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magdalena
Guest
Ich glaube, manchem Selbstmörder gehts ähnlich wie dem Pflichtverweigerer. Er sagt NEIN zum System, sagt JA zum Leben, entscheidet sich dann doch fürs NEIN und geht. Mehr oder weniger schweren Herzens.
danke dafür.
so präzise hätte ich es nicht formulierern können -
zumindest nicht für einen teil der motive, die meinen sohn bewegt haben zu gehen.
egoistisch wurde angesprochen.
nun - egoistisch war er absolut nicht.
im gegenteil - er hat versucht aufzuzeigen, was in dieser welt nicht stimmt, ohne rücksicht auf eigene verluste.
rücksichtslos der familie gegenüber?
nein - seine versuche aufzuzeigen haben so viel staub aufgewirbelt und alle so schwer belastet, dass sein freitod auch erlösung war.
die verweigerung gegenüber jeglicher unterordnung -
JA.
erst als ich soweit war, lieber alles auszuhalten, ohne rücksicht auf eigene verluste - als ihn zwängen auszuliefern - hat er entschieden selbst zu gehen.
schuldgefühle der familie?
von meiner seite NEIN - denn ich hatte ihm schon längst jegliches selbstbestimmungsrecht zuerkannt - auch das recht, sich für den freitod zu entscheiden.
(nicht bewusst natürlich im vorfeld - aber in dem moment, als es geschehen war.)
feigheit?
mir fehlt der mut.
nicht weil ich den tod nicht als erlösung erkennen würde -
ich habe bloß angst es nicht richtig hinzukriegen -
und vor den schmerzen, bevor ich nicht mehr bin.
(der ultimative horror wäre die psychiatrie, die mich erwarten würde, wenn ich überlebe.)
auf der anderen seite - ich bin genauso mutig wie er.
es gehört genauso viel mut dazu weiter zu leben, wenn man mensch ist, der nicht bereit ist sich unter- oder überzuordnen -
wie eben zu gehen.
aber - es gibt bestimmt viele menschen - die meisten wahrscheinlich - die aus verzweiflung gehen -
ohne bewusstsein - ohne vertrauen in sich selbst - was sie in diesem (ihrem) leben, in sich selbst verändern könnten, um JA sagen zu können in diesem leben - zu ihrem leben.
aber - es gibt eben auch menschen, die am höhepunkt ihrer menschlichen reife gehen.
sonderfälle - zugegeben.
ich konnte über das eingangspost jedenfalls herzlich lachen - trotz allem.
im grunde genommen -
der freitod IST die konsequenteste form der selbstbestimmung -
dann, wenn alle anderen wege versagen -
oder mensch auf seiner bewusstseinsstufe meint, dass es so wäre.
vielleicht hat der freitod meines sohnes - und alles was davor gewesen ist -
mir den mut gegeben, immer mehr in diesem leben auzuhalten und zu wagen.
anfangs habe ich bitterlich geweint, weil er es mir versagt hat mich mitzunehmen.
dass er es gekonnt hätte - schmerzfrei - hat er mir mal gezeigt -
gewusst wo - der entsprechende druck auf die halsschlagader.
aber ich bin längst zu dem schluss gekommen, dass ich da zu bleiben habe -
solange ich weiter wachse an den herausforderungen.
(nicht zuletzt auch an der herausforderung, eigenverantwortlich den mut aufzubringen - danke zu sagen - es war sehr schön - aber jetzt will ich gehen.)
in diesem sinne - danke für den thread.