Ich stimme mit dir in sehr vielen Punkten überein. Du hast natürlich recht, dass die Mühen eigentlich niemals vollkommen vergeblich sind. Und selbst, wenn man das Gefühl hat, frustriert zu sein, dann ist das ja eine wertvolle Erfahrung, aus der ich etwas lernen kann.
Und da ich irgendwie das Gefühl habe, dass diejenigen, die bereits über eine gewisse spirituelle Erfahrung verfügen, auch in der Verantwortung sind, diese weiter zu tragen, wer sollte es denn sonst machen, werde ich wohl auch weiterhin versuchen, Anregungen zu geben, soweit mir das möglich ist. Aber ich sollte auch erkennen, wo meine Grenzen sind.
Mit Abstürzen kenne ich mich natürlich auch sehr gut aus. Sie gehören selbstverständlich zum Lernprozess dazu. Aber Absturz ist nicht gleich Absturz. Ich glaube, dass man gerade dann, wenn man sehr weit oben war und einem im Grunde genommen schon das Paradies zu Füßen lag, einen Absturz erlebt, dieser Absturz so tief sein kann, dass es sehr lange dauert, bis man sich wieder davon erholt, oder dass man sich vielleicht niemals wieder davon erholt. Ich erinnere an
Swami Muktananda. Und ich glaube nicht, dass das ein Einzellfall ist.
Ja, das Zuhören ist wirklich eine Kunst, die von sehr vielen nur mangelhaft beherrscht wird. Aber auch mir geht das mitunter so. Man liest z.B. einen Beitrag, hat ihn noch gar nicht zu Ende gelesen und schon greifen die Hände zur Tastatur um dem anderen seine Wut entgegen zu schleudern. In diesem Punkt habe ich wohl auch noch einiges zu lernen.
Diesem Umstand habe ich wohl auch meinen schlehten Ruf zu verdanken. Und darum kann ich dir natürlich nur zustimmem, dass auch ich zu den Getriebenen zähle. Und solange das so bleibt, werde ich die anderen wohl kaum erreichen, und selbst wenn ich noch so sehr im Recht sein sollte.
Genau so schwer, wie es mitunter ist, zuzuhören, ist es mitunter, Rat anzunehmen.
Du hast sehr wohl recht, dass die meisten Menschen schon sehr gerne anders wären. Auch der Versuch, sich mit irgendwelchen Ideologien anzufreunden, welcher Art auch immer, ich nenne jetzt einfach einmal die Gnosis, die Religionen, die Magie, die Theosophie, usw. ist ja im Grunde genommen der Versuch, einen Ankerplatz zu finden. Aber die Hinwendung zu diesen Philosophien, geschieht meist rein äußerlich, es findet keine Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit statt.
Über die Verhaftung an alle möglichen Dinge, insbesondere an die Sexualität, wird überhaupt nicht nachgedacht. Mir ging es ja lange Zeit selber nicht anders. Da kursieren irgendwelche Theorien über den Tantra, über die taoistischen oder über andere Sexualpraktiken, die nicht nur eine tiefe sexuelle Befriedigung, sondern auch eine tiefe emotionale Zufriedenheit, versprechen. Und dann versuchen die Menschen, diesen Weg aus ehrlicher Überzeugung zu beschreiten, weil sie fest von diesen Theorien überzeugt sind.
Was noch hinzu kommt, ist, dass die Menschen, sehr tief in ihre Sexualität verhaftet sind, dass sie gewissermaßen Sklave ihre Sexualität sind, so dass sie selbst dann, wenn diese Wege das gewünschte Ziel erreichen könnten, mental gar nicht in der Lage sind, diese Wege wirklich konsequent zu beschreiten. In Wirklichkeit geht es ihnen nämlich um nichts anderes, als um ihre sexuelle Befriedigung. Immer und immer wieder. Da existiert in Wirklichkeit keinerlei spiritueller Horizont, zumindest bei 99 Prozent aller Menschen nicht, die versuchen, solch einen Weg zu beschreiten.
Dann kommt noch der schwerwiegende Umstand hinzu, dass sie keinerlei Wissen über die Enthaltsamkeit, sprich über den wahren Weg zur Spiritualität, besitzen, und auch in keiner Weise bereit sind, sich damit auseinander zu setzen. Sie sind einfach nicht in der Lage, sich aus ihrer sexuellen Umklammerung zu befreien. Und erst dann, wenn sie wirklich erkennen, dass ihr Unglücklichsein, sehr viel mit ihrem sexuellen Verhalten zu tun hat, werden sie bereit sein, sich ernsthaft damit auseinander zu setzen.
Ich muss ehrlich sagen, ich glaube nicht so sehr an die helfende Hand, selbst wenn du meinst, du hättest sie erfahren. Dann müsste man schon einmal näher hinsehen, was da eigentlich geschehen ist. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass man stets wachsam sein muss, wenn man einen spirituellen Weg beschreitet. Ein kleiner Ausrutscher, eine kleine Unachtsamkeit wird vielleicht einmal verziehen. Aber dieser Ausrutscher kann auch schwerwiegende Folgen haben.
Ich würde eher sagen, der spirituelle Weg ist so, als ob man es gelernt hat, wie ein Vogel zu fliegen. Aber wenn man vergißt mit den Flügeln zu schlagen, weil die Gedanken sich mit anderen Dingen beschäftigen, dann kann das auch "tödlich" enden. Darum verstehe ich nicht, was du meinst, wenn du sagst, dass der Sturz der Weg ist. Das müsstest du vielleicht einmal etwas näher erläutern.