Das elfte Haus.
Louise Huber:
Das elfte Haus ist das Haus der Freundschaft, des idealen Menschenbildes, der Ethik. Es ist ein fixes Haus, weshalb stabilisierende oder kristallisierende Kräfte am Werk sind. Hier werden Gedankenformen gebildet, an die man sich halten kann, die zu Prinzipien werden und Träger einer höheren Lebensphilosophie sind. Aber es können auch kleinliche moralisierende Gedanken sein, die zu fixen Vorstellungen, zu Voreingenommenheiten führen, von denen man nicht mehr loskommt, die Enttäuschungen in menschliche Beziehungen bringen. Im elften Haus sucht man Gleichgesinnte, damit man selbst stark ist, man braucht andere, weil man sich sonst hilflos vorkommt. Viele brauchen einen Status, sammeln Mittel und Geld, bauen sich ein Haus, damit sie mit Höhergestellten standhalten können. Bei vielen besteht eine intellektuelle Unsicherheit, weshalb man sich an besonderen Persönlichkeiten oder an geistigen Prinzipien menschlicher Werte orientiert.
Die Dreistufigkeit in diesem Haus ist offensichtlich:
1. Materielle Ebene: Auf dieser sind Kristallisationskräfte am stärksten, deshalb gibt es hier den Fanatiker, den Sektierer. Menschen, die kompromisslos sind und nur die eigenen dogmatischen Ideen gelten lassen. Andersdenkende werden abgelehnt und verurteilt. Freunde sind nur jene, die die gleichen Ansichten teilen, alle anderen sind Feinde. Die Auserwählten Theorie: Wir sind die Guten, ihr seid die Schlechten. Der Selektivmechanismus ist anspruchsvoll, elitär und oft asozial, der Snob.
2. Gefühls Ebene: Liebe und Gefühle werden nur für jene geteilt, die gleich empfinden, die dazugehören und den gleichen Status oder einen höheren haben. Man fühlt sich nur wohl unter Gleichgesinnten, ist ständig auf der Suche nach den richtigen Freunden, macht sich von ihnen abhängig und ist rasch enttäuscht, wenn sie die eigenen Erwartungen nicht erfüllen.
3. Mental Ebene: Hier sucht man sich im fairen Austausch mit den anderen zu vereinen. Man gründet einen Kreis von Gleichgesinnten, eine ideologische Gemeinsamkeit, die mit dem Zeitgeist harmonisiert und sich der Lösung menschlicher und geistige Aufgaben widmet. Man weiß um seine eigene Originalität und toleriert deshalb auch die der anderen. Auf dieser Stufe kann Die Harmonie der Originale verwirklicht werden.
Auf der materiellen Stufe ist man zweckorientiert und sucht Beziehungen, die in irgendeiner Weise Vorteile bringen ( Vetterliwirtschaft ). Freunde und Mitarbeiter werden dahingehend ausgesucht, inwieweit sie für das eigene Fortkommen nützlich sind. Andere Kontakte sind nicht interessant, man lässt sie rasch wieder fallen, wenn sie keinen Nutzen mehr bringen, oder wenn sie sich nicht so verhalten wie man es erwartet. Aber an Menschen, die etwas zu bieten haben, hängt man fest, man rennt ihnen sogar nach. Man wacht eifersüchtig darüber, dass ihre Aufmerksamkeit nicht nach lässt, tut alles, um sie nicht zu verlieren. Viele betteln um die Gunst Stärkerer, reden ihnen nach dem Mund, schmeicheln ihnen und bewundern sie, damit sie angenommen bleiben. Auf dieser Stufe ist die Elfthaus Ethik nicht reflektiert, sondern nachgebetet, man spurt nach den ausgeprägten Prinzipien, lebt liniengetreu nach dogmatischen Grundsätzen, ist abhängig von geistigen Ideen oder Führern und bleibt damit unmündig und wird sektiererisch.
Bewusst oder unbewusst übt man auf andere einen Zwang aus, die eigenen Vorstellungen zu erfüllen. Die intellektuelle Unsicherheit zeigt sich darin, dass man andere, sie sich anders verhalten, moralisch fertig macht. Man schaut auf sie herunter, kommt sich als etwas Besonderes vor und verurteilt alles Mittelmäßige. Der elitäre Anspruch basiert auf Formen, auf Doktrinen, auf materiellen Besitz, woran der eigene Wert aufgebaut wird, er entbehrt der inneren Reife. Absicherung geschieht meistens dadurch, indem man zu einem Verein, einem Zirkel, einem Club gehört, aus dem man nicht so leicht herausfallen kann, weil das Dazugehören materiell abgesichert ist, durch Kastengeist, Statuen oder Geld.
Auf der Gefühls Ebene will man im elften Haus einen Freundeskreis haben, indem man sich geborgen, verstanden und wohl fühlt. Viele sind immer auf der Suche nach den richtigen Freunden, die ihren Erwartungen, ihren Hoffnungen und Sehnsüchten entsprechen. Man wählt sich ganz sorgfältig einen Kreis von Gleichgesinnten aus, einen verschworenen Zirkel, Freunde, die im Geist eins mit einem sind. Hierher gehört auch der Geheimbund mit der Neigung zum Sich Abschließen gegen die Außenwelt, mit Absicherungsmaßnahmen, damit niemand Unberufener eindringen kann. Es ist oft eine starke Exklusivtendenz vorhanden und stammt meistens daher, dass man sich von der Umwelt bedrängt fühlt und sich deshalb mit ein paar Verschworenen in einem sicheren Raum verschanzt, das kann eine geistige oder materielle Burg sein. Das elfte Haus kann so zu einer Fluchtburg werden, in die man sich vom Leben zurückzieht, sich gegen das Leben mit seinen Hässlichkeiten, Alltäglichkeiten und Schwierigkeiten absichert, eine Fluchtburg, die ganz egozentrisch ist. Manche suchen Zirkel und Gruppen, die exzentrische Ziele verfolgen, die etwas Besonderes sind, lassen sich täuschen und verführen, weil sie glauben, ihre Hoffnungen nach Getragen werden in der Gruppe, nach Wichtigkeit ihrer eigenen Person, könnten erfüllt werden.
Aber oftmals erleben sie abrupte Enttäuschungen, weil Gefühle allein nicht die Höchstanforderung dieses Hauses der Veredelung des Menschen garantieren. Es genügt nicht, für hochgestellte Persönlichkeiten zu schwärmen, diese als Leitbild für die eigene Entwicklung zu stilisieren und selbst nichts dazu zu tun, um zu reifen und zu wachsen. Schwärmerei und Projektionen genügen nicht, um einen Menschen zu veredeln. Deshalb kommt es oft vor, dass Menschen, die alles, was sie selbst als Wert und Fülle in sich haben, in Freunde oder Beziehungen hineinprojizieren, furchtbar enttäuscht sind, wenn diese nicht ihren Erwartungen entsprechen.
Dann fühlen sie sich total leer, missverstanden, betrogen und können an der Welt verzweifeln. Das enttäuschte Elfte Haus Gefühl kann von Liebe und Bewunderung in Hass und Anklage umkippen. Viele gute geistige Ansätze in Gruppen und in Freundschaften sind auf diese Weise schon zerbrochen. Gefährlich ist es, wenn Macht, Eifersucht und Prinzipienreiterei im Spiele sind, dann will man unter allen Umständen den anderen von seiner Richtigkeit überzeugen, als ginge sonst die Welt unter. Man tut alles, um zu seinem Recht zu kommen, streitet um Ansichten, um Worte, um kleine emotionale Dinge. Gehen Liebe, Verständnis und Vertrauen im Getümmel des Kampfes verloren, dann sollte man sich sofort wieder versöhnlich zeigen. Da dieses Haus das tiefe Bedürfnis nach Gleichklang der Seelen, nach Übereinstimmung verlangt, sollen wir lernen, nachzugeben, auch den Standpunkt des anderen zu akzeptieren, auch wenn es total anders sein sollte, als der eigene. Das Zusammenfinden ist der einzige Weg aus dieser Krise heraus, das heißt, man sollte wieder das Übereinstimmende und nicht das Trennende suchen. Die Gefühls Ebene ist immer die Stufe der Krise, die aufgrund von Konflikten zu eigenen geistigen Wachstum und damit zur nächsten Stufe führt.
Die Mental Ebene ist für die herausgebildete Ethik und Menschlichkeit von höchstem Wert. Da es sich um ein Lufthaus handelt, soll das geistige Konzept, das man vertritt, weltweit, umfassend und zukunftsweisend sein. Man sollte sich mit dem Geist der Epoche auseinandersetzen, sich mit den Gleichgesinnten zusammen tun, um die Ideale des Zeitgeistes zu verwirklichen. Probleme, die aus menschlichen, technischen und wirtschaftlichen Aufgaben kommen, werden gemeinsam gelöst. Hier kann man futuristische, progressive Ideen entwickeln und schöpferisch werden, wenn man sich in überpersönlicher Weise der Menschheitsprobleme annimmt und den persönlichen Ehrgeiz transzendiert hat. Dann wird man Organisationen bilden, welche ideologische Verbindungskanäle zwischenmenschlicher Beziehungen schaffen, wie Netzwerke, globales Bewusstsein, der Wassermanngeist in höchster Vollendung. Viele haben philanthropische Bestrebungen, üben Mäzenate aus, fördern aufkeimende Talente. Die Voraussetzung für eine ideale Freundschaft und Gruppenarbeit ist gegenseitiges Vertrauen, Unterstützung und Akzeptieren der Eigenart des anderen, sowie eine Ethik, die niemanden schädigen will. Als geistige Entwicklungsthematik erkennt man im elften Haus die Einheit aller Seelen, woraus die wahre Bruderschaft resultiert oder die Harmonie der Originale. Deshalb wird dieses Haus auch ein Wissen um das eigene Selbst bringen. Man lernt täuschungslos sich und seine Charaktereigenschaften kennen, erkennt seinen Platz im Evolutionsgeschehen und kann sich so in das Ganze einordnen.
Aber ohne inneren Kampf geht das nicht ab, man muss lernen, einen anderen in sich aufzunehmen und so zu akzeptieren wie er wirklich ist, sogar als Teil seines Selbst zu lieben und dennoch als abgesonderte Einheit ihm seinen eigenen Weg gehen zu lassen. Die Toleranz geht so weit, dass wir dem anderen die Freiheit lassen müssen, seinem eigenen Leben die Form zu geben, die er will, selbst wenn sie uns nicht gefällt. Dabei ist es wichtig, in einer solchen Verbindung sich selbst zu sein und zu bleiben und diese Verbindung nicht mit unvernünftigen Forderungen belasten. An erster Stelle steht die aus sich selbst heraus gereifte Menschlichkeit, die Würde und Originalität des Menschen gelten lässt. Eine solche Weisheit weist in das Offene einer überweltlichen Zusammenschau, woraus die Heiterkeit entsteht, das Kennzeichen eines überragenden Menschen, der den Überblick gewonnen hat und Vorbild ist für seine Zeit.
Arnold:
Das 11. Haus gehört dem fixen Kreuz an. Was ich in diesem Haus verbessern will, das muss im achten Haus und auch im fünften Haus realisiert werden. Man möchte die Welt verbessern, alles angenehmer und humanitärer gestalten. Aber im achten Haus finden wir ebenso den Staat und die breite Öffentlichkeit, so dass es nicht so einfach ist, manche Visionen auch erden zu können.
Das fixe Lufthaus hat mit Kontakt und Austausch zu tun, und hier wird auch abstrakt gedacht. Auch hier sollten diese Ideen in das fünfe Haus auf dieser Achse in die Tat umgesetzt werden. Und der eigene Besitz, besonders der eigene Selbstwert ist im zweiten Haus anzutreffen, welches ebenso zum fixen Kreuz gehört.
Im 11. Haus findet man auch Astrologen, Künstler und Wissenschaftler, elitäre Snobs; und sobald man erkennt, dass diese Leute auch nur mit Wasser kochen, wird auch der Zugang normaler. Man kann auch durch Protektion weiterkommen, sobald man die richtigen Leute kennt oder kennengelernt hat. Saturn als Herrscher hat die Aufgabe mit Uranus, der ebenso exoterisch herrscht, Tradition und Erneuerung unter einen Hut zu bringen. Damit es nicht gar so kühl zugeht, herrscht esoterisch Jupiter in diesem Haus.
Ich selbst habe im Mondknotenhoroskop die Sonne, Jupiter, Merkur und Venus im 11. Haus, und im Radix steht jetzt dort der Pluto auf der 11. Häuserspitze. Subjektiv wahrgenommen trage ich noch immer viel aus diesem Haus mit mir rum, wobei die dort gemachten Erfahrungen sicher bei vier Planeten ausreichen. Aber dieses Wissen ist im Unbewussten, scheint aber jederzeit Zugang zu haben. Aber der Part in meinem Radix hat die Positionen verschoben, indem ich jetzt die Sonne mit Jupiter im siebten und Merkur mit Venus im sechsten Haus stehen habe. Für mich gilt es zu handeln und weniger mich im elften Haus aufzuhalten. Man soll jedenfalls im eigenen Horoskop immer die Häuser- und Zeichenherrscher des elften Hauses mit einbeziehen, da so tieferer Zusammenhänge ersichtlich werden!
Alles liebe!
Arnold