Hallo Geboldar
war das alles?
Was wärst du ohne uns
Nun ja, weil du so schön lachen kannst, erzähle ich dir
Die ironische Geschichte von den Wörtern
Kürzlich ist mit etwas ganz Eigenartiges passiert als ich in meinem Wörterbuch ein Wort nachschlagen wollte. Vielleicht war ich etwas müde oder überreizt, vielleicht braucht es aber auch eine andere Erklärung für das Unbegreifliche, das mir geschah: Ich fiel in einen Zustand, den man als traumartigen bezeichnen könnte, blieb mir dabei aber halbwegs bewusst, wo ich war, und was ich tat. Die übliche Realität trat aber sehr in den Hintergrund und stattdessen drängte sich etwas anderes Ungewohntes und Unbekanntes vor.
Es schien, als ob die Worte lebendig würden. Sie traten aus dem Buch heraus und nahmen Gestalt an und unterhielten sich miteinander. Ein langer, dünner, geschmeidiger Mensch stolzierte gerade vorbei, hocherhobenen Hauptes. Er nannte sich A a l und behauptete, den allerersten Platz im Wörterbuch einzunehmen, woraus er offenbar eine Sonderstellung ableitete. Genauso verhielt sich eine dickliche Dame, welche offensichtlich dazu neigte, sich zu sehr gehen zu lassen, und welche sich Z y s t e nannte. Aufgrund ihre Platzes ganz am Ende des Buches folgerte auch sie, daß sie mit besonderer Sorgfalt zu behandeln und mit besonderen Rechten auszustatten sei. Alle spielten sie offensichtlich dasselbe Spiel. Der eine meinte, der Platz genau in der Mitte mache einen zu etwas ganz Besonderem; die andere war überzeugt, daß die ausserordentliche Länge oder die bescheidene Kürze ihrer Vokabel ihr große Bedeutung gäbe oder dass das selten gebrauchte, unbekannte Wort, welches sie vertrat - oder gerade umgekehrt - die Häufigkeit seiner Verwendung ihre Hoheit bestätige.
Es gab aber auch andere, welche sich verschämt im grossen Haufen versteckten und es tunlichst vermieden, aufzufallen oder in Erscheinung zu treten. Sie schämten sich, weil sie mit dem besten Willen keinen Grund finden konnten, welchem sie eine besondere Ehre, einen besonderen Rang hätten abgewinnen können.
Erschreckt und belustigt zugleich sah und hörte ich diesem Treiben der Worte zu. Zum Glück dauerte der Zustand nicht lange. Bald war ich wieder in die Welt meiner Normalität entlassen und saß, immer noch ermattet, da mit meinem Wörterbuch, welches wieder seine kompakte Form zurückgewonnen hatte. Ich entschloss mich, das Geschehen als ein Zeichen von Übermüdung zu werten und folglich ins Bett zu gehen um mich auszuschlafen.
In einem Alptraum verfolgten mich die stolzen und wichtigtuerischen Worte aber noch einmal, bevor ich dann endgültig ausgruht und befreit von solchen Zumutungen am Morgen erwachte in einer Welt, welche solches Gebahren und solche Machenschaften zum Glück nicht kennt.
(irgendwo aufgeschnappt)
Viel Spaß
Isis