Einewiekeine
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Hier ein sehr schöner Artikel:
Einfach so.
August 15, 2011 von nachtstrom
Vor nicht allzu langer Zeit noch haben Bücher, die mir einreden wollten, dass es mich nicht gibt, in mir wahrhaft schreckhafte Gedanken ausgelöst. Inzwischen finde ich: ein bisschen Non-Dualität schadet nicht. Tony Parsons, eine der Integrationsfiguren der modernen non-dualen Szene, früher für mich ein absolutes No-go, höchstens als Grundlage dafür geeignet, dass ich mich stundenlang über seine Aussagen aufregen konnte, kommt mir jetzt mit zunehmender Altersmilde eigentlich eher wie ein durchaus weiser Mann vor.
Nein, eigentlich sollte ich ja eher gestehen, dass ich Tony Parsons inzwischen richtig sympathisch finde. Mir gefällt an seinen Aussagen, dass sie fähig sind, mich von meinem spirituellen Leistungsdenken herunterzuholen. Auch wenn man meinen sollte, “spirituelles Leistungsdenken” wäre als gültige Aussage in sich unmöglich, begegnet es mir doch ständig in mir selbst und um mich herum.
“Denke ich positiv genug?”, “Verhalte ich mich so, dass ich genug Wertvolles zum Bewusstseinssprung der Menschheit beitrage?” , “Tue ich überhaupt genug Gutes?” , “Bin ich vielleicht wenigstens ein bisschen erleuchtet?”
Ganz ehrlich betrachtet sind solche (sicherlich in ehrenhafter Absicht gedachten) Gedanken, die einem täglich hundertausendmal durch den Kopf sausen, furchtbarer Terror. Und der Gedanke, das man eigentlich ja nicht so viel denken sollte, löst wiederum eine ganze Flut an weiteren Folgegedanken aus.
Meditieren, bis der Arzt kommt.
Dies wäre dann der Punkt, an dem Otto Esoteriko den dringenden Wunsch danach verspürt, zu meditieren oder sich zumindest ein Buch zu kaufen, in dem einem die Techniken der Meditation beigebracht werden – damit wäre es doch möglich, wenn man seinen Atem lange genug beobachtet und “die Gedanken wie die Schäfchenwolken am Himmel an sich vorüberziehen lässt”, diese blöde Denkmaschinerie wenigstens mal für ein paar Minuten zum Schweigen zu bringen.
Nun, diejenigen, die nicht zehn Jahre in einem buddhistischen Kloster samt Schweigegelübde auf einer harten Reismatte verbracht haben, wissen, dass solche Praktiken in der Realität eher zu wahren Gedankenstürmen führen. Mich grundsätzlich unentspannten Menschen macht alleine schon die Vorstellung wahnsinnig, minutenlang stillzusitzen und auf meinen Atem hören zu müssen (da ich ja viel rauche, fiept es ausserdem bei manchen Atenzügen). Wie soll man da bitte ruhig und leer werden?
Besser: Kaffee trinken.
Hier kommt Tony Parsons in Spiel, und zwar auf sehr lässige Art und Weise. In “So wie es ist” sagt er dazu: “Du sitzt am Küchentisch beim Kaffeetrinken, und dir kommt der Gedanke: ‘Ich werde jetzt meditieren gehen.’ Und dann erkennst du, dass es einfach keinen Sinn ergibt, denn da wo du bist, ist DAS, was ist. Was ist, ist das, was ist. Weshalb also woanders hingehen, um es zu finden? Wenn du dies verinnerlichst, kannst du erkennen, dass das, was du bist, absolutes Gewahrsein ist…, nichts mehr, nichts weniger.”
Es sind Sätze wie diese, welche in mir eine ganz eigenartige Sehnsucht auslösen. Weil ich ja von meinen katholischen und sonstigen erzieherischen Kindheitsprägungen gewohnt bin, etwas tun zu müssen, um dafür etwas zu erlangen. Tue ich nichts, bin ich ein un-erleuchteter, ein schlechter Mensch, ein Sünder gar; bemühe ich mich, rackere ich mich ab, möglicherweise mein ganzes Leben lang (wir sind hier um zu lernen, verdammt!!!), dann werde ich vielleicht, aber nur vielleicht die Erkenntnis und die Seligkeit erreichen. Oder, noch irrwitziger: Der verheissungsvolle spirituelle Lohn in einem angeblichen nächsten Leben, für das man aber in diesem Leben kämpft und auf alle vorhandene Seligkeit verzichtet.
Höre ich auf Tony Parsons, werde ich ganz entspannt. Ich brauche nichts zu tun, um irgendwo hin zu gelangen, denn ich bin ja schon da. Ich glaube, selbst wenn man das nun als spirituelle Faulheit (flüstert mir gerade ein Gedanke ein) bezeichnen würde, wäre das für einen gewahrsamen Menschen sowas von in Ordnung. Und das ist ein herrlicher Zustand. Einfach nur sein – und die Freuden geniessen, die einem das Universum darbietet. Das freut sich nämlich laut Mike Dooley wie ein Kind, wenn es einen beschenken darf – einfach so.
***
Quelle: http://obskuristan.com/
Einfach so.
August 15, 2011 von nachtstrom
Vor nicht allzu langer Zeit noch haben Bücher, die mir einreden wollten, dass es mich nicht gibt, in mir wahrhaft schreckhafte Gedanken ausgelöst. Inzwischen finde ich: ein bisschen Non-Dualität schadet nicht. Tony Parsons, eine der Integrationsfiguren der modernen non-dualen Szene, früher für mich ein absolutes No-go, höchstens als Grundlage dafür geeignet, dass ich mich stundenlang über seine Aussagen aufregen konnte, kommt mir jetzt mit zunehmender Altersmilde eigentlich eher wie ein durchaus weiser Mann vor.
Nein, eigentlich sollte ich ja eher gestehen, dass ich Tony Parsons inzwischen richtig sympathisch finde. Mir gefällt an seinen Aussagen, dass sie fähig sind, mich von meinem spirituellen Leistungsdenken herunterzuholen. Auch wenn man meinen sollte, “spirituelles Leistungsdenken” wäre als gültige Aussage in sich unmöglich, begegnet es mir doch ständig in mir selbst und um mich herum.
“Denke ich positiv genug?”, “Verhalte ich mich so, dass ich genug Wertvolles zum Bewusstseinssprung der Menschheit beitrage?” , “Tue ich überhaupt genug Gutes?” , “Bin ich vielleicht wenigstens ein bisschen erleuchtet?”
Ganz ehrlich betrachtet sind solche (sicherlich in ehrenhafter Absicht gedachten) Gedanken, die einem täglich hundertausendmal durch den Kopf sausen, furchtbarer Terror. Und der Gedanke, das man eigentlich ja nicht so viel denken sollte, löst wiederum eine ganze Flut an weiteren Folgegedanken aus.
Meditieren, bis der Arzt kommt.
Dies wäre dann der Punkt, an dem Otto Esoteriko den dringenden Wunsch danach verspürt, zu meditieren oder sich zumindest ein Buch zu kaufen, in dem einem die Techniken der Meditation beigebracht werden – damit wäre es doch möglich, wenn man seinen Atem lange genug beobachtet und “die Gedanken wie die Schäfchenwolken am Himmel an sich vorüberziehen lässt”, diese blöde Denkmaschinerie wenigstens mal für ein paar Minuten zum Schweigen zu bringen.
Nun, diejenigen, die nicht zehn Jahre in einem buddhistischen Kloster samt Schweigegelübde auf einer harten Reismatte verbracht haben, wissen, dass solche Praktiken in der Realität eher zu wahren Gedankenstürmen führen. Mich grundsätzlich unentspannten Menschen macht alleine schon die Vorstellung wahnsinnig, minutenlang stillzusitzen und auf meinen Atem hören zu müssen (da ich ja viel rauche, fiept es ausserdem bei manchen Atenzügen). Wie soll man da bitte ruhig und leer werden?
Besser: Kaffee trinken.
Hier kommt Tony Parsons in Spiel, und zwar auf sehr lässige Art und Weise. In “So wie es ist” sagt er dazu: “Du sitzt am Küchentisch beim Kaffeetrinken, und dir kommt der Gedanke: ‘Ich werde jetzt meditieren gehen.’ Und dann erkennst du, dass es einfach keinen Sinn ergibt, denn da wo du bist, ist DAS, was ist. Was ist, ist das, was ist. Weshalb also woanders hingehen, um es zu finden? Wenn du dies verinnerlichst, kannst du erkennen, dass das, was du bist, absolutes Gewahrsein ist…, nichts mehr, nichts weniger.”
Es sind Sätze wie diese, welche in mir eine ganz eigenartige Sehnsucht auslösen. Weil ich ja von meinen katholischen und sonstigen erzieherischen Kindheitsprägungen gewohnt bin, etwas tun zu müssen, um dafür etwas zu erlangen. Tue ich nichts, bin ich ein un-erleuchteter, ein schlechter Mensch, ein Sünder gar; bemühe ich mich, rackere ich mich ab, möglicherweise mein ganzes Leben lang (wir sind hier um zu lernen, verdammt!!!), dann werde ich vielleicht, aber nur vielleicht die Erkenntnis und die Seligkeit erreichen. Oder, noch irrwitziger: Der verheissungsvolle spirituelle Lohn in einem angeblichen nächsten Leben, für das man aber in diesem Leben kämpft und auf alle vorhandene Seligkeit verzichtet.
Höre ich auf Tony Parsons, werde ich ganz entspannt. Ich brauche nichts zu tun, um irgendwo hin zu gelangen, denn ich bin ja schon da. Ich glaube, selbst wenn man das nun als spirituelle Faulheit (flüstert mir gerade ein Gedanke ein) bezeichnen würde, wäre das für einen gewahrsamen Menschen sowas von in Ordnung. Und das ist ein herrlicher Zustand. Einfach nur sein – und die Freuden geniessen, die einem das Universum darbietet. Das freut sich nämlich laut Mike Dooley wie ein Kind, wenn es einen beschenken darf – einfach so.
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Quelle: http://obskuristan.com/