu gehört weitaus mehr.
Deswegen sollten wir uns an der eigenen Nase packen, anstatt den Finger zu erheben und auf Andere zu zeigen.

Ich will es in keinsterweise verharmlosen, ohnehin bin ich der Meinung, dass es für Handlungen keine Entschuldigungen gibt, jedoch immer eine Erklärung.
Und selbige sollte wenigstens angehört werden.

Was ich wohl auch denke ist, dass viel mehr Aufklärungsarbeit gemacht werden sollte.
Vorallem innerhalb den weiterführenden Schulen.
Anstatt sich mit Pisa&Co, jedem noch so popelhaften SteigerDeinBrainProffessorKid den Unterricht auszumerkeln, sollte mehr emotionale/s Intelligenz/Wissen den Lehrplan füllen.
Aber selbst Heute wird anscheinend noch immer alles unter einem großen Tabuthema wischiwaschi behandelt und dies nennt sich dann Prävention.

In solch eine Unterrichtsstunde gehört mE nämlich nicht nur, dass der Oberguru (so wie bei uns damals) ein Kondom durch die Runde reicht und Pi mal Daumen kurz was anspricht.
Dazu gehören sämtliche Verhütungsmöglichkeiten, sowie gleichermaßen, dass ein Mädchen ab 16 durchaus ohne Einverständnis der Eltern, (bei jüngeren kann ua auch der Frauenarzt abwägen) sich die Pille verschreiben lassen kann und darf!!
Hinzu kommen eben Beratungsstellen, regelmäßige Gynäkologenbesuche, Infos über Babyklappen, Pille danach, Abtreibung und deren Folgen etc.
Für mich gehört dieses Thema nicht nur angeknabbert, sondern durchgekaut bis es den Kids zu den Ohren herausquillt.
Aber wir nützen eben lieber die Zeit um immernoch über den 2 WK bis zum Sankt Nimmerleinstag zu diskutieren, ist ja auch viel sinnvoller.

Für erwachsene Frauen sollten wohl ebenfalls viel mehr Anlaufstellen vorhanden bzw die Öffentlichkeitsarbeit transparenter sein, denn jene gibt es durchaus (ProFamilia etc).

Genau hier sollte angesetzt werden, anstatt das Geld in etweiige Bildzeitungsartikel zu investieren...in denen solch geistreiche und würdevollen Headlines wie "Sohn hatte hunger blablabla" steht.
Anstatt mal zu drucken auf was es ankommt, schreibt man lieber etwas Dramatisches, aber wenn sich das Volk danach lechzt gell :stickout2

Schöne Grüße
Hamied :liebe1:
 
Liebes Indigomädchen,

ich kenne diese Empfehlung, insbesondere auch in der Erziehung, zwischen Person und Verhalten zu differenzieren. Aber so richtig überzeugt hat mich das noch nie. Zum einen fühle ich selber keinen großen Unterschied, wenn jemand mir einerseits sagt a) ich hasse Dich und b) ich hasse Dein Verhalten. Zum anderen hat mir meine persönliche Lebenspraxis mit 5 Kindern zwischen jetzt 8 und fast 18 Jahren gezeigt, dass ich diese Empfehlung gar nicht konsequent leben konnte. Bis zu einem bestimmten Punkt, wo ich noch souverän mit einer Angelegenheit umgehen konnte, war das wohl möglich. Aber sobald ich in Bereiche kam, in die ich selbst emotional völlig verflochten war, kam in meiner puren Emotion sicherlich auch der pure Hass hoch und ich war gar nicht mehr in der Lage, derart zu differenzieren.
Wenn ich heute zurückblicke auf die vielen schwierigen Situationen, die ich mit meinen Kindern erlebt habe und da nichts beschönige, dann gab es da mehrere Situationen, in denen sich meine Kinder sicherlich alles andere als geliebt fühlten.
Aber das Paradoxe ist ja, dass dieser Hass gleichzeitig Ausdruck von Liebe ist. Wenn ich meine Kinder nicht so lieben würde, dann könnte ich auch nicht so tief im "negativen" Sinne empfinden. Das eine bedingt das andere. Das können wir erst einmal gar nicht ändern. Wir können es uns nur bewußt machen und ich finde sogar, dass es dringend Zeit ist, das zu tun. Wir helfen weder uns noch anderen, wenn wir diesen Schatten verleugnen und in der Untergrund kehren, bzw. unreflektiert nach Außen projizieren. Und dieses erschlagende "positive" Mutterbild da draußen ist eben wirklich nur die eine Seite der Medaillie.
Hihi, ich muss gerade lachen. Ich stelle mir gerade eine Werbesendung vor, in der nicht eine strahlende, attraktive Mutti ihren süßen Kleinen einen Schokoriegel zusteckt, sondern diese Mutti völlig entnervt ihre Kinder anbrüllt, weil sie zum x-ten Male mit ihren dreckigen Stiefeln durch die gerade geputzte Wohnung laufen.

Weißt du, ich denke, wir sind im Moment noch auf die Welt der persönlichen Gefühle beschränkt. Solange wir persönlich lieben, hassen wir auch persönlich. Und wenn wir lieben, lieben wir nicht nur und wenn wir hassen, hassen wir nicht nur. Wobei wir in der persönlichen Liebe für unsere Kinder sicherlich schon eine Ahnung davon bekommen, was es bedeutet, unpersönlich zu lieben, denn tatsächlich wird uns bei unseren Kindern ja am deutlichsten, dass wir sie sogar dann noch lieben, wenn wir sie hassen.

Katarina :)
 
Liebe Katarina!

Ich habe mir Deine Postings nun mal mehrere Male durch den Kopf gehen lassen, gedreht, gewendet, in mir nachgeguckt, nachgebohrt....

Nö.

Da ist kein Hass auf meine Kids. Es gab viele Situationen, in denen mich das Verhalten meiner Kids ent-täuscht hat - aber das war dem Loslassen-Können förderlich, sonst würde ich die nächsten Jahrzehnte noch auf meinen Kids sitzen wie eine alte Glucke. Vieles tat weh, aber es war not-wendig, für beide Teile.

Ich hatte voriges Jahr wegen meiner Jüngsten etliche durchheulte Nächte - aber Hass? Nein, Hass spürte ich keinen. In mir stieg manchmal der Satz hoch: "Wir müssen lernen, unsere Kinder ein klein wenig zu hassen, damit wir sie loslassen können".....das kann ich nachvollziehen - aber richtiger Hass?

Unverständnis, ja.
Hadern mit dem "Schicksal" - ja.
Infragestellen aller bisherigen Verhaltensweisen - ja.

Aber kein Hass.

Ich kann Dir da nicht folgen - warum ziehtst Du die Schlussfolgerung, dass Liebe zwingend mit Hass verbunden sein muss? Verstehe ich nicht.

Ich liebe meinen Partner z.B. - das hieße dann doch, ihn auch hassen zu MÜSSEN?

Verwirrte Grüße :liebe1:
Reinfriede
 
Liebe Katharina,

ich für meinen Teil lebe die Liebe zum Kind und den Hass auf ihr Verhalten.
Das ist für mich keine Empfehlung, das ist meine Wahrheit.
Und glaube mir, eine Mutter von 10 Kindern meinte: "Das was du mit deinem einen erlebst, hatte ich bei 10 nicht."

Aber wer weiß, es sind ja erst 3 Jahre, was noch alles kommt :liebe1:
 
Liebe Reinfriede,

Ich hatte voriges Jahr wegen meiner Jüngsten etliche durchheulte Nächte - aber Hass? Nein, Hass spürte ich keinen. In mir stieg manchmal der Satz hoch: "Wir müssen lernen, unsere Kinder ein klein wenig zu hassen, damit wir sie loslassen können".....das kann ich nachvollziehen - aber richtiger Hass?
Unverständnis, ja.
Hadern mit dem "Schicksal" - ja.
Infragestellen aller bisherigen Verhaltensweisen - ja.
Aber kein Hass.
Ich kann Dir da nicht folgen - warum ziehtst Du die Schlussfolgerung, dass Liebe zwingend mit Hass verbunden sein muss? Verstehe ich nicht.
Ich liebe meinen Partner z.B. - das hieße dann doch, ihn auch hassen zu MÜSSEN?

Ich schätze, da begebe ich mich ganz schön auf`s Glatteis. Um hier nicht zu doll auszurutschen, rede ich mal ausschließlich von mir.
Ich habe diesen Hass auch nie gespürt, zumindest nicht bis mir die Existenz dieses Hasses - auch gegenüber meinen Kindern - bewußt geworden ist. Jetzt rückblickend kann ich mich an diverse Situationen erinnern, wo ganz kurzfristig die Glut des Hasses aufleuchtete, die ich aber sofort weggedrückt habe und zwar so schnell, dass ich von diesem Hass gar nichts mitbekam. Gespürt habe ich dann andere Dinge, aber keinen Hass. Der war verdrängt. Insbesondere mit meinem ältesten Sohn habe ich derartiges erlebt. Er war immer mein Sorgenkind und brauchte immer eine Spezialbehandlung. Die hat er bekommen, - im Guten wie im Bösen. Was meinst Du, wie es einer Mutter dabei geht, wenn sie sich ständig und immer wieder und immer und immer und immer und immer wieder darum bemüht, ihren Spössling eine gute Starthilfe für`s Leben zu geben und dafür ständig "Fußtritte" erntet? Da gibt es viele Gefühle und dass Hass eines dieser Gefühle ist, das habe ich erst jetzt gespürt, - zum ersten Mal.

Dass persönliche Liebe mit persönlichem Hass verbunden ist, ist für mich weniger eine Schlussfolgerung als vielmehr eine Beobachtung und bei mir selbst ist es mir einfach bewußt geworden. Ich liebe meinem Mann, aber ich liebe ihn nicht immer. Manchmal hasse ich ihn. Ich liebe auch meine Kinder, aber eben nicht immer (und gleichzeitig doch, - ist kaum in Worte zu fassen).
Bei jedem Menschen, mit dem ich mich durch Reibung erfahre (und das ist in Beziehungen und in der Erziehung noch so), ist auch der Pol und Gegenpol sämtlicher Gefühle enthalten. Solche Ungeheuerlichkeiten aber wie die Tatsache, dass es neben der Mutterliebe auch einen sehr dunklen Kaliaspekt gibt, der wird gerne verdrängt. Ich habe ihn halt einfach bei mir gefunden. Daneben habe ich auch den Persönlichkeitsanteil in mir gefunden, der sein "inneres Kind" hasst. Das war mir vorher so auch nicht bewußt, welcher Selbsthass da in mir schlummert. Hängt alles mit allem zusammen.

Katarina :)
 
Ich war nur fassnungslos.. versteh zum teil die mütter nicht.. weil man ein ungewolltes baby ja anonym zur babyklappe bringen kann.

lg
 
Ich schätze, da begebe ich mich ganz schön auf`s Glatteis. Um hier nicht zu doll auszurutschen, rede ich mal ausschließlich von mir.

Liebe Katarina!

Keine Angst vor dem Glatteis, ich wetze keine Messer *grins*, Du weißt, dass ich Dich oder Deine Meinung nicht in Frage stellen will, wenn ich etwas hinterfrage.

Ich glaube, wir scheitern wahrscheinlich an dem Wort "Hass" an sich.

Ich habe Deine Schilderungen mit den Kids mit meinen verglichen - und mir gedacht: Ja, ich war oft enttäuscht, verletzt und wütend. Ich kann das nachvollziehen, was Du schilderst. Nur - ich nenne das nicht Hass.

Hass ist für mich etwas anderes als Wut. Ich möchte nun mal Beispiele aus dem Büro bringen, um das Thema Kinder da vorerst rauszulassen.

Wenn mir der Bürokollege wieder mal seine Arbeit auf meinem Tisch ablädt, werde ich wütend, aber ich hasse ihn deshalb nicht.

Hassen könnte ich ihn dann, wenn ich der Ansicht wäre, er würde das tun, um mich wissentlich und willentlich zu ärgern. Wütend bin ich, weil ich denke, er denkt nicht nach.

Da ist ein Unterschied für mich - Überschreitet der Kollege eine Grenze von mir, weil er nicht nachdenkt oder will er mir was?

Hassen könnte ich dann, wenn ich mich persönlich angegriffen fühlte.

Um nun zu den Kids zu kommen:

Wäre ich der Überzeugung, dass sie das, was sie tun, machen um Mama zu zerstören, könnte ich vielleicht hassen.

Ich bin aber der Überzeugung, dass sie es tun, weil sie es tun müssen - es ist die Natur der Sache, dass Kids sich gegen die Eltern stellen, ihren Standpunkt erst finden müssen ..... Sie tun es NICHT bewusst gegen mich, sondern weil sie es nicht anders können - genauso wie ich es als Kind nicht anders konnte meinen Eltern gegenüber und die Generationen vorher auch nicht.

Und wenn Du von Hass sprichst, dann denke ich in "meinem" Vokabular - vielleicht driften wir deshalb hier total auseinander.

Liebe Grüße
Reinfriede
 
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Liebe Katarina, liebe Reinfriede :)

ich möchte noch einmal zum Ausgangspunkt zurückkehren:

Mich würde interessieren, wie das bei Euch ist. Was fühlt Ihr, wenn Ihr mit derartigen Nachrichten konfrontiert werdet? Seit Ihr wütend, traurig, total betroffen und/oder verdrängt Ihr sofort eventuell aufkommende Gefühle?

Aufgrund meiner eigenen Geschichte bin ich sehr betroffen, traurig und richtig ergriffen. Ich sehe mich in der Mutter, ich sehe mich in dem Kind. Ich sehe die Überforderung der Mutter - woher diese auch kommen mag. Und ich erlebe die Angst und die Panik des Babys. Beides kenne ich. Meine Betroffenheit hat also mit mir, meinem Erleben zu tun. Lange Jahre bin ich vor toten Babys regelrecht geflüchtet - dazu hatte ich als Krankenschwester oft Gelegenheit.

In einer tiefen Krise bin ich dann vielem auf den Grund gegangen: meine eigene Überforderung sowie meine gleichzeitige Identifikation mit Kindern hatten mit meiner eigenen Kindlichkeit zu tun. Auf der einen Seite sollte das Kind in mir kein Leid, keinen Schmerz erfahren - und auf der anderen Seite habe ich es komplett überfahren, überbrüllt, überhört. Es hat etliche Therapiestunden gedauert, ehe ich erkennen konnte, dass ich mein Leben bis zu diesem Zeitpunkt als emotional maximal 10jährige gemeistert habe und eben wie eine solche handelte, fühlte, überfordert war, beschützen wollte. Ich entwickelte Mitgefühl mit mir und lernte, das Kind in mir zu schützen und ihm die Welt zu erklären und ich lernte, es nicht niederzubrüllen, wenn es mich zu sehr forderte. Das alles half mir, Abstand aufbauen zu können, mich nicht mehr mit jedem Leiden zu identifizieren und es dennoch wahrzunehmen und mich betroffen zu fühlen oder auch hilflos oder machtlos.

Meinem Sohn gegenüber war es schwieriger und es ist wohl kaum möglich, dem eigenen Kind gegenüber einen Abstand einzunehmen, der vor Wut oder Frustration "schützt". Dazu ist die Bindung scheinbar zu eng. Dennoch gelang es mir immer besser, mich nicht mit seiner Situation, seinem Schmerz zu identifizieren. Hass habe ich nie gefühlt, wohl aber Wut, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Überforderung, oft auch eine Art "Handlungsdruck". Wichtig ist mir mittlerweile, mich nicht zu verurteilen, wenn ich zornig werde oder kurz herumbrülle. Dadurch sinkt mein innerer Druck und die Situation entspannt sich. In manchen Momenten denke ich, ich hätte das gern gekonnt, als mein Sohn noch klein war. Aber zu dem Zeitpunkt konnte ich das halt nicht und es bringt niemandem etwas, wenn ich mir darüber den Kopf zerbreche.

Was aus diesen Erfahrungen resultiert, ist ein immer geringer werdendes Bedürfnis, Menschen für ihre scheinbaren "Untaten" zu verurteilen und ein weniger getrübter Blick auf das, was geschieht, wenn das innere Kind nicht wahrgenommen wird/werden kann.

Lieben Gruß
Rita
 
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