Trixi Maus
Sehr aktives Mitglied
- Registriert
- 23. Oktober 2005
- Beiträge
- 26.461
Hallo Ihr!
Ich hab einfach mal eine Frage an euch. Wer von euch befand sich schon einmal in einem Schockzustand? Also so einem (leider auch meist ziemlich lang andauernden), der durch "andere höhere Gewalt" ausgelöst wurde (heil überstandener Unfall, massive und nahe Auseinandersetzung mit dem Tod o.ä.).
Wie war da euer physisches und psychisches Empfinden? Ich meine nicht den Schockzustand, der uns bei eigenen Unfällen davor bewahrt, physische Schmerzen im Moment nicht zu spüren, sondern den, der die psychischen Schmerzen in dem Moment überdeckt.
Ich fang mal an:
Körperlich:
-Herzrasen
-Schweißausbruch, aber mehr kalter Schweiß
-Eiskalte Füße und Hände bei gleichzeitig heißem (und trotzdem kreidebleichen) Gesicht (Kreislauf)
-Zittern
Kopf:
-Verleugnung des Geschehenen
-Schmimpfen und Fluchen
-Hysterie allgemein
-Lachanfälle
-grundsätzlich irrationales Verhalten
-Falschaussagen
Wie lange können solche Zustände dauern?
Ab wann führt was zur posttraumatischen Belastungsstörung?
Wie macht sich die bemerkbar?
Was kann man tun, um sie zu vermeiden?
Würde mich über ein paar Statements sehr freuen (auch wenn ich hoffe, dass es kaum welche gibt).
Liebe Grüße, v-p
Also was der Mensch im Schockzustand erlebt, ist eine teilweise Loslösung seines Geistes. Denn das Gehirn stellt in Abhängigkeit von der Schockschwere den Kontakt zum sonstigen Körper teilweise ein und verläßt sich auf die vegetative Regulierung des Schadensfalles. Der Geist ist also vom Körper teilweise wie getrennt, von der energetischen Wirkung her.
Die posttraumatische Belastungsstörung besteht nun bei dieser Art der Betrachtung darin, daß der Geist sich das Reich, das er bewohnte, nicht mehr vollständig zurückerobert, wenn der akute Schockzustand vorbei ist. Sondern die Seele oder der Körper erlitten Schaden und der Geist ist daher "traumatisiert". Er denkt nicht mehr alle Lösungen, die er denken könnte, fühlt nicht mehr alle Gefühle, die er fühlen könnte und spürt nicht alles, was er spüren könnte. Traumatisierte Menschen drücken dies durch ihre Körperhaltung, ihre Mimik, Gestik, durch ihre Bewegung aus: der Geist ist nicht vollständig zurückgekehrt.
Spirituell würde daher m.E. eine Reintegration des Geistes helfen. Keine Ahnung, ob so etwas geht oder wie man so etwas macht. Da hab ich keine Vorstellung. Aber ich denke, daß Trauerarbeit wichtig sein könnte, damit man wirklich bemerkt, daß man nach dem Trauma noch immer vollständig ist. (natürlich nicht bei allen Traumata). Daß das Leben sich aufgrund des Traumas gewandelt hat. Daß man Einbussen erlitten hat.
Das Ziel muss ja letztlich sein, das Erlebte nicht mehr als Belastung zu empfinden. Ich glaube nicht, daß das bei allen Traumata möglich ist, egal ob mit oder ohne Psychotherapeuten, Ergotherapeuten und Psychiater. Wie gesagt ist das Wegkriegen von etwas auch gar nicht das Ziel, sondern das Annehmen. Ich würde sagen das Annehmen des eigenen Lebensweges, der mit der Silbe Trau- in der Regel mehrmalig im Leben in Kontakt kommt.
lg