Tanys Gedichte-/Zitatesammlung...

“Die Gelassenheit schärft den Blick für das Wesentliche.”

Weisheit aus China
 
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Es klopfte einer an des Freundes Tor.
«Wer bist du» - sprach der Freund - «der steht davor?»
Er sagte «Ich!» Sprach der: «So heb dich fort -
an diesem Tisch ist nicht der Rohen Ort!

Den Rohen kocht das Feuer «Trennungsleid. -
Das ist's, was ihn von Heuchelei befreit!»
Der Arme ging auf Reisen für ein Jahr,
in Trennungsfunken brannt’ er ganz und gar.

Reif kam dann der Verbrannte von der Reise,
dass wieder er des Freundes Haus umkreise.
Er klopft' ans Tor mit hunderterlei Acht,
dass ihm entschlüpf kein Wörtlein unbedacht.

Es rief der Freund: «Wer steht dort vor dem Tor".'»
Er sagte: «Du, Geliebter, stehst davor!»
«Nun, da du ich bist, komm, o Ich. herein -
Zwei Ich schließt dieses enge Haus nicht ein!»


Von: Dschalaleddin Rumi
 
Gotteshauch
des Dschalaleddin Rumi

Übersetzt von Friedrich Rückert in seinem "Erbauliches und Beschauliches aus dem Morgenlande"

Siehe, ich starb als Stein und stand als Pflanze auf,
Starb als Pflanz' nahm drauf als Tier den Lauf
Starb als Tier und war ein Mensch, Was fürcht' ich dann,
Da durch Sterben ich nie minder werden kann?
Wieder, wenn ich werd' als Mensch gestorben sein,
Wird ein Engelsfittich mir erworben sein,
Und als Engel muss ich sei geopfert auch,
Werden, was ich nicht begreif, ein Gotteshauch.
 
:danke: Ich Liebe Rumi!!!
:kuesse:

Wo die Liebe erwacht, stirbt das Ich, der dunkle Despot.

Dschelal ed-Din Rumi

Komm, komm ...
wer immer du bist,

Wanderer, Götzenanbeter,
du, der du den Abschied liebst, es spielt keine Rolle.

Dies ist keine Karawane der Verzweiflung.
Komm, auch wenn du deinen Schwur tausendfach gebrochen hast.

Komm, komm,
noch einmal, komm!
(Rumi)

Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
von einem Herzen zum andern;
Doch wo es keine Mauer gibt,
wo soll dann eine Türe sein?
Rumi, Das Lied der Liebe
 
es ist die Musse, die mir fehlt,
die mich nicht mehr küsst,
es ist der Schmerz, der mich da quält,
und sich nur kurze Zeit vertschüsst.

Es sind die Worte, welche stocken,
die Gedanken sind vernebelt.
nur ein paar unsinnige Brocken,
da hat mich wohl etwas ausgehebelt.

Das ich nicht mehr find, die schönen Sätz
die lieblich zart u. rein,
raus kommt nur mehr seichtes Geschwätz,
das kann es doch auch nicht gewesen sein!

(so eben gerade von mir selbst, u. auch noch persönlich) :D
 
Sieben Billionen Jahre vor meiner Geburt
war ich eine Schwertlilie.
Meine Wurzeln
saugten sich
in einen Stern.
Auf seinen dunklen Wassern
schwamm
meine blaue Riesenblüte.​
Hermann Oscar Arno Alfred Holz
Quelle: »Phantasus«

Alles ist zwiefach, alles hat zwei Pole,
alles hat sein Paar von Gegensätzlichkeiten,
gleich und ungleich ist dasselbe;
Gegensätze sind identisch in der Natur,
nur verschieden im Grad; Extreme berühren sich;
alle Wahrheiten sind nur halbe Wahrheiten,
alle Widersprüche können miteinander in Einklang gebracht werden.​
Autor unbekannt
Quelle: »KYBALION«
 
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Man sagt, die Liebe öffnet eine Tür
von einem Herzen zum andern;
Doch wo es keine Mauer gibt,
wo soll dann eine Türe sein?
Rumi, Das Lied der Liebe


Interpretation:
Rumi-Zitat-Interpretation

Um eine Tür öffnen zu können, müsste diese die Verbindung zwischen einem äußeren Raum und einem Innenraum darstellen. Rumi bezieht sich hier auf die landläufige Vorstellung, dass sich die Türen zwischen den Herzen zweier Menschen öffnen, wenn sie sich lieben. Da Liebe aber die absolute Verbindung bedeutet und somit auch die Abwesenheit jeglicher Begrenzung, braucht die Liebe keine Öffnung. Sie ist nichts anderes als eben dieser Zustand des absoluten Offenseins.

Der Gedanke, man könne durch die Öffnung einer Tür eine liebevolle Verbindung zu einem Du herstellen, basiert also auf der falschen Vorstellung, dass es eine Mauer zwischen Ich und Du gibt, die durch das Öffnen von Türen durchlässig werden könnte. Wo es aber keine Mauern gibt, kann es naturgemäß auch keine Türen geben.

Rumi möchte mit seinen bildhaften Worten auf die Illusion hinweisen, der die meisten Menschen unterliegen, wenn sie zu lieben glauben. Wer sein Ego-Gemäuer einen Spalt breit öffnet, mag die dadurch erzielte Verbindung nach außen zwar als Befreiung empfinden, doch dieses begrenzte Sich-Öffnen hat wenig mit Liebe zu tun. Bestenfalls können sich die «Geliebten» in ihren Kammern gegenseitig besuchen, aber immer nur als zwei Seiten, die in ihrem Ich und Du verharren.

Liebe ist abgetrennten Räumen nicht überlebensfähig. Sie ist seit jeher der unbegrenzte Raum und die endlose Zeit, das heißt, sie ist der Zustand, in dem wir uns befinden, ehe wir raum-zeitliche Mauern errichten. Was ist aber, könnte man fragen, wenn ich einmal eine Mauer gebaut habe, bin ich dann für immer von der Liebe ausgesperrt, oder könnte ich die Mauer auch wieder niederreißen?

Letzteres würde keinen Sinn machen, da unsere Ego-Mauern kaum einen einzigen Atemzug überleben, denn mit jedem dualistischen Gedanken errichten wir sie neu. Liebe ist nichts anderes als der Verzicht auf den Mauerbau. Damit es weder Mauern noch Türen gibt, müssten wir unser egozentrisches Denken und Handeln aufgeben. An anderer Stelle weist Rumi unzweideutig auf diesen Zusammenhang hin:
Fragst du: «Was ist Liebe?», sage ich: «Den Eigenwillen aufzugeben.»


Rumi: Die Lehren des Rumi, München: dtv, 2006, S. 90
http://www.zitate-aphorismen.de/zitate/interpretation/Rumi/2709

Andreas Tenzer, Köln im März 2012
 
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