Silvesterbräuche

Auch wg. der Berchta/Perchta (Hel) die in den Rauhnächten mit ihren Geistergefolge unterwegs war, oder nördlicher war es Wotan mit seinen Hunden;-)
 
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Zwei alte Volkssagen :


Der Wode


Den Wode haben viele Leute in den „Zwölften“ ziehen sehen. Er reitet einen großen Schimmel. Ein Jäger zu Fuß und 24 wilde Hunde folgen ihm. Wo er durchzieht stürzen die Zäune krachend zusammen , und der Weg ebnet sich vor ihm ; gegen Morgen richten sich die Gehege wieder auf.

Manche Leute behaupten, sein Pferd habe nur drei Beine.

Er reitet stets die gleichen Wege an den Türen der Häuser vorbei, und zwar so schnell , dass die Hunde ihm nicht immer zu folgen vermögen; man hört sie keuchen und heulen.

Schon manchmal ist einer von ihnen liegengeblieben.

So fand man einmal einen von Wodes Hunden in einem Hof in Wulfsdorf , einen anderen in Fuhlenhagen auf dem Feuerherde, wo er sich hingestreckt hatte, ständig heulend und schnaufend , bis ihn am folgenden Weihnachtsabend der Wode wieder mitnahm.

In dieser Nacht darf man keine Wäsche ins freie hängen , die Hunde würden sie sonst zerreißen.

Auch soll man nicht backen. Alle Bewohner müssen still zu Hause bleiben. Läßt man die Tür offen, so zieht der Wode durch und seine Hunde verzehren alles, was sich im Hause Genießbares vorfindet.

Einst war der Wode auch in das Haus eines armen Bauern geraten, und die Hunde hatten alles aufgezehrt.

Der Arme jammerte und fragte wer ihm den Schaden ersetze, den die Hunde angerichtet hätten.

Wode antwortete, er werde alles bezahlen. Bald erschien er mit einem toten Hunde und befahl den Bauern, den Kadaver in den Schornstein zu werfen. Das tat der Bauer; da platzte der Balg, und lauter blanke Goldstücke fielen heraus.


Wenn der Wode angebraust kommt, müssen die Unterirdischen flüchten, denn er will sie von der Erde vertilgen.

Ein alter Bauer brach einmal spät von Beldendorf auf und wollte nach Krummesse gehen.

Plötzlich bemerkte er wie die Unterirdischen dahergelaufen kamen.

Sie waren aber gar nicht ängstlich und riefen ganz munter :“Heute kann er uns nichts anhaben; er soll uns nur in Ruhe lassen ; er hat sich heute morgen noch nicht gewaschen.“

Als der Bauer ein Stück weiter gewandert war , begegnete ihm der Wode und fragte ihn , was die Unterirdischen gerufen hätten.

Der Bauer erwiderte, sie hätten gesagt, er habe sich heute morgen nicht gewaschen und könne ihnen daher nichts übles antun.

Da hielt der Wode sein Pferd an, stieg ab und wusch sich.

Dann sprang er wieder auf sein Ross und jagte den Unterirdischen nach.

Nicht lange danach sah der Bauer den Wode wieder zurückkommen ; er hatte die Unterirdischen an ihren langen Haaren zusammengebunden und an jeder Seite des Pferdes mehrere von ihnen hängen.

So unerbittlich verfolgte der Wode die Unterirdischen.

Heute sind sie alle verschwunden.

Deshalb jagt der Wode nun nicht mehr auf der Erde , sondern in den Lüften.

Hier eine andere Version :

http://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/schleswig_holstein/derwode.html



Das ausgeblasene Licht


Am Fuß des Gebirges stand ein altes Bauernhaus.

Da zog in jeder Dreikönigsnacht , welche sie dort auch Berchtanacht nennen , Frau Berchta vorüber.

Die Heimchen begleiteten sie auf ihrer Fahrt.

Nun war es nun einmal so Sitte und es geschah aus alter Verpflichtung , dass die Bäuerin einen Tisch mit Speisen und Trank an dem Hohlweg aufstellen musste , wo der nächtliche Umzug entlang fuhr.

Dann sprach Frau Berchta einen Segen über die Gaben und die Geber, kostete wohl auch und

blieb den Feldern, dem Vieh und der ganzen Sippe gewogen.

Aber es waltete ein strenges Gebot ,dass keiner an solchen Abend aus dem Hause ging zu spähen oder zu lauschen , damit Frau Berchta nicht in frevelhafter Neugier belästigt wurde,

wenn sie sich einmal erquicken wollte.

An einem solchen Abend , als die Bäuerin wieder den Tisch an der Schlucht mit Sorgfalt bereitet hatte, und eben der Mond über den Bergwald aufstieg , da wurde die jüngste Magd des Hauses von Zweifel und Neugier geplagt.

Alsbald schlich sie sich hinüber , verbarg sich hinter dem Heuschober und lugte nach dem festlichen Tisch , auf dem noch die Speisen dampften.

So harrte sie ungeduldig , was sich begebe und trat von einem Fuß auf den anderen. Aber da wollte sich gar nichts tun.

Kein Hase sprang über das Schneefeld, kein Vogel hing im vereisten Gezweig der Birke , die sich glitzernd wie ein Glasbaum im mondlicht über die Tafel bog.

Es schläferte schon die Stille des Wartens zu ihr herein , und das Mädchen verlor seinen Glauben an die Berichte der Alten.

Da endlich erhob sich ein feines Zirpen vom Bergwald her,

wie Lidersingen und Saitenklang.

Es kam näher mit trippelnden Schritten im weichen Schnee die Schar der seligen Heimchen *.

Voraus schritt Frau Berchta selbst , und um sie verdichtete sich der Mondschein zum Glanz.

Die Kleinen hingen ihr an und schlüpften unter dem wallenden Mantel wie die Kücklein unter der Fittiche der Glucke.

Andere summten und sangen zur Zitter und Geige mit silberner Stimme.

Am Ende schleppten einige einen schweren Pflug , der schleifte über die Äcker hin.

Auch Krüge mit goldenen Tau gefüllt trugen die Kleinen.

Der schwappte über und drang durch den Schnee in den schlummernden Boden.

Jetzt blieb Frau Berchta nachdenklich hinter dem Gabentisch stehen und sagte zu einem von den Heimchen :“Ich sehe zwei Lichter, die sind zuviel , geh` hin und blase sie aus.“

Das Mädchen hinter der Holztür fühlte den kalten Anhauch auf seiner Wimper , und der Mondschein erlosch.

Es stülpte sich über sie wie ein schwarzer Sack .

Das schöne Singen vergrollte sich in Weh und Ach.

Erschrocken stieß sie die Tür auf , aber auch dort draussen blieb sie in ihrer Lichtlosigkeit gefangen.

Der Mond war tot.

So tappte sie weinend zum Hof zurück und suchte im Rauchfang nach dem gewohnten Leuchten der Flamme , aber die Herdglut biss nur ihre Haut und sengte die Wimpern ,

denn der Blick war erloschen.

Blind war sie , und geblendet blieb sie , und da half ihr kein weises Sprüchlein.

Nun aber lebte auf dem Hof eine uralte Frau.

Die war noch von der alten Welt.

Sie saß zu jeder Stunde am Herd, spann im Rauch und roch das Unsichtbare.

Die Kunde von den alten Zeiten war ihr noch zugegen, und sie wusste mehr von dem Wechsel und Wandel der Dinge als die anderen.

Manchmal, mitten im fleißigen Spinnen , hielt sie das Rädchen an , legte ihre welken Hände in den Schoß, blickte wie in weiter Ferne und seufzte aus glücklicher Erinnerung : “Ach,

das waren noch Zeiten , als Berchta spann“; dann brach ein Leuchten aus ihren alten Augen, als wäre die Angerufene eingetreten.

Nun musste die sonst so flinke Magd viel bei der Alten am Rauchfeuer sitzen und spinnen, Flachs brechen , hecheln oder sonst eine Arbeit machen, wie sie auch wohl ein linder zusammentastet.

Aber sie saß da, steif und verstockt an der Glut, und ihre junge Seele war eingefroren vor bitteren Harm.

Also verharrte sie in den Wintertagen vor Trotz und kein Trost der Alten vermochte sie zu erwecken.

Als aber endlich der Frühling aus allen Büschen brach und das erste Vogellied aus dem Blumengarten herüberwehte , da taute ihre Seele auch wieder auf, und die Geblendete rief plötzlich in voller Freude : „Hörst du Großmutter , so hör doch wie der Vogel ruft.

Was er wohl weiß, was er wohl will. Oh, wer nur die Sprache der Tiere verstünde, was möchte da man alles erfahren.“

Da lächelte die Alte und sprach : „ Auf dieses Lied habe ich lange gewartet. So will ich dir aus alter Erfahrung erzählen, was mir für Kunde wurde , aus jener Zeit, als noch Frau Berchta überall unter den Menschen gewirkt hatte.“

Sie knüpfte einen neuen Faden an den alten und erzählte von der Waldfrau , der Sinnstubenmuhme, der Herrin des Rosengartens und der Mutter der Heimchen .

Immer neue Geschichten lockte die Junge aus ihr heraus und erhellte damit ihr dunkles Jahr bis wieder die Heiligen Zwölften kamen .

Schon duftete es im Garten nach Honigkuchen und süßen Gewürz, schon schwang die Verheißung vom Kind über die ganze Erde hinaus, schon rüstete sich die versunkene Sonne zur Wiedergeburt aus dem Schatten der Wendenacht.

Oft lag das Mädchen noch lange lauschend wach auf seinem Lager und bedachte alles, was der alten Großmutter Mund ihr verkündet hatte.

Sie hatte sich selbst wie in einem Spiegel gesehen ,durch die ihr die inneren Augen geöffnet waren.

Sie hatte dies alles gelebt und gelitten wie eigenes, und da sie nun hinauslauschte in die Nacht aller Nächte , da wusste sie , dass die Erfüllung vor der Tür stand.

So lag sie denn da und wartete auf die Stunde, da gewahrte sie vom Kuhstall herauf ein sonderbares Getue.

Sie hörte, wie der Stier seine Hörner am Krippenholz wetzte. Und sie vernahm deutlich aus seinem wiederkäuenden Maul die dunklen Worte : „Du“, sagte der Stier zur Kuh,“ wusstest du auch schon, dass Frau Berchta der Blinden vergeben will?“

Da antwortete die Kuh :“ Du weißt auch schon, dass Frau Berchta die Blindheit von diesem Mädchen nehmen will ?“

„Wie soll aber das geschehen?“ fragte dumpf der Stier.

Da antwortete die Kuh :“ Es wird geschehen wie Frau Berchta der Großmutter es verkünden wird.“

Dies alles geschah dem Mädchen so wie im Traum.

Sie vermochte kein Glied zu rühren, und es war diese Nacht voller verworrener Stimmen und dunkler Gesichter.

Am Morgen berichtete sie der Alten, was ihr die Tiere verheißen hatten.

Da sagte diese : „ In dieser Nacht sah ich die Frau Berchta über die Berge gehen. Sie sah aus wie meine selige Mutter, grüßte vertraulich und gab mir eine Bestellung mit.

Du sollst ihr am Berchtenabend den Tisch an der Schlucht bereiten , dort will sie dir noch einmal erscheinen.“

Ein Wort stützt nun das andere und so mag es denn wohl geschehen.

Die Sonne versank in der zwölften Nacht, da nahm die alte Großmutter das blinde Mädchen zur Hand und ging mit ihr hinauf an den Hohlweg .

Unter der Birke schlug nun die Blinde den Tisch auf , bereitete weißes Linnen darüber,

strich das Tuch mit Sorgfalt glatt und rückte Schüsseln und Krüge zurecht.

Aus ihren tastenden Händen stieg der Blinden das bild des vorigen Jahres wieder herauf, wo sie beim Anblick auf diese Gaben in ewige Nacht gefallen war.

Ihre Augen wurden zu zwei lebendigen Brunnen und die salzigen Tropfen sickerten in die weißen Linnen.

Da hörte sie eine gütige Stimme, die fragte ganz dicht über ihren Augen :“ Der Mond, der scheint, wer barmt , wer weint ?“

„Ach“, so klagte sich das Mädchen nun schuldig, „ ich wollte Frau Berchta mit Augen sehen, und das war doch gegen das Gebot. Ich glaubte es nicht und verlor den Mond die Sonne und aller Dinge Leuchten .“

Da sagte Frau Berchta , denn sie selber war wiedergekommen mit ihren Heimchen :“ Das soll wohl wahr sein. Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle zwei Augen gelöschtund dafür zwei innere Lichter angezündet.

So trage denn doppeltes Licht, gehe hin und vergess` das Beste nicht.“

Und sie blies dem blinden Mädchen in die toten Augen, also dass das Licht aufblühte mit all seinen Sternen, und alles ringsrum schien wie im Jahr zuvor.

Der Mond schien auch ,der Tisch war zubereitet unter der glitzernden Birke , doch Frau Berchta mit ihren Heimchen* war schon längst über alle Berge gezogen.

Von fern wehte es noch wie Gesang und liebliches Saitenspiel.



*Heimchen : Kinderseelen


http://www.diegoettin.de/pmw/pmwiki.php/Main/Perchttext
 
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