Ich möchte mich gerne auf Tantra beschränken, da ich nicht genau weiß, was du mit Tao-Yoga meinst. Ich habe mich zu wenig mit Tao-Yoga beschäftigt. Die taoistischen Sexualpraktiken, die Mantak Chia empfiehlt, halte ich allerdings für eine Mogelpackung. Aber falls sich das Tao-Yoga an das Tantra anlehnst, dann ist das natürlich etwas anderes. Vielleicht beschreibst du einfach einmal die Tao-Yoga Praxis.
Nun, ich habe da schon an jene Person gedacht, welche Du hier erwähnst. Darf ich fragen, warum es für Dich eine Mogelpackung ist? Im Prinzip stimmt es im Großen und Ganzen mit dem überein, was Du weiter unten schreibst. Orgasmus wird vermieden, Energie wird hochgelenkt oder in einen Kreislauf gebracht usw.
Es mag sein, dass die Tantratechniken auch zum Ziel führen. Aber ich selber habe diesbezüglich zu wenig Erfahrung. Im Grunde genommen kann ich nur das wiedergegen, was ich darüber denke.
Alle ernsthaften Tantraschulen vermeiden jeden Orgasmus. Es geht darum, die sexuelle Energie über das Rückenmark zum Scheitelzentrum zu bringen oder in einem Energiekreislauf kreisen zu lassen. Das mag ja alles möglich sein. Aber die Realität scheitert doch immer wieder daran, dass die Menschen nicht über die entsprechende Disziplin verfügen und sich immer wieder in den Orgasmus fallen lassen.
Tantra ist letzten Endes ein Spiel mit dem Feuer, bei dem sich 99 Prozent aller Tantriker verbrennen. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach. Wenn jemand schon nicht in der Lage ist, den yogischen Weg der Enthaltsamkeit zu beschreiten, so ist er erst recht nicht in der Lage, den tantrischen Weg in der sexuellen Vereinigung zu beherrschen. Einige Tantraschulen vermeiden sogar vollkommen die sexuelle Vereinigung.
Sorry, wenn ich mal wieder alles auseinander pflücke - doch es macht sich einfach besser...
Soweit ich weiß, sollten sich eh nur solche Personen mit Tantra beschäftigen, die bereits über ihre "sexuellen Gelüste" stehen. Zumindest scheint es ursprünglich so gewesen zu sein. Doch ich bin mir nicht 100 pro sicher... Wenn es so war, sollte es auch jetzt noch so sein. Ist es aber nicht, klar. Es ist ja nichts mehr so, wie es ursprünglich mal war. Doch wenn es noch so wäre, würde es auch nicht so viele geben, die sich "verbrennen".
Ich persönlich halte den tantrischen Weg für einen Irrweg. Theoretisch mag es denkbar sein, auf diesem Wege Erleuchtung zu erlangen. Aber dieses Ziel wird nur einer von Hunderttausend erreichen. Darum halte ich nicht besonders viel von Tantra.
Was mich beim Tantra außerdem sehr stört ist, dass das sexuelle Feuer, die sexuelle Begierde beständig am Kochen gehalten wird. Es kreisen einem weiter permanent sexuelle Phantasien durch den Kopf. Und da ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass man irgendwann diesem sexuellen Begehren nachgibt.
Hm, hm... Ich selbst bin kein Tantriker. Doch was ich darüber las, zumindest was Tao-Yoga betrifft, ist es eher so, daß man den gewöhnlichen Orgasmus überwindet, um diesen für eine viel intensivere Erfahrung/Ekstase einzutauschen. Die Energie wird in bestimmte Bahnen gelenkt, was bestimmte Erfahrungen mit sich bringt. und ich denke mal, wer das je schafft, wird ganz bestimmt kein Interesse mehr daran haben, noch einen "gewöhnlichen" Orgasmus zu haben. Also müßten die sexuellen Begehren automatisch dann aufgelöst sein - oder eben in eine andere Energie transformiert sein. Also wird keinesfalls die sexuelle Begierde aufrecht erhalten - verstehe ich zumindest so.
Beim yogischen Weg der Enthaltsamkeit, geht man anders vor. Man weist jeden erotischen Gedanken sofort von sich. Man versucht also, jedes erotische Begehren sofort im Keim zu ersticken. Es braucht natürlich seine Zeit, bis man das beherrscht. Und natürlich brechen sich auch bei der Enthaltsamkeit immer wieder erotische Gedanken ihre Bahn und führen dazu, dass man dem sinnlichen Begehren nachgibt. Aber insgesamt halte ich den Weg der Enthaltsamkeit für den einfacheren Weg.
Weiß ich nicht. Denn wenn es hier überkocht, ist die Energie soooo stark, daß sie ersteinmal freigesetzt evtl. den ganzen Weg zunichte macht, den man zurücklegte. Denn wenn man nur unterdrückt und unterdrückt, kommt es irgendwann zu einer gewaltigen Explosion. Und da sehe ich persönlich eher eine Gefahr, als sich nach und nach vom Sexuellen zu befreien. Das erscheint mir zumindest sanfter. Ab und an hat man noch Sex, doch nach und nach wird es weniger, löst sich der Drang auf, läßt man es geschehen. Und man fällt nicht ganz so tief, sollte es doch mal wieder zu einer "Explosion" kommen. Es ist wie mit Schokolade essen. Gewöhne ich sie mir langsam ab, esse sie dann und wann mal, komme ich sicher besser damit klar, als wenn ich es total unterdrücke und dann irgendwann gleich 5 Tafeln auf einmal esse, weil ich es nicht mehr aushalte. das dürfte dem Energiesystem mehr schaden und einen dann wirklich runter ziehen.
Der tantrische und der yogische Weg reduzieren sich natürlich nicht nur auf die erotische Komponente, obwohl die natürlich sehr wichtig ist, sondern etliche andere Komponenten haben natürlich ebenso eine wichtige Bedeutung. Die wichtigsten Elemente sind wohl die Kontemplation (Meditation, Autogenes Training, Visualisation, Zen, Yogaübungen, Atemübungen usw.) und das Einhalten von ethischen und moralischen Grundsätzen, die natürlich ebenso wichtig genommen werden sollten.
Ja, und dies alles befolgt, führt dazu, daß der sexuelle Drang nach und nach von alleine nachläßt. Ist meine Beobachtung. ganz einfach, weil man sensibler wird, eher spürt, was aufbaut und runterzieht usw. Doch ich muß nicht unbedingt zwingend etwas unterdrücken. Es ist ein Prozess, der von ganz alleine geschieht, je weiter ich komme. Ganz einfach, weil all diese Techniken reinigen, für "höhere Energien" öffnen. Und irgendwann ist da gar kein Drang mehr vorhanden, sich mit den "niederen Sinnen" zu beschäftigen bzw. sie zu füttern. Theoretisch muß überhaupt nichts unterdrückt werden.