Die Trauerweide

S

SusiQ19

Guest
Es war einmal ein trauriges Mädchen in einem großen und hohen Turm gefangen, der mitten im Wald verdeckt zwischen etlichen Bäumen und Wiese herausragte.
Das Mädchen wurde von den Bewohnern im Wald stets die Trauerweide genannt. Niemand kannte sie persönlich, doch immer, wenn ein Jäger im Wald Wild erlegen wollte, wurde das Mädchen am Fenster des Turmes gesichtet, wie sie weinend vor dem offenen Fenster stand.
Nicht nur, wegen ihrer sehr ungewöhnlichen Schönheit wurde sie von den Jägern sehr neugierig betrachtet, sondern viel mehr deshalb, weil man sie immer nur am weinend am Fenster des Turms erblicken konnte. Ihre Statur war groß und zierlich, doch durch ihre gebückte Haltung, wurde sie als sehr klein wahrgenommen. Die Tränen die stets ihre Wangen zierten, hinterließen im Sonnenlicht immer einen betörenden Glanz auf ihren rosaroten Wangen. In ihren Augen konnte man bei genauer Betrachtung so viel Wildheit erahnen, die sie gekonnt mit ihren Tränen zu verschleiern versuchte. Ihre blonde lange Löwenmähne bändigte sie streng zu einem herunterhängenden Zopf, der lieblos in ihrem Nacken verschwand.
Die Trauerweide verließ ihren Turm niemals, nicht, weil sie nicht wollte, sondern weil sie nicht konnte. Zu tief war die Angst auf Jäger und Waldbewohner zu stoßen, zu groß die unberechenbare Wut und Angriffslust, deren Ursprung sie selbst nicht kannte.
Oft, wenn der Tag zur Nacht wurde, die Sonne bereits langsam hinter den Bergen verschwand, ging sie die Treppen des Turms hinunter, stehend vor der Tür und darauf bedacht, mutig den Turm zu verlassen. Doch immer, wenn ihre kleine und zierliche Hand, den Türknopf umschloss, um die Türe zu öffnen, begann ihr ganzer Körper zu zittern, ihr Herz fing an wie wild zu pochen, und ein kurzer Impuls laut aufzuschreien, meldete sich. Enttäuscht und voller Selbsthass, es wieder nicht geschafft zu haben, wandte sie sich dann von der Tür ab, um mit gebückter Haltung die Treppen mit letzter Kraft hinaufzusteigen. Kurz danach, kroch sie in ihr großes Bettchen, um einzuschlafen, und zu hoffen, dass der nächste Tag anders werden würde.
Viele Jahre bereits waren ins Land gezogen, und das Mädchen wuchs währenddessen zu einer stolzen und reifen Frau heran. Sie hatte es noch immer nicht geschafft den Turm zu verlassen, selbst das Fenster, vor dem sie früher immer weinend stand, war mit einer großen dunklen Decke abgedeckt. Die Jäger und Waldbewohner waren neugieriger als je zuvor, was wohl mit dem Mädchen passiert sei. Viele munkelten, sie sei entweder geflohen oder tot, wo man doch seit Jahren kein Lebenszeichen mehr von ihr vernommen hatte. Manche aber, glaubten noch an ihre Existenz, und es wurden wilde Geschichten über sie erzählt, in welchen sie sich von kleinen Kindern und Tieren ernährte, um zu überleben. Die Geschichten wurden blutrünstig ausgeschmückt, und gern von jungen Waldbewohnern am Lagerfeuer erzählt, wenn sie andere schockieren und sich selbst lebendig fühlen wollten.
Von der Lebendigkeit der Trauerweide aber, war nicht viel übrig geblieben. Um den Turm nicht verlassen zu müssen, ernährte sie sich nur von einer Schale Reis pro Tag. Reis, der in einer großen Kammer kiloweise gebunkert war, hinterlassen von ihrem Vater, der sie still und heimlich eines Nachts verließ, um nie wieder zurückzukehren. Ihr Körper war inzwischen sehr mager und ihre Haut fahl. Jedoch war ihre Haltung nicht mehr gebückt, vielmehr war sie aufrecht und stolz. Ein Stolz, der so mächtig war, dass er ihre inzwischen gefühlskalten Augen umhüllte. Seit Jahren hatte sie nicht mehr geweint, weder am Fenster, noch im Bett. Ihre Tage verbrachte sie meist sitzend in ihrem Schaukelstuhl, während sie alte Kinderlieder summte. Kinderlieder, die ihr manchmal ihr Vater kurz vor dem Schlafengehen vorgesungen hatte. Gedankenverloren trällerte sie dann stundenlang vor sich hin, bis der Tag zur Nacht wurde. Das einzig lebendige an ihr, war ihre Löwenmähne, die sie mit den Jahren einfach nicht mehr bändigen konnte. Egal wie sehr sie versuchte, ihre Haare zu einem strengen, glatten Zopf zu binden, immer wieder sprangen einzelne Strähnen mitten ins Gesicht, welches dadurch weicher wirkte.
Eines abends aber, kurz nachdem sie ihre tägliche Ration Reis gegessen hatte, hörte sie seltsame Geräusche am Fenster. Sie schlich sich leise hin, wartend und lauschend, was das wohl sein könnte. Immer wieder kam es vor, dass junge Waldbewohner, welche abenteuerlustige Geschichten über sie verbreiteten, betrunken vor dem Turm Schabernack trieben. Glücklicherweise versuchte nie einer der betrunkenen Waldbewohner in den Turm einzudringen, zu groß war die Ehrfurcht, was sich tatsächlich hinter den dunklen Mauern verbergen konnte.
Dieses Mal aber, kroch ein mulmiges Gefühl in ihr hoch. Zu groß war ihre Angst, dass es doch einmal ein Waldbewohner wagen würde, in den Turm einzudringen. Sie wusste nicht, was ihr mehr Angst bereiten würde. Ein Eindringling, oder ihre unberechenbare Reaktion darauf.
Während sie am Fenster des Turmes stand, griff ihre Hand langsam nach der Decke, die das Fenster bedeckte. Seit Jahren hatte sie die Decke nicht mehr angefasst, welche sie vor den Blicken Fremder schützte, und sie von der Außenwelt abtrennte.
Sie schob die Decke langsam und behutsam zur Seite, um mit einem Auge den Wald rund um den Turm sehen zu können. Als sie den unendlichen und tiefen Wald mit den strammen Bäumen erblickte, und den Mond der auf sie herabschien bewunderte, stiegen Tränen in ihr hoch. Tränen der Wehmut und Sehnsucht schimmerten in ihren Augen, und ein leiser Seufzer entkam ihren schmalen zusammengepressten Lippen. Mit einem sanften Lächeln im Gesicht, versank sie für nur einen kurzen Augenblick in ein tiefes Gefühl der Glückseligkeit. Eine Glückseligkeit, der ein Zauber von Freude und Trauer zugleich innewohnte. Freude, welche sie jetzt in diesem Augenblick empfand, und Trauer, dass sie jegliches Gefühl für sich selbst und die Außenwelt viele Jahre verloren hatte. Gedankenversunken legte sie ihren Kopf und ihre flache Hand ans Fenster, um die Nacht besser sehen, hören und fühlen zu können. Während sie ihren Kopf und ihre Hand, noch immer am Fenster lehnend, anfing, alte Kinderlieder zu summen, um sich immer mehr in der Einfachheit des Augenblicks zu verlieren, zuckte sie plötzlich zusammen.
Ein sehr lauter Knall, hatte sie in die kalte und grausame Realität zurückgeworfen. Schnell huschte ihr Kopf zur Seite, um nur wieder mit einem Auge den Wald um den Turm sehen zu können. Ihr Herz pochte wie wild, und ihre drahtigen zierlichen Hände umschlossen verkrampft die Decke, welche sie wieder so weit wie möglich vor das Fenster zog. Ihr Atem wurde schneller und hastiger, und ihre Augen wanderten von links nach rechts, um dem lauten Knall auf die Spur zu kommen. Und wieder knallte es laut, doch egal wie sehr sie sich bemühte, die Dunkelheit ließ sie nichts erkennen. Plötzlich wurde ihr klar, dass es sich um einen Eindringling handeln musste, welcher schon zu weit vorgedrungen war. Vermutlich war er bereits vor der Türe, und versuchte diese mit einem Gegenstand gewaltsam aufzubrechen. Angst machte sich in ihr breit, und Vorwürfe, wie sie nur so dumm und unvorsichtig sein konnte. Ein gnadenloser und unbarmherziger Selbsthass stieg in ihr hoch, dass sie wie ein närrisches Kind sich für einen kurzen Augenblick dem Moment hingab, um danach der hiesigen Angst ins Gesicht schauen musste. Ausgelacht fühlte sie sich von ihrer eigenen Angst, welche sie durch ihre Torheit selbst verursacht hatte. Sie rannte schnell in die Küche, um ein Messer oder Werkzeug zu suchen, um sich vor dem Eindringling schützen zu können. Doch entsetzt musste sie feststellen, dass ihr Vater, kurz bevor er sie verlassen hatte, alle gefährlichen Gegenstände zu ihrem Schutz entwendete. Als sie feststellte, sich nicht verteidigen zu können, stand sie weinend und schluchzend in der Küche, die Hände vors Gesicht gefaltet. Sie sackte zusammen, und ließ sich am Boden nieder, bereit sich dem was gleich passieren würde, zu ergeben. Zusammengekauert saß sie am Boden, als plötzlich eine Wut in ihr hochstieg. Nur weil sie mit keinen Waffen ausgestattet war, musste sie sich nicht zwangsläufig ihrem Schicksal ergeben. Sie schaute sich um, um nach einem geeigneten Versteck zu suchen. Sie lief schnell und hastig durch die Küche, um den mit Reis befüllten Bunker zu erreichen. Während sie lief, konnte sie immer lauter werdende Schritte auf der Treppe des Turms hören, der Eindringling würde sie rasch finden. Sie riss an der Tür des Bunkers, als sie plötzlich den Eindringling schon die Küche erreichen sah. Mit weit aufgerissenen Augen und zittrigen Händen versuchte sie, die massive Tür hinter sich zuzuschlagen und stürzte auf den Boden, als der Eindringling, der sehr seltsam gekleidet war, sie anschrie „Was zum Teufel tun Sie denn da? Ein Waldbrand breitet sich aus, die Gegend und all ihre Bewohner müssen evakuiert werden! Nun kommen Sie mit, und lassen den Unsinn! Wir müssen den Wald so rasch wie möglich verlassen!“ Der seltsam gekleidete Mann ging auf die Trauerweide zu, reichte ihr den Arm, damit sie schneller aufstehen konnte. Als der Mann bemerkte, wie zittrig und ängstlich sie war, legte er sehr vorsichtig und behutsam seinen Arm auf ihre Schulter, blickte ihr in die Augen und sprach zu ihr „Seien Sie unbesorgt, ich bringe Sie in Sicherheit, Sie brauchen keine Angst zu haben.“ Die Trauerweide ging mit ihm mit, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken. Sie verließen den Turm und gingen einige Schritte, bis sie ein sehr großes mächtiges Fahrzeug erreichten, dass sie noch nie zuvor gesehen hatte. Wortlos und ohne zu zögern stieg sie ruhig und unbedacht in das Fahrzeug hinein. Erst als das Fahrzeug hinter den Bergen verschwunden war, stellte sie fest, dass sie den Turm für immer verlassen hatte.
 
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Es war einmal ein trauriges Mädchen in einem großen und hohen Turm gefangen, der mitten im Wald verdeckt zwischen etlichen Bäumen und Wiese herausragte.
Das Mädchen wurde von den Bewohnern im Wald stets die Trauerweide genannt. Niemand kannte sie persönlich, doch immer, wenn ein Jäger im Wald Wild erlegen wollte, wurde das Mädchen am Fenster des Turmes gesichtet, wie sie weinend vor dem offenen Fenster stand.
Nicht nur, wegen ihrer sehr ungewöhnlichen Schönheit wurde sie von den Jägern sehr neugierig betrachtet, sondern viel mehr deshalb, weil man sie immer nur am weinend am Fenster des Turms erblicken konnte. Ihre Statur war groß und zierlich, doch durch ihre gebückte Haltung, wurde sie als sehr klein wahrgenommen. Die Tränen die stets ihre Wangen zierten, hinterließen im Sonnenlicht immer einen betörenden Glanz auf ihren rosaroten Wangen. In ihren Augen konnte man bei genauer Betrachtung so viel Wildheit erahnen, die sie gekonnt mit ihren Tränen zu verschleiern versuchte. Ihre blonde lange Löwenmähne bändigte sie streng zu einem herunterhängenden Zopf, der lieblos in ihrem Nacken verschwand.
Die Trauerweide verließ ihren Turm niemals, nicht, weil sie nicht wollte, sondern weil sie nicht konnte. Zu tief war die Angst auf Jäger und Waldbewohner zu stoßen, zu groß die unberechenbare Wut und Angriffslust, deren Ursprung sie selbst nicht kannte.
Oft, wenn der Tag zur Nacht wurde, die Sonne bereits langsam hinter den Bergen verschwand, ging sie die Treppen des Turms hinunter, stehend vor der Tür und darauf bedacht, mutig den Turm zu verlassen. Doch immer, wenn ihre kleine und zierliche Hand, den Türknopf umschloss, um die Türe zu öffnen, begann ihr ganzer Körper zu zittern, ihr Herz fing an wie wild zu pochen, und ein kurzer Impuls laut aufzuschreien, meldete sich. Enttäuscht und voller Selbsthass, es wieder nicht geschafft zu haben, wandte sie sich dann von der Tür ab, um mit gebückter Haltung die Treppen mit letzter Kraft hinaufzusteigen. Kurz danach, kroch sie in ihr großes Bettchen, um einzuschlafen, und zu hoffen, dass der nächste Tag anders werden würde.
Viele Jahre bereits waren ins Land gezogen, und das Mädchen wuchs währenddessen zu einer stolzen und reifen Frau heran. Sie hatte es noch immer nicht geschafft den Turm zu verlassen, selbst das Fenster, vor dem sie früher immer weinend stand, war mit einer großen dunklen Decke abgedeckt. Die Jäger und Waldbewohner waren neugieriger als je zuvor, was wohl mit dem Mädchen passiert sei. Viele munkelten, sie sei entweder geflohen oder tot, wo man doch seit Jahren kein Lebenszeichen mehr von ihr vernommen hatte. Manche aber, glaubten noch an ihre Existenz, und es wurden wilde Geschichten über sie erzählt, in welchen sie sich von kleinen Kindern und Tieren ernährte, um zu überleben. Die Geschichten wurden blutrünstig ausgeschmückt, und gern von jungen Waldbewohnern am Lagerfeuer erzählt, wenn sie andere schockieren und sich selbst lebendig fühlen wollten.
Von der Lebendigkeit der Trauerweide aber, war nicht viel übrig geblieben. Um den Turm nicht verlassen zu müssen, ernährte sie sich nur von einer Schale Reis pro Tag. Reis, der in einer großen Kammer kiloweise gebunkert war, hinterlassen von ihrem Vater, der sie still und heimlich eines Nachts verließ, um nie wieder zurückzukehren. Ihr Körper war inzwischen sehr mager und ihre Haut fahl. Jedoch war ihre Haltung nicht mehr gebückt, vielmehr war sie aufrecht und stolz. Ein Stolz, der so mächtig war, dass er ihre inzwischen gefühlskalten Augen umhüllte. Seit Jahren hatte sie nicht mehr geweint, weder am Fenster, noch im Bett. Ihre Tage verbrachte sie meist sitzend in ihrem Schaukelstuhl, während sie alte Kinderlieder summte. Kinderlieder, die ihr manchmal ihr Vater kurz vor dem Schlafengehen vorgesungen hatte. Gedankenverloren trällerte sie dann stundenlang vor sich hin, bis der Tag zur Nacht wurde. Das einzig lebendige an ihr, war ihre Löwenmähne, die sie mit den Jahren einfach nicht mehr bändigen konnte. Egal wie sehr sie versuchte, ihre Haare zu einem strengen, glatten Zopf zu binden, immer wieder sprangen einzelne Strähnen mitten ins Gesicht, welches dadurch weicher wirkte.
Eines abends aber, kurz nachdem sie ihre tägliche Ration Reis gegessen hatte, hörte sie seltsame Geräusche am Fenster. Sie schlich sich leise hin, wartend und lauschend, was das wohl sein könnte. Immer wieder kam es vor, dass junge Waldbewohner, welche abenteuerlustige Geschichten über sie verbreiteten, betrunken vor dem Turm Schabernack trieben. Glücklicherweise versuchte nie einer der betrunkenen Waldbewohner in den Turm einzudringen, zu groß war die Ehrfurcht, was sich tatsächlich hinter den dunklen Mauern verbergen konnte.
Dieses Mal aber, kroch ein mulmiges Gefühl in ihr hoch. Zu groß war ihre Angst, dass es doch einmal ein Waldbewohner wagen würde, in den Turm einzudringen. Sie wusste nicht, was ihr mehr Angst bereiten würde. Ein Eindringling, oder ihre unberechenbare Reaktion darauf.
Während sie am Fenster des Turmes stand, griff ihre Hand langsam nach der Decke, die das Fenster bedeckte. Seit Jahren hatte sie die Decke nicht mehr angefasst, welche sie vor den Blicken Fremder schützte, und sie von der Außenwelt abtrennte.
Sie schob die Decke langsam und behutsam zur Seite, um mit einem Auge den Wald rund um den Turm sehen zu können. Als sie den unendlichen und tiefen Wald mit den strammen Bäumen erblickte, und den Mond der auf sie herabschien bewunderte, stiegen Tränen in ihr hoch. Tränen der Wehmut und Sehnsucht schimmerten in ihren Augen, und ein leiser Seufzer entkam ihren schmalen zusammengepressten Lippen. Mit einem sanften Lächeln im Gesicht, versank sie für nur einen kurzen Augenblick in ein tiefes Gefühl der Glückseligkeit. Eine Glückseligkeit, der ein Zauber von Freude und Trauer zugleich innewohnte. Freude, welche sie jetzt in diesem Augenblick empfand, und Trauer, dass sie jegliches Gefühl für sich selbst und die Außenwelt viele Jahre verloren hatte. Gedankenversunken legte sie ihren Kopf und ihre flache Hand ans Fenster, um die Nacht besser sehen, hören und fühlen zu können. Während sie ihren Kopf und ihre Hand, noch immer am Fenster lehnend, anfing, alte Kinderlieder zu summen, um sich immer mehr in der Einfachheit des Augenblicks zu verlieren, zuckte sie plötzlich zusammen.
Ein sehr lauter Knall, hatte sie in die kalte und grausame Realität zurückgeworfen. Schnell huschte ihr Kopf zur Seite, um nur wieder mit einem Auge den Wald um den Turm sehen zu können. Ihr Herz pochte wie wild, und ihre drahtigen zierlichen Hände umschlossen verkrampft die Decke, welche sie wieder so weit wie möglich vor das Fenster zog. Ihr Atem wurde schneller und hastiger, und ihre Augen wanderten von links nach rechts, um dem lauten Knall auf die Spur zu kommen. Und wieder knallte es laut, doch egal wie sehr sie sich bemühte, die Dunkelheit ließ sie nichts erkennen. Plötzlich wurde ihr klar, dass es sich um einen Eindringling handeln musste, welcher schon zu weit vorgedrungen war. Vermutlich war er bereits vor der Türe, und versuchte diese mit einem Gegenstand gewaltsam aufzubrechen. Angst machte sich in ihr breit, und Vorwürfe, wie sie nur so dumm und unvorsichtig sein konnte. Ein gnadenloser und unbarmherziger Selbsthass stieg in ihr hoch, dass sie wie ein närrisches Kind sich für einen kurzen Augenblick dem Moment hingab, um danach der hiesigen Angst ins Gesicht schauen musste. Ausgelacht fühlte sie sich von ihrer eigenen Angst, welche sie durch ihre Torheit selbst verursacht hatte. Sie rannte schnell in die Küche, um ein Messer oder Werkzeug zu suchen, um sich vor dem Eindringling schützen zu können. Doch entsetzt musste sie feststellen, dass ihr Vater, kurz bevor er sie verlassen hatte, alle gefährlichen Gegenstände zu ihrem Schutz entwendete. Als sie feststellte, sich nicht verteidigen zu können, stand sie weinend und schluchzend in der Küche, die Hände vors Gesicht gefaltet. Sie sackte zusammen, und ließ sich am Boden nieder, bereit sich dem was gleich passieren würde, zu ergeben. Zusammengekauert saß sie am Boden, als plötzlich eine Wut in ihr hochstieg. Nur weil sie mit keinen Waffen ausgestattet war, musste sie sich nicht zwangsläufig ihrem Schicksal ergeben. Sie schaute sich um, um nach einem geeigneten Versteck zu suchen. Sie lief schnell und hastig durch die Küche, um den mit Reis befüllten Bunker zu erreichen. Während sie lief, konnte sie immer lauter werdende Schritte auf der Treppe des Turms hören, der Eindringling würde sie rasch finden. Sie riss an der Tür des Bunkers, als sie plötzlich den Eindringling schon die Küche erreichen sah. Mit weit aufgerissenen Augen und zittrigen Händen versuchte sie, die massive Tür hinter sich zuzuschlagen und stürzte auf den Boden, als der Eindringling, der sehr seltsam gekleidet war, sie anschrie „Was zum Teufel tun Sie denn da? Ein Waldbrand breitet sich aus, die Gegend und all ihre Bewohner müssen evakuiert werden! Nun kommen Sie mit, und lassen den Unsinn! Wir müssen den Wald so rasch wie möglich verlassen!“ Der seltsam gekleidete Mann ging auf die Trauerweide zu, reichte ihr den Arm, damit sie schneller aufstehen konnte. Als der Mann bemerkte, wie zittrig und ängstlich sie war, legte er sehr vorsichtig und behutsam seinen Arm auf ihre Schulter, blickte ihr in die Augen und sprach zu ihr „Seien Sie unbesorgt, ich bringe Sie in Sicherheit, Sie brauchen keine Angst zu haben.“ Die Trauerweide ging mit ihm mit, ohne eine Sekunde darüber nachzudenken. Sie verließen den Turm und gingen einige Schritte, bis sie ein sehr großes mächtiges Fahrzeug erreichten, dass sie noch nie zuvor gesehen hatte. Wortlos und ohne zu zögern stieg sie ruhig und unbedacht in das Fahrzeug hinein. Erst als das Fahrzeug hinter den Bergen verschwunden war, stellte sie fest, dass sie den Turm für immer verlassen hatte.

Eine schöne Geschichte! :)

Gibt es eine Fortsetzung? Vielleicht mit ein paar Absätzen? ;)
 
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