Tantra

sam°

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9. Mai 2003
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Tantra kommt aus dem indischen Sanskrit und heißt unter anderem "Ausdehnung". Eine Vereinigung der Gegensätze im Inneren zu einem Ganzen im Inneren - eine Ausdehung über die Grenzen der Dualität hinweg.

Tantra zielt ganz allgemein darauf ab, sämtliche Lebenssituationen zu einer Meditationserfahrung zu nutzen.

Einzig Meditation vermag Widersprüche und alles Paradoxe im Leben in einem Mysterium aufzulösen.

Tantra ist der natürliche Weg - es wird Gelöstheit und Natürlichkeit angestrebt. Du brauchst nicht mit dem Strom zu kämpfen; laß dich einfach von ihm tragen, treibe dahin. Der Fluß fließt zum Meer ... Gehe mit dem Fluß, werde eins mit dem Fluß, gib dich hin. Hingabe ist das Schlüsselwort des Tantras. Tantra ist auch der Weg der Liebe. Liebe ist Selbst-Aufgabe, Aufgabe des Ego's


Tantra will niemanden zu einem Weltentsager oder einem "Sexmonster" machen.

Tantra sagt: "Sei du selbst" - und das ist das einzige, was du je verwirklichen kannst.

Zu nichts gehört mehr Mut auf der Welt, als alles anzunehmen, was das Leben dir gibt.
 
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Yep, es ist wirklich schade, dass der Begriff "Tantra" heute bei uns im Westen so völlig verzerrt dargestellt wird.
Sexualität ist nur EIN Aspekt der tantrischen Tradition, in zweifelhaften Fernsehsendungen auf zweifelhaften Privatkanälen wird aber im Nachtprogramm immer wieder "Tantra" als blosse Sexualpraktiken abgetan. Eine derartige Schilderung ist reichlich unzulänglich oder sogar falsch.

Greetz Fabian
 
"Unterscheide in der Wirklichkeit nicht zwischen rein und unrein."

Das ist eine der grundlegenden Regeln von Tantra.
Sie soll helfen, über Reinheit und Unreinheit hinauszuwachsen - über jede Zweiteilung, über alle Dualität.
Die Existenz ist nicht-dual.

Tantra sagt, dass die Tatsache wirklich, die Deutung dagegen unwirklich ist. Erkenne in der Wirklichkeit nichts als rein oder unrein an.

Warum?
Weil Reinheit und Unreinheit unsere Einstellungen sind. Unsere Einstellung, unsere Ansicht haben wir der Wirklichkeit übergestülpt.

Unser Denken ist vollständig auf Dualität aufgebaut, meist sind uns unsere Werturteile und Rechtfertigungen nicht einmal bewußt.

Probiert diese trantische Meditationstechnik einmal aus:

Zerschneide nichts, sei ungeteilt, indem du nichts verurteilst.
Sieh dir die Welt an, aber sage nicht, was sie ist.
Versuche total unvoreingenommen zu sein.
Stelle bloß natürliche Tatsachen fest.

Wenn du im Aussen nichts spaltest, dann zieht sich langsam auch die Spaltung in deinem inneren Bewußtsein zurück.

So werden sich die Gegenpole annähern, wird "Gutes" mit "Schlechtem" verschmelzen und du wirst zu einem Ganzen werden. Erkenne die Wirklichkeit.



:blume:
 
Ich lese gerade "Tantra" von D. Odier ...

Er schreibt über den Tantrismus ...:

"Diese weiblichen Werte, die dem Tantrismus eine unverwechselbare und sehr zeitgemäße Note verleihen, lassen sich insgesamt als eine harmonische, friedliche Kraft gegen die Gewalt bezeichnen: Spontanität und Offenheit statt einer künstlich aufgesetzten Moral, Heuchelei und Puritanismus; die Nicht-Dualität, die dem Menschen die Ganzheit wiedergibt, indem sie das Göttliche in ihn selbst verlagert, anstelle des dualen Denkes; Liberalismus, Toleranz und die Unmittelbarkeit, mit der die absolute Freiheit des Geistes erfahren wird, statt fruchtloser religiöser und intellektueller Spekulationen; Liebe statt sexueller Ausbeutung; die Achtung vor der Natur statt des wahnwitzigen Plünderns ihrer Ressourcen; die absolute Freiheit anstelle von Dogmen aller Art: keine Kirche, kein Staat und keine Kasten, keine gesellschaftlichen, religiösen oder sexuellen Vorschriften und keine Verbote bestimmter Nahrungsmittel wie im klassischen Hinduismus, der aus dem arischen Vedismus hervorgegangen ist. Alle diese Werte sind Zeichen einer uneingeschränkten Hochachtung vor der Freiheit, die jeden Menschen in gleicher Weise eignet. Der Tantrismus ist das Angebot, zu dieser Freiheit zurückzufinden, ohne sich auf der Suche nach äußeren Trugbildern zu verlieren."
 
Hallo Mara,

lies Dir das nochmal durch, was D. Odier da schreibt:


... Harmonie statt Gewalt ...
... Offenheit statt Moral ...
... Freiheit des Geistes statt fruchtloser Spekulation ...
... absolute Freiheit statt Dogmen ...
... Ganzheit statt dualem Denken ... usw.


Das sind alles genau die Urteile, die Welt zerteilen und aufspalten.
Was "gut" und was "schlecht" ist, ist die Einstellung des Menschen, die aus dem dualen Denken entspringt.
"Versuche die Welt total unvoreingenommen zu sehen" - das würde ich gerne zu D. Odier sagen :stickout3


Ein schönes Wochenende Dir
sam
 
Ja - sam ...

Ich sehe, was Du meinst ...

Und trotzdem ... sobald wir Worte benutzen, kommt auch die Dualität ... zwangsweise ...

Ich weiß, was er meint und ich fühle mit ihm !
 
"Was anderen Lehren als rein gilt, ist Unreinheit für uns"

Tantra sagt: Was für andere unentbehrlich ist, ist Gift für uns.

Es gibt zum Beispiel Lehren, die auf Gewaltlosigkeit basieren.
Sie sagen: Gewalt ist schlecht, Gewaltlosigkeit ist gut.
Tantra sagt: Gewaltlosigkeit ist Gewaltlosigkeit. Gewalt ist Gewalt. Nichts ist gut und nichts ist schlecht.

Oder es gibt Lehren, die auf sexueller Enthaltsamkeit bestehen.
Sie sagen: Zölibat ist gut, Sex ist schlecht.
Tantra sagt: Sex ist Sex und Enthaltsamkeit ist Enthaltsamkeit.

Das sind bloße Tatsachen, es haftet ihnen keine Wertung an.
Tantra akzeptiert die Dinge so, wie sie sind.

Warum?
Um eine Einheit in dir herzustellen; eine ungeteilte Existenz, ohne Gegensätze.
Nur dann ist Stille möglich.


Jemand, der mit sich selber kämpft, kann niemals Frieden finden.


Tantra bietet Techniken, um Einheit in dir herzustellen.



:blume:
 
Wenn gewisse Dinge als schön gelten,
werden andere Dinge hässlich.
Wenn gewisse Dinge als gut gelten,
werden andere Dinge schlecht.

Sein und Nichtsein erzeugen einander.
Schwierig und leicht stützen einander.
Lang und kurz bestimmen einander.
Hoch und niedrig sind abhängig voneinander.
Vorher und nachher folgen einander.

Daher handelt der Meister,
ohne irgendetwas zu tun,
und lehrt, ohne irgendetwas zu sagen.
Die Dinge erscheinen, und er lässt sie kommen;
die Dinge verschwinden, und er lässt sie gehen.
Er hat, besitzt aber nicht,
handelt, erwartet aber nicht.
Wenn sein Werk getan ist, vergisst er es.
Ebendarum währt es ewig.

(aus Laotse "Tao Te King" in der Übersetzung von Stephen Mitchell, 2. Kapitel)


Jeder von uns kann so ein Meister sein.
Wenn die Sehnsucht nach dem, was ewig währt schon gross genug ist.


:blume:
 
Nun, wenn ich das so lese, dann bin ich nicht ganz zufrieden mit den Aussagen.
Dualität und alle Dualismen sind nicht a priori "etwas schlechtes", wo man eine Einheit herstellen sollte (ok, wird so krass hier auch gar nicht formuliert).
Meditation ist deshalb eine feine Sache, weil sie einem andeuten kann, wie die Dinge eins sind. Dennoch bleiben die Dinge auch immer zwei/geteilt. Man sollte nicht eine Seite auf Kosten der andern überbetonen. Wer ausschliesslich nur noch die Einheit der Dinge wahrnimmt verliert den Blick auf die Details. Das ist dann keine "Vielheit in der Einheit" mehr sondern blosser Monismus ("es gibt keine Unterschiede").

Wer aber die Unterschiede zwischen den Dingen übersieht, vergewaltigt die individuelle Seite in ihnen. Wer auf der andern Seite die grössere Einheit der Dinge leugnet, dem verschliesst sich jeglicher Sinn in den Dingen und das führt zu Gefühlen von Einsamkeit, Isolationismus und Identitätslosigkeit.

Tja, das wollte ich einfach klar gesagt haben.

Greetz fckw
 
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Es gibt keinen Weg vorbei ...

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unweigerlich ...

... aber der Zeitpunkt bestimmt sich selbst und liegt außerhalb unserer Reichweite ...
 
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